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Klinisches Praktikum - Strahlung und Strahlentherapie

Fast zwei Jahre sind meine zwei Wochen Praktikum im Klinikum schon her, da taucht dieser fertige Artikel wieder auf. Da ich ihn nicht geschrieben hätte, wenn es nicht um spannende Themen gehen würde, will ich ihn euch nicht vorenthalten.

Nach den drei Blöcken in der Kardiologie folgten einige eher lose organisierte Einblicke in verschiedene Bereiche. Wir verbrachten einen Tag in den Röntgen-Bunkern, was recht interessant, aber wenig spektakulär war. Wir lernten, das im Krankenhaus unheimlich viel klassisch geröntgt wird, hier in Chemnitz vor allem Oberkörper und Beine. Es werden Schrittmacher-Sonden kontrolliert, es wird Wasser in der Lunge gesucht und es werden Schienen, Nägel und Schrauben geprüft. Vor allem aber lernten wir, dass es für die zuständigen Mitarbeiter Fließbandarbeit ist, und waren froh, dort raus zu kommen.

Zum Röntgen gehört auch die Computertomografie (CT), wo, genauso wie im Röntgen, die Mitarbeiter bloß ausführende Kraft sind, und auch dort geht es zu wie am Fließband. Nach zwei Patienten, deren Untersuchung wir beiwohnten, fiel das CT auch noch aus, so dass wir dort nicht viel lernten. Dafür gibt es ein Foto (unten). Ebenfalls in der Abteilung Röntgen durchgeführt werden Angiografien - die kannten wir schon vom Herzkatheterlabor.

photo of a CT device in a hospital

Den Mittwoch verbrachten wir in der Abteilung für Medizintechnik, also dort, wo wir später potenziell arbeiten können. Das war recht aufschlussreich, brachte aber wenig Inhalte mit sich, die ich hier präsentieren könnte. Daher weiter zum spannendsten Teil der zweiten Woche: Unser Besuch in der Strahlentherapie.

(Chronologisch richtig würde ich hier noch anführen, dass ich auf persönlichen Wunsch mit zu einer Fallbesprechung durfte, in der MRT-Untersuchungsergebnisse im größeren Ärztekreis diskutiert wurden, was zwar spannend anzusehen, aber zugegebenermaßen nicht besonders nützlich war. MRTs von anderen Dingen als dem Gehirn sind außerdem cool, aber eben nicht so spannend wie fMRT-Scans vom Gehirn.)

Der Herr von der Strahlentherapie hielt uns dann zunächst einen Vortrag, was uns schon erschaudern ließ, aber glücklicherweise verstand er es doch recht gut, seiner Begeisterung für sein Gebiet Ausdruck zu verleihen. Wir lernten viel am Beispiel der Behandlung von Prostatakrebs. Auf dem Gebiet ist das Klinikum Chemnitz führend - man arbeitet dort mit sogenannten Seed-Implantationen. Dabei wird ein kleines (1x5mm) Strahlenpräparat in die Prostata eingesetzt und dauerhaft dort belassen. Das führt zwar dazu, dass die Patienten 6 Monate lang niemandem für längere Zeit näher als einen Meter kommen sollten, dafür ist es aber ein extrem zuverlässiges Verfahren. Konkret wurden uns 431 Patienten genannt, die in den bisherigen zehn Jahren behandelt wurden, von denen 425 keinerlei neue Krebszellen gebildet haben und nur 6 rezidiv waren. Allerdings werden mit dieser Methode auch nur Patienten mit sowieso guten Prognosen behandelt, also solche ohne Metastasen und mit moderater Progression. Man sollte sich also nicht blenden lassen und darf durchaus die Stirn runzeln angesichts der Tatsache, dass man als so behandelter Patient seine Prostata nach dem Tod als radioaktiven Abfall entsorgen lassen muss.

Von der Strahlenbelastung für den Patienten ist das allerdings wohl die beste Methode, da direkt am Ziel behandelt wird. Weitere Maßnahmen wie eingeklebte Kissen zwischen Prostata und Darm verbessern die Situation noch weiter. Selbst Methoden wie Bestrahlung im Nahfeld (zeitweise wiederholte Einführung eines Strahlenpräparates über den Darm, oder z.B. bei Gebärmutterkrebs über die Vagina) sind längst nicht so schonend, ganz zu schweigen von der bekannteren perkutanen Bestrahlung (also der Bestrahlung von außen durch die Haut).

