Open Flair 2011 Timetable

Für die, die gerne den Zeitplan vom Open Flair in einem Format wollen, das auf eine Seite passt, hier alle vier Tage in einer Übersicht. Vom E-Werk und vom Kleinkunstzelt habe ich nur ausgewählte Acts aufgenommen. Die erste Version ist mit Empfehlungen von mir. Etliche Bands habe ich kennen gelernt bzw. sogar live gesehen, nachdem das Open Flair bereits ausverkauft war (und ich beschlossen hatte, nicht hinzufahren). Geht hin. Die sind alle echt richtig gut live. Wenn ich könnte, würde ich jetzt auch fahren - so bleibe ich hier und nehme am TEN SING-Austausch Hagen/Ungarn/Weißrussland teil, auch ne nette Sache. hahahah

Allen, die hinfahren, wünsche ich viel Spaß und dass das Festival dieses Jahr besser organisiert ist als letztes Jahr. hahahah Die Pläne gibt's nach dem Klick.

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Bochum Total ausgeflippt!

Wheyho. Mein kurzer Zwischenbericht der ersten beiden BoTo-Tage klang ja eher nüchtern - was darauf zurück zu führen ist, dass an den ersten beiden Tagen für meinen Geschmack echt wenig geboten wurde. Klar, es waren Größen wie Livingston, Casper und Jupiter Jones da, aber so als Rocker war Carpark North das einzige Highlight für mich. Die haben auch einen richtig guten Auftritt hingelegt, waren gut drauf, spielten viele eigene Songs und ein cooles Mashup, aber das Publikum ließ sich nicht wirklich begeistern. Dafür war bei Casper umso mehr los - so viel, dass ich vorzeitig gegangen bin, weil es nicht nur nicht meine Musik war, sondern vor allem so voll, dass man durchgehend damit beschäftigt war, aufzupassen, dass man nicht hinfällt.

Aber die Bandauswahl sollte sich am Samstag ändern. Ich startete etwas planlos mit Auletta auf dem Schirm - die hatte ich schon beim Hurricane 2009 und beim Open Flair 2010 verpasst. Nach Youtube-Probehören war meine Motivation aber eher gering und so ließ ich mich überreden, stattdessen zu Die Rakede zu gehen. Praktischerweise wurden die dann verschoben, so dass ich beide sehen konnte - was sehr gut war. Auletta überraschten durch ein gutes Konzert, wo wirklich alle Lieder viel besser rüber kamen als aus der Konserve, und Die Rakede waren so gut, dass ich sie mir bei Gelegenheit wieder ansehen werde - obwohl es (Elektro-)Rap ist. Dafür haben die Jungs aus Köln aber dermaßen viel Stimmung gemacht, dass das Konzert einfach klasse war und wir alle richtig Spaß hatten. Ich glaube ich habe noch nie so viele Leute Crowdsurfen gesehen. Die Headliner haben wir uns dann gespart und stattdessen mit ein paar Leuten rumgehangen, die von Zivilpolizisten berichteten, die wie Rocker rumliefen.

Der Sonntag hat dann nochmal eins draufgelegt. Wieder mal enttäuscht von den ersten Bands - das Programm war wirklich arm an ordentlichem Rock - fuhr ich erst abends los, um mir M Walking On The Water, eine Folkband aus Krefeld, anzusehen. Die waren so als Warmup ganz nett, aber die Aktionen des Publikums waren interessanter als die der Band. Die hochgehaltene Gießkanne ist dieses Jahr der absolute Dauerbrenner und Running Gag. Allerdings traf ich dort eine größere Gruppe TEN SINGer, die mich dann auch dazu brachten, danach zu Itchy Poopzkid zu bleiben. Geplant war Kettcar - aber dort sah man während dem Soundcheck mehr Regenschirme als Menschen, also nix wie zurück zur Pottmob-Bühne, wo wenigstens das Publikum gut drauf war und schon während dem Itchy-Soundcheck riesige Moshpits bildete.

