Alle Artikel zu #öpnv


Gefundene Antworten

Zwei junge Männer, die kurz vor oder nach ihrem Uni-Abschluss stehen, unterhalten sich über ihren Job und ihre Zukunft. Sie haben eine Marktlücke am App-Markt gefunden und entwickeln nun speziell auf Rentner zugeschnittene Apps. Einer von ihnen wandert mit seiner Familie in die USA aus, wo der Kindergarten im Jahr 10.000 Dollar kostet.

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G. war auch in dem aufgrund eines Defektes im Bahnhof unplanmäßig geendeten Zug. Wir stehen etwas ratlos in Witten herum und entscheiden uns dann, mit einem Bus zumindest soweit nach Dortmund zu fahren, wie wir es schaffen. Dort werden wir uns zwei Leihräder nehmen und den Rest der Strecke bis zum Stadtzentrum damit zurücklegen. Unterwegs erzählt er mir, dass er gelegentlich im Kriegsgebiet in Israel ist, weil er dort an archäologischen Ausgrabungsstätten arbeitet - als eine Art MacGyver, wie er sagt. Er entwickelt Drohnen und testet sie vor Ort. Manchmal komme ein paar Kilometer weiter eine EMP-Bombe runter, aber meistens sei es ziemlich ruhig, sagt er.



Offene Fragen

Eine polnischstämmige Frau steigt in die Straßenbahn ein und ruft ihrer Freundin draußen im Einsteigen noch was hinterher. Ein Fahrgast holt einen Stock aus seiner Jacke und schlägt ein paar Mal gegen eine der Haltestangen in der Bahn. Als die Frau später aussteigen möchte und nicht sofort darauf kommt, dass sie noch den Türöffner betätigen muss, damit die Tür sich öffnet, beschimpft er sie und meint, sie soll ins Gefängnis. Wie tief muss die Fremdenfeindlichkeit verwurzelt sein, um sich in der Öffentlichkeit so seltsam zu verhalten?

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Als ich der Frau auf dem Platz gegenüber zulächle, fängt sie unvermittelt an von ihrem Arbeitstag zu erzählen. Es sei ja später geworden wegen der Kassendifferenz. Aber drei Euro, meine Güte, damit könne sie ja leben, sie sei ja auch nur ein Mensch und Menschen sind ja nicht perfekt, da passiert sowas schonmal. Ich nicke freundlich und denke mir: Wieviel Druck bekommt sie wohl zu spüren, um Wildfremden so eindrücklich und rechtfertigend davon zu erzählen?

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Eine Gruppe Jugendlicher, die man im Ruhrgebiet aufgrund ihres Äußeren gemeinhin "Türke" nennen würde, obwohl sie vermutlich (nur) einen deutschen Pass besitzen, unterhält sich über Reisen und andere Länder. Dabei kommt auch zur Sprache, dass Grönland zu Dänemark gehört, obwohl es sehr weit weg davon liegt. Eine andere Gruppe Jugendlicher, denen man aufgrund ihres Äußeren und ihrer Ausdrucksweise vermutlich die Bezeichnung "Bitch" und einen entsprechenden Bildungsstatus zuschreiben würde, wundert sich über den Halt in Herne - schließlich fährt die S-Bahn ja Richtung Essen. Dass der Zug die Fahrtrichtung dazu erst zwei Bahnhöfe später ändern muss - geschenkt. Haben "wir" Angst davor, dass "Ausländer" uns "die Arbeitsplätze wegnehmen", weil sie vielleicht einfach besser qualifiziert bzw. gebildeter sind?



Planungsabsichten

Logistisch gesehen war die Idee, zum Studieren nach Chemnitz zu ziehen, extrem schlecht. Von Deutschlands 76 Großstädten ist Chemnitz vermutlich mit am Schlechtesten an den Rest der Welt angebunden. Auf der nach Einwohnerzahl sortierten Liste ist Chemnitz auf Platz 28 die zweite Stadt ohne Fernbahnhof (nach Mönchengladbach). In die nächsten Städte mit besserer Zuganbindung Leipzig und Dresden fährt einmal bzw. zweimal die Stunde ein Dieselzug (abends nicht mehr so oft). Mitfahrgelegenheiten werden meist von und nach Leipzig angeboten, auf Fernbuskarten sieht Chemnitz ungefähr so aus:

