Fassungslos

Ich habe mich aus der aktuell laufenden Sexismus-Debatte bisher rausgehalten, weil ich mich über das Thema ausreichend informiert fühlte und denke, dass ich persönlich nicht viel dazu beitragen kann. Diese kleine Sammlung hier möchte ich trotzdem kurz mit euch teilen. Es geht um die aktuelle Wimbledon-Siegerin, die äußerlich anscheinend von dem abweicht, was die "Fans" gewohnt sind.

Women’s Wimbledon Champion Marion Bartoli Deemed “Undeserving Ugly Fat Slut" By Sexists Because She’s Not A Tall Skinny Blonde von Public Shaming

Fremdschämen ist da in der Tat absolut angebracht. Ich war noch nie so fassungslos.



Sharkoon Fireglider: Schlichte Luxusmaus

Nachdem mich Logitech enttäuscht hatte, probierte ich die Sharkoon Fireglider aus, ebenfalls eine Lasermaus mit Kabel und sieben Tasten, allerdings ein paar Euro günstiger. Sharkoon war mir bisher eher als Hersteller von Casemodding-Zubehör bekannt, eine Gamingmaus, die aussieht wie eine Büromaus und auch als solche genutzt werden kann, machte mich neugierig.

Die (der?) Fireglider kommt in einer für Gamingzubehör üblichen schicken Verpackung, die sich leicht öffnen lässt. Zum Lieferumfang gehören außer der Maus auch sieben kleine Gewichte, mit denen sich das Gewicht der Maus anpassen lässt. Ebenfalls anpassen lässt sich die Empfindlichkeit in DPI (bis zu 3600). Eine farbige Anzeige auf der Maus signalisiert den eingestellten Wert. 3600 ist so unfassbar schnell, dass ich die Maus nicht mehr kontrollieren kann. Ich entscheide mich für den Wert, bei dem die Anzeige grün leuchtet, es ist einer der niedrigsten und zum normalen Arbeiten völlig ausreichend. Zusammen mit den Gewichten rechtfertigt sich so jedenfalls der Begriff Gamer-Maus. Der DPI-Wert wird übrigens intern gespeichert, bleibt also auch erhalten, wenn man die Maus an einen anderen Rechner mitnimmt oder zwischendurch aussteckt oder den Rechner neustartet.

Außerdem dabei sind zwei Sets Ersatzfüße, falls die mal abnutzen. Sehr löblich, da mir sowas bei anderen Mäusen schon öfter gefehlt hat. Die Tasche wirkt ziemlich klein und nicht besonders hochwertig, aber bei einem Preis von kaum über 20€ kann man da gut drüber weg sehen.

Ein Kaufgrund war das "fein justierbare" Mausrad. Das hört sich für mich an, als könnte man daran irgendwas verstellen. Dem ist nicht so, es handelt sich um ein normales Mausrad mit feiner Rasterung, sehr angenehmem Drehverhalten und sehr leisem Drehgeräusch. Letzteres tröstete mich dann auch, denn der Hauptgrund, warum ich mich bisher gegen gerasterte Mausräder entschied, war das laute Klicken beim Drehen. Das Mausrad bleibt beim Klicken sehr stabil, das genaue Gegenteil der Logitech M500. Seitliches Scrollen gibt es nicht.

Die Maus liegt nicht unglaublich gut, aber schon sehr angenehm in der Hand. Von der Größe her würde ich sie zwischen der VX und MX von Logitech anordnen. Mir ist sie groß genug, etwas kleiner wäre auch ok gewesen. Nutzern der MX ist sie möglicherweise auch wegen der vergleichsweise geringen Höhe zu klein. Die Oberfläche fühlt sich aufgrund der Beschichtung sehr angenehm an. Auf meinem Kunststoff-Mauspad gleitet sie leise und leicht.