Es war die beste Entscheidung des Festivals. Ein so rockiges Rockkonzert habe ich selten gesehen, es gab keinen Song, bei dem man nicht irgendwie in Bewegung war, irgendwelche Mosh- oder Circlepits gab es immer und besonders am Anfang konnte man sich der pogenden und schubsenden Masse quasi nicht entziehen. Die Band hat es sehr gut verstanden, die Stimmung weiter aufzuheizen, stellte direkt am Anfang klar, dass Regenschirme ja wohl mal gar nicht gehen, und zeigte sich immer wieder begeistert davon wie sehr das Publikum trotz des anhaltenden Regens gefeiert hat. Es war grandios. Ich habe gegen Ende meine Brille abgenommen, die immer wieder beschlagen ist, und sah nur noch verschwommene Körper und Lichtblitze. Am Ende waren wir einfach alle völlig fertig, durchgeschwitzt und glücklich.

Zum Ausklang ging's dann noch zum Offstage-Programm ins Kult, wo Ratatouille, eine Bochumer Ska-Band, auftraten. Das war noch ganz witzig als Ausklang, um wieder runter zu kommen von der Rockschlacht bei Itchy. Allerdings war die Location etwas seltsam für ein Konzert - unter der Bühne kam eine Treppe nach oben, so dass man sehr weit weg stand. Zudem war der Sound sehr schlecht abgemischt. Aber als Ausklang um danach entspannt nach Hause zu fahren war es nett. hahahah

Bochum Total 2011 startete ziemlich lahm und endete fantastisch. Für ein kostenloses Festival in unmittelbarer Nähe ist das klasse. Ein paar blaue Flecke vom Moshen habe ich mitgebracht, aber insgesamt war es sehr friedlich. Wetter- und Konzertqualität haben sich stets ausgeglichen - so war es im Schnitt immer eher ein gutes als ein schlechtes Festival.



Projekt Hörsturz - Runde 50

Jubiläum beim {ph}. Wer neu ist und das Projekt noch nicht kennt, möge bitte die Projektseite lesen. Und wer miteinsteigen möchte, kann das jederzeit gerne tun.


{rating80} The Reborn Identity (Florence + The Machine vs Carbon Based Lifeforms) - Cosmic Lifeforms (von Mars)
Hmm, könnte auch von Florence & The Machine alleine sein. Das ist eine dieser Bands, von denen ich denke, dass sie echt was drauf haben, die ich aber selten höre, weil ich sie ziemlich anstrengend finde. Bei dem Song hier hält sich das in Grenzen. Ich muss dabei immer an Unterwasserwelten denken. Tolle Kombination aus Ambient-Sounds und Florence' toller Stimme mit leichter Steigerung.

{rating00} Alex Farnham - Green Lantern Musical (von Owley)
Was zur Hölle soll das denn? Ein Typ, der nicht nur nicht singen kann, sondern auch noch permanent Schrott von sich gibt?

{rating40} Woodkid - Iron (von David)
Jetzt weiß ich auch, was gemeint war, als Beety schrieb, die Mischung könne diesmal vielfältiger nicht sein. Das hier kann ich mal so absolut nicht einordnen. Vermutlich gibt es dafür auch noch keine Schublade. Auf jeden Fall hat die Band einen zu ihrer Musik passenden Namen gewählt.

{rating60} Future Islands - Tin Man (von Kristin)
Meine Güte, diese Runde ist selbst für das Projekt Hörsturz ungewöhnlich seltsam. Wobei dieser Song hier nicht ganz so befremdlich ist wie der von vorhin. Nichtsdestotrotz auch hier wieder nicht so gewohnte Klänge und keine Chance auf Schubladendenken.

{rating40} Stella - Beatnicks D'Occasion (von Nummer Neun)
Um. Weiter geht's auf französisch. Spinn ich oder kann der Drummer den Takt nicht richtig halten? Das klingt nicht wie Absicht. Hat ein bisschen was volksmusikmäßiges.

{rating90} The Whip - Master of Ceremonies (von Konzertheld)
Ich sehe Metallica, ganz alleine bin ich mit meinem eher gewöhnlichen Vorschlag also nicht. Ein Track vom zweiten Album "Wired Together" von The Whip, welches demnächst erscheinen wird. DIe Band hat sich sehr weiter entwickelt, vor allem der Gesang ist viel besser geworden.