Deutschlandkarte mit Busverbindungen, zahlreich im Westen, leer im Osten, außer von Süden Prag(Bild ursprünglich von deinbus.de)

Wenn das ja wenigstens alles wäre. Zu allem Überfluss gibt es ja aber generell schon keine gescheite West-Ost-Verbindung in Deutschland (danke Nachkriegszeit). Die A4 hat in Hessen ein Loch. Fernzüge von Nordrhein-Westfalen aus fahren entweder über Hannover, Frankfurt oder Nürnberg, aber nie direkt nach Osten; bei den Regionalzügen sind die Umsteigezeiten so schlecht, dass sich ein Durchschlagen quer durch Deutschland nicht lohnt. Und fährt man nach Leipzig um von dort den Fernbus zu nehmen, fährt der entweder auch einen ähnlichen Umweg oder aber aufgrund der Geschwindigkeitslimits für Busse nicht so schnell, dass es sich zeitlich lohnen würde.

Beim Buchen werden die Anforderungen auch immer absurder. Musste man früher nur für Eintrittskarten zu begehrten Fußballspielen und Rockkonzerten früh aufstehen, muss man sich nun um Mitternacht um Bahntickets prügeln. Kürzlich versuchte ich für einen Sonntag von Siegburg/Bonn nach Chemnitz zu buchen - und beging den Fehler, erst um 00:07 die Website der Bahn aufzurufen. Die Sparpreisstufen 29, 39 und 49 Euro waren bereits ausgebucht. Grund: Die Teilstrecke Siegburg-Frankfurt ist extrem begehrt (und vermutlich wurde das Sparpreiskontingent auch mal wieder gekürzt).

Auch bei den Fernbussen kann man mittlerweile recht weit im Voraus buchen, so dass begehrte Termine früh ausgebucht sind. Zudem machen die Fernbusanbieter im Gegensatz zur Bahn keine klaren Aussagen, ab wann man sich denn um die Tickets prügeln darf. Ganz abgesehen davon, dass DeinBus die Verbindungen im Osten "aus operativen Gründen vorerst" wieder eingestampft hat und MeinFernBus von Bonn nur nach Berlin fährt. Leipzig erreicht man nur vom Ruhrgebiet und Chemnitz sowieso nur von Berlin und Dresden (bald immerhin auch aus Baden-Württemberg und Bayern). Über den ADAC Postbus reden wir besser gar nicht erst, deren Streckennetz ist nach wie vor dünn und trotzdem unfassbar undurchsichtig. Immerhin sind beim Bus, egal welcher Anbieter, auch die Normalpreise nie absurd hoch.

Man könnte meinen, das Fernbusangebot wächst sehr schnell, seit die gesetzlichen Vorgaben es zulassen. Man könnte auch sagen, es geht noch viel zu langsam. Auf jeden Fall braucht es aber mehr Anbieter wie DeinBus, die gezielt auch kleinere Orte anfahren, die von der Bahn vernachlässigt werden. Auch sollten die Taktungen weiter überarbeitet werden - an Tagen wie Ostern kann man sicher mehr Busse als üblich füllen und während die Bahn mit ihren langen Zügen es sich nicht leisten kann, auf wenig gefragten Strecken überhaupt zu fahren, können Busse sehr gut "dosiert" werden.

Die Bahn investiert jedenfalls nach wie vor. Zurzeit wird das Fernzugangebot in Leipzig ausgebaut, für Chemnitz gibt es immerhin Pläne, ab 2015 mit der Elektrifizierung zu beginnen. Vielleicht müssen wir also in zehn Jahren immerhin nicht mehr mit einem langsamen, lärmenden Dieselzug nach Leipzig gurken. Eine Erklärung, warum winzige Orte wie Augustfehn und zahlreiche andere weit im Norden von Deutschland Intercity-Anbindung genießen, während es in Chemnitz, einer Stadt mit 240.000 Einwohnern und 10.000 Studenten, nicht einmal Strom für die Züge gibt, steht noch aus.



Das Strickzeug da? Müll!