Letztere ließen wir uns dann noch live vorführen. Zugegebenermaßen bin ich schwer beeindruckt von der extrem hoch entwickelten Technik moderner Bestrahlungsmaschinen. Es war auch der Höhepunkt des immer wiederkehrenden Mantras "Lagerung ist alles": Die Patientin, die wir zu sehen bekamen, wurde bestimmt 15 Minuten lang aufwändig positioniert, Kopfhalterungen und Gesichtsmasken zum Strahlenschutz werden individuell angefertigt, natürlich ist der Lagerungstisch auf jede erdenkliche Art verstellbar und ich bin sicher, ich vergesse noch einige Aspekte. Die tatsächliche Bestrahlung dauerte dann kaum eine Minute.

Moderne Computerberechnungen steuern ihren Teil bei, jede Bestrahlung wird vorher simuliert, die Strahlenfelder können inzwischen recht fein modelliert werden (kein Tumor ist ein schnödes Rechteck oder ein Kreis). Mit Infrarotlicht wird während der Bestrahlung die Atmung analysiert und es wird immer dann bestrahlt, wenn bedingt durch die Atmung alle unbeteiligten Organe möglichst weit weg vom Zielort sind (deren Lage in bestimmten Atemphasen wird vorher durch CT bestimmt).

Beobachtet haben wir die Behandlung über Video hinter drei Meter dicken Betonwänden und einer 70cm dicken Bleiparaffintür, auch das durchaus beeindruckend. Auch einige Sidefacts konnten wir aufschnappen, so kostet ein Bestrahlungspräparat etwa 4000 Euro im Vierteljahr - danach ist die Strahlendosis durch Zerfall so gering, dass die Präparate ausgetauscht werden. Bis dahin muss die Bestrahlungsdauer entsprechend angepasst werden - Peanuts gegen die Berechnungen, die zur Konzentration der Strahlendosis auf das Zielgebiet dienen.

Den letzten Tag verwendeten wir auf die Auswertung des Praktikums. Mir persönlich hat es eine Menge spannende Einblicke gebracht - für das Studium und das spätere Berufsleben direkt relevant war nur der Tag bei den Technikern, aber auch die anderen Erfahrungen werden die meisten Menschen nie machen. Daher bin ich froh, das Praktikum hier in Chemnitz absolviert zu haben, wo die Kooperation mit der Uni doch recht gut läuft. Nicht im Sinne guter Organisation, wohl aber in dem Sinne, dass man uns an vielen Orten Zugang gewährt hat. Und außerdem finden wir uns jetzt in den Irrgängen des Klinikums etwas besser zurecht...



Klinisches Praktikum 2. Tag - Einsetzen eines Schrittmachers

Auch den zweiten Tag des Praktikums verbrachte ich mit meinen beiden Kommilitonen auf der Intensivstation K010 und damit ihr nicht genauso erschlagen werdet wie ich, habe ich den zweiten Tag mal ausgelagert. Da gab es nämlich direkt wieder Action: Während wir noch müde bei der Visite den Pflegern hinterher schlurften, kam der Oberarzt rein und meinte, heute könne mal jemand mit in den Schrittmacher-Saal. Hier ich!

Schwupps zwei Türen weiter und wieder Vorbereitung, diesmal nicht nur im Raum und am Patienten, sondern auch an mir. Umziehen (jetzt nicht mehr in allgemeinblau, sondern in stylischem OP-grün1), OP-Schuhe an, Haarnetz, Mundschutz, blöde Witze reißen wie bescheuert wir alle aussehen, Schürze und "Kostüm" (Strahlungsschutz). Und natürlich: Feststellen dass die Realität mal wieder viel entspannter aussieht als im Fernsehen, der Herzschrittmacher-OP ist einfach ein Raum mit einem Regal, zwei Tischen und ein paar fahrbaren Geräten, mit direktem Übergang zu einem Vorraum mit typischer Büro-Arbeitsfläche. Nix mit Schleusen oder Beobachtungsfenstern (vielleicht woanders), bloß ein dickes Schild an der Tür - und ok, wir sind ja auch schon auf der Intensivstation, wo nicht jeder reindarf.