{rating20} Metallica - One (von Tenza)
Ach, Metallica. Auf der Show mit TEN SING Hagen haben wir "Nothing else matters" gespielt... das hängt mir jetzt derbe zum Hals raus. Und diesen Song hier finde ich genauso langweilig. Nichts weiter. Einfach langweilig.

{rating70} The Pogues - Fiesta (von Michael)
Bei dem Namen konnte ja nur etwas skaverwandtes kommen. Hat gut Tempo und macht live sicher richtig Laune. Aus der Konserve kann ich mich da meist nicht so für begeistern.

{rating40} Black Country Communion - Man In The Middle (von cimddwc)
Offensichtlich sind wir jetzt im Bereich der normalen Genres. Dieser Song hat einen ordentlichen Rocksound, kommt aber irgendwie nicht aus dem Quark. Da springt nichts über. Und wenn nichts überspringt, kommt auch das alte Leid mit dem Sänger, der nicht so recht singt, dazu, wenn auch nicht so ausgeprägt. Befremdlich, das mit Woodkid auf eine Bewertungsstufe zu stellen, die Songs haben so gar nichts gemeinsam.

{rating10} Seafood - I Dreamt We Ruled The Sun (von beetFreeQ)
AAAAH Wer hat das denn abgemischt?! Da ist ja nur noch Bass über. Grauenvoll. Überhaupt klingt das ziemlich wüst und total durcheinander. Nennt es künstlerisch wertvoll, ich nenne es grausig und gebe die rote Laterne.


{rating00} Casper - Der Druck Steigt / Blut Sehen (von WeGi)
Och neeee. Das ist ja der Song, mit dem Casper das Konzert bei Bochum Total eröffnet hat. Fand ich da schon doof. Rap geht nicht. Ausnahmen bestätigen zwar die Regel, aber die einzigen, die es geschafft haben, mir Rap schmackhaft zu machen, sind Die Rakede, und die haben auch ordentlich Elektroelemente mit dabei.

{rating20} Do Make Say Think - A Tender History in Rust (von Dr. Borstel)

{rating50} Dry the River - No Rest (von JuliaL49)

Hmpf, anscheinend sinkt die Anzahl der guten Songs mit der Teilnehmerzahl. Leute, bringt eure Vorschläge ein. Ihr müsst nicht zu jedem Song was Kreatives schreiben wenn ihr die bewertet. So manche musikalische Perle ist hier schon entdeckt worden, und wenn mehr mitmachen, macht's mehr Spaß.



52 Songs: Partyeinstimmung

Eigentlich hatte ich gar keine Lust, bei Konnas Projekt "52 Songs" mitzumachen, weil ich nicht noch eine weitere Musikserie hier haben wollte. Aber weil die Beiträge sich dafür recht schnell erstellen lassen und die bisherigen Themen auch alle interessant waren, steige ich nun mal doch mit ein.

Das Prinzip ist ganz simpel, jede Woche wird ein Thema vorgestellt und die Teilnehmer schlagen dazu dann Songs vor. Diese Woche ist es eben Partyeinstimmung - perfekt passend, schließlich ist gerade Bochum Total quasi vor meiner Haustür. Eine größere Party als ein Musikfestival gibt es für mich nicht. Und mein aktueller Lieblingssong, um mich in Stimmung zu bringen (falls nötig), ist momentan Punching in a dream von den grandiosen The Naked & Famous. hahahah



Ich kann's nicht mehr hören!