Wenn man in öffentlichen Verkehrsmitteln etwas verliert, ist die Chance, es zurück zu bekommen, ziemlich gering. Meistens schiebt man das dann auf die böse, böse Gesellschaft und manche Leute gehen schon gar nicht mehr zum Fundbüro - was übrigens ein Fehler ist, denn es werden sehr wohl gefundene Gegenstände abgegeben, manchmal nach langer Zeit noch. Ich werde nie das Gesicht des Polizisten vergessen, der mir freudig mein Portemonnaie präsentierte, woraufhin ich total baff erzählte, wie ich es vor einem Jahr verlor...

Oft genug jedoch tauchen Sachen nicht wieder auf, selbst dann, wenn sie für niemand anderes als den Besitzer von Wert sind. Dafür muss nicht unbedingt die böse Gesellschaft die Schuld tragen. Im Zug zum Beispiel gibt es viele Wege, den so ein vergessener Gegenstand nehmen kann.

Zugtickets zum Beispiel wurden schonmal vom Putzteam in den Müll geräumt. So geschehen auf unserer Kursfahrt nach München... sehr spaßige (und glücklicherweise ziemlich folgenlose) Sache.

Toll war auch der Schaffner, den ich auf einen vergessenen Strickschal hinwies, damit er den mit ins Fundbüro nimmt. Die beiden wesentlichen Kommentare dazu waren "sowas schafft mehr Aufwand als es Wert hat" und "sowas gibt doch keiner ab". Letzteres hatte ich gerade widerlegt und zu ersterem fällt mir schon kaum noch was ein. Es ist schließlich nicht die Schuld der Fahrgäste, dass das Fundsystem bei der Bahn so komplex ist.

Außerdem war der Fundbüro-Mensch, den ich zuletzt kontaktierte, ausgesprochen gelangweilt und geradezu genervt, dass ich ihn gleich zwei Mal gestört habe (bei was auch immer). Da ging es darum, dass ich meine Sonnenbrille im IC-Reisebus vergessen hatte. Für das Umsteigen in den Zug hatte ich ziemlich genau eine Stunde Zeit und der Bus hatte an meinem Ausstiegsbahnhof Endstelle, trotzdem kam die Sonnenbrille nicht rechtzeitig an. Und bei 25€ Versandkosten für's Nachsenden und teilweise mehrstündigen Fahrten zum nächsten Bahnhof mit Fundbüro verstehe ich auch, warum so wenig Leute ihre Sachen abholen...



Kommunikative Atmosphären

Beim Kirchentag in Dresden vor zwei Jahren ist mir folgendes Phänomen aufgefallen: Warum setzen wir uns beim Kirchentag (im Zug) lieber zu anderen, als alleine zu fahren, und ansonsten andersrum? Weil wir beim Kirchentag alle aus verschiedenen, aber verwandten Situationen kommen, aber normalerweise keinen Zusammenhang haben?

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren kann in unserer Gesellschaft zuweilen bizarre Ausmaße annehmen. Man sitzt sich gegenüber, starrt aber aneinander vorbei. Den Blick des anderen erträgt man nicht, jemanden anzustarren gilt als unhöflich. Wieso ist es so unüblich, im Alltag fremde Menschen anzusprechen?

Die häufigste Situation ist der Berufsverkehr. Wir fahren zur Arbeit, sind müde, unentspannt, unmotiviert, hatten im schlimmsten Fall noch kein Heißgetränk unserer Wahl. Oder wir kommen von der Arbeit, sind müde, unentspannt, ausgelaugt, haben im schlimmsten Fall noch weitere Termine an Orten mit kaputten Kaffeemaschinen. In einer solchen Situation mit fremden Menschen kommunizieren, die womöglich irgendein langweiliges Zeug zu erzählen haben? Die meisten Leute schaffen es nach Feierabend ja nichtmal mehr weiter als zwei Schritte in den Zug hinein ("Verzögerungen im Betriebsablauf").

Oder wir kommen von einer Reise zurück, von einem Konzert, von einer Party. Wir sind müde, aufgekratzt, im schlimmsten Fall nicht betrunken genug. Dafür geht uns der gröhlende Penner drei Reihen weiter vorne tierisch auf die Nerven. Der MP3-Player leer, die Freunde mussten in eine andere Richtung. Wir sind weit weg von unserem Wunschzustand.

Wunschzustände und der Alltag. Wir haben so genaue Vorstellungen davon, wie unser Leben aussehen soll. Sie haben im Wesentlichen mit uns zu tun, kaum mit unseren Mitmenschen. Und obendrein sind wir oft weit weg von dieser Vorstellung: Unser Alltag nervt uns, der Job ist scheiße, der Kaffee aus der Maschine im Büro schlecht.