Das Klicken der Maustasten ist deutlich hörbar, die Tasten sind aber angemessen leichtgängig. Kein labberiges Zeug, aber Kraft aufwenden muss man auch nicht. Mehr kann man bei normalen Tasten nicht reißen. Die sechste Taste ist ganz am Kabelende zwischen linker Maustaste und Rad positioniert. Durch zweistufige Erhöhung und geriffelte Oberfläche hebt sie sich deutlich ab und auch durch die Position ist es schwer, sie versehentlich zu treffen, und doch leicht genug erreichbar um sie im Alltag zu nutzen. Die siebte Taste ist unter dem Rad und schaltet den DPI-Wert um. Die Software zur Tastenprogrammierung nutze ich nicht, da ich unter Linux arbeite. Dort sind die beiden seitlichen Tasten (vor und zurück) standardmäßig vertauscht. Das lässt sich anpassen, ich finde es aber angenehm, da aufgrund der etwas anderen Position der Tasten die Zurück-Taste dort ist, wo sie immer ist, die Vor-Taste aber nicht dahinter, sondern davor. Für meinen Daumen ist diese Lage angenehmer. Auch hier wurde übrigens eine Riffelung verwendet, um die Tasten unterscheiden zu können.

Die Fireglider fällt kaum auf, wenn sie auf dem Schreibtisch liegt. In der niedrigsten DPI-Stufe leuchtet gar die LED nicht. Trotzdem punktet sie durch gute Verarbeitung, angenehmes Handling und viele Kleinigkeiten. Die Gewichte habe ich nicht ausprobiert, aber beim Herausnehmen zeigt sich schon, dass man das Gewicht der Maus damit fühlbar verändern kann. Die Sharkoon Fireglider wird mich nun jedenfalls länger begleiten.



Musik-Neuentdeckungen 6/2013

Wie jeden Monat stelle ich hier die Lieder vor, die ich neu entdeckt habe - weil ich sie zu schätzen gelernt habe, weil sie nach langer Zeit wieder aufgetaucht sind oder weil sie einfach neu sind. Radio, Konzerte, Festivals und Empfehlungen von Freunden und Bloggern bringen immer wieder frischen Wind in meine Sammlung und die hier ausgewählten Titel, oft auch andere Titel der Band, möchte ich als Empfehlung an euch weitergeben. Aufgrund der schwierigen Lage in Deutschland gibt es meistens keine Links, aber über Google findet sich alles.

