Einige Fragen zum Lebensstandard

Kürzlich war ich mal wieder auf Reisen und mehr oder weniger zufällig hatte ich eine Reihe meiner Lieblings-T-Shirts mit. Als ich feststellte, dass einige davon inzwischen ziemlich mitgenommen sind, kam mir der Gedanke: Du bräuchtest mal ein paar mehr T-Shirts, damit du die hier nicht so abnutzt.

Halt stopp! Wie sind denn solche Gedanken in meinen Kopf gekommen? Konsum zur Anhäufung von Besitz? Solches Verhalten habe ich doch eigentlich seit Jahren nicht mehr.

Das Beispiel mag nicht das Beste sein, allerdings hat mein Lebensstil in den vergangenen Monaten in der Tat einen leichten Wandel vollzogen. Ich arbeitete von Oktober bis Juni Vollzeit in einer Festanstellung und lebte aber gleichzeitig noch in meiner Studentenwohnung, hatte noch immer kein Auto und auch ansonsten waren meine Ausgaben nach wie vor niedrig. Entsprechend hatte mein dramatisch gestiegenes Einkommen einen gewissen Wohlstand ermöglicht. Damit wurde auch eine Frage, die ich mir seit langem stelle, sehr konkret: Wie vermeidet man es, seinen Lebensstandard so hochzuschrauben, dass man irgendwann trotz überdurchschnittlichem Einkommen gerade so über die Runden kommt - und damit zwangsläufig bei auch nur temporärer Arbeitslosigkeit oder spätestens mit der Rente in ein tiefes Loch fällt?

Der richtige Anfang

Es ist definitiv nicht so, dass ich mir von meinem Geld nichts geleistet hätte: Ein Synthesizer ziert seit einiger Zeit mein Wohnzimmer und mein Garten ist technologisch deutlich aufgerüstet worden. Meine Lebensmittelausgaben sind um ein Drittel gestiegen, weil ich manche Dinge nicht mehr nur im Angebot kaufe und konsequent Bio- und andere hochwertige Produkte kaufe. Einige lang aufgeschobene Wünsche wurden erfüllt. Das ist wichtig, denn gerade nach Jahren studentischer Geldnot will niemand etwas von sparen und schlechten Zeiten hören. Mein Einkommen betrug deutlich mehr als das doppelte meines monatlichen Bedarfs, ich hatte keine Angst vor schlechten Zeiten.

Was ich jedoch vermieden habe, waren Ausgaben, die langfristig Kosten verursachen: Ich kaufte kein Auto und auch sonst nichts, was eine längere (oder irgendeine) Ratenzahlung erfordert. Ich zog nicht in eine größere Wohnung und, um mal ein kleineres Beispiel zu nennen, schloss auch keinen Handyvertrag ab und kaufte keine Spülmaschine - die immerhin die Stromrechnung erhöhen würde. Und warum auch? Mein Leben erforderte all diese Dinge nicht und ich war nicht unzufrieden.

Geld für die richtigen Dinge ausgeben

Wenn man nicht (mehr) jeden Cent umdrehen muss, gibt es eine ganze Reihe von Dingen, in die man investieren kann: * Erfüllung dringenden Bedarfs (z.B. ausreichend Lebensmittel) * Austausch beschädigter Dinge * Austausch unbeschädigter Dinge * Wunscherfüllungen (siehe oben) * verschiedenste andere Neuanschaffungen * Wohnraum * Zeit

Der Zeit widme ich einen eigenen Absatz. Die meisten anderen Dinge dürften leicht verständlich sein: Wer wochenlang von Nudeln mit Ketchup leben musste, wird sich erstmal ein paar anständige Lebensmittel gönnen. Beschädigte Dinge können alles möglich sein - kaputte Schuhe, nicht mehr funktionierende Elektrogeräte, beschädigte Möbel. All diese Dinge können auch einfach aufgrund von Abnutzung oder Alter (trotz gegebener Funktion) ausgetauscht werden oder einfach, weil man sie leid geworden ist. Und letztlich wird es immer etwas geben, was man noch nicht hat - daher der lapidare Punkt "Neuanschaffungen".

