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Umzug & Umzug & Umzug

Die letzten Wochen bei mir waren und sind noch geprägt von Umzügen. Allen voran mein eigener - ich bin mal wieder innerhalb von Chemnitz in eine neue Wohnung gezogen. Es lief diesmal nur so mäßig gut, aber inzwischen erfreue ich mich doch sehr an meiner wirklich schönen neuen Wohnung in ruhiger Lage mit ruhigen Nachbarn. Man muss nicht im Partyviertel wohnen, um auf Partys zu gehen, aber wenn man gerade nicht auf eine Party gehen möchte, ist es schöner, keine vor der Tür zu haben.

Außerdem ist meine Firma umgezogen. Auch dort haben wir nun mehr Platz und schöner sind die neuen Räumlichkeiten auch, allerdings ist das neue Büro ein Zwei-Ebenen-Großraumbüro und das erfordert schon einiges an Disziplin, die wir uns erst antrainieren müssen, damit es nicht ständig nervig laut ist.

Während ich in meiner Wohnung einige Tage zwischen Kartons leben musste, aber immerhin kochen konnte (wenngleich ich kein Internet hatte - dazu später mehr), bekam ich auf Arbeit gar nichts mit vom Umzug, ich hatte frei zu der Zeit und eine Firma übernahm den größten Teil. Dagegen wird der Umzug der Chemnitzer Boulderlounge dafür sorgen, dass ich knapp zwei Wochen nicht bouldern gehen kann. Das ist sehr schade, denn inzwischen bin ich nicht nur angefixt, sondern ausgesprochen motiviert und nicht selten zweimal die Woche in der Halle. Hoffen wir mal, dass sich der Umzug lohnt - die bisherige Halle ist zugegebenermaßen doch zu klein inzwischen.

Immerhin werde ich nicht ohne Sport leben müssen, denn ich habe einen Platz im Uni-Badmintonkurs ergattern können. Das wird mir fehlen, wenn ich im Herbst (planmäßig) endlich fertig bin mit dem Studium - Badminton ist eine Sportart, die man in Chemnitz nicht gut ausüben kann. So sehr ich die Stadt verteidige und so sehr ich tatsächlich gerne hier lebe - das Sportangebot lässt deutlich zu wünschen übrig.

Keinen Umzug gibt es übrigens beim Probenraum. Die Band Helicopters At Twilight gibt es leider nicht mehr und eigentlich wollte ich das zum Anlass nehmen, endlich einen Raum mit Heizung zu suchen, allerdings ist gerade wieder etwas Spirit eingekehrt im Südbahnhof und wir machen Samstag erstmal Frühjahrsputz. Gegenüber ist der Club wieder eröffnet worden und der Südbahnhof hat nach wie vor die Chance, ein Ort der Kultur zu werden, aber das erfordert noch eine Menge Arbeit. Ich bin gespannt - denn prinzipiell ist Chemnitz auch dafür eine gute Stadt, hier geht eine Menge, da die meisten Bereiche noch nicht mit Angeboten übersättigt sind.



Pläne bis Sommersemesterende

Sommersemesterende, ist das nicht ein tolles Wort? Ich mag zusammengesetzte Wörter. Auch wenn das Ende des Sommersemesters ja eigentlich was trauriges ist, denn es ist das Ende der langen Ferien nach der Prüfungsphase im Sommersemester. Jedenfalls sind es bis 30.9. ja noch knapp sieben Monate und noch befinden wir uns im Wintersemester. Das ist nun aber wirklich irrelevant.

Nachdem meine lange Liste von Projekten für eine lange Zeit total gescheitert ist, probiere ich es dieses Jahr mal mit einer kürzeren Liste für einen nicht ganz so langen Zeitraum. Außerdem sollen es konkrete Vorhaben sein - denn viele der bisherigen Pläne in bisherigen Listen waren Dinge, die ich mir zwar schon ewig vornehme (weil ich sie z.B. für sinnvoll halte), für die aber nie eine Umsetzung geplant war. Diesmal geht es also um Dinge, deren Umsetzung greifbar ist.