Herzschrittmacher

Auch im Saal hieß es wieder, gute Vorbereitung ist alles. Das Implantieren eines Herzschrittmachers dauert von Schnitt zu Naht nur 20-30 Minuten, insgesamt waren wir aber über eine Stunde beschäftigt. Desinfizieren der Patientin war natürlich angesagt und auch wieder allerlei Vorbereitungen zum Schutz der Wundumgebung. Der Eingriff wurde unter örtlicher Narkose durchgeführt, unsere Patientin war also bei Bewusstsein. Der Schrittmacher wird oben in die Brust eingesetzt, so kann auch das Gesicht verdeckt werden (man darf sich aussuchen ob zum Schutz vor Blutspritzern oder um als Patient nicht zusehen zu müssen). Auch die diesmal zum Einsatz kommenden elektrischen Geräte wollen kurz getestet werden.

Ablauf des Eingriffs (hier sagt niemand Operation) ist dann etwa so: An einer passenden Stelle wird das Hautgewebe durchtrennt bis runter auf die Muskelfaszie2. So wird eine Tasche geschaffen, in die der Schrittmacher eingelegt werden kann, und ein Zugang zur Vene. Mittels Katheter und der bereits bekannten Drahtführung werden unter Röntgenbildbeobachtung nacheinander die zwei Sonden unseres Zweikammerschrittmachers bis in das Herz transportiert und dort wahlweise eingehakt oder eingeschraubt. Dazu jeweils elektrische Tests, welche Spannung benötigt wird, um die zugrundeliegende Herzerkrankung zu therapieren (sollte möglichst gering sein, schont die Batterie). Dann Einsetzen des Schrittmachers und Zunähen.

Wir waren diesmal zu sechst im Raum, da jeweils ein Arzt und ein Pfleger gerade angelernt werden. Normalerweise wird der Eingriff von einem Arzt mit Assistenz eines Pflegers durchgeführt, dazu ein zweiter Pfleger, der an der entsprechenden Kontrollstation die elektrischen Tests durchführt.

Feststellung: Endoskopische Verfahren sind supercool. Vollnarkose ist nicht erforderlich, auch muss das Herz nicht eröffnet werden, überhaupt ist kein großes Aufschneiden nötig und auch der Schrittmacher ist bloß so groß wie ein 2-Euro-Stück. Gruselig ist höchstens noch die Vorstellung von in der Vene verlaufenden Drähten, die im Herzen festgemacht werden. Deren Lage und Fixierung wurde übrigens immer wieder kontrolliert, indem man die Patientin kräftig atmen ließ (nicht, dass alles verrutscht, sobald sie aufsteht).

Außerdem bemerkenswert: Es floss weitaus weniger Blut als am Vortag. Durchtrennte Blutgefäße werden umgehend elektrisch verödet, um den Blutfluss zu stoppen. Das erspart Transfusionen bzw. schont den Kreislauf und macht die Arbeit des Arztes angenehmer.

Während der Arzt die Patientin noch "zumachte", wurden parallel schon die am Schrittmacher eingestellten Werte dokumentiert, ein Schrittmacherpass erstellt und auch der Verlauf der OP, die verwendeten Materialien und die nötige Strahlendosis mussten erfasst werden. Bei so kurzen Eingriffen macht die Dokumentation schonmal 20% der benötigten Zeit aus, daher wird hier viel parallel gearbeitet. Das ist auch wichtig, weil beim nächsten Eingriff oder weiteren Einstellungen andere Personen beteiligt sein können - die dann schnell wissen müssen, wie es letztes Mal gelaufen ist.

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Foto des Schrittmachers: von J. Heuser unter der Lizenz CC-by-sa 3.0

Titelfoto (EKG, das eine Herzrhythmusstörung zeigt): von Bionerd unter der Lizenz CC-by 3.0

  1. Dieser Artikel zeigt sehr schön auf, warum OP-Kleidung grün ist - es steckt eine Menge Psychologie dahinter, und zwar sowohl Emotions- als auch Biopsychologie: Warum tragen Ärzte im OP grüne Bekleidung?
  2. Die oberste Schicht eines Muskels, also das erste, worauf man trifft, wenn man in Richtung Muskel durch die Haut schneidet.


