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Mein Garten-Abenteuer - Wie alles begann
Musik-Neuentdeckungen 09/2018 + 10/2018 + 11/2018
Wie jeden Monat stelle ich hier die Lieder vor, die ich neu entdeckt habe - weil ich sie zu schätzen gelernt habe, weil sie nach langer Zeit wieder aufgetaucht sind oder weil sie einfach neu sind. Radio, Konzerte, Festivals und Empfehlungen von Freunden und Bloggern bringen immer wieder frischen Wind in meine Sammlung und die hier ausgewählten Titel, oft auch andere Titel der Band, möchte ich als Empfehlung an euch weitergeben. Aufgrund der schwierigen Lage in Deutschland gibt es meistens keine Links, aber über Google, Spotify & Co findet sich alles.
- Lorde - Perfect Places
- Lorde hatte ich bisher immer unter Radio-Pop abgestempelt und direkt ignoriert, vermutlich, weil ihre ersten Erfolgssongs auch nichts anderes für mich waren. Wieder aufmerksam wurde ich, als jemand in einem Artikel über Sigrid schrieb, niemand sonst hätte einen so ausgefallenen Tanzstil, außer vielleicht Lorde. Ungewöhnlich und selbstvergessen tanzende Menschen gewinnen ja direkt Sympathiepunkte bei mir! Und in der Tat ist der Vergleich nicht abwegig. So beschäftigte ich mich beim Suchen nach passenden Videos eben auch ein bisschen mit Lordes Musik und "Perfect Places" hat es mir durchaus angetan. Raue Vocals in den Strophen, chorale, glatte im Chorus, insgesamt ein schöner, melodischer, moderner, aber nicht überproduzierter Popsong.
- Metric - Dressed To Suppress
- Metric haben ein neues Album und wie es manchmal so ist, entwickelt sich meine Begeisterung dafür langsam, aber unaufhaltsam. "Dressed To Suppress" ist allerdings immer noch mein Liebling. Dieses simple Gitarrenriff, das so unglaublich fett klingt und wunderbar treibt, der Badass-Gesang, die Drums, die sich nie aufdrängen, aber keineswegs trivial sind, der Spannungsbogen... fantastisch.
- Sofi Tukker - Batshit
- Man kann wirklich nicht behaupten, dass dieser Song groß Niveau hätte, und ja, auch ich habe ihn aus einem Werbespot entdeckt. Wobei, eigentlich nicht - Sofi Tukker wurden in der Musikszene ja durchaus auch so ziemlich gehypet, und erst als ich nachschauen wollte, wieso, fiel mir auf, dass ich ja die Hälfte der Songs schonmal gehört hatte. "Batshit" ist dafür aber auch einfach unfassbar gut geeignet. Dieser Beat! Diese irre Bass-Stimme! Und dann diese unfassbare BADASS-Gitarre/Synthesizer. Mein Gott.
- Let's Eat Grandma - Hot Pink
- Let's Eat Grandma sind weder das, wonach sie aussehen, noch das, wonach sie klingen... bis der Drop kommt zumindest. Popmusik im Crossover mit reichlich Hip-Hop-Elementen, gelegentlichen Industrial-Sounds, die einzige Konstante die Verwendung von Synthesizern. Nichtmal Wikipedia weiß so richtig, wo man die junge Band hinstecken soll, versucht es mit Begriffen wie "Art Pop", aber diese Musik ist so weit weg von dem, was man als Pop kennt, dass das auch nicht recht passen mag. Wer frischen Wind in seinen Ohren braucht, sollte sich mal ein paar Songs von Let's Eat Grandma anhören.