Radtour nach Berlin
War mal eine Kilometerherausforderung, aber die Route nach Berlin ist wirklich schön und ich möchte die mal fahren. Ein paar andere Leute haben auch Interesse bekundet.
Umziehen
Meine verdammte Wohnung schimmelt mir unter'm Arsch weg. Ich hatte großes Glück, diese Wohnung blind zu mieten und hier über drei Jahre zufrieden zu wohnen, aber es reicht. Der Schimmel ist ein zu großes Problem und auch die Erdgeschosslage nervt inzwischen. Neue Wohnung ist schon ausgesucht.
Soundcloud-Account der Band füllen
Wir haben ein paar Mitschnitte aus dem Probenraum, es wird Zeit, der Öffentlichkeit mal was zu zeigen.
Mit der Band auftreten
Auch dafür gibt es genug Material. Es wird Zeit.
Probenraum-Akustik und -Aufnahmen verbessern
Mitschneiden für Eigenbedarf geht, Aufnehmen ist verbesserungswürdig. Wir arbeiten auch immer noch an Schallabsorbern, die müssen endlich mal zusammengeschraubt werden.
Türen für den Spülenschrank bauen
Ist einfach schicker, gar nicht teuer und ich mag diesen handwerklichen Kram.
Fräsen lernen
Okay, vielleicht erstmal mehr Stichsägenkram üben. Aber auf Dauer wäre eine Fräse sicher auch praktisch und das kann auch nicht jeder = cool.
Wirklich dichtes Rollo bauen
In der neuen Wohnung werden die Vorhänge nicht mehr reichen und außerdem sind die eh auch schon nicht so richtig lichtdicht, weil an den Seiten immer was durchkommt. Also werde ich mir wohl aus ein paar vernünftigen Rollos und ein bisschen Baumaterial selber was basteln.
35mm-Film entwickeln
Equipment ist da. Die neue Wohnung hat sogar ein Bad ohne Fenster. Auf geht's.
An einer Gerichtsverhandlung teilnehmen
Einfach so. Warum nicht.

Nicht dabei ist meine Malaysia-Reise, die mangels Geld dieses Jahr definitiv nicht stattfinden wird. Leider. Auch nicht dabei ist "mehr Sport treiben", weil ich nicht weiß, wie man das vernünftig messen soll. Aber mit zwei Studienfächern und nem 15-Wochenstunden-Job bin ich auch mit den obigen Zielen schon gut beschäftigt.



40 Aufgaben für 80 Wochen - Auswertung

Vor einiger Zeit setzte ich mir 40 Ziele für einen Zeitraum von 80 Wochen. Realistische, sinnvolle Ziele sollten es sein, trotzdem muss ich beichten: Ich habe nur die wenigsten erreicht und obendrein sogar das ganze Projekt in Vergessenheit geraten lassen. Vor fünf Monaten wäre es zu Ende gewesen. Zu viele andere Dinge haben Zeit meines Lebens gefressen, so dass der ganze Blog vernachlässigt wurde. Trotzdem hier nun eine Auswertung, auch als Vorbereitung darauf, dass ich mir für einen neuen Zeitraum neue Ziele setzen möchte.

Sport & Ernährung

250km Fahrrad in einer Woche fahren
Chemnitz - Berlin war der Plan, der auch noch steht, inzwischen habe ich immerhin Leute gefunden, die mich begleiten würden - hoffentlich also diesen Sommer.
10 verschiedene (ernstzunehmende) Teesorten nennen und zubereiten können
Das habe ich hier nie vermerkt, aber tatsächlich koche ich inzwischen auch losen Tee und habe mir immerhin fünf Grundsorten angeeignet.
2 Wochen vegan leben
Ja... nö.
10 Gerichte aus 10 verschiedenen Ländern kochen
  1. Pizza nach italienischer Art (die tatsächlich anders ist als die deutsche)
  2. Tofu nach vietnamesischem Rezept
  3. Persische Eierkuchen mit Lauch und Walnüssen
  4. Falafel nach syrisch-israelischem Rezept
Dabei ist es dann auch geblieben, leider. Ernsthaft kochen ist zurzeit eh Luxus.
Ein Chinatown in Deutschland finden und leerkaufen
Gewürze! Kräuter! Sojasaucen! Verrückte Dinge, von denen man gar nicht weiß, was es ist! Hach, ich will es. Aber wo?
Pilze im Wald pflücken gehen
Mangels Kenntnissen nicht gemacht.
Achterbahn fahren
Ängste überwinden war das Ziel. Zählt Rodeln? Immerhin habe ich schon fast eine Phobie vor den meisten Wintersportarten.
Ein Fahrrad bauen
:check: Das habe ich tatsächlich gemacht.
Bronze in vier Disziplinen des deutschen Sportabzeichens erreichen
Mir fehlt Sport, und ich muss dringend dieses Jahr wieder mehr machen. Ich wollte wieder Badminton spielen, aber es gibt keinen brauchbaren Verein in Chemnitz. Also vielleicht doch die vier Disziplinen, und wenn aus Trotz.