Eigentlich wäre es doch gerade deshalb gut, mal ein paar Kleinigkeiten anders zu machen. Habt ihr mal im Zug jemanden grundlos angelächelt? Es ist unglaublich, wie sehr sich Leute über so eine Kleinigkeit freuen. Seid ihr mal mit einem Bus gefahren, bei dem der Busfahrer jeden Fahrgast freundlich begrüßt hat? Unfassbar, wie viel besser die Stimmung in diesem Bus ist. Habt ihr mal beobachtet, wie viele Leute plötzlich lachen, wenn der Kölner S-Bahn-Fahrer mal wieder eine auflockernde Durchsage macht?

Sobald unser Alltag gestört wird, und am einfachsten geht das durch den gemeinsamen Feind Deutsche Bahn ("Der ICE 1337 heute ca. 85 bis 90 Minuten später"), fangen die Menschen an zu kommunizieren. Erst heute wurde mein Regionalexpress erst auf ein anderes Gleis verlegt, dann wieder zurück, und dann kam er sowieso 20-30 Minuten zu spät. Und schon kann man einfach in Gespräche einsteigen, die andere Leute gerade führen.

Das funktioniert auch in positiveren Situationen. Bei den Typen mit den Van Canto-T-Shirts war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie auch zu Bochum Total fahren. Für wen die anderen Fotografen so unterwegs sind, wollte ich die ganze Zeit schon wissen. Nachdem man jemandem den Koffer die Treppe hochgetragen hat, kann man auch gleich noch fragen, wo es denn hingeht.

Und beim Kirchentag sind wir aus dem Alltag rausgerissen, entspannt, quasi im Urlaub, und meistens taugt auch das Frühstück was. Die Menschen um uns herum denken zwar vielleicht ganz anders, aber meistens kann man sich trotzdem mit ihnen unterhalten, weil sie aufgeschlossen und interessiert sind. Außerdem haben wir selbst gerade viele neue Eindrücke gesammelt.

Ich sage nicht, dass wir bei jeder 5-Minuten-Fahrt zur Uni unsere Sitznachbarn zutexten sollten. Die Anonymität der Großstädte ist ja manchmal auch ganz angenehm. Aber bei der 5-Stunden-Fahrt nach Berlin ergeben sich sicher Gelegenheiten für nette Gespräche. Oder ist euer Leben so langweilig, dass ihr weder selbst etwas zu erzählen habt, noch euch für die Welt um euch herum interessiert?



Prioritätensetzung bei der Deutschen Bahn

Die Deutsche Bahn legt also in Zukunft mehr Wert auf die Verwendung deutscher Begriffe an Stellen, an denen auch Anglizismen verwendet werden könnten. Wie schön. Das kann man nützlich finden in einer Zeit, in der deutsche und englische Sprache immer mehr gemischt werden - oder unnötig, oder zu spät. Ich habe kein Problem mit Anglizismen; viele deutsche Sprachkonstrukte werden sowieso falsch verwendet und gerade im ÖPNV ist es doch schön, wenn Ausländer auch dort Begriffe erkennen, wo nicht explizit deutsche und englische Variante angeboten werden.

Viel interessanter finde ich aber, dass so ein Thema überhaupt Relevanz hat - denn man sollte meinen, die Bahn hat andere Probleme. Hier in Dortmund zum Beispiel wird gerade am Bahnhof gebaut; auch an der Strecke Gelsenkirchen - Wanne-Eickel - Herne - Castrop-Rauxel, die ich wöchentlich fahre, wird gebaut (zum dritten Mal in diesem Jahr. Der Aufzug am Bahnhof Herne ist auch seit über zwei Jahren in Arbeit). Dass das den Zugverkehr allgemein erschwert, kann ich noch verstehen; aber es kommt in letzter Zeit auch öfter zu anderen Problemen in Dortmund, wie dem Ausfall des Stellwerks kürzlich und dem daraus folgenden Totalausfall des gesamten Bahnhofs. Möglicherweise besteht da ein Zusammenhang.