Die richtigen Fragen stellen

Zwei Arten von Ausgaben bergen das Risiko von Verschwendung: Impulskäufe (wie meine T-Shirts aus der Einleitung) und überlegte, aber unhinterfragte Käufe. Letztere treten in vielen der oben aufgeführten Kategorien auf. Viele beschädigte Dinge lassen sich beispielsweise reparieren und verursachen dabei wesentlich geringere Kosten, obendrein spart man Ressourcen. Mich erschreckt immer wieder, wie oft Möbel weggeworfen werden. Viele Möbel lassen sich leicht reparieren, wenn sie beschädigt wurden. Braucht man sie nicht mehr, sollte verkaufen oder verschenken bevorzugt werden. Und liegt es an der Optik, sollte man sich einmal ehrlich fragen: Ist es so wichtig, dass jeder Raum meiner Wohnung perfekt optisch abgestimmt ist? Wie lange halte ich mich wirklich darin auf und wieso bedeutet es mir so viel, dass alles zueinander passt? Will ich vielleicht eigentlich bloß anderen gefallen? Diese Fragen lassen sich leicht auch auf andere Bereiche übertragen.

Neben Fragen der Notwendigkeit sind Folgekosten ein wichtiger Aspekt. Das häufigste Beispiel dürfte hier die Anschaffung eines Autos sein, die sowohl einen Kredit erfordern kann als auch definitiv erhebliche neue laufende Kosten mit sich bringt. Diese wie auch alle anderen großen Anschaffungen sollten daher deutlich gründlicher hinterfragt werden als die neue Spielekonsole. Weitere weniger offensichtliche Aspekte können sein: Reduziert diese Anschaffung vielleicht sogar Kosten und ist deswegen gerechtfertigt (energiesparender neuer Kühlschrank)? Welchen anderen dauerhaften Nutzen habe ich davon? Und: Wie oft war ich eigentlich diesen Monat schon shoppen? Auch, wenn man keine Folgekosten verursacht, kann es zur Gewohnheit werden, einfach immer alles zu kaufen, womit man dann nicht durch Kredite, sondern durch das eigene Verhalten in Schwierigkeiten gerät, sollte das Einkommen einmal wieder sinken.

Zeit

Ein häufiges Argument für teure Anschaffungen ist: Ich spare dadurch Zeit. Das kann im Kleinen die Spülmaschine sein oder im Großen das Auto. Ich habe selbst eine ganze Zeit lang Selbstoptimierung betrieben - ich wollte von Anfang an keine Vollzeitstelle, aber meine Chefs hatten dafür wenig Verständnis und vertraten die Einstellung, man könnte das schon alles schaffen, was ich so mache, auch neben dem Beruf. Solche Aussagen bekam ich von vielen Seiten zu hören. Und natürlich kann man eine Menge optimieren und Zeit einsparen. Dabei geraten aber zwei Dinge in Vergessenheit: Manche Dinge möchte ich einfach nicht aus Zeitgründen aus meinem Leben streichen. Außerdem ist der Mensch gar nicht in der Lage, immer nur Aktion an Aktion an Aktion zu reihen. Pausen und "verschwendete" Zeit sind notwendig. Vielleicht möchte ich also mal ein Buch zuhause auf der Couch lesen und es nicht als Hörbuch auf dem Weg zur Arbeit hören. Und vielleicht entspannt mich das Spülen von Hand.

Ich finde im Gegenteil sogar den umgekehrten Weg erstrebenswert: Statt Geld zu investieren, um Zeit zu sparen, verzichte ich lieber auf Geld, um mehr Zeit zu haben. Aktuell arbeite ich gar nicht, zukünftig werde ich weniger als 30 Stunden pro Woche arbeiten, um meine freie Zeit nicht mehr so extrem optimieren zu müssen. Ich will schlichtweg nicht, dass mein Beruf mein Privatleben bestimmt.