Hinz Kunze ist Singer-Songwriter aus Hintertupfingen
Hinz Kunze schreibt seine Lieder selbst und tritt gerne mal mit Akustikgitarre statt mit einer Band auf. Er kommt aus Hintertupfingen. Im 20. Jahrhundert auch: Liedermacher.
Jaqueline-Geraldine ist gar kein richtiger Fan von Wo sind Helmet!
Jaqueline-Geraldine hat Wo sind Helmet durch MTV entdeckt, über den Soundtrack von "Flashlight: Tod dem Abendrot" kennen gelernt oder einfach nur das erste und zweite Album gleichzeitig gekauft.
Jimmy eats cookies sind soooo Mainstream geworden!
Jimmy hat gemerkt, dass er sein Leben lang mit seiner Musik Geld verdienen muss und fährt jetzt deshalb lieber die sichere Schiene: Cookies mit Bertie-Botts-Bohnen-Universalgeschmack, damit jeder drauf klar kommt, statt der selbst kreierten Schweißvariante für die eingefleischten Fans.


Bochum Total Zwischenbericht

  • Das Lineup ist dieses Jahr sehr rockerunfreundlich.
  • Die Killerpilze sind keine Kinder mehr, dafür aber auch nicht mehr lustig. Und weil sie nicht überziehen durften, gab es auch nicht "Richtig Scheiße". Kinderpogo gab's trotzdem.
  • Die limitierte Auflage von Festivalbändchen war natürlich gerade ausverkauft als ich eins kaufen wollte.
  • Dass der CVJM fast direkt neben der Pottmob-Bühne ist, ist echt praktisch.
  • Carpark North sind eine geile Band mit seeeehr wenig Fans. Immerhin haben bei dem Covermix aus "Another brick in the wall", "Sweet Dreams" und "Harder better faster stronger" einige mitgeklatscht... am bittersten war der Moshpit, in dem keiner angefangen hat zu moshen.
  • Idioten, die sich auf den Schultern tragen lassen um umstehende Personen mit ekligem rotem Zeug zu duschen, werden bestraft, indem mindestens zehn andere Leute Bierdosen werfen. :D
  • Casper macht zu viel Rap und ist ziemlich beliebt. Entsprechend war es brechend voll und ich bin nach vier Liedern gegangen.


WDR 2 bringt hochkarätige Stars nach Warburg

Am Anfang gab es kaum Infos, am Ende konnte man sich den Nachrichten kaum entziehen: Warburg hat den WDR-Wettbewerb "WDR 2 für eine Stadt" gewonnen und wurde daher ausrichtende Stadt für das Open Air-Festival, bei dem neben verschiedenen WDR-Radioveranstaltungen vor allem etliche große Künstler auftraten: Dirty Dancing präsentierte das aktuelle Programm anlässlich des Umzugs nach Oberhausen, Sunrise Avenue, Alphaville, I Blame Coco, Selig, Mike & The Mechanics und Milow traten auf.

Auch wenn im gesamten Ruhrgebiet auf WDR 2 hören konnte, was für ein tolles Event das werden würde, waren die Reisemöglichkeiten ohne Auto sehr bescheiden. So reiste ich entspannt an, lief durch die Warburger Innenstadt (ab und an gab es Shuttlebusse, die aber eher für Personen gedacht waren, die nicht laufen können, denn der Weg war nicht weit und die Busse selten), versorgte mich mit Frühstück und kam entspannt durch den Einlass. Während Dirty Dancing stand ich am Einlass zur Front of Stage, der dafür sorgen sollte, dass nicht zu viel Gedränge entsteht (klappte auch einigermaßen), und dank ausnahmsweise perfektem Zeitplan konnte ich dann vor der zwangsweise frühen Rückreise genau die drei Acts sehen, die ich sehen wollte: Sunrise Avenue, Alphaville und eine meiner aktuellen Lieblingsbands, I Blame Coco.

Von Sunrise Avenue kennt hierzulande wohl jeder "Fairytale gone bad". Die Finnen selbst fragten sich heute, warum eigentlich ausgerechnet Deutschland ihr größter Markt ist, und präsentierten ein buntes Programm aus Songs von allen drei Alben, darunter natürlich auch der genannte erste Hit und das aktuelle "Hollywood Hills". Außerdem dabei waren z.B. "Choose to be me" und "Destiny" vom ersten Album. Aus letzterem wurde ein längeres Medley aus verschiedensten bekannten Hits, von aktuellen Dancehits über "Hey Baby" und "La Bamba" bis "Who let the dogs out". :D