Musik-Neuentdeckungen 07/2018 und 08/2018
Wie jeden Monat stelle ich hier die Lieder vor, die ich neu entdeckt habe - weil ich sie zu schätzen gelernt habe, weil sie nach langer Zeit wieder aufgetaucht sind oder weil sie einfach neu sind. Radio, Konzerte, Festivals und Empfehlungen von Freunden und Bloggern bringen immer wieder frischen Wind in meine Sammlung und die hier ausgewählten Titel, oft auch andere Titel der Band, möchte ich als Empfehlung an euch weitergeben. Aufgrund der schwierigen Lage in Deutschland gibt es meistens keine Links, aber über Google, Spotify & Co findet sich alles.
Da ich ein kleines Skript geschrieben habe, das aus meinen last.fm-Statistiken alle Songs raussucht, die ich neu entdeckt habe, werde ich mich hier zukünftig wieder etwas mehr auf die Hits beschränken - ein vollständigeres Logbuch erzeugt mir mein Computer nun automatisch. So kann ich also ruhigen Gewissens sagen: Alle Songs in diesem Blogpost treffen genau meinen Geschmack und werden von mir wärmstens empfohlen.
- Fall Out Boy - My Songs Know What You Did In The Dark
- Was für eine Hymne! 1a Rockmusik mit energetischem Chor. Muss man nicht beschreiben, muss man anhören.
- Meute - The Man With The Red Face (Laurent Garnier Rework)
- Es hat einen langen Titel, also muss es elektronische Musik sein (oder von Panic! At The Disco). Meute überarbeiten elektronische Musik anderer Künstler und nehmen sie mit echten Instrumenten, vor allem echten Bläsern, und in eigener Fassung neu auf. Das Ergebnis klingt nicht nur gut, es ist auch sehr tanzbar.
- Sigrid - Strangers
- Apropos tanzbar: Meine Entdeckung des Jahres! Was für ein Hammer-Popsong. Und was für eine Energie diese Frau ausstrahlt. Von Sigrid gibt es noch gar nicht so viele Veröffentlichungen, aber ich bin jetzt schon ein großer Fan. Sie beherrscht gleichzeitig die große Kunst der Popmusik, massenkompatible, tanzbare Songs zu erschaffen, die aus nahezu nichts bestehen, und schafft doch auch wunderbare Harmonien und großartigen, ungewöhnlichen Gesang. Außerdem gibt es zahlreiche Versionen ihrer Lieder - und ausnahmsweise gefallen sie mir sowohl akustisch als auch elektronisch. Erwähnte ich, dass sie obendrein unfassbar sympathisch und authentisch ist? Ich bin hin und weg.
- Maximo Park - Our Velocity
- Maximo Park gibt es schon ziemlich lange und da sie immer gehypet wurden, freute ich mich schon auf ihren Auftritt beim Highfield-Festival, bevor ich überhaupt wusste, was sie für Musik machen. Überraschung: Richtig gute! Indiemukke mit kräftig Synthesizer, total großartig.
- Thunderpussy - Torpedo Love
- Thunderpussy haben das Highfield am Samstag eröffnet und hey, sie waren eine der besten Bands an dem Tag. Einfach eine gute Rockband, der man eine Chance geben sollte.
- Red Hot Chili Peppers - Dark Necessities
- Ich liebe meine drei RHCP-Alben so sehr, dass ich glatt vergaß, dass sie ja noch mehr haben. The Getaway zum Beispiel, von dem dieser fantastische Song stammt. Stimmungsaufbauendes Intro, zack die Bassline knallt und melodischer Chorus. Mehr!
Vermeintliche Kindergeld-Abzocke ist keine
Zahlreiche Artikel verschiedenster Medien befassten sich mit einer Zahl, die das Bundesfinanzministerium veröffentlichte: Es gibt 268.336 Kindergeldempfänger, die nicht in Deutschland leben. Das ist an sich schon unvollständig. Korrekterweise müsste es heißen: Im Juni 2018 zahlte der Bund Kindergeld für 268.336 Kinder, die in der EU oder im europäischen Wirtschaftsraum leben, jedoch außerhalb von Deutschland.