Klinisches Praktikum 1. Tag - Geräte auf der Intensivstation & ein blutiger Eingriff

Während für mein erstes Fach Sensorik und kognitive Psychologie ein beliebiges studienbezogenes 9-wöchiges Praktikum vorgesehen ist, ist am Ende des dritten Semester Biomedizintechnik eindeutig geplant, dass zwei Wochen Praktikum im örtlichen Klinikum absolviert werden. Da der Dozent für alle unsere Medizinvorlesungen dort Oberarzt ist, ergibt das auch Sinn, sollte man meinen.

So unkompliziert wie dadurch die Vermittlung war, so wenig Informationen gab es auch. Während es bei der Ankündigung noch danach klang, als wäre es ein eher technisches Praktikum, wirkte die Einweisung eher wie für ein medizinisches Praktikum. Entsprechend ratlos tauchten wir also zu neunt früh um 8 auf der kardiologischen Intensivstation auf, wo unser Dozent uns in Empfang nahm (diesmal in Krankenhaus-Arbeitskleidung).

Der organisatorische Block verschaffte erste Klarheit: Wir würden allerlei verschiedene Stationen besuchen, in Dreiergruppen, nahezu vollständig als Zuschauer. Eine der Stationen würde die Haustechnik sein, aber insgesamt geht es wohl eher um einen allgemeinen Einblick in den Klinikalltag.

Meine Gruppe durfte die ersten beiden Tage auf der Intensivstation bleiben (der kardiologischen - auch mir war vorher nicht klar, dass es nicht "die" Intensivstation gibt). Dort bekamen wir an beiden Tagen jeweils die Möglichkeit, einem Eingriff beizuwohnen, ansonsten war allerdings nicht viel los. Intensivpatienten benötigen viel Pflege, Umlagerung, Verbände wechseln, Waschen, Medikamente und Messwerte kontrollieren... man bedenke, viele der Patienten dort schlafen aufgrund von Medikationen dauerhaft (bzw. sind sediert), viele hatten einen Herzstillstand und ja, die Prognosen sind oft schlecht und ziehen entsprechende Konsequenzen nach sich. Wir lernten, dass bei einem Herznotfall eine gut funktionierende Rettungskette (schnelles Auffinden, gute Ersthilfe, schneller Transport) wichtig ist, aber nicht immer ausreicht, und dass auch in schlecht gelaufenen Fällen gelegentlich eine gute Genesung erfolgt.

Da wir nicht zu Pflegepersonal ausgebildet werden, beschäftigten wir uns mittags mit herumstehenden idiotensicheren Geräte, klebten EKG-Elektroden an unsinnige Stellen und lösten natürlich keine Messungen aus, ohne entsprechende Vorbereitungen zu treffen. Auch die Lektüre des Handbuchs zum Beatmungsgerät war nicht nur Beschäftigungstherapie, gerade im Vergleich zu den Heimbeatmungsgeräten aus dem Schlaflabor war es doch interessant zu sehen, was die Technik hergibt.

Nun aber zu den aufregenden Themen. Bevor wir am ersten Tag das freie Patientenzimmer zerlegten, wurde bei einem Patienten eine Tracheotomie durchgeführt. Eine Tracheotomie, das wussten wir vorher, ist ein Luftröhrenschnitt, den man nutzt, um einen semi-dauerhaften Anschluss für ein Beatmungsgerät zu schaffen. Wir wissen nun auch, es ist der nächste Schritt nach einer Intubation (Beatmung durch Schlauch im Mund). Eine Beatmung direkt in die Luftröre ermöglicht eine bessere Hygiene (der Mund ist ja dann nicht mehr blockiert) und sie ist wesentlich schonender für alle an der Atmung beteiligten Elemente, z.B. werden die Stimmlippen im Kehlkopf nicht durch trockene Luft belastet. Außerdem ist der Transportweg der Luft kürzer1, was es dem Patienten erleichtert, wieder selber zu atmen.