Die Jungs waren alle ziemlich gut drauf und mussten auch gar nicht viel dafür tun, damit das Publikum glücklich ist. Schon vor dem Auftritt ging im vordersten Bühnenbereich das Gekreische los, wenn jemand den Kopf des Sängers erspähte. Zugegeben, ich kannte die Band bisher nicht sonderlich gut und die finnischen Namen kann ich mir auch nicht merken, aber der Auftritt war durchweg gut. Die Songs waren gut ausgewählt, es wurde immer wieder mit dem Publikum gewitzelt ("Is anyone on a date here? You two? What, three guys? Deutschland...") und zumindest der Sänger kann einige Brocken mehr deutsch als "Guten Abend".

In der Umbaupause hatte ich dann die Gelegenheit, in den vordersten Bereich zu kommen, sprich mittiger zur Bühne und damit auch weiter nach vorne (die Absperrung war zwar durchgehend ziemlich weit, aber nicht gleichmäßig weit von der Bühne entfernt). Dort war es dann auch ziemlich voll, zu etwa drei Vierteln mit meiner Generation und ein Viertel meine Elterngeneration. Alphaville standen als nächstes auf dem Plan, eine Band, die in den 80ern ihre erfolgreichsten Singles herausbrachte und von der ich zugegeben abgesehen davon auch nie was gehört habe, außer, dass sie aus Münster kommen.

Was dann kam, war interessant. Auf der Bühne stand eine Band aus lauter Altrockern in Anzügen (ausgenommen die Bassistin), die wahnsinnig Spaß hatte und trotz vergleichsweise fortgeschrittenen Alters mit viel Energie eine Menge Songs präsentierte und teilweise mehr über die Bühne sprang als Sunrise Avenue vorher. Aber während Alphaville der Schweiß herablief, stand vor der Bühne ein Haufen Menschen, denen man die Emotionen zumindest nicht ansehen konnte. Von den jungen Leuten waren offensichtlich etliche nur zwecks Platzreservierung schon da und die älteren waren irgendwie auch nicht so begeistert, wie ich es erwartet hätte von jemandem, der gerade die Musik seiner Jugend live hört. Die einzigen, die sichtbar Spaß hatten, waren außer mir noch zwei, drei Leute in meinem Alter...

Alphaville haben sich davon aber wenig beeindrucken lassen. Schon der zweite Song war eine grandiose Live-Version von "Big in Japan", später im Programm folgte das schon ziemlich elektronische "Sounds like a melody" und am Ende gab es natürlich auch noch "Forever Young". Abgesehen davon, dass alle Songs live viel besser kamen als ich sie kannte, hat mich aber auch beeindruckt, wie viele gute Songs die Band sonst noch hat. Da muss ich definitiv nochmal nachhören, denn mit sagenhaften fünf Keyboards/Synthesizern passen die ziemlich gut in meinen Musikgeschmack.

Anders war das leider bei I Blame Coco. Die Stimmung im Publikum war zumindest da, wo ich war, noch schlechter, also eigentlich gar nicht mehr vorhanden. Repräsentativ für das Resultat daraus ist folgende Szene: Coco: "How are you feeling?" - müdes Klatschen, vereinzelte Rufe - "Yeah, me too...". Sehr schade. Dabei kam sie so motiviert auf die Bühne und versuchte, das Publikum zu motivieren ein bisschen Spaß zu haben. Haute "Party Bag" raus und "Selfmachine" direkt hinterher. Rechts von der Bühne gab es eine kleine Gruppe, die vorher schon lautstark Motivation verkündete, dort sah ich einzelne Menschen bei ein, zwei Liedern springen. Ich muss mir definitiv mal ein normales Konzert ansehen.

Dabei war der Auftritt durchweg gut. Zwar wenig Kontakt zum Publikum, was bei dessen Motivation aber auch irgendwie verständlich war, dafür gab es bis auf einen oder zwei alle Songs vom Album "The Constant" und ein Cover von Fleetwood Macs "The Chain". Die Band dürfte ruhig mehr Spaß haben/zeigen, aber Coco selbst merkt man auch live die Energie an, die sie in ihre Songs steckt. Übrigens ist sie diejenige, die für die Effekte verantwortlich ist, spielt aber teilweise auch Gitarre. Und sie ist jünger als ich... ich find's immer wieder faszinierend.