Reisen

Einen One-Way-Flug buchen
Kein Geld.
Mit dem Rad oder zu Fuß an der britischen Südostküste entlang
Kein Geld.
Alle Nachbarländer von Deutschland bereisen
(3/9) Kein Geld.
Nach Malaysia reisen
Kein Geld. Und keine Leute.
Am Rothaarigentag in Breda teilnehmen
Kein Geld.
Alle TEN SING-Gruppen in Sachsen besuchen
Da ich inzwischen aufgehört habe, wohl doch nicht mehr. Oder jetzt gerade.

Medien online

1 Monat lang Tagebuch über meinen Medienkonsum führen
:check: Habe ich gemacht, in automatisierter digitaler Form, Ergebnis war aber unspannend.
An einem Bloggertreffen teilnehmen
:check: Nur ganz klein und schon wieder lange her, aber immerhin. Gruß an Sumi. ;)
Alle 20 Wochen ein Update dieser Liste posten
Siehe oben.
Die Hälfte meiner (neuen) Blogposts mit Bildern versehen
Abgesehen davon, dass der zusätzliche Aufwand meinen Arbeitsfluss behindert, eignet sich mein Layout auch gar nicht so gut dafür. Habe das daher nicht weiter verfolgt.
Den DSL-Anbieter wechseln
Gescheitert. Man bot mir drei Gratismonate und ich ließ mich überzeugen. Hoffen wir das Beste.

Medien offline

Ein TEN SING-Video schneiden
Keine Zeit.
Einen Film selber entwickeln
Inzwischen habe ich die Ausrüstung, passiert hoffentlich bald.
Einen "Lost Place" besuchen
Zu kalt.
5 Songs am Synthesizer spielen können
Zu kompliziert (aka zu wenig Zeit).
Ein Werk bei Soundcloud veröffentlichen
Meine Band hat jetzt einen Namen und wir haben ein paar Demos, da passiert bald was.
Weiterhin jedes Jahr auf ein Konzert im Ausland gehen
Kein Geld.
Die Probenraum-Akustik verbessern
Material ist da, noch ist es dort aber zu kalt. Ha, zu Beginn des Projektes war es noch ein anderer Probenraum. Überhaupt - dort hatte ich Molton aufgehängt, das könnte man auch im neuen Raum wieder machen.

Haushalt

Nähen lernen und
Ich lernte von meiner Freundin, dass man für vieles eine Maschine braucht, damit ist das Thema erstmal durch. Erstmal.
Moltontücher zu Bettwäsche vernähen
Jo.
Dachboden aufräumen
:check:
Bücher einlagern
Was habe ich denn damit gemeint?
Den Schreibtisch-Anbau vernünftig zusammenbauen
:check:
Die Küche fertigstellen
Ach, die wird nie fertig, wenn ich weiterhin immer neue Ideen habe. Jetzt ziehe ich um, da wird schon wieder was geändert.

Bildung

5 Bücher-Bildungslücken schließen
Ich lese wieder etwas mehr, empfehlt mir was!
100 Leistungspunkte im Studium erreichen
Könnte besser laufen.
Grundkenntnisse in einer vierten Sprache erwerben
Passt echt nicht in meinen Zeitplan momentan und ich bin sowieso (mal wieder) auf dem Trip, dass gefälligst jeder Englisch können sollte.
An einer Gerichtsverhandlung teilnehmen
Coming soon.
An einer Parteisitzung teilnehmen
Coming... ne, ich werde langsam politikverdrossen.
Erste Hilfe für Autofahrer auffrischen
Jo.