Interessant daran sind offenbar zwei Dinge. Erstens ist diese Zahl größer als Ende 2017, wo sie bereits größer war als 2016. Zweitens hat offenbar der Duisburger Oberbürgermeister die Theorie aufgestellt, dass es Menschen mit krimineller Energie gäbe, die nach Deutschland kämen, um hier das Kindergeld für ihre im Ausland gebliebenen Kinder zu erhalten.
So eine Theorie klingt natürlich dramatisch. Dabei wird zunächst einmal unterschlagen, dass auch die Menschen, auf die der Duisburger Oberbürgermeister sich bezieht, ein gesetzliches Recht auf dieses Kindergeld haben, da sie in Deutschland arbeiten. Das ist logisch, denn sie müssen ja auch eine Wohnung bezahlen - ohne Wohnsitz und Arbeitsplatz in Deutschland gibt es das Kindergeld gar nicht. Diese Menschen zahlen also auch Sozialabgaben und Steuern in Deutschland. Sie sind also schonmal keine Schmarotzer.
Außerdem ist es keineswegs so, dass es eine große Masse von Menschen wäre, die Kindergeld für Kinder im Ausland erhalten. 2016 waren es 2,6% der Gesamtheit der Kindergeldempfänger.
Diskutieren kann man bei dem Thema möglicherweise über die Höhe des Kindergeldes: Steuern und Sozialabgaben richten sich nach der Höhe des Lohns, dadurch ist beides auf deutschem Niveau. Wonach sollte sich die Höhe des Kindergeldes richten, wenn die Kinder sich nicht in Deutschland befinden? Es ist nicht abzustreiten, dass die Lebenshaltungskosten für Kinder in manchen europäischen Ländern niedriger sind als in Deutschland. Wer jedoch auf dieser Basis eine Kürzung des Kindergeldes in manchen Fällen fordert, muss sich auch die Gegenfrage gefallen lassen, wieso dann trotzdem der volle Steuersatz gezahlt werden sollte - denn schließlich wird vom Bund gezahltes Kindergeld von denjenigen finanziert, die in Deutschland Steuern zahlen. Also auch von EU-Bürgern mit Kindern im EU-Ausland.
Quellen: Spiegel, Statistisches Bundesamt
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Icon For Hire - Konzert mit Herztrigger
Eigentlich recht unüberlegt und spontan kaufte ich Anfang des Jahres eine Karte für Icon For Hire, die im Mai in Berlin spielen würden. Ich hatte sie vor ein paar Jahren mal gesehen, war da sehr begeistert und ohne, dass mir klar ist wieso, waren sie später wieder in den Hintergrund gerückt. Das aktuelle Album jedoch begeisterte mich auf Anhieb, der Sound war exakt das, was ich zurzeit höre, stark elektronisch beeinflusste Rockmusik. Außerdem waren die Tickets günstig.
Bis zum Konzert beschäftigte ich mich dann auch gar nicht weiter mit der Band, entsprechend hatte ich kaum Erwartungen. Ich kam minimal zu spät zur Vorband, Riot Child spielten gerade ihren ersten Song. Selten habe ich so eine gute Vorband erlebt! Die beiden Schwedinnen waren offensichtlich ehrlich begeistert, endlich mal vor ein paar hundert Leuten spielen zu können, und knallten uns einen wütenden, energetischen Song nach dem anderen um die Ohren. Eine wirklich gute Band, die wirklich gut zu Icon For Hire passte.
Ich hatte allerdings nicht damit gerechnet, wie sehr Icon For Hire selbst dann reinhauen würden! Das Konzert eröffnete mit Pulse, zack brannte die Hütte. Unfassbar treibender Beat, perfekte Steigerungen und Breakdowns um gleich am Anfang einzuheizen und diese Frontfrau! Ich habe schon einige gute Bands gesehen, aber diese Energie, mit der sie ihre Songs auf die Bühne bringt, ist unfassbar. Dazu kam, und das steigerte das gesamte Konzert nochmal deutlich, dass der Raum offenbar voller Fans war, alle von der ersten Sekunde total gepackt, textsicher, laut, emotional.