Nach dem dritten Konzert bin ich dann auch direkt geflüchtet, um nicht länger die etwas nervigen Moderatoren ertragen zu müssen. Am schlimmsten fand ich den, der wohl die vorhergehende Aktion in Warburg organisiert hat und von Woodstock redete und irgendwie ziemlich dick aufgetragen hat. Naja. Noch nerviger war, dass die Techniker ständig die Einsätze verbockt haben. Ist halt nicht so schlau, das Schlagzeug ständig von der PA1 zu nehmen, dann aber zu vergessen, es wieder zuzuschalten.

Praktischerweise gab es auf dem Weg zum Bahnhof genug Möglichkeiten, zu humaneren Preisen als auf dem Gelände (wo übrigens jegliche Art von Getränken am Einlass einkassiert wurde) Fastfood und Getränke zu erwerben. Im Zug habe ich dann schonmal einen zufriedenen Blick auf die Fotos werfen können. Verstanden habe ich die Logik ja nicht. Getränke und Lebensmittel jeder Art waren verboten, Kameras dafür erlaubt, einschließlich Spiegelreflexkameras. Für mich eine klasse Sache, konnte ich so doch endlich mal vernünftige Fotos von großen Konzerten schießen. Obendrein waren dank der frühen Zeit die Lichtverhältnisse sehr dankbar. Nur Effektlicht gab's wenig zu sehen, da wegen dem Wind selbst die aberwitzig großen Nebelkanonen von Alphaville nicht viel ausrichten konnten. Aber hey - man kann ja mal minutenlang dauernebeln, wenn der Nebel immer sofort weiterzieht. :D

Den Rückweg habe ich dann mehr oder weniger dösend verbracht. Die ersten beiden Züge hatten trotz pünktlicher Abfahrt am Zielbahnhof Verspätung, so dass aus großzügigen Anschlüssen Rennerei wurde. Geklappt hat's aber trotzdem und ich kenne jetzt weitere fünf Bahnhöfe von Dortmund, der Stadt mit den meisten Stadtteilen2. Außer der langen Reise also kein Stress, und so überwiegt das Positive des Tages. Drei an sich gute Konzerte und ein Haufen guter Fotos, das entschädigt auch für das vermutlich zu stark gemischte Publikum. hahahah

Nachtrag: Setlists!

Alphaville

  1. Golden Feeling
  2. Big in Japan
  3. I Die For You Today
  4. Song for No One
  5. Victory of Love
  6. Sounds Like A Melody
  7. Forever Young

I Blame Coco

  1. Das Boot Intro
  2. Party Bag
  3. Self Machine
  4. Turn Your Back On Love
  5. Please Rewind
  6. In Spirit Golden
  7. Playwright Fade
  8. It's About To Get Worse
  9. No Smile
  10. The Chain (Fleetwood Mac Cover)
  11. Quicker
  12. The Constant
  13. Caesar

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  1. Für die Nichttechniker: PA = Zum Publikum gerichtete Soundanlage, im Gegensatz zu den Monitoren = Boxen/Kopfhörer für die Band.
  2. Liste auf Wiki


Kirchentag als Gruppenerlebnis

Anfang Juni war ich jetzt schon zum dritten Mal beim Kirchentag, diesmal mit einer kleinen Jugendgruppe. 2009 war ich alleine mit dem Intercity nach Bremen gefahren und 2010 mit meiner Mutter im Sonderzug nach München. Entsprechend war es diesmal wieder etwas anders.

Gefahren sind wir mit dem Auto; von Duisburg über Herne und Hannover nach Radeberg, wo unsere Unterkunft war. Das hat dank Staus ewig gedauert (9 Stunden), so dass wir erst gegen Mitternacht in der Unterkunft waren und den Abend der Begegnung am Mittwoch leider völlig verpassten. (Unsere Fahrerin hatte noch Univeranstaltungen mit Anwesenheitspflicht, deshalb konnten wir nicht eher los.)