Raum

Egal ob teure oder günstige Stadt, selbst hier in Chemnitz ist die Miete jeden Monat meine größte Ausgabe. Ich lebe zurzeit auf 48 Quadratmetern und wenn ich ehrlich bin, nutze ich die Hälfte der Fläche die meiste Zeit nicht. Trotzdem hätte ich manchmal sogar gerne mehr Platz. Wenn Freunde zu Besuch kommen, muss ich das Keyboard abbauen, so richtig gemütlich von der Couch aus zocken kann man hier auch nicht. Beim Handwerken ist alles voller Dreck. Aber ist das eine Rechtfertigung? Das Keyboard abzubauen ist eigentlich kein Aufwand und dann passen hier immerhin 12 Menschen rein. Werden es mal deutlich mehr, kann ich auch woanders eine Location anmieten. Im Sommer habe ich auch noch meinen Garten - dort kann ich auch sägen und hobeln wie es mir passt. Was das Zocken angeht, hilft vielleicht eine ausfahrbare Leinwand an der Decke. Und sowieso sollte ich einfach mal wieder entrümpeln.

Und jetzt?

Ständiges Hinterfragen hilft. Geld ausgeben darf Spaß machen, sollte aber stets auch Sinn ergeben. Hobbys sind sinnstiftend! Spaß ist sinnstiftend! Jeder wird seine persönliche Grenze haben, aber man sollte darüber nachdenken, wo sie liegt. Dann wird sich ein Weg finden, der weder permanente Angst vor der Arbeitslosigkeit noch Kontrollzwang beinhaltet - und der ein bisschen Kopfschütteln erlaubt, wenn sich wieder mal jemand trotz gutem Einkommen überschuldet hat.

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Musik-Neuentdeckungen 04/2019 & 05/2019 & 06/2019

Wie üblich stelle ich heute mal wieder die Lieder vor, die ich neu entdeckt habe - weil ich sie zu schätzen gelernt habe, weil sie nach langer Zeit wieder aufgetaucht sind oder weil sie einfach neu sind. Radio, Konzerte, Festivals und Empfehlungen von Freunden und Bloggern bringen immer wieder frischen Wind in meine Sammlung und die hier ausgewählten Titel, oft auch andere Titel der Band, möchte ich als Empfehlung an euch weitergeben. Aufgrund der schwierigen Lage in Deutschland gibt es meistens keine Links, aber über Google, Spotify & Co findet sich alles.

In den letzten Monaten bin ich einer Band beigetreten und aus dieser wieder ausgetreten. Das hat meine Bass-Skills etwas verbessert und meine Erinnerungen an Classic Rock aufgefrischt, jedoch nicht wesentlich zu meinem Musikgeschmack beigetragen. Lediglich Black Stone Cherry habe ich dadurch kennen gelernt.