Zu einem Eingriff gehört eine Menge Vorbereitung, das sollte auch später immer wieder Thema sein. Gefallen hat mir die recht simple Methode des sterilen Tisches, der nur mit sterilen Händen angefasst werden darf und auf dem alle sterilen Geräte und Utensilien bereit gelegt werden. Interessant zu sehen war dabei, wie gelegentlich abgewogen wurde, was ausgepackt wird (weil ausgepackt = nicht mehr steril). Am Patienten wird nicht nur desinfiziert und aufgeschnitten, sondern es werden auch allerlei Maßnahmen zur Sauberhaltung ergriffen (es könnte Blut fließen) und vor allem ist eine richtige Lagerung sehr wichtig.

Trachea-Kanüle

An einer Tracheotomie sind mindestens zwei Personen beteiligt, in unserem Fall auch noch ein paar helfende Hände mehr. Während die Oberärztin den Schnitt durchführte und die Atemkanüle (Bild von Klaus D. Peter, Lizenz CC-BY-SA-3.0) anbrachte, kontrollierte eine der Schwestern per Endoskop die korrekte Lage der Führungsdrähte. Das Verfahren funktioniert dann nämlich so, dass zunächst mit einer Spritze ein Draht eingeführt wird, über den dann nacheinander immer dickere Dilatatoren (spitz zulaufende Plastikröhrchen) in das Gewebe geführt werden, um es ausreichend aufzuweiten. Da passt am Ende dann durchaus ein Finger rein. Der Beatmungszugang wird dann mehr oder weniger einfach eingesteckt und innen mit einem aufblasbaren Ballon festgehalten (damit der Schlauch nicht rausrutschen kann).

Es ist leider schwer, entsprechende Bilder aufzutreiben, die man auch verwenden darf, daher verweise ich an dieser Stelle mal auf ein (unblutiges) Video auf Wikimedia Commons. Es zeigt, was man durch das Endoskop sieht. Das Video wurde nicht bei einer hier beschriebenen Tracheotomie durchgeführt, sondern bei einem Eingriff aufgrund einer Beschädigung der Trachea, es zeigt also keinen gesunden Patienten, aber man bekommt einen guten Eindruck davon, was man sieht. Wir durften selbst mal reinschauen und in unserem Fall war die Bildqualität noch wesentlich besser.

Trachea-Endoskopie nach Trachea-Ruptur (es fließt kein Blut)

Was gab es sonst noch an Eindrücken am ersten Tag?

  • Viele Patienten werden beatmet, das kann mit Raumluft sein (wie ich es aus dem Schlaflabor kannte), üblicherweise ist aber ein höherer Sauerstoffanteil zugesetzt, da sonst keine ausreichende Sauerstoffsättigung im Blut erreicht wird. Vor kritischen Eingriffen sind es 100% Sauerstoff, um das Gewebe mit Sauerstoff zu fluten, damit während des Eingriffs kein kritischer Abfall auftritt. Bei gutem Verlauf werden die Patienten dann nach und nach entwöhnt: Der Sauerstoffanteil wird reduziert und der Atemvorgang selbst wird immer mehr dem Patienten überlassen, zunächst über entsprechende Einstellungen am Beatmungsgerät, dann über die Tracheakanüle (wie oben eine eingesetzt wurde) nur noch zeitweise, am Ende ist es nur noch Sauerstoffgabe über eine Nasenbrille.
  • Manche Patienten müssen aufgewärmt werden, weil sie ihre Körpertemperatur nicht aufrecht erhalten können. Andere werden heruntergekühlt (auf 32°C), um Organschäden durch Infektionen nach einem Ausfall des Herz-Kreislauf-Systems zu reduzieren.
  • Auf der Intensivstation blinkt und klingelt wirklich ständig irgendwas. Allerdings rennen dann nicht wie im Fernsehen wild Menschen durch die Gegend, denn erstens ist die Station von der räumlichen Ausdehnung her ziemlich klein und zweitens sind die Mitarbeiter dort doch recht entspannt.
  • Das EKG und die Sauerstoffsensoren in der Kardiologie sind viel toller als die im Schlaflabor. Auch wenn mir der EKG-Monitor gleich eine Herzrhythmusstörung diagnostiziert hat, weil wir die Elektroden lausig geklebt hatten.
  • Krankenhauskleidung hat kein innen und außen und auch nicht so richtig vorne und hinten. Wenn man sich schnell umziehen muss, muss man auf nichts achten.
  1. Geringeres Totraumvolumen = Volumen, das nicht zum Sauerstoffaustausch genutzt wird