Ein anderes Thema, welches gerade im Ruhrgebiet mehr Beachtung verdient: Barrierefreiheit. Als ich kürzlich im Norden auf Radtour war, staunte ich darüber, wieviele Aufzüge es dort gibt. Ich weiß nicht, woher die Neigung zu Rolltreppen an westdeutschen Bahnhöfen kommt - Rolltreppen sind nutzlos. Menschen ohne Gepäck und ohne Behinderung können auch normale Treppen benutzen. Und denjenigen, die auf Rollstuhl oder Krücken angewiesen oder mit Kinderwagen, Fahrrad oder schwerem Gepäck unterwegs sind, wäre mit einem Aufzug mehr geholfen. Rolltreppen fördern nur die Faulheit der Menschen.

"Mehr geholfen" stimmt dabei sogar nur in einigen Fällen. Ich kann mein Fahrrad - wenn auch unter Anstrengung, weil es mit Gepäck fast 30 Kilo wiegt - auch die Treppe hochtragen. Wer auf Gehhilfen angewiesen ist, hat oft keine Möglichkeit, Treppen zu überwinden, und Rolltreppen helfen da oft ebenfalls nicht - weil sie zum Aufsteigen nicht angehalten werden können.

In Dortmund gibt es nur an einem einzigen Bahnsteig einen Aufzug, der obendrein nur von der Hauptebene erreichbar ist. Die wiederum ist aber nur vom Südeingang barrierefrei erreichbar, der Nordeingang liegt tiefer - und hat nur eine Rolltreppe als Verbindung zur Hauptebene und einen Aufzug in die Tiefebene, wo die U-Bahnen fahren. Soll heißen: Wer auf einen Aufzug angewiesen ist, hat keine Chance, selbstständig die Gleise 6-31 zu erreichen. Dortmund ist ein Extrembeispiel, aber auch an anderen Bahnhöfen sind nicht alle Gleise barrierefrei erreichbar, vor allem die, wo nur S-/Regionalbahnen halten. Übrigens: von dem einen Bahnsteig, den man in Dortmund mit einem Aufzug erreichen kann, fahren nur S- und Regionalbahnen.

Eigentlich ist das aber total egal. Von den anderen Gleisen fahren dann nämlich vor allem Fernzüge und Regionalzüge mit langen Strecken wie RE 1 (Paderborn - Aachen) oder RE 6 (Minden - Düsseldorf), also die Hauptlinien des Bundeslandes. Die werden von besonders vielen Fahrgästen genutzt - deshalb hat man sich für doppelstöckige Zugmodelle entschieden. Damit kann man bei gleicher Zuglänge ungefähr doppelt so viele Menschen transportieren. Ups - nur fast. Alle, die beim Einsteigen darauf angewiesen sind, dass sie keine Lücke und keine Stufen überwinden müssen, bleiben draußen.

Denn sowohl die hochmodernen, schnellen Fernzüge, als auch die doppelstöckigen Regionalzüge haben eine Treppe am Einstieg. Das an sich ist schon ein Hohn im Zeitalter der Niederflur-Bahnsteige. In den Doppeldeckern geht es dann direkt weiter: Zu beiden Ebenen muss man eine weitere Treppe überwinden. Das ist auch für Reisende mit Gepäck eine Zumutung, ganz zu schweigen davon, dass das Reisen mit einem Fahrrad oder Kinderwagen zum Horrortrip ausartet. Zusätzlich führen die Treppen dazu, dass auch gesunde Reisende sich zweimal mehr als sowieso schon überlegen, ob sie den Gang entlang laufen und einen freien Sitzplatz suchen oder lieber den Türbereich verstopfen. Und es verlangsamt das Ein- und Aussteigen allgemein.

Wenn die Deutsche Bahn ihre verbeamteten Mitarbeiter mit einem Großprojekt beschäftigen muss, sollte sie sich lieber die Fahrpläne vornehmen. Die zu überarbeiten kostet bestimmt nicht mehr als das Umstellen von 2200 Anglizismen auf deutsche Begriffe - hätte aber sicher einen positiveren Effekt. Denn während Privatunternehmen wie die NordWestBahn einplanen, dass im Berufsverkehr mehr Leute mit dem Zug fahren und die gleiche Strecke daher nicht in der gleichen Zeit bewältigt werden kann, beharrt die Bahn auf ihrem gleichmäßigen Stundentakt, der regelmäßig zur Hauptverkehrszeit zu Verspätungen führt.

