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Kurzer Camping-Ausflug nach Bamberg

Wohin fährt man mit seiner neuen Freundin im Frühherbst in Zeiten einer Pandemie? In meinem Fall war das ganz einfach, denn es stand mal wieder ein Besuch bei Thomann an und da meine Freundin ebenfalls Musikerin ist, war sie schnell überzeugt, dass man dort mal gewesen sein sollte. Wir machten daraus zwei Nächte Camping in Bamberg, der nächsten größeren Stadt. Das sollte uns genug Zeit geben, die als architektonisch schön geltende Stadt zu besichtigen, bei Thomann zu stöbern und auf dem Campingplatz zu entspannen.

Chemnitz ist zwar bekanntermaßen nicht gut angebunden ans Zugnetz, aber die benachbarten Bundesländer sind dann doch akzeptabel erreichbar, das gilt wegen der Direktverbindung nach Hof insbesondere für Bayern. Wir profitierten diesmal sogar davon, dass alles Nahverkehr ist - sind doch dafür die Tickets günstiger, auch wenn man spontan am Anreisetag entscheidet, wann man losfährt. So kamen wir abends in Bamberg an, fanden auch unseren Bus und den Anschlussbus und stellten als erstes fest, dass unser Campingplatz ganz am Stadtrand liegt. Das wussten wir im Prinzip vorher, es fühlte sich allerdings auch sehr so an... aber da der Bus oft fahren sollte und wir ohnehin stets den ganzen Tag unterwegs sein wollten, war das egal.

Sehr niedlich war dann das Einchecken auf dem Campingplatz "Campinginsel". Die herbei eilende junge Rezeptionistin war doch sehr irritiert, dass wir zwei da ohne Auto und ohne Koffer anreisten, einfach mit Rucksäcken. Sowas hatte sie offebar lange nicht gesehen. Wir ließen uns davon nicht stören, fanden den uns zugeteilten Bereich und stellten unser Zelt auf, gerade rechtzeitig, bevor Regen einsetzte.

Eine Flasche wird von unten beleuchtet, dadurch entsteht ein warmes Licht

Im Bild: Wie man aus einer grellen Handy-LED eine gemütliche Beleuchtung macht.

Bei Tageslicht stellten wir fest, dass wir den besten Bereich des Campingplatzes bekommen hatten, weil wir ohne Campingwagen kamen. 90% des Platzes sind gefüllt mit Parkplätzen für Campingwagen, die überwiegend von Rentnern und älteren Personen genutzt wurden. Ausgesprochen langweilig und offensichtlich einfach als Zweitwohnsitz gedacht, viele der Plätze hatten eindeutig Festinstallationen angebracht. Wir hingegen campten auf einem Rasenstreifen direkt am Fluss - und verwirrten auch die Rentner auf dem Platz, die alle aussahen, als hätten sie noch nie junge Menschen gesehen.

Dabei wirkt Bamberg gar nicht so, als würde es dort nur Rentner geben. Wir trafen eine Menge junger Menschen, oft auf Fahrrädern - was beachtenswert ist, da Bamberg bergiger ist als Chemnitz. In der Tat bestätigt der ADFC-Fahrradatlas 2018, dass in Bamberg viel Rad gefahren wird, auch wenn die Radler dort bei weitem nicht zufrieden sind. Es scheint jedoch zu reichen und gerade in der Nähe von Schulen sind die Massen an radfahrenden Teenagern wirklich beeindruckend.

Auch ansonsten sind uns vor allem die Menschen in Bamberg im Gedächtnis geblieben. Gefühlt gibt es dort nur superfreundliche oder grantige Menschen - und manchmal beides gleichzeitig. So wurden wir ungelogen dreimal an einer Haltestelle stehen gelassen, als wir den Bus zu Thomann nehmen wollten, und auf mein verzweifeltes Winken gab es von den Fahrerinnen und Fahrern nur sehr abweisende Gesten. Allerdings wurden wir, sobald Fußgänger vorbei kamen, von diesen sofort unterstützt, so dass wir eine andere Haltestelle fanden, an der die Buslinie hielt. Wir haben nur bis heute nicht herausgefunden, ob das so geplant war oder ob wir einfach ausreichend dreist waren, denn die Fahrerin war ausgesprochen nett und wir trauen ihr zu, uns einfach unplanmäßigerweise mitgenommen zu haben. Der Bus war nämlich randvoll mit Schulkindern und fuhr ganz offensichtlich nicht nach dem vorgesehen Fahrplan...