Allergien, anaphylaktische Schocks und Epi-Pens

Menschen neigen dazu, geschockt zu reagieren, wenn sie unwissend sind. Nachdem hoffentlich keiner meiner Leser zu Neujahr eine Hand verloren hat, hier ein paar Informationen zu einem weniger spektakulären, aber lebenswichtigen Thema: Wie funktionieren eigentlich diese ominösen Notfall-Sets für Allergiker?

Ich habe seit ungefähr immer schon eine Erdnussallergie. Eine schwere Erdnussallergie. Wenn jemand neben mir Erdnussflips isst, muss ich mich wegsetzen, weil es mir unangenehm ist. Wenn ich einen einzelnen Keks esse, der Spuren von Erdnüssen1 enthält, wird mir übel, und ein Löffel Erdnussbutter nimmt mir die Luft. Das fand meine Ärztin bedenklich und verpasste mir ein Notfallset, das mich retten soll, falls ich mal versehentlich eine zu große Menge Erdnüsse esse. Da:

allergienotfallset.jpg

Die beiden appetitlichen Flüssigkeiten sollen Schlimmeres verhindern, wenn sie rechtzeitig eingenommen werden. (Der vorgesehene Gebrauch ist der Konsum in Tropfen, im Notfall einfach auf Ex). Das dritte lustige Utensil ist das, was in Film und Fernsehen typischerweise Epi-Pen heißt und in unglaublich dramatischen Situationen auftritt. Es handelt sich dabei um eine idiotensicher anzuwendende Spritze, die Adrenalin enthält. Im Fall einer Atemnotreaktion kann Adrenalin verhindern, dass ich ersticke, bevor der Notarzt kommt, weil es Atem- und Blutgefäße weitet.

Das funktioniert dann auch tatsächlich wie im Film: Auspacken, Sicherungskappe abziehen und schwungvoll in den Oberschenkelmuskel stechen. Was man dann im Fernsehen nicht sieht, aber auch wichtig ist: Drauf drücken, mindestens zehn Sekunden, damit auch alles rausgeht. Dann Notarzt rufen und die Spritze nicht wegwerfen, sondern sicher verpacken und dem Arzt mitgeben.

Die Sache mit dem Oberschenkel hat dabei eine wichtige Bedeutung. Adrenalin darf nämlich nicht direkt in den Blutkreislauf gespritzt werden. Daher muss die Injektion unbedingt in den Oberschenkel erfolgen, wo die Chancen gut sind, dass man den Muskel trifft, von wo das Adrenalin dann zügig, aber nicht direkt aufgenommen wird. Auch wenn man weiß, wo das Herz liegt, also keineswegs ins Herz oder auch nur eine Arterie stechen! Ebenso natürlich nicht, wenn der Kandidat noch fröhlich bei Bewusstsein ist und sich klar verständigen kann... ihr führt ja hoffentlich auch keine Herzmassage bei vorhandenem Puls durch.

Falls euch Personen bekannt sind, die Lebensmittel- oder ähnliche Allergien haben (Allergien gegen Insektengifte z.B. sind recht verbreitet), sprecht sie ruhig darauf an, wie man sich im Notfall verhalten soll. Die richtige Anwendung von Notfallmaßnahmen bei Allergikern ist ebenso wichtig und wirksam wie die richtigen Maßnahmen bei Diabetikern oder Epileptikern.

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  1. Tatsächlich sind diese Hinweise auf Spuren von Erdnüssen in vielen Produkten nämlich sehr ernst zu nehmen, auch wenn oftmals keine Spuren von Erdnüssen enthalten sind.