Ganz schön lausige Bilanz.

Immerhin habe ich inzwischen endlich wieder einen neuen, sicheren Job, der mir Spaß macht. Außerdem geht es an der Uni durchaus voran, wenn auch nicht so sehr in Form von bestandenen Klausuren. Und ich bin seit fast einem Jahr wieder in einer Beziehung. Es ist also nicht so, dass ich einfach nur faul gewesen wäre. Einige der obigen Vorhaben sind auch einfach an äußeren Umständen gescheitert. Es gibt also definitiv auch für die Zukunft kleine und große Pläne, dazu aber dann später separat mehr. hahahah



Allergien, anaphylaktische Schocks und Epi-Pens

Menschen neigen dazu, geschockt zu reagieren, wenn sie unwissend sind. Nachdem hoffentlich keiner meiner Leser zu Neujahr eine Hand verloren hat, hier ein paar Informationen zu einem weniger spektakulären, aber lebenswichtigen Thema: Wie funktionieren eigentlich diese ominösen Notfall-Sets für Allergiker?

Ich habe seit ungefähr immer schon eine Erdnussallergie. Eine schwere Erdnussallergie. Wenn jemand neben mir Erdnussflips isst, muss ich mich wegsetzen, weil es mir unangenehm ist. Wenn ich einen einzelnen Keks esse, der Spuren von Erdnüssen1 enthält, wird mir übel, und ein Löffel Erdnussbutter nimmt mir die Luft. Das fand meine Ärztin bedenklich und verpasste mir ein Notfallset, das mich retten soll, falls ich mal versehentlich eine zu große Menge Erdnüsse esse. Da:

allergienotfallset.jpg

Die beiden appetitlichen Flüssigkeiten sollen Schlimmeres verhindern, wenn sie rechtzeitig eingenommen werden. (Der vorgesehene Gebrauch ist der Konsum in Tropfen, im Notfall einfach auf Ex). Das dritte lustige Utensil ist das, was in Film und Fernsehen typischerweise Epi-Pen heißt und in unglaublich dramatischen Situationen auftritt. Es handelt sich dabei um eine idiotensicher anzuwendende Spritze, die Adrenalin enthält. Im Fall einer Atemnotreaktion kann Adrenalin verhindern, dass ich ersticke, bevor der Notarzt kommt, weil es Atem- und Blutgefäße weitet.

Das funktioniert dann auch tatsächlich wie im Film: Auspacken, Sicherungskappe abziehen und schwungvoll in den Oberschenkelmuskel stechen. Was man dann im Fernsehen nicht sieht, aber auch wichtig ist: Drauf drücken, mindestens zehn Sekunden, damit auch alles rausgeht. Dann Notarzt rufen und die Spritze nicht wegwerfen, sondern sicher verpacken und dem Arzt mitgeben.

Die Sache mit dem Oberschenkel hat dabei eine wichtige Bedeutung. Adrenalin darf nämlich nicht direkt in den Blutkreislauf gespritzt werden. Daher muss die Injektion unbedingt in den Oberschenkel erfolgen, wo die Chancen gut sind, dass man den Muskel trifft, von wo das Adrenalin dann zügig, aber nicht direkt aufgenommen wird. Auch wenn man weiß, wo das Herz liegt, also keineswegs ins Herz oder auch nur eine Arterie stechen! Ebenso natürlich nicht, wenn der Kandidat noch fröhlich bei Bewusstsein ist und sich klar verständigen kann... ihr führt ja hoffentlich auch keine Herzmassage bei vorhandenem Puls durch.

Falls euch Personen bekannt sind, die Lebensmittel- oder ähnliche Allergien haben (Allergien gegen Insektengifte z.B. sind recht verbreitet), sprecht sie ruhig darauf an, wie man sich im Notfall verhalten soll. Die richtige Anwendung von Notfallmaßnahmen bei Allergikern ist ebenso wichtig und wirksam wie die richtigen Maßnahmen bei Diabetikern oder Epileptikern.