  • Safri Duo - Everything (TS Duisburg)
    Etwas ungewöhnlich ist TEN SING Duisburg bei einer ihrer Tanzperformances gestartet, denn im Gegensatz zu Played-A-Live, das wohl jeder schonmal gehört hat, der 2001 schon geboren war, hört man diesem Song seine Tanzbarkeit anfangs nicht unbedingt an. Dennoch genial als Einstieg.
  • The xx - Intro
    Das Intro geht nur zwei Minuten, klingt aber so genial, dass es davon 10-Stunden-Loops auf Youtube gibt. Ein solcher wurde mal auf Twitter verlinkt, aber irgendwie habe ich den Song dann nie hier vorgestellt. Gestern beim Abbau lief er mal wieder. Toller, hallender Klang, mit ganz wenig Tönen und einem sparsamen, aber nicht langweiligen Drumpattern wird schon in der ersten Minute eine geniale Atmosphäre aufgebaut.
  • Claire - Pioneers (AStA Sommerfest)
    Ebenfalls scheinbar einfach gehalten und geradlinig sind viele Tracks von Claire, die mich beim Sommerfestival an der Uni Paderborn total aus den Latschen gehauen haben, obwohl ich nur die letzten zwei Songs sah. Ein schlichter, aber wuchtiger Beat, ätherische Synthis und immer mehr Feinheiten, Becken, E-Drums, Breaks, der Track wird nie langweilig, obwohl er seine Grundform nie ändert. Mal ganz davon abgesehen, dass die Frau eine tolle, einprägsame Stimme hat. Und ich mich frage, wie alt die vier überhaupt sind - auf jeden Fall jünger als ich.
  • New Found Land - The Hunter (BoTo)
    "Kenn ich nix, fahr ich nich hin" ist immer ein Fehler bei Festivals, deren Musikrichtung man eigentlich gerne hört. Ich habe zwar noch nie irgendwo so eine schlechte Programmübersicht gesehen wie auf der Website von Bochum Total, aber "schwedischer Indie" reicht mir ja schon, um mal reinzuhören. Und naja, irgendwie ist es auch genau das. Indierock, wie ihn vor allem skandinavische Bands produzieren. Exzellent.
  • General Ghost - It's Worth It I Promise (Free Download!)
    General Ghost gehen mit Paramore auf Tour, und nun überlege ich, doch zu nem Paramore-Konzert zu gehen - könnte ja schließlich gut werden und die Vorband ist schonmal nen Besuch wert.
  • Crystal Fighters - Love Is All I Got (Juicy Beats)
    Das Juicy Beats hat "auch in diesem Jahr wieder...mh... 20 oder so" Bühnen (O-Ton Pressekonferenz), aber schon die Hauptbühne hat so gute Acts, dass ich es kaum dort weg schaffen werde. Was eine Schande ist für den Bericht, aber Crystal Fighters zum Beispiel haben es erst so in mein Blickfeld geschafft. Wundervolle unaufgeregte Indiemusik. Fluffig und tanzbar genug für die großen Bühnen, abwechslungsreich genug für die Mainstream-Feinde. Großartig zum Beispiel wie bei diesem Lied ganz nebenbei Synthesizer und Verzerrer eingestreut werden und auf einmal da sind, als würden sie die ganze Zeit schon dazu gehören.
  • Glasperlenspiel - Nie vergessen
    Der Name fiel 2011, als ihr erstes Album rauskam, schon öfter - aber irgendwie hatte das Duo es nie in meinen Fokus geschafft. Nun liefen sie nach einem Konzert als Rausschmeißer und ich war hin und weg. Wundervoller Elektropop, ein Graus für Feinde von Radiomusik, perfekt für meine Musiksammlung irgendwo zwischen Robyn und dem Mainstream.
  • Laing - Morgens immer müde (Traumzeit)
    Manchmal kann man an den Vorschlägen, welche Bands zu dem gerade laufenden Stück passen, die Schublade erkennen, in die sich die aktuelle Band stecken lässt. Am Zuverlässigsten funktioniert das, wenn die Band nicht in eine Schublade passt: Dann sind die Vorschläge total wirr und widersprüchlich. Silbermond, Seeed und Rea Garvey zum Beispiel sieht man sonst nicht zusammen. Außer bei Laing - die kombinieren nämlich den textlichen Stil der genannten Bands mit Minimal Electro. Absolut schräg, geht nach dem "Häh?" im Kopf aber direkt in die Beine. Wenn die ewig wiederholte Spotify-Werbung nicht so nervig wäre, hätte ich sie vielleicht schon früher entdeckt. Aber wer klickt schon auf "den Banner", nachdem er 100x dazu aufgefordert wurde?
  • Imagine Dragons - It's Time
    Meine Schwester sah die bei Rock am Ring und meinte, ich würde die bestimmt kennen... nun... nein. Also, die paar Zeilen aus dem Refrain dieses Liedes kennt vermutlich wirklich jeder, aber... die sind doch ein totales One-Hit-Wonder, oder?!


Kein würdiger Nachfolger

Viele Jahre lang nutzte ich eine Logitech VX Revolution als die Computermaus meiner Wahl. Sie war nicht so groß wie die MX, aber auch nicht so winzig wie die VX Nano. Sie hatte einen ausgesprochen präzisen Laser, mit dem auch Egoshooter Spaß machten. Man konnte den Funkempfänger in der Maus verstauen und vor allem konnte man das Mausrad umschalten zwischen Klickrasterung und freiem Drehen. Das ist großartig, wenn man wie ich oft durch lange Texte oder Programmquelltexte scrollen muss. Ihr einziges Manko war die kurze Distanz, die sie per Funk überwinden konnte.

Nun ist das Batteriefach kaputt. Schon vorher passte nicht mehr jeder Akku, nun war sie mit gar keinem mehr zufrieden. Also nach sechs Jahren erneut die quälende Frage: Welche Maus soll es denn sein? Das Angebot ist gigantisch, von den ganz schlichten Drei-Tasten-Mäusen bis zur Mad Catz R.A.T.-Serie, die vom Aussehen einer Maus schon sehr weit entfernt ist, gibt es quasi alles. Ich halte meine Ansprüche eigentlich für gering: Laser, wahlweise freidrehendes Mausrad und entweder gute Funkleistung oder Kabel.

Aber am Mausrad scheitert es - anscheinend verwendet niemand außer Logitech diese Technik. Möglicherweise ist sie patentiert. Jedenfalls kaufte ich nun die Logitech M500 - ein indirekter Nachfolger der VX mit etwas anderer Form und Kabel, da Berichten zufolge die Funkleistung noch schlechter geworden sein soll.