Bamberger Dom mit Baugerüst Straße mit Kopfsteinpflaster und weichem Licht Eine venezianische Gondel auf einem Fluss Rathaus

Was die Stadt angeht, lasse ich einfach mal ein paar exemplarische Fotos sprechen. Wir besuchten Kirchen, den Dom, das Rathaus, Klein Venedig, verschiedene Orte auf dem Weg, fanden ein alternatives Künstlerhaus und spazierten durch das Gelände der Landesgartenschau 2012 - ebenfalls ein beliebtes Ziel für zahlreiche Radfahrer. Von dort ging es dann auch allzu bald wieder zurück in die Stadt und nach einem Zwischenstopp im Supermarkt, um Proviant aufzufüllen, zurück nach Sachsen.

Meine Freundin hebt das Zelt in die Luft

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Urlaub in der Bretagne - An der Küste von Saint-Malo

Stadtmauer von Saint-Malo in der Bretagne

Im …



Packlisten-Update nach Interrail

Meine Packliste enthält eigentlich bei jeder Reise absolut alles, woran ich so denken muss. Mit der Interrail-Tour, die ich diesen Sommer unternahm, fielen mir aber doch noch ein paar Dinge auf. Daher habe ich folgendes hinzugefügt:

Kaffeebecher
Manchmal muss man eben früh raus und dann möchte man ja nicht bloß, weil das Bett im Hostel mies war, Plastikmüll erzeugen. Außerdem taugen Kaffeebecher natürlich genauso gut für den Konsum jeglicher anderen Getränke.
Spültuch
Geschirr möchte abgewaschen werden und Spültücher wiegen nichts, verbrauchen nahezu keinen Platz, passen in jede Ritze und man muss dann nicht das richtige Handtuch opfern, um den Siff vom Geschirr runter zu kriegen, wenn mal nur Wasser zur Verfügung steht und sonst nichts. Was übrigens in Hostels selten, in Hotels dafür aber sehr oft der Fall ist.
Salz
Klingt verrückt, aber man will ja nicht an jeder Station wieder ein Pfund Salz kaufen, wenn man selber kocht.
Schirm
Auch im Sommer regnet es mal und in manchen Ländern ist es für eine Jacke dann aber zu warm. Wer trotzdem nicht nass werden will, braucht einen Schirm.
Seil / Wäscheleine
Ein Stück Seil habe ich eigentlich eh immer dabei, aber es stand noch nicht auf der Liste. Ich habe noch keine richtig gute Lösung dafür, denn richtige Wäscheleinenschnur ist teuer und schwer. Wäsche aufhängen zu können ist aber durchaus hilfreich - nicht jedes Hostel hat dafür vernünftige Möglichkeiten und auch bei AirBnb gibt es manchmal eine Waschmaschine, aber keine Trockengelegenheit.
Bluetooth-Box
Ja, ok, Dekadenz, aber... Musik ist toll.
Spielkarten
Es gibt so viele gute Kartenspiele, die mit klassischen Spielkarten funktionieren! Und Kartenspiele eignen sich hervorragend, um Leute kennenzulernen. Und sie brauchen wenig Platz - sowohl gepackt im Rucksack als auch unterwegs z.B. im Zug.

Was außerdem bleibt, obwohl ich es schon oft nicht eingepackt habe: Gedruckte Karten, aufgeschriebene Adressen und Telefonnummern. In Osteuropa haben längst nicht alle Züge Strom (naja, auch in Ostbayern schon nicht) und man sollte sich nach wie vor nicht nur auf sein Handy verlassen.

Gute Reise!

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Belgien in 10 Minuten

Dieser Text entstand in einem Schreibworkshop, als wir zehn Minuten lang einfach schreiben sollten, ohne zu unterbrechen. Ich habe ihn für den Blog abgetippt, im Original entspricht er knapp einer A4-Seite.