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  1. Tatsächlich sind diese Hinweise auf Spuren von Erdnüssen in vielen Produkten nämlich sehr ernst zu nehmen, auch wenn oftmals keine Spuren von Erdnüssen enthalten sind.


Pläne, Träume, Ziele

Was treibt Menschen an? Wie wichtig sind Pläne, Träume und Ziele, und wie verändert sich das in verschiedenen Lebensphasen? Manche Menschen haben viele Dinge im Kopf, die irgendwann nochmal passieren sollen im Leben, seien es völlig irreale Dinge wie eine bestimmte Theaterrolle, oder auch kleine Sachen, wie mit einem Freund Straßenmusik zu machen, eine Reise durch Sachsen oder ein bestimmter Erfolg beim Sport. Und solche Menschen brauchen das, denn sie würden sonst nicht leben wollen oder können. Ziele und Träume geben Willen und Kraft, weiterzumachen und die beste Version von sich selbst zu sein, die man sein kann. Dagegen gibt es auch Menschen, die seit Anfang 20 arbeitslos sind, ihre Wohnung nur zum Einkaufen verlassen und mit 50 immer noch so vor sich hin leben und einen Ausflug ans andere Ende der Stadt schon als große Reise empfinden. Wie lebt man, ohne eine Vorstellung von seiner Zukunft zu haben, oder auch nur einen Wunsch, wie diese aussehen könnte?

Und wie ist es wohl, wenn man nicht arbeitslos ist und nicht rumvegetiert, weil man Job und Familie hat, aber trotzdem keine Ziele und Pläne? Vermisst man dann was? Hören manche Menschen vielleicht irgendwann auf, sich Ziele zu setzen, weil sie glauben, alles erreicht zu haben? Ich finde, sowohl die kleinen machbaren Ziele (Sachsen erkunden) sind ein Leben lang wichtig, als auch die großen verrückten. Was treibt mich denn sonst an wenn ich mal im Beruf stehe? Manche Ziele sind ja einfach von Lebensumständen abhängig und erfordern gewisse Vorarbeit - Kinder haben, eine Familie gründen, beruflicher Erfolg, Dinge die von Geld abhängen. Möglichkeiten und Lebensumstände ändern sich immer wieder mal, aber es ist doch völlig berechtigt, davon zu träumen, dass das eigene Leben sich nochmal verändern könnte.

Sicher gibt es viele Menschen, die sagen, dass sie mit ihrer aktuellen Situation zufrieden sind, ihren Traumjob gefunden haben und die tollsten Kinder der Welt, dennoch gibt es dann ja so Sachen auf die man sich freut und auf die man hinarbeitet. Ob man das dann noch als Ziele bezeichnet ist fraglich, aber es könnten Dinge sein wie der nächste Urlaub, eine größere Neuanschaffung, Erfolg der eigenen Kinder miterleben, ... Vielleicht kann man zufrieden sein und trotzdem nicht alles haben. Oder vielleicht macht gerade dieses 'nicht alles haben' diese spezielle Zufriedenheit aus.

Wer alles hat und das auch realisiert verliert auf gewisse Weise seinen Lebenswillen. Oder vielleicht ist es eher der Punkt, an dem man das meiste hat und den Glauben daran, den Rest auch noch erreichen zu können, verloren hat. Vielleicht ist das der Grund, wieso manche Menschen eine Midlife-Crisis bekommen, weil das so die Zeit ist, wo man die ganzen großen Dinge entweder geschafft hat oder nicht mehr daran glaubt, sie noch zu schaffen. Dagegen gibt es auch Menschen, die vom Alter her längst ihre Midlife Crisis hätten haben müssen und aber keine hatten, und manchmal kann man an diesen Menschen beobachten, dass sie auch mit 40, 50 immer noch daran arbeiten, etwas zu erreichen - Unterricht an einem Instrument nehmen, die Schauspielschule besuchen oder Reisepläne spinnen. Alles zu haben und immer das gleiche zu tun wird schnell langweilig, und wer nicht gerade einen Job hat, der jeden Tag fordernd und anders ist, verkümmert über die Zeit. Und auch wenn ich selbst oft schimpfe, was alles fehlt, mag ich auch die Gedanken, was man noch machen könnte und auch, wie man das erreichen könnte. Und vielleicht sind Pläne sogar der wichtigste Punkt: Sie sind in gewissem Maße konkret, sie geben eine Richtung, in die man sein Leben bewegen kann, und können so Antrieb sein, jeden Tag aufs neue zu versuchen, etwas zu erreichen.