Da Züge aber sowieso je nach Wochentag, Uhrzeit und Mondphase Fahrtziel, Länge der Strecke und Uhrzeit der letzten Fahrt ändern, sollte man ohnehin nicht auf die Regelmäßigkeit vertrauen. Mal ganz davon abgesehen, dass auch die Aushangfahrpläne manchmal falsch sind - so werden in Essen falsche Gleise angegeben, in Dortmund fehlt beim RB 43 (ein Zug der Konkurrenz!) die Mehrzahl der Haltestellen. Und mit regelmäßig auftretenden Verspätungen bringt ganze getaktete Plan sowieso nichts. Daher sollte die Deutsche Bahn mal ihre Verspätungen auswerten und in den Fahrplan übernehmen - Fahrgäste nehmen Verspätungen weniger übel, wenn sie planmäßig sind.



Kehrtwende

Freitag war ein komischer Tag. Es fing eigentlich noch recht harmlos mit unangenehmem Papierkram an, danach ging es nach Köln zum Musicstore. Von einem meiner Beckenständer ist die Schraube verloren gegangen und außerdem brauche ich endlich einen vernünftigen Hi-Hat-Ständer, der nicht ständig von alleine aufgeht.

Die Fahrt war trotz Freitagsverkehr recht angenehm und im Musicstore wurde ich ausgesprochen freundlich beraten. Die Schraube gibt es leider nicht als Einzelteil, aber man war - wenn auch erfolglos - bemüht, ein passendes Ersatzteil aus der Restekiste zu finden. Einen Hi-Hat-Ständer kaufte ich aufgrund des Transportproblems dann auch nicht, ließ mich aber beraten, was für mich wohl geeignet wäre.

Noch kurz eine geliehene Speicherkarte wieder abgegeben und erfolglos bei Media Markt nach einem Geburtstagsgeschenk gesucht, dann zurück nach Dortmund. Kurz vor Dortmund versagte gThumb, mit dem ich bis dahin die Fahrt über Fotos gesichtet hatte, den Dienst und verwarf meine gesamte Auswahl - Arbeit von drei Stunden weg. Ein paar Minuten später hielt der Zug auf der Strecke an - das Stellwerk in Dortmund war defekt. Wir standen erstmal eine halbe Stunde rum, dann wurde entschieden, dass der Zug wieder umdreht, um wenigstens die Rückfahrt anzutreten. Man solle dann in Witten - dem nächsten erreichbaren Bahnhof - auf die Lautsprecherdurchsagen achten.

Die gab es dann aber nicht. Zusammen mit G., den ich durch diese Umstände traf, ging's dann zum Fahrradverleih - leider ist Witten nicht an das Metropolradsystem, sondern an das Radstation-System angeschlossen, sodass wir nicht von Witten aus nach Dortmund fahren konnten. Stattdessen fuhren wir nach Lütgendortmund, um von dort mit dem Fahrrad in die Innenstadt zu fahren. Unseren Berechnungen nach würde das genauso lange dauern wie die Weiterfahrt von Lütgendortmund mit Bussen, aber mehr Spaß machen.

In der Tat war die ganze Aktion dann das Tageshighlight. Meine neue Bekanntschaft hat einen interessanten Job und dadurch bedingt schon Bombenangriffe in Israel gesehen, sah das ganze Zugdilemma also vergleichsweise entspannt. Bei der Radtour fühlten wir uns ein bisschen wie bei GTA: San Andreas ganz am Anfang, wenn man nur mit dem Fahrrad fahren kann und das auch nur langsam und schlecht. Wir müssen dringend an unserer Kondition arbeiten...

Die Strecke Lütgendortmund-Hauptbahnhof, die über Dorstfeld führte, erwies sich als sehr ruhig, aber auch deutlich länger als erwartet (insgesamt fast zehn Kilometer). Den Weg wies uns die Kombination Smartphone-WLAN und Tablet-Navigation - das Tablet musste dabei wieder mal sehr leiden und flog einmal in hohem Bogen aus dem Fahrradkorb. Wie schon beim letzten Mal überstand es das aber nahezu unbeschadet, nur ein kleiner Kratzer am Gehäuse zeugt noch davon. Wir lernten, dass zwei Minuten S-Bahn mit dem Fahrrad doch recht lang sind, dass der alte Hellweg in Dorstfeld heute nur noch von den dort ansässigen Firmen - Freitag abends also gar nicht - genutzt wird und dass 30km/h bergab sehr viel Spaß machen. hahahah