Vorteilhaft war dafür die Unterkunft, wir waren in einer Kirche, die aber kein öffentliches Gemeinschaftsquartier war, sondern nur von uns genutzt wurde. So waren wir zu sechst dort, hatten drei Schlafräume zur Verfügung, eine vollständige Küche und eine funktionierende Dusche. Und mit dem Zug konnte man in 20 Minuten jeden der wichtigen Innenstadt-Bahnhöfe von Dresden erreichen.

Die Gruppe war altersmäßig gemischt; zwei Geschwister (11 und 14), zwei Mädels (16 und 17), unsere Fahrerin (28) und ich (21). Entsprechend haben wir uns zwar aufgeteilt, je nachdem welche Veranstaltungen so gewünscht waren, aber außer mir war nie jemand alleine unterwegs (und ich auch nur selten). So zog ich am Donnerstag mit L. los, um mir eine Veranstaltung mit der Kirchentagspräsidentin und unserem Bundespräsidenten anzusehen; davon wurde uns aber schon auf dem Weg dorthin abgeraten, weil die Halle total überfüllt war. Mangels Motivation, schon so früh zum Messegelände zu fahren, fuhren wir also zu der Kirche, wo die anderen waren, und wohnten dort der wohl langweiligsten Veranstaltung des ganzen Kirchentags bei. Eigentlich sollte es um Patchworkreligiosität gehen; nach der schwammigen Einführung des anwesenden Soziologen gab es dann aber schon reichlich Zündstoff aus dem Publikum, auf den der zweite Gast, eine Bischöfin aus Sachsen, aber leider kaum eingegangen ist. Dann ging es plötzlich um die "religiös unmusikalischen" Ossis und alles driftete immer weiter vom Thema ab. Das einzig unterhaltsame war, vollkommen willkürlich auf die Bänke zu klopfen, wenn irgendwer ein gerade genanntes Statement unterstützen wollte. Am Ende waren wir alle geschädigt und sahen uns keine weitere Veranstaltung dieser Art mehr an.

Mangels Kirchentagsschals sind wir danach dann doch am Messegelände gelandet; Ulli hatte uns gesteckt, dass die ganzen Schalverkäufer sich dort herumtreiben. Nach den eher öden Zelten des Markt der Möglichkeiten-Bereichs "Theologie und Glaube" landeten wir dann im Buchshop, wo wir gefühlt ewig waren, endlich an einen Schal kamen und auch Ulli trafen, die immer noch auf dem Messegelände war.

Apropos Bücher: Vor einiger Zeit fand ich im Zug ein Bookcrossing-Buch, von dem ich zur Zeit des Kirchentags immerhin ein Drittel gelesen, aber nach wie vor nicht begeistert war. Es stellte sich heraus, dass S. ein riesiger Fan der Autorin ist, so wanderte das Buch jetzt vom Ruhrgebiet über Dresden nach Hamburg. Sinn des Bookcrossing erfüllt, würde ich mal sagen.

Abends nach dem Wise Guys-Konzert fuhren wir dann als Gruppe wieder zurück zur Unterkunft (Zugverbindungen gab es genug, so wie die Züge aussahen, hat man alles ausgekramt, was es im Osten jemals gab...). Am Mittwoch nach der Ankunft hatte keiner mehr Nerven gehabt zu kochen, aber jetzt konnten die Nudeln zum Einsatz kommen. An sich keine Kunst, aber dass ich mir mal von einer elfjährigen anhören muss, wie ich Nudeln zu kochen habe, hätte ich mir auch nicht träumen lassen. :D Insgesamt waren wir aber alle ziemlich fertig, viel los war also nicht mehr.