Ein 365 Tage großer Schritt

Ich fühle mich nicht danach, innezuhalten und zurück zu blicken. Jahreswechsel haben bei mir schon länger nur noch die Bedeutung eines weiteren Ereignisses, das mir klar macht, wie schnell alles geht. Ich feiere gerne mit Freunden, bin aber gar nicht erfreut über verbrannte Post wegen Böllern in Briefkästen, den Müll auf der Straße und die irre Umweltverschmutzung. Außerdem ändert sich sowieso nichts. Wer Vorsätze fasst, verwirft sie oft schon bald wieder, und für die meisten anderen ist der 1. Januar sowieso bloß ein Feiertag wie jeder andere.

Meinetwegen könnte das Jahr immer zur Wintersonnenwende enden. Das hätte eine gewisse Dramatik - die erste Jahreshälfte geht es stets bergauf, die Tage werden länger und heller, und dann geht es wieder abwärts, es wird düster und kalt und am Ende sind wir alle froh wenn es vorbei ist und wir die maximale Dunkelheit überstanden haben. Naja, vielleicht doch etwas überzogen.

Mir ist das jedenfalls gerade alles zu krass. Die Rechnungen aus dem Vorjahr sind noch gar nicht alle bezahlt, da kommen schon wieder neue herein. Meine Finanztabelle spiegelt in gewisser Weise auch wieder, was sich alles geändert hat: Die Posten Miete und Lebensmittel sind nahezu exakt gleich geblieben, alles andere ist wild gemischt. Und selbst das ist schon trügerisch, denn mein Probenraum-Mitmieter ist weg gezogen. Idealerweise kann der frei gewordene Platz aber schon bald von meiner sich gründenden Band genutzt werden.

In allen Bereichen ist gerade so viel los, dass ich kaum noch weiß, wo ich anfangen soll. Es ist wieder Zeit, Prioritätenlisten zu erstellen, Aufgaben wochenweise auf die Tage zu verteilen, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, während man überlegt, was man eigentlich machen muss. Zeit ist das wertvollste Gut, dass wir haben - das hört man gelegentlich von Leuten, die zuviel Geld haben, aber es stimmt genauso, wenn man kein Geld hat.

Nach Zeit verlangen bei mir Vorträge, Protokolle, Klausurvorbereitungen, vier verschiedene Nebenjobs, zwei ehrenamtliche Tätigkeiten, meine Band, meine angefangenen Songtexte, das Schlagzeug, der Sport, dieses Blog, und: meine wunderbaren Freunde. Während sich einige dieser Aspekte gelegentlich unangenehm zu Wort melden und daran erinnern, dass ich ihnen zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt habe (Prüfungsamt, Chef) und andere es mich spüren lassen, wenn ich wieder daran denke (Muskelkater), sind andere geduldig oder gammeln vor sich hin. Das Prinzip "wer am lautesten schreit, ist am Wichtigsten" gilt hier aber nicht.

Meine Prioritätenliste enthält Dinge, bei denen mir eine Frist gesetzt ist, und Dinge, bei denen mir sicherlich bald eine Frist gesetzt wird, wenn ich mich nicht vorher darum kümmere. Was nicht draufsteht: Freunden in Problemsituationen beistehen. Neue Menschen kennen lernen und gute Gespräche haben. Gemeinsam kochen und chillen. Nachts zum Probenraum fahren und Schlagzeug spielen oder um 22 Uhr noch klettern gehen. So wie die Zeit wertvoller ist als Geld, sind diese Dinge wichtiger als bestandene Klausuren oder Erfolg im Job.