Die M500 ist unter den gehobenen Mäusen bei Logitech das Billigmodell. Mit nur etwa 24€ kostet sie kaum mehr als die Durchschnittslasermaus, verfügt dafür aber eben über das umschaltbare Mausrad und zwei weitere Tasten an der Daumenseite. Die Form wird als ergonomisch angepriesen - aber bei dem Ausmaß des ergonomischen Designs heutzutage halte ich das kaum für gerechtfertigt. Es beschränkt sich im Wesentlichen darauf, dass der Daumen nicht komplett neben der Maus liegt, sondern sich ein bisschen in das Gehäuse einfügt. Ansonsten fühlt sich die M500 trotzdem an wie die ganzen ovalen Standardmodelle.

Die Tasten sind allesamt ok. Es sind halt Tasten, man kann damit klicken, sie tun was man erwartet und machen dabei ein mittellautes Klickgeräusch. Deutlich lauter ist die Umschalttaste für das Mausrad. Während man bei der VX einen Pin zur Seite schob, gibt es nun eine Taste, die man drücken muss. Das funktioniert zuverlässig und Position und Widerstand sind so gewählt, dass man sie nicht versehentlich betätigen wird.

Ganz anders das Mausrad. Während es im freidrehenden Modus gewohnt praktisch ist, weist es im Klickrastermodus schon wesentlich weniger Widerstand auf als die meisten anderen gerasterten Mausräder. Vor allem aber kann man mit dem Mausrad auch seitlich scrollen - und da zeigt sich die größte Schwäche der M500. Das Rad ist dermaßen wabbelig in seiner Halterung, dass man zum einen jederzeit versehentlich seitlich scrollen kann, weil das Rad einfach seitlich wegrutscht - zum anderen bekommt man beim absichtlichen seitlichen Scrollen überhaupt kein Feedback. Am Deutlichsten zeigt sich das, wenn man im freidrehenden Modus (den ich meistens nutze) versucht, mit dem Mausrad zu klicken: Denn auch der Klickwiderstand des Rades ist lausig, es fühlt sich einfach wabbelig an, und durch den geringen Halt bin ich dabei schon mehr als einmal seitlich abgerutscht und habe so das Scrollen ausgelöst. Mal ganz davon abgesehen, dass das Klicken auch nicht immer funktioniert...

Die M500 mag ja als Gesamtprodukt recht solide sein, aber für mich ist das Mausrad nunmal der wichtigste Bestandteil der Maus nach der linken Maustaste. Mit so einem wabbeligen Ding kann ich nicht arbeiten. Daher werde ich nun erneut den Amazon-Katalog wälzen...



Prioritätensetzung bei der Deutschen Bahn

Die Deutsche Bahn legt also in Zukunft mehr Wert auf die Verwendung deutscher Begriffe an Stellen, an denen auch Anglizismen verwendet werden könnten. Wie schön. Das kann man nützlich finden in einer Zeit, in der deutsche und englische Sprache immer mehr gemischt werden - oder unnötig, oder zu spät. Ich habe kein Problem mit Anglizismen; viele deutsche Sprachkonstrukte werden sowieso falsch verwendet und gerade im ÖPNV ist es doch schön, wenn Ausländer auch dort Begriffe erkennen, wo nicht explizit deutsche und englische Variante angeboten werden.

Viel interessanter finde ich aber, dass so ein Thema überhaupt Relevanz hat - denn man sollte meinen, die Bahn hat andere Probleme. Hier in Dortmund zum Beispiel wird gerade am Bahnhof gebaut; auch an der Strecke Gelsenkirchen - Wanne-Eickel - Herne - Castrop-Rauxel, die ich wöchentlich fahre, wird gebaut (zum dritten Mal in diesem Jahr. Der Aufzug am Bahnhof Herne ist auch seit über zwei Jahren in Arbeit). Dass das den Zugverkehr allgemein erschwert, kann ich noch verstehen; aber es kommt in letzter Zeit auch öfter zu anderen Problemen in Dortmund, wie dem Ausfall des Stellwerks kürzlich und dem daraus folgenden Totalausfall des gesamten Bahnhofs. Möglicherweise besteht da ein Zusammenhang.