Die Höhen und Tiefen des Tages endeten dann damit, dass ich zuhause feststellte, dass mein Radcard-Tarif ausgelaufen und nicht verlängert worden war, so dass die kleine Aktion statt der erwarteten zwei ganze zehn Euro kostete. Überdies gibt es meinen alten Tarif gar nicht mehr, der neue mit ähnlichen Konditionen kostet nun 36 statt 8 Euro jährlich (und wird dadurch gänzlich unattraktiv). Wie schon gesagt, ein Tag mit einer merkwürdigen Ereignismischung, an den ich sicher noch eine Weile denken werde, wenn es bei der Bahn mal wieder eine Störung gibt.



Glückliche Fügung

Manchmal häufen sich ja Pannen und man flucht immer mehr und am Ende kommt es ganz dicke - so wie letztens nach der Veganermesse. Manchmal häufen sich aber auch Pannen und gleichen sich gegenseitig aus. So bin ich heute letzten Monat nach Hamburg zum Vorbereitungstreffen für den Kirchentag gefahren und hatte dafür zum ersten Mal den Hamburg-Köln-Express (HKX) gebucht. Ab Münster für sagenhafte 18€, ein Traum, Münster ist von Dortmund weniger als eine Stunde entfernt, über 20 Minuten zum Umsteigen. Eigentlich.

Dann kreuzten wir einen verspäteten Intercity, der natürlich Vorrang hatte. Erst Recht vor dem Konkurrenzunternehmen Eurobahn! Anschließend blieben wir aufgrund eines technischen Problems am Zug in Werne an der Lippe eine Weile stehen. Da kamen dann schon Fragen auf: Wie handhabt denn die Eurobahn Verspätungen? Und was muss ich tun, wenn ich aufgrund einer Verspätung von Privatunternehmen A (Eurobahn) einen Zug von Privatunternehmen B (HKX) verpasse? Unser Aufenthalt sollte "unbestimmte Zeit" dauern, der Zugfahrer telefonierte, startete den Zug neu, stieg aus und suchte nach dem Problem.

Und fand es auch. Fuhr los und bremste sofort wieder. "Sehr geehrte Fahrgäste, wie sie soeben bemerkt haben, fährt der Zug zwar wieder, allerdings müssen wir nun erst noch einen Intercity vorlassen." Sprach's, wartete und drückte aufs Gas. Trotzdem erreichten wir Münster drei Minuten nach planmäßiger Abfahrt. Aber dann die Durchsage der Anschlusszüge (ich schreibe nie wieder etwas Böses darüber!) - der HKX hat Verspätung - aufgrund eines vorausfahrenden verspäteten Intercitys. Das gleiche Problem, diesmal dem anderen entgegen wirkend.

Gerade nachdem ich mich mit einer jungen Dame unterhielt, die überlegte, ob inzwischen auch das Gleis geändert wurde (der Intercity war weg, der HKX kam nicht), wurde das Gleis geändert. Dort kam dann zunächst eine Regionalbahn, eine andere wurde gefühlte 27 Mal durchgesagt, weil sie ausfiel und man eine andere benutzen sollte (falls man nach Gronau möchte. Da war ich auch mal...). Dann fuhr an dem Bahnsteig, von dem wir kamen, ein HKX ein. Allgemeine Verwirrung, aber auf der Anzeigetafel war der HKX nach Hamburg angeschlagen und zu dieser Zeit sollte auch der nach Köln fahren.

Es hatte dann auch alles seine Richtigkeit so. Leider kamen nur die Fahrgäste nach Köln in den Genuss der alten Rheingold-Waggons, mein Zug war mit Waggons der Nordwestbahn ausgestattet. Aber man kann nicht alles haben - und heute gab es immerhin schon glückliche Fügungen und freundliches Personal!

Nachtrag: Auf dem Rückweg hatte ich dann auch das Glück, die Rheingold-Wagen nutzen zu können. Traumhaft! Ich habe noch nie in so großen, bequemen Sitzen in einem so gemütlichen Abteil gesessen. Hoffentlich fahren die dauerhaft für den HKX!