"Öko" sein im studentischen Alltag

In meinem Haushalt und generell in meinem Leben läuft einiges anders als beim Durchschnittsbürger und gelegentlich werde ich dafür als Hippie oder Öko oder Freak bezeichnet. Abwertend gemeint ist es selten, aber auch mit der bloßen Sonderstellung möchte ich gerne aufräumen. Denn gerade wenn es um Ernährung oder bewussteren Konsum geht, denken viele, ein besserer Lebensstil sei mit viel Aufwand verbunden - dabei ist das oft gar nicht. Auch werden viele Lebensstile und Bewegungen als lächerlich und sinnlos angesehen, weil sie zu extrem sind - dabei soll vieles vor allem wachrütteln und aufklären, meine vegetarische Ernährung ebenso wie "Zero Waste", eine aktuelle Bewegung und der Versuch, jeglichen Müll zu vermeiden.

Ich würde nie von jemandem verlangen, so extrem zu werden. Es ist allerdings nicht schwer, mal kurz nachzudenken was man wirklich braucht, und man muss auch kein Idealist sein dafür. Isst man weniger Fleisch, kann man dafür besseres kaufen und es mehr genießen. Kauft man nur soviele Lebensmittel, wie man verbrauchen kann, bevor sie verderben, muss man weniger wegwerfen. Kleidung kann man lange tragen ohne neue kaufen zu müssen und wenn man ein Kleidungsstück nicht mehr sehen kann, findet es sicher einen Käufer, der es noch tragen würde - Müll vermieden. Die im Klinikum obligatorischen Papiertücher braucht man Zuhause definitiv nicht, in nahezu allen Fällen sind waschbare Stoffhandtücher und Putzlappen ausreichend. Ein Paar Gummihandschuhe hilft beim Spülen denen, die sich normalerweise davor ekeln, in stehendem Wasser statt unter fließendem Wasserstrahl abzuwaschen.

Bei der konkreten Produktauswahl gibt es tausend Dinge, die man beachten kann, und man muss sie nicht alle auf einmal lernen. Ich möchte aber ein paar Beispiele dafür geben, wie ich nach und nach Produkte, die ich immer wieder kaufe, aus Nachhaltigkeitsgründen ausgetauscht habe.

  • Papier-Wischtücher: Oben schon erwähnt, verwende ich gar nicht mehr. Es erscheint mir sinnvoller, ein paar mehr einfache Putzlappen zu haben und zu waschen (und notfalls auch mal auszutauschen), als für jedes Mal Kleckern ein Einmal-Wischtuch zu verwenden. Da habe ich auch gleich viel weniger Müll.
  • Margarine: Palmöl und Palmfett stammen oft aus Monokulturen und werden nicht selten in Ländern gewonnen, in denen die Arbeitsbedingungen verwerflich sind. Die Kaufland-Eigenmarken-Margarine besteht zu 100% aus Sonnenblumenöl - und kostet auch noch deutlich weniger als die beliebte Rama, auf die das nicht zutrifft. In anderen Lebensmitteln Palmöl und -fett zu vermeiden ist schwieriger, aber zumindest teilweise möglich.
  • Waschmittel: Das Eigenmarken-Waschmittel von dm ist Stiftung Warentest-Sieger, die ganze Marke "denkmit" wird außerdem tierversuchsfrei produziert. Schon das erste Semester im psychologisch-medizinischen Bereich an der Uni hat gereicht, um mir klar zu machen, dass Tierversuche keineswegs brauchbare Rückschlüsse auf den Menschen zulassen. Natürlich lassen sich viele Ergebnisse übertragen - ebenso viele allerdings eben nicht. Das Testen von Produkten an Tieren ist also nicht nur moralisch bedenklich, sondern nichtmal zwingend nützlich. Daher versuche ich, möglichst alle Kosmetika und Putzmittel von Herstellern zu beziehen, die keine Tierversuche durchführen oder durchführen lassen. Spülmittel beispielsweise von Frosch, Shampoo von lavera (beides im gut sortierten Supermarkt / Drogeriemarkt erhältlich). Oft sind die Preise auf dem gleichen Niveau wie die der Konkurrenz.