Robert Lippok - All Objects are Moving
Mit Robert Lippok habe ich mich im Vorfeld zur Superbooth, einer großen Synthesizer-Messe, beschäftigt. Bei diesem Werk mag man wohl eher von Klängen als von Musik sprechen - zumindest anfangs. Ich stehe auf die platzenden Sounds und die schönen Synthi-Bässe und -Flächen, die dann später dazu kommen.
Shakey Graves - Family and Genus
Ich mag ja treibende Beats, und dieses Lied hier verbindet ruhige, sphärische Klänge mit ebensolchen. Find ich cool.
Skillet - Whispers in the Dark
Eine Freundin und ich schicken uns seit einiger Zeit fast täglich ein Lied aus unserem jeweiligen Musikgeschmack und typischerweise wird dabei ausgelotet, wie weit Richtung Metal ich so gehe. Skillet hier fallen definitiv noch in die Kategorie Rock, aber mit einer Härte, die ich mir normalerweise selten gebe. Dennoch gut - und es wird sowieso Zeit, dass Linkin Park etwas Gesellschaft bekommen.
Black Stone Cherry - Like I Roll
Und irgendwie verbinde ich Black Stone Cherry mit Skillet, obwohl sie viel freundlicher klingen. Ein schöner melodischer Rocksong.
Eric Prydz - Pjanoo
Ein Dancefloor-Klassiker. Hat viel zu lange kein DJ gespielt, zu dessen Mukke ich getanzt habe. Unverschämtheit.
Skrillex - Summit (feat. Ellie Goulding)
Tatsächlich habe ich im Büro enorm viel elektronische Musik gehört und ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass auch Skrillex einige wirklich gute Songs hat. Und wie ein Freund es letztens treffend beschrieb: Ich mag Repetition.
Eric Prydz VS CHVRCHES - Tether
Und sogar Youtube hat nach einigen hundert Stunden Electropop dann mal einen sinnvollen Vorschlag gemacht: Ein Song einer meiner Lieblingsbands, CHVRCHES, im Remix eines der größten (und auch alteingesessensten) DJs, Eric Prydz (den wir oben schon hatten mit einem seiner eigenen Klassiker). Schöne neue Synthi-Klänge und deutlich tanzbarer.

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Die Kommentarfunktion ist zurück!

Man kann auf Konzertheld.de wieder kommentieren! Zwar zunächst nur sehr rudimentär, aber wenn meine Motivation anhält, wird das bald alles auch hübsch. Auch Tweets über Artikel von mir und Facebook-Erwähnungen sollten bald sichtbar werden. Probiert's gerne aus und meldet mir Probleme. Dieser Blog ist seit langem komplett statisch - das reduzierte die Serverlast und erhöhte die Ladegeschwindigkeit der Seite. Ich freue mich, nun eine teildynamische Lösung zu haben, die nur die Kommentare dynamisch lädt, während der Rest statisch bleibt. Technische Details dazu später. :)

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Musik-Neuentdeckungen 12/2018 & 01/2019 & 02/2019 & 03/2019

Wow, waren das die miesesten Monate für neue Musik, die ich je erlebt habe? Vielleicht. Waren es schlechte Monate? Definitiv nicht! Ich war auf einem fantastischen Konzert von KT Tunstall, außerdem haben Alice Merton und Sigrid ihre Debutalben herausgebracht, die beide fantastisch sind. Neue Musik von neuen Künstlern jedoch habe ich kaum entdeckt. Es scheint wenig los zu sein - oder ich habe zu wenig Zeit.

Let's Eat Grandma - Eat Shiitake Mushrooms
Let's Eat Grandma waren Vorband von CHVRCHES (ich berichtete bereits). Gleichermaßen verstörend wie faszinierend haben mich die beiden Damen doch begeistert. Experimentelle elektronische Musik mit Rock&Roll-Vibes - ich empfehle diese Band nicht jedem, wohl aber allen, die Synthesizer mögen, und jenen, die gerne ihren Horizont erweitern. Übrigens auch tanzbar.
Grimes - We Appreciate Power
Noch mehr avantgardistische Elektromusik. Grimes arbeitet vollkommen anders als "The LEG of Grandma" und doch irgendwie verwandt - nämlich sehr künstlerisch. Ich frage mich, ob die drei sich verstehen würden. We Appreciate Power ist düster, dystopisch fast, aber auch sehr nachdrücklich, wenn nicht aggressiv. Kein Raum für Widerrede, viel Raum für Interpretation, aber wesentlich leichter zugänglich als Eat Shiitake Mushrooms.
HANA - Chimera
Zu den letzten beiden Songs möchte ich nicht viel sagen. HANA kooperieren schon sehr lange mit Grimes und auch hier wird sie ihre Finger wohl im Spiel gehabt haben. Musik zum Träumen (und zum Erholen von den beiden vorherigen Titeln).
Fol Chen - I.O.U.
Dieses Stück kommt in der Serie Elementary vor, eine Figur aus einer Folge ist Fan von Fol Chen, die es tatsächlich gibt.