Naja. Zeit für einen Bruch in der chronologischen Wiedergabe. Meine Gruppe habe ich abends wieder getroffen, L. und ich wollten zu einem Jugendgottesdienst mit Samuel Harfst, die anderen zu Aura Dione. Wir trennten uns also recht bald wieder an einer der Straßenbahnstationen an der Messe, trafen einen Ex-TSer aus Bochum und irgendwie waren L. und ich dann eher an der Bühne, wo Aura Dione auftreten sollte, als die anderen. Also haben wir uns dort erstmal ins Gras gechillt, wir mussten einmal über das ganze Ostra-Gelände und dafür war es eigentlich viel zu heiß. Ich glaube, von diesen Chillpausen haben wir etliche eingelegt, bis wir irgendwann mal ankamen... dabei sind wir sogar einer großen Menschenmenge begegnet, die dem Prinzip "die Masse weiß immer, wo es lang geht" widersprach und sich verlaufen hatte. Miese Sache. Irgendwie kamen wir dann an einem Konzert von Echtzeit vorbei, blieben kurz (es gab Schatten unter Bäumen) und als wir danach feststellten, dass das Gottesdienstzelt stickig und heiß war, blieben wir bei dem Konzert. Perfekte Entscheidung, nach Echtzeit, die schon gut waren, traten Good Weather Forecast auf, die absolut unglaublich geil waren. Wir waren so wahnsinnig fertig danach, dass wir auf dem Rückweg in irgendeiner Baustelle rumgesessen und flaschenweise Wasser gekippt haben. "Zuhause" war dann entsprechend außer Essen wieder nicht viel los.

Das schöne daran, mit einer Gruppe beim Kirchentag zu sein, ist für mich die Tatsache, dass man sich im Zweifel immer auch den anderen anschließen kann. So hatte ich am Samstag das Problem, dass der Vormittag voll war mit Veranstaltungen, die ich sehen wollte, und der Nachmittag dafür sehr leer. Also fing ich schon etwas eher an und nahm mit den anderen an einer Worship-Veranstaltung teil, um danach den dritten Teil einer meiner anderen Veranstaltungen zu sehen. Der war allerdings ein Vortrag draußen in der Hitze und irgendwie unspannend, so dass L., die auch dabei war, und ich, erstmal ausprobiert haben was man am Besten gegen die Hitze zun kann. Die Wasserbecken am Markt neben der Bühne, wo der Vortrag lief, waren eine wunderbare Abkühlung und es stellte sich als eine geniale Idee heraus, die Kirchentagsschals nass zu machen und um Hals und Arme zu wickeln, da man dadurch außer Abkühlung auch noch Sonnenbrandschutz hat.

Nachdem wir mittags wieder mit der ganzen Gruppe an einem offenen Singen teilnahmen, dümpelte der Tag so vor sich hin. In der Sonne liegen wechselte sich mit halbmotiviert an einem Konzert von Eileen Q teilnehmen und im Schatten liegen ab. Der Abend war dann für uns alle miserabel, bei mir war Bodo Wartke überfüllt und bei den anderen gab es statt des erwarteten besinnlichen Abends fremdsprachige Mantragesänge. So saßen wir dann abends tatsächlich mal zusammen, aßen zum hundertsten Mal Spagetti, tauschten uns aus und hörten Musik.

Über den ganzen Kirchentag betrachtet haben wir uns doch recht oft aufgeteilt und jeder hat so das gemacht, worauf er Lust hatte. Ganz alleine unterwegs waren wir aber selten und ansonsten gab es ja Handys und Treffpunkte. Vom Gefühl her habe ich allerdings in Bremen und München, wo ich im Wesentlichen alleine unterwegs war, öfter neue Leute getroffen. Dafür bin ich dieses Jahr mehrfach von TEN SINGern oder an TS Interessierten angesprochen worden, wohl auch wegen der auffälligen T-Shirts. Und ganz ausgeblieben sind Begegnungen mit Fremden natürlich nicht. hahahah

Am meisten zusammen waren wir allerdings während der Fahrt und in der Unterkunft. Und ich denke, das macht das Gruppenerlebnis am meisten aus: Man erlebt den Kirchentag gemeinsam, obwohl man an verschiedenen Veranstaltungen teilnimmt, und wenn man gerade nicht an etwas teilnimmt, erlebt man sich selbst. hahahah