Neben solchen Kleinigkeiten ist Second Hand extrem wichtig. Schon aus finanziellen Gründen hilft es mir, auch aus ethischen Gründen werbe ich aber immer wieder dafür. Mit etwas zeitlicher Flexibilität und notfalls einem Freund mit Auto bekommt man nahezu jedes elektrische Gerät und zahlreiche Möbelstücke und Wohnungseinrichtung gebraucht im Internet, teilweise sogar geschenkt. Auch Medien sind leicht gebraucht zu beschaffen. Für Kleidung gibt es sogar Second Hand-Geschäfte. In der Regel ist der Zustand der Waren sehr gut und das Gekaufte kann noch lange weiter genutzt werden. Auf meinem Schreibtisch befinden sich zahlreiche Geräte und mehrere DVDs und Bücher und bis auf wenige Ausnahmen habe ich alles gebraucht erworben.

Es ist nicht notwendig, enormen Aufwand zu betreiben, um weniger verschwenderisch zu leben. Man muss nur erkennen, wie viel man schon einfach so erreichen kann. Spätestens der oft damit verbundene finanzielle Anreiz sollte zum Ausprobieren verleiten. Und wenn ein Shampoo mal vier Euro kostet statt zwei, darf man auch ruhig mal davon ausgehen, dass es nicht nur ökologischer, sondern auch verträglicher ist als die altbekannte Marke - denn oft ist das der Fall. Vieles, was Tiere und Ökosystem schont, nutzt auch dem Menschen.

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Weiterführender Linktipp: Ärzte gegen Tierversuche



Schlaf & Arbeit

Patientenzimmer wie im Text beschriebenSeit …



[kettenbriefe] Erkennung eines Schlaganfalls

Die bisher sinnvollste Kettenmail, die ich bekommen habe...

Ein wahres Ereignis:

Während gegrillt wurde, stolperte Ingrid und fiel hin. Man bot ihr an, einen Krankenwagen zu rufen, doch sie versicherte allen, dass sie OK war und nur wegen ihrer neuen Schuhe über einen Stein gestolpert war.

Weil sie ein wenig blass und zittrig wirkte, half man ihr, sich zu säubern und brachte ihr einen neuen Teller mit Essen. Ingrid verbrachte den Rest des Abends heiter und fröhlich. Ingrid's Ehemann rief später an und ließ alle wissen, dass seine Frau ins Krankenhaus gebracht worden war. Um 23.00 Uhr verstarb Ingrid. Sie hatte beim Grillen einen Schlaganfall erlitten. Hätten ihre Freunde gewusst, wie man die Zeichen eines Schlaganfalls deuten kann, könnte Ingrid heute noch leben.

Manche Menschen sterben nicht sofort. Sie bleiben oft lange in einer auf Hilfe angewiesenen, hoffnungslosen Situation.

Es dauert nur 1 Minute, das Folgende zu lesen...

Ein Neurologe sagte, dass, wenn er innerhalb von 3 Stunden zu einem Schlaganfallopfer kommen kann, er die Auswirkung eines Schlaganfalls aufheben könne. Er sagte, der Trick wäre, einen Schlaganfall zu erkennen, zu diagnostizieren und den Patienten innerhalb von 3 Stunden zu behandeln, was allerdings nicht leicht ist.

Erkenne einen Schlaganfall: Es gibt 4 Schritte, an die man sich halten sollte, um einen Schlaganfall zu erkennen.

Nun sagen Ärzte, dass Umstehende einen Schlaganfall erkennen können, wenn sie 4 einfache Fragen stellen:

  • Bitte die Person, zu lächeln (sie wird es nicht schaffen).
  • Bitte die Person, einen ganz einfachen Satz zu sprechen (zum Beispiel: "Es ist heute sehr schön.").
  • Bitte die Person, beide Arme zu heben (sie wird es nicht oder nur teilweise können).
  • Bitte die Person, ihre Zunge heraus zu strecken (Wenn die Zunge gekrümmt ist, sich von einer Seite zur anderen windet, ist das ebenfalls ein Zeichen eines Schlaganfalls.)

Falls er oder sie Probleme mit einem dieser Schritte hat, rufe sofort den Notarzt und beschreibe die Symptome der Person am Telefon.

Ein Kardiologe hat gesagt, wenn man diese Mail an mindestens 10 Leute schickt, kann man sicher sein, dass irgendein Leben / event. auch unseres / dadurch gerettet werden kann.Wir senden täglich so viel "Schrott" durch die Gegend, da können wir doch auch die Leitungen mal mit etwas Sinnvollem verstopfen, findet Ihr nicht?