Mein Garten-Abenteuer: Wie kam der Garten durch den Winter?

Der Winter ist bald überstanden und obwohl es selbst hier im Erzgebirge kaum mal richtig kalt war, hat der Garten ganz schön gelitten. Ich war trotz Schnee und Stürmen mindestens wöchentlich nach dem Rechten sehen, jetzt im März schon wieder deutlich öfter.

Ansicht des Gartens im verschneiten Zustand

Der Schnee hat den Pflanzen im Grunde gar nichts ausgemacht. Die mehrjährigen Pflanzen im Garten sind offenbar alle winterhart, soweit ich das bisher beurteilen kann. Der Senf, den ich als Gründüngung gesät hatte, ist planmäßig abgebrochen und eingegangen und ließ sich mühelos aus der Erde ziehen. Der Grünkohl hat überlebt und treibt jetzt gerade sogar nochmal aus. Allerdings ist der Strauch neben der Hollywoodschaukel, der mit dem Zaun verwachsen war, unter der Last umgekippt, woraufhin der Zaun abgebrochen ist und von beiden nicht mehr viel zu retten war. Der schwerste der vielen Stürme hat dann auch den Rest des Zaunes abgerissen.

Auf dem letzten der drei Bilder sieht man schon die neuen Regentonnen, die die bisherigen ersetzen, da auch die dem Winter zum Opfer gefallen sind. Ich bin noch nicht sicher, wie es überhaupt physikalisch möglich war, dass der Boden der Regentonnen aufplatzen konnte, da sich Eis eigentlich nach oben hin ausdehnen müsste, aber nun... deswegen pumpen die Nachbarn ihre Tonnen alle aus und drehen sie um. Allerdings fliegen sie leer und umgedreht auch noch viel leichter durch die Gegend.

Es ist wirklich erstaunlich, was alles durch die Gegend geweht wird, wenn der Wind stark genug ist - und wie weit. Eigentlich bin ich kein Fan davon, den Garten "sauber" und "ordentlich" zu halten, da es weder den Pflanzen noch dem Rasen schadet, wenn ein bisschen Zeug herumliegt, aber der Wind hat so viel Kompostinhalt und gesammelte Zweige und anderes Zeug verteilt, dass ich wohl doch mal durchkehren werde.

Generell hat es die Nachbarn aber deutlich schwerer getroffen. Bei einer ist das Gewächshaus abgedeckt worden, bei einem anderen hat es das Frühbeet zerlegt. Da der Zaun sowieso marode war und die Regentonnen sich zufällig günstig ersetzen ließen, kann ich mit dem bisschen verbliebener Unordnung leben. Und immerhin bietet schlechtes Wetter mitunter auch die schönsten Schauspiele. :-)

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Idyllischer Anblick

Sonnenuntergang über den Hausdächern, der Garten im Vordergrund

Die …



Review - The Martian

How much can you mess with billion-dollar NASA equipment when your live depends on it? The answer is: You have no fucking idea.

"It's just duct tape. Looks like even NASA can't improve duct tape."

You would think the story of an astronaut being alone on Mars, destined to die, would be pretty dramatic. And in a way, it is - "The Martian" has surprisingly many incidents happening and turning points to the story. But it's also funny and very entertaining. Guess you've got to bring a lot of humor when you want to survive on Mars all alone and you have to make up everything that could help you with it...

I loved how, while Watney, the main character, did develop some routines to his life, the storytelling never became a routine. There are different views added over time, writing style changes depending on what view the reader is currently looking at, always fitting the characters and situations perfectly. I laughed at Watney's "fuck it" attitude when making another wild plan to get around another difficulty on Mars as well as I almost pissed myself in the dramatic scenes, hoping for the best but fearing the worst.