Für gute menschliche Kontakte und persönliche Entspannung sollte man sich immer Zeit nehmen. Wenn ich rückblickend auf das Jahr 2015 eines festlegen müsste, wäre es diese Aussage. Eine weitere Liste untermauert das: Meine persönliche Liste der Momente, die mich glücklich gemacht haben. An den allermeisten sind Menschen wesentlich beteiligt, die mir wichtig sind, seien es jene, die ich hier in Sachsen kennenlernte, oder jene, die schon lange mein Leben begleiten. Würden sie fehlen, wäre das durch nichts auszugleichen. Und auch wenn der Druck der anderen nach Aufmerksamkeit schreienden Dinge mich gelegentlich davon abhält, zu schreiben oder die Gitarre in die Hand zu nehmen, werde ich nie denen, die mir wichtig sind, den Rücken kehren, weil meine To Do-Liste überläuft. Das hat sich in der Vergangenheit ausgezahlt, und so wird es auch bleiben, was auch immer dieses Jahr mit sich bringen wird.



Genieß das gute Leben

Dachbodenfotos - 0010.jpgKürzlich …



Einen positiveren Lebensstil entwickeln

Ich habe heute den nachrichtenreichsten Feed aus meinem Feedreader geworfen und erhalte nun keine Nachrichten mehr von heise online. Damit erhalte ich über meinen automatischen Reader keinerlei konventionelle Nachrichten mehr - alle anderen Nachrichtenportale mussten schon vor längerer Zeit weichen, auch die Tageszeitung habe ich abbestellt. Nur die Tagesschau in 100 Sekunden ist geblieben, damit ich zumindest nicht verpasse, falls die EU pleite geht oder Deutschland Kriegsgebiet wird, ergänzt von Radio Chemnitz für die Geschehnisse direkt um mich herum.

Bei direkter Kommunikation mit anderen Menschen war ich noch nie besonders gut und bin es auch heute nicht. Klar fällt es mir mit einigen leicht mich stundenlang zu unterhalten und darüber bin ich dann stets sehr froh, aber Gespräche selber anzetteln liegt mir nicht. Und wenn, dann werden es schnell unerfreuliche Themen und Genörgel. Das ist mir kürzlich aufgefallen und die Erkenntnis kam überraschend, denn eigentlich bin ich ein sehr positiver Mensch.

Nun kann man sicher argumentieren, dass wir nicht gerade in positiven Zeiten leben und es schwer ist, im Blick auf die gesamte Welt positive Gedanken zu haben. Dem setze ich entgegen, dass wir uns nicht mit allem beschäftigen sollten, was in der Welt passiert. Durch die vorherrschende Globalisierung kommen wir nicht ganz darum herum - aber ich muss nicht wissen, wieviele Menschen diese Woche in welchen Ländern wodurch gestorben sind. Natürlich finde auch ich das sehr schlimm - aber ich bin nicht in der Lage, das alles zu verarbeiten. Und ich kann nicht jeden Tag etwas dagegen tun. Deshalb habe ich meine allgemeinen Nachrichten drastisch reduziert.

Außerdem leidet die Qualität der Nachrichten in den letzten Jahren allgemein. Auch Heise ist davon betroffen, die Artikel verlieren an Qualität und auch die Themenauswahl wird langsam fragwürdig. Darüber hinaus möchte ich auch die Themen, die ihre Berechtigung haben, nicht mehr alle sehen. Ich kann den NSA-Skandal nicht mehr ertragen, mag nicht mehr auf Leute einreden, dass sie ihre E-Mails verschlüsseln sollen, will nicht wissen welche IT-Unternehmen gerade was getan haben. Also weg damit.

Bleibt die Frage, ob mein eigenes Leben positiv genug ist, wenn ich genug Störfaktoren ausblende, oder konkreter die Frage, was in meinem Leben nervt und was mir Freude bereitet. Aus einer Laune heraus (und vielleicht weil ich durch das Studium ein bisschen geschädigt bin) habe ich mal eine schnelle qualitative Analyse erstellt, womit ich dieses Jahr so meine Zeit verbracht habe, und habe zwei Faktoren erkannt, die anscheinend eine Rolle spielen: Gehe ich einer Tätigkeit alleine oder mit anderen nach und handelt es sich um Alltag oder aus der Reihe fallende Ereignisse?