Ein anderes Thema, welches gerade im Ruhrgebiet mehr Beachtung verdient: Barrierefreiheit. Als ich kürzlich im Norden auf Radtour war, staunte ich darüber, wieviele Aufzüge es dort gibt. Ich weiß nicht, woher die Neigung zu Rolltreppen an westdeutschen Bahnhöfen kommt - Rolltreppen sind nutzlos. Menschen ohne Gepäck und ohne Behinderung können auch normale Treppen benutzen. Und denjenigen, die auf Rollstuhl oder Krücken angewiesen oder mit Kinderwagen, Fahrrad oder schwerem Gepäck unterwegs sind, wäre mit einem Aufzug mehr geholfen. Rolltreppen fördern nur die Faulheit der Menschen.

"Mehr geholfen" stimmt dabei sogar nur in einigen Fällen. Ich kann mein Fahrrad - wenn auch unter Anstrengung, weil es mit Gepäck fast 30 Kilo wiegt - auch die Treppe hochtragen. Wer auf Gehhilfen angewiesen ist, hat oft keine Möglichkeit, Treppen zu überwinden, und Rolltreppen helfen da oft ebenfalls nicht - weil sie zum Aufsteigen nicht angehalten werden können.

In Dortmund gibt es nur an einem einzigen Bahnsteig einen Aufzug, der obendrein nur von der Hauptebene erreichbar ist. Die wiederum ist aber nur vom Südeingang barrierefrei erreichbar, der Nordeingang liegt tiefer - und hat nur eine Rolltreppe als Verbindung zur Hauptebene und einen Aufzug in die Tiefebene, wo die U-Bahnen fahren. Soll heißen: Wer auf einen Aufzug angewiesen ist, hat keine Chance, selbstständig die Gleise 6-31 zu erreichen. Dortmund ist ein Extrembeispiel, aber auch an anderen Bahnhöfen sind nicht alle Gleise barrierefrei erreichbar, vor allem die, wo nur S-/Regionalbahnen halten. Übrigens: von dem einen Bahnsteig, den man in Dortmund mit einem Aufzug erreichen kann, fahren nur S- und Regionalbahnen.

Eigentlich ist das aber total egal. Von den anderen Gleisen fahren dann nämlich vor allem Fernzüge und Regionalzüge mit langen Strecken wie RE 1 (Paderborn - Aachen) oder RE 6 (Minden - Düsseldorf), also die Hauptlinien des Bundeslandes. Die werden von besonders vielen Fahrgästen genutzt - deshalb hat man sich für doppelstöckige Zugmodelle entschieden. Damit kann man bei gleicher Zuglänge ungefähr doppelt so viele Menschen transportieren. Ups - nur fast. Alle, die beim Einsteigen darauf angewiesen sind, dass sie keine Lücke und keine Stufen überwinden müssen, bleiben draußen.

Denn sowohl die hochmodernen, schnellen Fernzüge, als auch die doppelstöckigen Regionalzüge haben eine Treppe am Einstieg. Das an sich ist schon ein Hohn im Zeitalter der Niederflur-Bahnsteige. In den Doppeldeckern geht es dann direkt weiter: Zu beiden Ebenen muss man eine weitere Treppe überwinden. Das ist auch für Reisende mit Gepäck eine Zumutung, ganz zu schweigen davon, dass das Reisen mit einem Fahrrad oder Kinderwagen zum Horrortrip ausartet. Zusätzlich führen die Treppen dazu, dass auch gesunde Reisende sich zweimal mehr als sowieso schon überlegen, ob sie den Gang entlang laufen und einen freien Sitzplatz suchen oder lieber den Türbereich verstopfen. Und es verlangsamt das Ein- und Aussteigen allgemein.

Wenn die Deutsche Bahn ihre verbeamteten Mitarbeiter mit einem Großprojekt beschäftigen muss, sollte sie sich lieber die Fahrpläne vornehmen. Die zu überarbeiten kostet bestimmt nicht mehr als das Umstellen von 2200 Anglizismen auf deutsche Begriffe - hätte aber sicher einen positiveren Effekt. Denn während Privatunternehmen wie die NordWestBahn einplanen, dass im Berufsverkehr mehr Leute mit dem Zug fahren und die gleiche Strecke daher nicht in der gleichen Zeit bewältigt werden kann, beharrt die Bahn auf ihrem gleichmäßigen Stundentakt, der regelmäßig zur Hauptverkehrszeit zu Verspätungen führt.