Ein Mädchen fragt mich, ob das der Zug nach Brüssel über Hagenrath ist, ich bejahe, sie hat die gleiche Verbindung ausgedruckt wie ich. Sie spricht gut Deutsch, aber dennoch mit Akzent. Am Umsteigebahnhof, der schon nach wenigen Minuten kommt, sehe ich, dass sie ihren gelben Mantel ausgezogen und den Inhalt ihres schwarzen Rucksacks überall verteilt hat. Ich vermittle ihr schnell in zwei Sprachen und mit Händen, dass sie aussteigen muss, halte ihr noch kurz die Tür auf, sie freut sich. Am Gleis nochmal kurze Rücksprache, wir fahren mit dem gleichen Zug weiter, sie steigt bloß eine Station eher aus. Wir setzen uns in eine Vierersitzgruppe und fahren so vor uns hin, irgendwann fragt sie ob ich Internet hätte, ihr Guhaben sei leer, aber sie müsse doch ihre Freundin kontaktieren, von der sie vorher schon erzählt hatte, dass sie sie in Brüssel trifft. Sie selbst ist internationale Sprachassistentin in Bochum. Die Welt ist so klein - Samstag erst stellten Sumi und ich fest, dass unsere Ex aus der gleichen Stadt kamen. Oder im Zug nach Leipzig, als alles etwas chaotisch ist, aber die mir gegenüber sitzende Mitfahrerin aus Essen kam. Das Mädchen mit dem gelben Mantel jedenfalls meinte dann, dass sie ja ein Treffen vereinbart hätten und schon alles gutgehen werde - ich selbst hatte zwar Guthaben, aber kein Netz. Irgendwann später schreckte ich vom Dösen hoch, da kam sie gerade vom durch-den-Zug-Laufen zurück, ihre Freundin im Schlepptau, total glücklich, dass beide den gleichen Zug genommen hatten.



Düsseldorf - Leipzig

Ich sitze im Nacht-Fernbus und habe gerade eine Szene erlebt, die meinen Glauben an das Gute im Menschen wieder festigt. Ein junger Mann wollte mitfahren, bettelte den Fahrer an, er sei aus Dresden, Student und Freunde dort könnten für ihn bezahlen, er hat 35€ dabei, aber die Fahrt kostet 49€. Daraufhin hat doch tatsächlich jemand den Rest für ihn bezahlt oder zumindest ausgelegt, damit er mitfahren kann und nicht in Düsseldorf festsitzt. In Düsseldorf festsitzen ist nicht lustig, ich spreche da aus Erfahrung...

Ich lese In Plüschgewittern von Herrndorf und bin mir noch nicht sicher worum es geht, obwohl ich schon mehr als die Hälfte gelesen habe. Nach Tschick habe ich mir alles unter den Nagel gerissen, was in der Bücherei zu kriegen war, er schreibt einfach unglaublich gut.

Der Fahrer spricht vermutlich eigentlich gut deutsch, hat aber Probleme damit, die Vorschriften abzulesen. Immer wenn er improvisiert ist es flüssig. Bei den Regeln atmet er schwer, macht lange Pausen und lässt die Artikel weg.

Im Buch findet der Protagonist heraus, dass sein Date mit sexuell inkompatibel nicht gemeint hat, dass sie lesbisch ist, sondern dass sie Fetische hat. Man erfährt aber nicht, wie er das findet. Ich erlebe die Reise in Sprüngen, wie der Protagonist, der zuviel trinkt, sein Leben.

Wir sind in Bochum, gerade war Fahrerwechsel und der neue heißt Alex, duzt uns und sagt bei seiner Durchsage so alberne Sachen wie "wenn du zwischendurch Durst hast und vielleicht ne Cola willst oder ne Sprite, komm einfach zu mir, dann möchte ich dir diesen Traum gerne erfüllen", und natürlich freut er sich auch sehr das wir heute mal das Vergnügen miteinander haben. Eigentlich sagt er viel weniger als sein Kollege, aber er braucht dafür genauso viele Worte.

Bei Marsberg wache ich auf, werde nachdenklich, da hatte ich mal eine gute Freundin, die irgendwann verschwand. Gegen halb 2 bin ich fast wieder eingeschlafen, da fängt einer das Schnarchen an. Zeit für den MP3-Player. Der hilft nicht beim Einschlafen, aber immerhin bin ich dann nicht genervt.

Als Ruhen bezeichnen Psychologen einen Zustand, in dem das Gehirn ähnlich arbeitet wie im Schlaf, die übrigen Körperfunktionen aber nicht so weit herunter gefahren werden. Diesen Zustand erreicht man bei Nachtfahrten wesentlich leichter als richtigen Schlaf. Dummerweise ist man dann irgendwann so ausgeruht, dass man weder weiter ruhen noch wirklich einschlafen kann.

Wir stehen. Die Polizei steht auch, aber dann bekommt sie grün, und dann wir. Sonst ist hier keiner um viertel vor vier. Ich sehe die Flippothek, aber der Schnee von der Hinfahrt ist weg. Immerhin müssen wir den Bus nicht verlassen. Das bedeutet allerdings auch, dass der schnarchende Typ einfach weiter pennt. Vielleicht gehe ich doch mal raus.