Additional to the overall great writing style, there is a million nice details in this story. There are connections to real Mars missions. There is plenty of technical explanation and information on Mars. It still makes sense that Watney talks us through it: He's an expert engineer and astronaut and botanist, but he was not supposed to live on Mars, so he has to take on new perspectives as well. Also, there is casual equality of men and women and just as casual a little love. The characters in this book are just real humans. Incredibly skilled and intelligent, but still humans. Even the side characters, and some of them play lovely roles just as casually, do have opinions on stuff and a bit of personal development.

I was not much into space matters before, but I am a little more now. Also, I didn't see the film and I have no idea how they made a film out of this but I definitely recommend this book to everyone who likes space, high-tech stuff or just good characters and great writing.

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The Martian on goodreads

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Klinisches Praktikum - Strahlung und Strahlentherapie

Fast zwei Jahre sind meine zwei Wochen Praktikum im Klinikum schon her, da taucht dieser fertige Artikel wieder auf. Da ich ihn nicht geschrieben hätte, wenn es nicht um spannende Themen gehen würde, will ich ihn euch nicht vorenthalten.

Nach den drei Blöcken in der Kardiologie folgten einige eher lose organisierte Einblicke in verschiedene Bereiche. Wir verbrachten einen Tag in den Röntgen-Bunkern, was recht interessant, aber wenig spektakulär war. Wir lernten, das im Krankenhaus unheimlich viel klassisch geröntgt wird, hier in Chemnitz vor allem Oberkörper und Beine. Es werden Schrittmacher-Sonden kontrolliert, es wird Wasser in der Lunge gesucht und es werden Schienen, Nägel und Schrauben geprüft. Vor allem aber lernten wir, dass es für die zuständigen Mitarbeiter Fließbandarbeit ist, und waren froh, dort raus zu kommen.

Zum Röntgen gehört auch die Computertomografie (CT), wo, genauso wie im Röntgen, die Mitarbeiter bloß ausführende Kraft sind, und auch dort geht es zu wie am Fließband. Nach zwei Patienten, deren Untersuchung wir beiwohnten, fiel das CT auch noch aus, so dass wir dort nicht viel lernten. Dafür gibt es ein Foto (unten). Ebenfalls in der Abteilung Röntgen durchgeführt werden Angiografien - die kannten wir schon vom Herzkatheterlabor.

photo of a CT device in a hospital

Den Mittwoch verbrachten wir in der Abteilung für Medizintechnik, also dort, wo wir später potenziell arbeiten können. Das war recht aufschlussreich, brachte aber wenig Inhalte mit sich, die ich hier präsentieren könnte. Daher weiter zum spannendsten Teil der zweiten Woche: Unser Besuch in der Strahlentherapie.

(Chronologisch richtig würde ich hier noch anführen, dass ich auf persönlichen Wunsch mit zu einer Fallbesprechung durfte, in der MRT-Untersuchungsergebnisse im größeren Ärztekreis diskutiert wurden, was zwar spannend anzusehen, aber zugegebenermaßen nicht besonders nützlich war. MRTs von anderen Dingen als dem Gehirn sind außerdem cool, aber eben nicht so spannend wie fMRT-Scans vom Gehirn.)