Die ersten vier Songs waren allesamt laut und wütend. Ich hatte mich mit den Texten nicht sonderlich beschäftigt und im Nachhinein bin ich vermutlich auch nicht unbedingt Teil der Hauptzielgruppe, aber mit den Emotionen dahinter kann ich mich allemal identifizieren. Die Menschen um mich herum ebenfalls. Rebellion! Wir kochten und waren gleichzeitig unheimlich aufgewühlt. Wir stellten die Frage, was aus uns werden soll, wenn alles, worauf wir unsere Identität aufgebaut hatten, zerbricht. Wir legten uns mit Leuten an, die mit unserem Lebensstil nicht einverstanden sind. Wir bekamen fürchterlich böse E-Gitarren- und Synthesizer-Riffs in die Ohren geknallt, headbangten so hart, dass unsere Haare zur Waffe wurden und schrien uns die Stimmbänder wund. Too Loud sei an dieser Stelle empfohlen. Gleichzeitig wütend und aufbauend. Großartig.
Mit dem fünften Song, Under The Knife, ging es tiefer in die emotionale Ebene. In diesem Block gab es auch eine kurze Lesung; Sängerin Ariel ist auch Autorin eines Buches, in dem sie ihre persönliche Geschichte mit Depressionen, Frustration und Niederlagen aufgeschrieben hat und wie von dort, trotz aller Rückschläge, nicht nur zur erfolgreichen Künstlerin, sondern zur geistig gesunden erfolgreichen Künstlerin wurde. Ein wichtiger Unterschied, und ein sehr ergreifender Moment.
Icon For Hire-Konzerte sind wirklich geprägt von einer fantastischen Dramaturgie. Wichtiger Punkt: Die Leute niemals am Boden lassen. Also erneut Aufbruchstimmung mit Iodine und anschließend Hope of Morning. Viel Hoffnung, aber auch viel Leid, und wenn du einmal am Boden warst, ist der Weg zurück nicht einfach. In diesem aufgewühlten Zustand erinnerten Band und Zuschauer sich gemeinsam: Depressionen haben auch einen der erfolgreichsten Musiker der Welt das Leben gekostet, Chester Bennington, Sänger von Linkin Park. Nie war ich schneller bereit und konsequenter dabei, meine Handy-Taschenlampe leuchten zu lassen und lautstark Numb mitzusingen, bis mir die Tränen kamen und die Stimmbänder rebellierten. So ein großartiger Song mit einem so finsteren Hintergrund... nicht ohne Grund fast eine Milliarde Mal abgespielt allein auf Youtube.
Ich bin wirklich nicht leicht zu Tränen gerührt, aber in dem Moment war es aus mit mir. Gut, dass wir erneut nicht allein gelassen wurden - es folgte You Can't Kill Us, die ultimative Kampfansage und ein fantastisches Mantra für ein Konzert. Wäre jemand jetzt erst dazu gekommen, wir hätten vermutlich wie ein seltsamer Kult gewirkt. Ich habe noch nie erlebt, dass ein ganzer Saal ausnahmslos so mitgerissen war, so fokussiert, so frei von jeglicher Ablenkung. Gelegenheit, die Faust zu ballen? Alle ballen die Faust. Gelegenheit, Lichter zu schwenken? Alle schwenken Lichter, keiner filmt.
Den Rest des Konzertes rissen wir mit der neu gewonnenen Energie den Saal ab: Ein weiteres Cover, Jump Around, dann Make A Move und in den Zugaben Get Well und Demons. Trotz aller Emotionalität war mein Gehirn unfassbar frei, war ich entspannt, trotzdem energiegeladen, und unheimlich glücklich. Ich hatte gerade nicht nur das vielleicht bisher beste Konzert meines Lebens erlebt, sondern auch Hoffnung und Energie geschöpft für gefühlt alles.