Der Bus hat die gleiche Heimat wie ich, er kommt von Grafs Reisen aus Gelsenkirchen. Viele Klassenfahrten wurden von denen durchgeführt. Alex sieht aus, als wäre er jünger als ich. Ob McDonald's mehr Umsatz macht, seit es so viele Fernbusse gibt, von denen viele an dieser Raststätte halten? Eine Laterne, die wohl mal von einem LKW getroffen wurde, schwankt im Wind.

Vor uns schert gerade ein Wagen aus Glauchau ein. Verrückt, wie oft ich unterwegs Glauchauer Kennzeichen sehe, Chemnitz dagegen nur selten. Der schnarchende Typ atmet Rotz und klingt jetzt nur noch widerlich.

Das Buch ist fast zu Ende, ich habe jetzt raus worum es ging, es war so simpel, dass ich es nicht gemerkt habe. Draußen liegt Schnee, wir sind gleich in Leipzig. Der Busfahrer rammt fast einen Transporter beim Auffahren auf die Bundesstraße, zumindest sieht das für mich so aus, bestimmt war es harmlos. Ich lese fix weiter.

Leipzig Hauptbahnhof. Ich sitze auf einer dieser Holzbänke, auf denen ich schonmal übernachtet habe, in Frankfurt. Das Buch nimmt kurz vor Schluss noch eine überraschende Wendung. Wieviele dieser Bänke es wohl gibt? Der Bahn-Mitarbeiter grüßt nicht zurück. Vermutlich wirke ich ziemlich herunter gekommen. Jeder wirkt so nach einer Reise über Nacht. Aber das ist okay, denn obwohl ich bis 23 Uhr in Duisburg war, sind es noch fünf Stunden bis zur Vorlesung und nur noch vier Vorlesungen in diesem Semester.



Vorbei rasende Höhen und Tiefen

Hiking - 0007.jpgAnfang …



Deuter Aircontact und DSLR-Ausrüstung

Ergänzend zum Testbericht, der im Kauf eines Deuter Aircontact 65+10 endete, möchte ich noch zeigen, wie ich an eben dem Rucksack mein Kamera-Equipment angebracht habe. Leider gibt es nahezu keine Trekkingrucksäcke, die eine Unterbringungsmöglichkeit für eine professionelle Fotoausrüstung bieten, und schon gar keine, bei denen man auch noch schnell auf die Kamera zugreifen kann, wenn man sie mal braucht. Und wer nicht gerade explizit reist, um zu fotografieren, will nicht bei jedem Motiv anhalten, den Rucksack abnehmen, die Kamera rauskramen und danach alles wieder einpacken, vom Stativ mal ganz zu schweigen.

Während das Stativ nach einigen Versuchen gleich auf mehrere Arten montiert werden kann, lässt sich die Kamera-Problematik leider nur durch eine separate Tasche realisieren. Ich habe dafür meine Mantona Premium verwendet, die mir schon länger gute Dienste leistet und durch den abnehmbaren Schultergurt auch recht gut mit Karabinerhaken verwendet werden kann.

Die naheliegendste Variante ist, die Tasche an den Hüftgurt zu hängen. Dafür habe ich zwei alte Schnürsenkel seitlich an den Gurt geknotet und mir so ein paar Ösen geschaffen, in die die Tasche mit Karabinern eingehängt werden kann. (Nebenbei lernte ich, was ein doppelter Achter ist und dass er mir für dieses Vorhaben nichts nützt.) Dadurch habe ich quasi kein zusätzliches Gewicht und die Tasche hängt in einer angenehmen Position vor der Hüfte.

Nachteilig ist dabei natürlich, dass der Deckel bei dieser Montage zum Körper hin öffnet, andersherum wäre aber auch nicht besser. Eine Alternative wäre zum Beispiel, die Tasche an den Ösen an der Brustgurtverstellung einzuhängen, was auch den Rucksack schonen würde. Damit hinge die Tasche höhenverstellbar vor dem Bauch.

Bild des PrusikknotensUmsetzen lässt sich das besonders komfortabel, wenn man gleich vier Schnüre verbastelt, nämlich auf jeder Seite eine lange Schnur, die an besagter Öse befestigt wird und nach unten hängt, und eine zweite, die quer dazu geklemmt wird. Die zweite Schnur kann dabei ruhig kurz sein - sie dient nur dazu, anschließend den Karabiner mit der Tasche einzuhängen, der dann in der Höhe verstellt werden kann. Das funktioniert natürlich nur, wenn man einen geeigneten Knoten verwendet - die Knotenkunde bei WikiBooks hilft weiter. Das Bild zeigt den Prusikknoten, mit dem ich meine Schnürsenkel verbunden habe.