Der Herr von der Strahlentherapie hielt uns dann zunächst einen Vortrag, was uns schon erschaudern ließ, aber glücklicherweise verstand er es doch recht gut, seiner Begeisterung für sein Gebiet Ausdruck zu verleihen. Wir lernten viel am Beispiel der Behandlung von Prostatakrebs. Auf dem Gebiet ist das Klinikum Chemnitz führend - man arbeitet dort mit sogenannten Seed-Implantationen. Dabei wird ein kleines (1x5mm) Strahlenpräparat in die Prostata eingesetzt und dauerhaft dort belassen. Das führt zwar dazu, dass die Patienten 6 Monate lang niemandem für längere Zeit näher als einen Meter kommen sollten, dafür ist es aber ein extrem zuverlässiges Verfahren. Konkret wurden uns 431 Patienten genannt, die in den bisherigen zehn Jahren behandelt wurden, von denen 425 keinerlei neue Krebszellen gebildet haben und nur 6 rezidiv waren. Allerdings werden mit dieser Methode auch nur Patienten mit sowieso guten Prognosen behandelt, also solche ohne Metastasen und mit moderater Progression. Man sollte sich also nicht blenden lassen und darf durchaus die Stirn runzeln angesichts der Tatsache, dass man als so behandelter Patient seine Prostata nach dem Tod als radioaktiven Abfall entsorgen lassen muss.

Von der Strahlenbelastung für den Patienten ist das allerdings wohl die beste Methode, da direkt am Ziel behandelt wird. Weitere Maßnahmen wie eingeklebte Kissen zwischen Prostata und Darm verbessern die Situation noch weiter. Selbst Methoden wie Bestrahlung im Nahfeld (zeitweise wiederholte Einführung eines Strahlenpräparates über den Darm, oder z.B. bei Gebärmutterkrebs über die Vagina) sind längst nicht so schonend, ganz zu schweigen von der bekannteren perkutanen Bestrahlung (also der Bestrahlung von außen durch die Haut).

Letztere ließen wir uns dann noch live vorführen. Zugegebenermaßen bin ich schwer beeindruckt von der extrem hoch entwickelten Technik moderner Bestrahlungsmaschinen. Es war auch der Höhepunkt des immer wiederkehrenden Mantras "Lagerung ist alles": Die Patientin, die wir zu sehen bekamen, wurde bestimmt 15 Minuten lang aufwändig positioniert, Kopfhalterungen und Gesichtsmasken zum Strahlenschutz werden individuell angefertigt, natürlich ist der Lagerungstisch auf jede erdenkliche Art verstellbar und ich bin sicher, ich vergesse noch einige Aspekte. Die tatsächliche Bestrahlung dauerte dann kaum eine Minute.

Moderne Computerberechnungen steuern ihren Teil bei, jede Bestrahlung wird vorher simuliert, die Strahlenfelder können inzwischen recht fein modelliert werden (kein Tumor ist ein schnödes Rechteck oder ein Kreis). Mit Infrarotlicht wird während der Bestrahlung die Atmung analysiert und es wird immer dann bestrahlt, wenn bedingt durch die Atmung alle unbeteiligten Organe möglichst weit weg vom Zielort sind (deren Lage in bestimmten Atemphasen wird vorher durch CT bestimmt).

Beobachtet haben wir die Behandlung über Video hinter drei Meter dicken Betonwänden und einer 70cm dicken Bleiparaffintür, auch das durchaus beeindruckend. Auch einige Sidefacts konnten wir aufschnappen, so kostet ein Bestrahlungspräparat etwa 4000 Euro im Vierteljahr - danach ist die Strahlendosis durch Zerfall so gering, dass die Präparate ausgetauscht werden. Bis dahin muss die Bestrahlungsdauer entsprechend angepasst werden - Peanuts gegen die Berechnungen, die zur Konzentration der Strahlendosis auf das Zielgebiet dienen.

Den letzten Tag verwendeten wir auf die Auswertung des Praktikums. Mir persönlich hat es eine Menge spannende Einblicke gebracht - für das Studium und das spätere Berufsleben direkt relevant war nur der Tag bei den Technikern, aber auch die anderen Erfahrungen werden die meisten Menschen nie machen. Daher bin ich froh, das Praktikum hier in Chemnitz absolviert zu haben, wo die Kooperation mit der Uni doch recht gut läuft. Nicht im Sinne guter Organisation, wohl aber in dem Sinne, dass man uns an vielen Orten Zugang gewährt hat. Und außerdem finden wir uns jetzt in den Irrgängen des Klinikums etwas besser zurecht...