Glasklare Sache, dass ich mir das direkt nochmal geben musste. Vier Tage später spielten Icon For Hire in Prag, was quasi genauso weit weg ist wie Berlin. Ich vereinbarte über Facebook auf Englisch mit einer Prager Schülerin, dass ich ihr am Tag des Konzertes ihre Karte abkaufen würde, da sie nicht gehen konnte. Ich buchte ein Hostel und Zugverbindungen und traf sie am frühen Nachmittag auf einem großen Platz in der Innenstadt. Nach etwas Stadterkundung ging es abends in den Keller einer Bar zum Konzert.
Nun kannte ich die Dramaturgie natürlich und tatsächlich war das Konzert nahezu exakt identisch mit dem in Berlin, jedoch schien auch das zu passen: Die Zuschauer in Prag waren wesentlich mehr körperlich aktiv. Auch sie waren extrem fit mit den Texten (ich inzwischen auch) und sangen sich die Kehle aus dem Leib, jedoch war hier von Anfang an auch viel mehr Bewegung in der Menge. Hatte mir das Mitwippen und Headbangen in Berlin ermöglicht, mich sehr auf die Musik einzulassen, war in Prag Moshpit angesagt. Bei jedem lauten Song. Sofort. Die ganze Zeit. Es war außerdem irrsinnig laut, der Sound auch gar nicht mal so gut, so dass es ebenfalls ein sehr intensives Konzert wurde, jedoch ganz anders. Ich hätte noch nie so gerne eine kalte Bierdusche bekommen wie in dieser Nacht. Am Ende des Konzertes in Prag war ich ähnlich glücklich, jedoch auch körperlich völlig fertig. Fantastisch!
Ein weiterer Grund, warum ich nach Prag fahren wollte, war, dass ich in Berlin versäumt hatte, Merchandise zu erwerben. Die Band verkauft ihr aktuelles Album nur selbst, außerdem haben sie geile T-Shirts. Ich hatte noch relativ viel tschechisches Bargeld übrig, außerdem ließ der Merch-Verkäufer, der mich am Akzent erkannte und fortan Deutsch mit mir sprach, mit sich handeln, so erwarb ich für 1000 Kronen (ca. 45€) die CD, ein T-Shirt und auch das Buch. Yeah! Glücklich und zufrieden ging es zurück zum Hostel. Die abartig frühe Rückfahrt schon wenige Stunden später war es auf jeden Fall wert. Und wenn ihr mit der Musik auch nur halbwegs etwas anfangen könnt - gebt euch eines dieser Konzerte. Ihr werdet es nicht bereuen, und vielleicht werdet ihr auch Teil einer neuen Community dadurch.
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Statement gegen Zweiklassengesellschaft... teilweise.
Statistischer Wohlstand hin oder her, gefühlt haben sich noch nie so viele Menschen über eine Zweiklassengesellschaft in Deutschland beschwert wie im Moment, zumindest nicht zu meinen Lebzeiten. Während größere Aspekte wie ungerechte Bezahlung mancher Berufsfelder oder Lücken im Sozialsystem große Probleme erfordern, für die mir definitiv Kompetenzen fehlen, ärgert mich gelegentlich auch etwas ganz anderes: Es scheint immer noch okay zu sein, sich besser zu fühlen, wenn man mehr Geld hat. Das ist ein Problem, welches durch Verhalten von Individuen ausgelöst wird und dazu kann man schon eher mal was sagen.
Ich schrieb letztens auf Twitter:
Ich diskutiere manchmal mit Menschen über 1. / 2. Klasse im Zug und über Privatpatienten-Privilegien. Werde dann gefragt warum ich gegen beides bin. Ganz einfach: Erkauf dir soviel Besitz wie du willst, aber bei allem, was du und ich teilen, sollte Gleichberechtigung herrschen.