Bei der Reise hat sich dann allerdings herausgestellt, dass (mich) das Geschaukel der Tasche in beiden Fällen schnell nervt. Daher habe ich die ganzen Ideen wieder verworfen und einen ganz anderen Ansatz gewählt und die Tasche einfach zusätzlich zum Rucksack umgehängt. Das hätte ich die ganze Zeit schon tun können, mit dem normalen Gurt rutscht die Tasche aber immer herunter. Das Schulterpolster soll normalerweise das Tragen der Fototasche angenehmer machen, liegt nun aber auf dem Trekkingrucksack auf und rutscht daher. Abhilfe schaffte dann ein vor Ort improvisierter alternativer Schulter"gurt" aus den schon vielfach genannten Schnürsenkeln. Dadurch konnte ich die Länge selbst wählen und es gab genug Reibung, um ein Rutschen der Tasche vom Rucksack effektiv zu verhindern. Um die Kameratasche einzeln zu tragen, ist das natürlich total unbequem.

Fehlt noch das Stativ. Die Basis des eben erklärten Prusikknotens ist der Ankerstich, den viele sicher schon kennen und nur nicht benennen können - es ist der Knoten, mit dem man beispielsweise ein Schlüsselband an einer Gürtelschlaufe befestigen kann. Man führt dabei eine Schlinge um einen zu klemmenden Gegenstand oder wie beim Prusikknoten um ein Seil und dann wieder durch die Schlinge selbst. Damit habe ich versuchsweise mal das Stativ auf den Rucksackdeckel geschnallt.

Dort sind vier Ösen angebracht, an denen man auch Gepäckspanner einhaken könnte. Für vergleichsweise dünne Gegenstände wie das Stativ wären diese Spanner aber total überdimensioniert. So habe ich einfach zwei weitere Schnüre zu Schlingen verknotet (was dann Sackstich heißt - danke WikiBooks), durch jeweils zwei gegenüberliegende Ösen geführt und mit dem oben beschriebenen Ankerstich zugezogen. Das Stativ wird so wunderbar zwischen den Schnüren und dem Rucksackdeckel festgeklemmt. Der Knoten zieht sich fest, wenn man ihn gleichmäßig belastet - so wie es passiert, wenn das Stativ beim Transport gegen die Schnüre drückt. Zieht man von Hand nur an einem Ende der Schlinge, löst sich der Knoten sofort und man hat mit einem Handgriff das Stativ komplett gelöst. Das geht sogar schneller als früher bei meinem Fotorucksack, der eine Stativhalterung mit Gummis hatte.

Mit ausreichend langen Schnüren lässt sich die gleiche Methode auch auf der Längsseite des Rucksacks verwenden; das Stativ wird dann so montiert wie bei manchen Fotorucksäcken. Um ein Rutschen nach unten zu verhindern, kann man dann z.B. eine dritte Schnur als Sicherung direkt an das Stativ knoten und nach oben spannen. Allerdings erreicht man mit der Knotentechnik eine so hohe Festigkeit, dass das Stativ bei mir schon mit nur einer Schnur nicht mehr rutscht - mit zwei sollte es dann auch unterwegs halten. Rückenschonender ist allerdings die Position auf dem Deckel. Der Deuter Aircontact bietet außerdem seitlich Fächer für Wasserflaschen, die auch über Kompressionsriemen verfügen, so dass man das Stativ auch dort verstauen kann, wenn man nur eine Flasche dabei hat. Das war letztlich die Variante, für die ich mich entschieden habe, als der Rucksack im Flugzeug nach Island transportiert wurde.

Man sieht nun vermutlich schon, wieviele Möglichkeiten man hat, auch sperriges Gepäck auf praktische Weise zu verstauen, wenn man etwas Kreativität mitbringt. Die Knotenkunde hat mir dabei sehr geholfen; auf die Idee, Kletterknoten zu verwenden, wäre ich nie gekommen, wenn ich nicht letztes Jahr gesehen hätte, wie ganze Baumhäuser gebaut und befestigt werden nur unter Verwendung von Seilen und entsprechenden Knoten. Aber das ist wieder ein anderes Thema.



Bequemes Schuhwerk & Daumen raus: Hitchhiking in Island

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