Während die Verteilung von Tätigkeiten alleine und mit anderen insgesamt sehr gleichmäßig ist, gibt es ein starkes Ungleichgewicht bei Aufteilung in positiv, negativ und neutral empfundene Tätigkeiten. Während bei den Tätigkeiten alleine die negativen Einträge fast die Hälfte und mit den neutralen zusammen deutlich mehr als die Hälfte ausmachen, sind diese beiden Kategorien bei den Tätigkeiten mit anderen fast leer. Ich verbringe meine Zeit also wesentlich lieber mit anderen, habe dazu aber oft keine Gelegenheit. Soweit so vorhersehbar. Interessanter ist allerdings, dass die wenigen negativ empfundenen Dinge, in die andere Personen involviert sind, allesamt alltäglicher Art sind. Das stützt eine These von mir, dass wir an allem nach und nach die Lust verlieren, wenn wir uns zu lange, zu oft oder in einem zu hohen Maße unfreiwillig oft damit beschäftigen (zweimal die Woche mag ich meinen Job, täglich nicht).

Was mache ich nun mit diesen Erkenntnissen? Mir fallen spontan zwei Ansätze ein. Zum einen kann ich zwar wenig Einfluss darauf nehmen, welche Uni-Veranstaltungen ich besuchen muss und wieviele Stunden ich in der Woche arbeiten muss, aber ich kann versuchen, die Anteile zu verlagern. Ich kann also daran arbeiten, die mir zur Verfügung stehende Freizeit besser zu nutzen. Dazu passt auch der zweite Ansatz: Negative Stimmung (und von der ging ich ja aus, als ich anfangs feststellte, dass ich mich gefühlt mehr aufrege und beschwere, wenn ich mit Freunden rede) entsteht auch durch die Erwartung und das Bevorstehen von negativ empfundenen Ereignissen. Soll heißen: Wenn meine Ticketliste auf der Arbeit lang ist, wird mich das auch nerven, wenn ich gar nicht im Büro bin. Wenn ich immer noch keine Unterkunft für meinen Urlaub habe, schränkt das meine Vorfreude ein, auch wenn ich gerade gar nicht konkret damit beschäftigt bin. Und zuletzt raubt Aufschieberei Zeit - ich muss mich immer wieder einarbeiten, springe hin und her, nehme Bücher in die Hand, aber nicht lange genug, nichts wird wirklich fertig.

Es hilft also alles nix - ich muss da durch. Den Stoff auch für die langweiligen Vorlesungen sofort aufbereiten, damit er mir in der Klausurphase nicht im Weg steht. Das hat dieses und letztes Semester teilweise schon gut geklappt. Arbeiten in großen Blöcken, damit endlich mal richtig was geschafft wird. Das hat heute mal wieder funktioniert und auch bei meinem Telejob in New York gelingt mir das ab und zu - da wird es dann auch belohnt mit dem geilen Gefühl, an einem Nachmittag 150€ verdient zu haben. Öfter mal spülen, damit ich nicht irgendwann zwei Stunden damit verbringe und anschließend wegen der weichen Finger nicht Gitarre spielen kann, was mich auch noch einer der wenigen erfreulichen Freizeitaktivitäten beraubt, denen ich jederzeit nachgehen kann. Und genau das - Gitarre üben, Fotografieren gehen, Bloggen - auch mal bewusst einbauen, wenn ich absolut keine Motivation für Arbeit oder Uni aufbringen kann, um nicht Zeit zu verschwenden, indem ich missmutig vor dem PC hocke. Auch das hat sich gelegentlich schon bewährt, wenn auch bisher eher unbewusst, und gelegentlich ist dann die Überraschung groß, wie leicht mir manche Lieder schon fallen.

Und was die Gespräche mit Freunden angeht - vielleicht ist es auch dort hinderlich, wenn es zum Alltag verkommt. Manchmal gibt es eben einfach nichts zu sagen, weil nichts passiert ist und niemand in Stimmung ist, über irgendwas eine Diskussion anzufangen. Letztlich macht auch das eine gute Freundschaft aus - sich keine Gedanken zu machen, wenn man mal nichts zu reden hat.