Das fasst es schon sehr gut zusammen. Die meisten Menschen, die ich treffe, die offensichtlich wohlhabender sind als ich, können da vermutlich nicht direkt etwas für. Sie haben Karriere gemacht, sind besser ausgebildet, arbeiten in einem prinzipiell besser bezahlten Beruf oder vielleicht profitieren sie auch einfach von irgendeinem unfairen System. Nichts von alledem ist prinzipiell verwerflich, und dafür, dass es Studenten finanziell im Allgemeinen scheiße geht, können diese Menschen vermutlich auch nichts. Sollen sie also mit ihrem Geld machen, was sie für richtig halten.
Aber.
Ich erwarte keine Almosen von Menschen, die mehr Geld haben als ich, so schlecht geht es mir zum Glück nicht. Ich erwarte aber Respekt. Die ganze Geschichte funktioniert nämlich auch andersherum: Vielleicht hat mein Gegenüber gar nichts dafür tun müssen, mehr Geld zu haben. Vor allem aber ist es nicht meine Schuld, dass ich permanent pleite bin. Es ist großartig, dass Studieren in Deutschland kostenlos ist, trotzdem ist es eine enorme Herausforderung, die trotzdem anfallenden Ausgaben zu bewältigen. Chancen, Reichtum anzuhäufen, bestehen da nahezu nie, und auch alles an Sonderrechten für Studenten beschränkt sich, sofern überhaupt vorhanden, auf die Ermöglichung der reinen Existenz.
Trotzdem muss ich manchmal zum Arzt, und trotzdem will ich natürlich ab und zu meine Freunde sehen, auch wenn die weit weg wohnen. Dabei möchte ich gerne mit dem Zug reisen, damit es nicht absurd langsam oder absurd umweltschädigend ist, und ich würde dabei gerne keine Rückenschmerzen bekommen und auch nicht stehen müssen. Wer also über entsprechend Geld verfügt, darf sich gerne eine Villa bauen und mit einem dicken Auto durch die Gegend fahren, aber wenn wir beide Zug fahren, haben wir das gleiche im Sinn, nämlich bequem von A nach B kommen und uns dabei vielleicht etwas entspannen. Darauf hat keiner von uns beiden ein größeres Anrecht - nicht aufgrund des Geldes.
Ich räume gerne einen Platz nah am Eingang für jemanden, der schlecht laufen kann. Ich bin auch bereit, meinen Platz am Tisch jemandem zu überlassen, der unterwegs arbeiten muss, weil er einen stressigen Job hat. Ich werde allerdings sicher nicht einen beliebigen Platz räumen, weil die Bahn sich gedacht hat, sie müsse ein paar Sitzplätze für gut zahlende Kunden reservieren. Und vor allem finde ich es absurd, in rappelvollen Regionalzügen (und auch weniger vollen Fernzügen) einen Bereich für Erste-Klasse-Kunden freizuhalten, falls sich denn mal ein solcher dorthin verirrt. Das hiesige Zugsystem ist grundlegende Infrastruktur und sollte für jeden gut funktionieren - es ist keine luxuriöse Dienstleistung für Wohlhabende.
Aus ähnlichen Gründen stört mich auch das Privatpatienten-System in der medizinischen Versorgung. Darauf möchte ich nun nicht auch noch eingehen, da es sich doch deutlich komplexer verhält (andere Abrechnungsarten, Personen, die zwangsweise privatversichert sind usw.), jedoch sollte auch hier aus den gleichen Gründen wie oben gelten: Medizinische Versorgung steht jedem zu. Wenn ich das Pech habe, in einer Stadt mit schlechter Arztabdeckung zu leben, oder einen speziellen Facharzt benötige, ist es unfair, wenn meine finanzielle Situation meine Chancen auf eine gute Behandlung noch weiter verschlechtert.
Also... jedem seinen Wohlstand, aber nicht, wenn wir uns dabei in die Quere kommen.
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