Da Züge aber sowieso je nach Wochentag, Uhrzeit und Mondphase Fahrtziel, Länge der Strecke und Uhrzeit der letzten Fahrt ändern, sollte man ohnehin nicht auf die Regelmäßigkeit vertrauen. Mal ganz davon abgesehen, dass auch die Aushangfahrpläne manchmal falsch sind - so werden in Essen falsche Gleise angegeben, in Dortmund fehlt beim RB 43 (ein Zug der Konkurrenz!) die Mehrzahl der Haltestellen. Und mit regelmäßig auftretenden Verspätungen bringt ganze getaktete Plan sowieso nichts. Daher sollte die Deutsche Bahn mal ihre Verspätungen auswerten und in den Fahrplan übernehmen - Fahrgäste nehmen Verspätungen weniger übel, wenn sie planmäßig sind.



Von Schafen und Fehnen

In Bad Zwischenahn startete der längere und anstrengedere Teil der Reise. Meine Geocaching-Versuche waren recht erfolglos, da die meisten nahegelegenen Caches an muggelverseuchten1 Orten versteckt waren. Einer ist inzwischen wohl verschütt gegangen und an einem Ort ist nun eine Baustelle. Einige schöne Teile der Kleinstadt gesehen habe ich trotzdem und auch am Hafen des Zwischenahner Meers kam ich diesmal vorbei.

Das nächste Ziel war Augustfehn (nicht zu verwechseln mit Augustfehn II oder III - bei der Menge an Dörfern war für Stadtteilnamen keine Kreativität mehr übrig...); mit knapp 27 Kilometern war das die längste Teilstrecke. Meine vorbereitete Route startete am falschen Ende des Sees, so dass ich mich auf die Livenavigation verließ, und erstaunlicherweise klappte das diesmal zuverlässig. Die Strecke führte größtenteils an den vielen Baumschulen und ihren unzähligen Bäumen und Pflanzen entlang. Wenig befahrene Straßen und Radwege in Wäldern und an Gewässern führten direkt durch die wunderbare Natur im Ammerland. Aufgrund des trüben Himmels und der knappen Zeitplanung habe ich allerdings nicht viele Fotos mitgebracht.

Bei der Probe von TEN SING Augustfehn hatte ich dann soviel Spaß wie schon lange nicht mehr. Nachdem hier vor einiger Zeit Disziplin und Struktur so ausgeartet waren, dass Teilnehmer flüchteten, wurden diese nun stark zurück gefahren. Trotzdem schafften wir in der Chorprobe ganze fünf Lieder, auch die Solisten waren schon vorbereitet. Schön zu sehen, wenn die ganze in TEN SINGern steckende Verrücktheit und Ausgelassenheit zugelassen wird und die Produktivität trotzdem nicht allzu sehr leidet! hahahah

Anschließend fuhr ich mit Peter ins angrenzende Apen. Bei ihm hatten wir beim letzten Mal schon mein von der IC-Fahrt beschädigtes Licht repariert, diesmal wurden die Bremsen wieder richtig eingestellt und die Räder anständig montiert. Außerdem versuchten wir ein loses Pedal zu reparieren, was uns leider aufgrund der minderwertigen Schrauben nicht gelang, so dass ich wohl mal ein Fahrradgeschäft aufsuchen muss.

Ausgeschlafen ging es dann nochmal 23 Kilometer weiter nach Veenhusen zur Show von TS Moormerland. Da inzwischen Wind aufgezogen war, hatten wir die ursprünglich 28 Kilometer lange Route nochmal gekürzt - es dauerte zwar ewig, bis wir OpenRouteService dazu brachten, die von Google vorgeschlagene Route zu fahren, aber da ich die meiste Zeit gegen den Wind fahren musste, war es das wert. Es ist eine Schande, dass Google nun auch brauchbare Fahrradrouten berechnen kann, aber die Offlinefunktionen der Google Maps-App noch schlechter geworden sind (soll heißen, ohne mobiles Internet kann man mit der Route nichts anfangen, sodass wir sie wie gehabt aus OpenRouteService exportieren mussten).

Die Strecke führte diesmal zu großen Teilen am Kanal entlang, wo der Wind besonders stark, der Verkehr dafür aber nicht vorhanden war. Dafür begegnete ich Schafen und Kühen, die direkt an der Strecke weideten. Weniger erfreulich war das spontane Ende der Ausbaustrecke - nicht neu, aber immer wieder ärgerlich, wenn man plötzlich vor einem Grashügel steht, den man überwinden muss, um auf die andere Seite der Zugstrecke zu kommen - nur um dort festzustellen, dass der Weg den letzten Kilometer bis zur Straße nicht mehr angelegt ist.

Durch den Wind war die Fahrt natürlich sehr anstrengend. Trotzdem bereue ich nicht, selbst gefahren zu sein statt mich mit dem Auto mitnehmen zu lassen. Kilometer um Kilometer zurücklegen, nur mit dem Geruch von Sommerregen in der Nase und dem Rauschen des Windes im Ohr, befreit von allen Sorgen, die einen sonst im Alltag begleiten. Als ich am Showort ankam, war nicht nur mein Magen, sondern auch mein Kopf völlig leer. Kein Gedanke wurde mehr verschwendet an ungelesene Mails, offene Tickets auf der Arbeit oder irgendwelche Behörden.

TEN SING Moormerland hat dem Ganzen dann noch die Krone aufgesetzt. Mit dem schönen Motto "Zeitreisen existieren - wir nennen sie Musik" begab sich die älteste Gruppe Deutschlands auf eine musikalische Reise von Woodstock über den Mauerfall und Modern Talking bis in die heutige Zeit. Nicht nur einmal mussten wir lachen, wenn Oma Else ihrem Roboter-Begleiter erklärte, wie die Welt funktioniert - Dieter Bohlen zum Beispiel war damals ein "heißer Feger". Das ist aber kein hochtemperiertes, singendes Haushaltsgerät, wenngleich Bill von Tokio Hotel - heute ein "heißer Feger" - sogar aussieht wie ein Besen. Und als Else dankend ablehnt, Modern Talking von der Festplatte des Roboters zu laden ("nene, das war mal gute Musik"), freut sich auch das Publikum. :D

Nach der Show schloss ich mich nochmal den Augustfehnern an, um der unrühmlichen Fastfoodkette mit dem "McBörgerding" einen Besuch abzustatten. Nicht, dass das Ding besser wäre als der übliche Veggieburger, aber letzteren gibt es ja unverständlicherweise nicht im Menü. Dafür gab es Gratiseis für die gesamte Gruppe, als wir der Filiale ein Ständchen gaben. hahahah Zurück in Moormerland wurde noch zu Ende abgebaut, bevor Ina mich für die letzte Nacht aufnahm.

Eine viel zu kurze Nacht und ein entspanntes Frühstück später ging es dann mit Moormerländer Rosinenbrot nach Leer, um von dort wieder nach Hause zu fahren. Dank Treppen in Zügen und fehlenden Aufzügen ist die An- und Abreise mit dem Zug immer der beschwerlichste Teil der ganzen Reise. Trotzdem war es wieder eine tolle Zeit und im Herbst geht es sicher nochmal nach Norden. hahahah

  1. Ganz wie bei Harry Potter: Muggel sind die bösen unwissenden Menschen.


Wo Seen "Meer" heißen

Im Gegensatz zu meiner letzten Ostfriesland-Radtour verläuft meine aktuelle Reise deutlich planmäßiger (soweit ein Plan vorhanden war). Es ist warm und lange hell und mit einer abgewandelten Form der OpenRouteService-Methode habe ich auch vernünftiges digitales Kartenmaterial. Das Laden der Karten in Google Maps wie im Artikel beschrieben funktionierte nicht, da Google (neuerdings?) auch die eigenen Routen nur online lädt. Allerdings kann Osmand diese Dateien auch lesen, wenn man sie in den richtigen Ordner schiebt, und dann sogar der Route folgen statt sie nur anzuzeigen.

So bin ich also bisher mit dem Zug nach Osnabrück gefahren, um dort Caro auf ein Eis zu treffen, und dann von dort mit dem Zug weiter nach Oldenburg. Der Zugbegleiter, der vorher schon durch erfreulich normale, nicht auswendig gelernte Ansagen auffiel, kam dann irgendwann die Fahrkarten kontrollieren und es stellte sich heraus, dass auch er meinen norddeutschen TEN SING-Doppelgänger kennt. Ich muss diesen Dominik endlich mal kennen lernen - so oft wie ich schon angesprochen wurde ob das mein Bruder sei oder so...

Die WG, bei der ich in Oldenburg aufgenommen wurde, wohnt sehr nah am Bahnhof, so dass abends keine längere Fahrt mehr anstand. Die Couchsurferin hatte selbst leider sehr wenig Zeit, aber auch ihre WG-Genossen waren alle ausgesprochen nett. Wir schlossen eine meiner Bildungslücken (Mario Kart!) und gestern bekam ich dann auch noch eine kleine Oldenburg-Stadtführung. Am Faszinierendsten für mich: Oldenburg hat die größte zusammenhängende Innenstadt-Fußgängerzone Deutschlands - und nur eine Straße dahinter kann man sich nach dem Shoppen im riesigen und wunderschönen Schlosspark erholen. Wirklich sympathisch, zumal auch die Innenstadt viel schöner ist als die meisten, die ich sonst so kenne - die Geschäfte sind zwar ähnlich, aber die Gebäude viel älter, besser erhalten und gepflegter.

Am Nachmittag ging's dann weiter nach Bad Zwischenahn, an der Bahnstrecke entlang, wo ich Wiebke traf, die mir die Strecke letztes Mal gezeigt hatte und bei der ich auch dieses Mal wieder übernachtete. Zur Probe von TEN SING Bad Zwischenahn kam ich leider etwas zu spät, da das CVJM-Haus etwas versteckt liegt. Außerdem gibt es in einer nahegelegenen anderen Straße ein Haus mit der gleichen Nummer, das auch zur Kirche gehört... verwirrend.

Bad Zwischenahn ist vermutlich die organisierteste und durchstrukturierteste Gruppe Deutschlands. Es gibt dort viele junge Workshopleiter, so dass die Hauptleiter viel mithelfen und auch viele Strukturen vorgeben. Trotzdem haben die geschätzt über 50 Teilnehmer anscheinend genauso viel Spaß wie andere TEN SINGer. Gut so!

Ein paar sehe ich vielleicht am Samstag wieder. Dann endet meine Tour in Moormerland, wenn die dortige Gruppe ihre Show hat. Vorher geht es aber noch nach Augustfehn, deren Probe bei meinem letzten Besuch leider zufällig ausfiel. Diesmal hoffentlich ohne dass Peter mich mit dem Bulli einsammeln muss, weil ich irgendwo gestrandet bin. hahahah



Wirre Wege

Ich bin ein Serienjunkie. Und als es letztens Montag war und ich keine neue Folge irgendeiner Serie konnte, organisierte ich eine alte Folge Two And A Half Men. Und stellte fest, dass es nicht nur sehr unterhaltsam ist, sondern außerdem von Chuck Lorre, dem Autor von Big Bang Theory, geschrieben wird. Der wiederum hat auch mal eine Folge CSI geschrieben. Genau wie Quentin Tarantino, über den ich noch zuvor einen Artikel gelesen hatte - weil von ihm auch "From Dusk Till Dawn" ist, ein Film, der mir vorgeschlagen wurde, als ich auf der Suche nach Serienmaterial war.

---

Ebenfalls über einen Artikel bin ich über einen lange vergessenen Song gestolpert. Ich war gerade mal wieder fasziniert von Olivia Wilde in ihrer Rolle als "13" in Dr. House und las nach, wo sie noch so mitgespielt hat. Unter anderem in einem Musikvideo von Dashboard Confessional, die an sich schon eine merkwürdige Rolle haben - sie tauchen immer wieder völlig zusammenhanglos in irgendwelchen Themen auf, mit denen ich mich gerade beschäftige. Und ihren Song "Stolen", zu dem besagtes Video gehört, kannte ich auch schon. Davon gibt's nämlich auch eine Version mit Juli - da sind mir Band und Song zuletzt begegnet, bei der Recherche was Juli eigentlich so gemacht haben die letzten Jahre.