Exkursion zum Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften


Für mein Bachelorstudium waren mehrere Exkursionen vorgeschrieben und über eine mussten wir einen Bericht schreiben. Ich entschied mich für den Besuch des Max-Planck-Institutes für Kognitions- und Neurowissenschaften, wo wir einige Vorträge hörten und zwei Forschungseinrichtungen besuchten. Da der Exkursionsbericht durchweg auf gutes Feedback stieß, möchte ich ihn hier einfach teilen, obwohl er inzwischen mehrere Jahre alt ist. Folgend also der eingereichte Text im Original.

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Vorträge

Nach der Anreise zum Max-Planck-Institut wurden wir gegen 10 Uhr begrüßt und erhielten zunächst einen Überblick über das MPI in Leipzig sowie die Max-Planck-Gesellschaft als Ganzes. Hierbei wurden bereits einige Fragen zu möglichen Anstellungen im MPI bzw. zur Forschung am MPI beantwortet. Das Institut stellte sich vergleichsweise positiv dar (u.a. wegen der zur Verfügung stehenden Geldmittel), es wurde aber auch schnell klar, dass sich eine Bewerbung hier gegen viele Konkurrenten durchsetzen muss.

Anschließend stellte eine Forscherin des Instituts ihre aktuelle Arbeit vor. Wir lernten dabei vor allem die Theory of mind kennen; in den vorgestellten Studien wurde untersucht, ab welchem Alter Kinder die Fähigkeit entwickeln, zu verstehen, was andere denken, und das die Annahmen anderer Personen falsch sein können, und mit welchen Gehirnregionen diese Fähigkeit korreliert ist.

Führung 7-Tesla-Scanner

Als zweiter Programmpunkt im MPI stand ein Vortrag mit Besichtigung des MPI-eigenen MRT-Scanners an. Dieser unterscheidet sich von den in Medizin und Forschung häufiger gebrauchten Geräten durch eine 4 bis 5,5 Tesla höhere magnetische Feldstärke (Faktor 2,3 bis 4,6). Die höhere Feldstärke führt zu einer größeren Zahl ausgerichteter Protonen, wodurch sich wiederum das Signal-Rausch-Verhältnis deutlich verbessert und letztlich eine höhere Auflösung erreicht werden kann - im Falle des 7T-Scanners können Blöcke mit einer Größe von weniger als 1mm unterschie­den werden.

Neben diesem Vorzug eines stärkeren Magnetfeldes im MRT lernten wir auch mehrere Problemati­ken kennen, die das aus dem Studium gewohnte Bild des einfach universell verwendbaren Hilfsmittels an die Realität anpassten. So sind bei höherer Feldstärke Interferenzeffekte zu beobachten, die bei den „handelsüblichen“ Feldstärken nicht auftreten. Gesundheitliche Risiken bei dieser Belas­tung sind noch nicht abschließend erforscht. Außerdem wurde bei der Führung klar, welcher techni­sche Aufwand (Abschirmung, Kühlung, aufwändige Verstärkertechnik) zum Betrieb eines MRT-Gerätes notwendig ist.

Vortrag und Besichtigung MEG - Außenstelle Bennewitz

Auch die letzte Station der Exkursion, das MEG-Labor in der MPI-Außenstelle Bennewitz, war besonders in Bezug auf die verschiedenen Problematiken beim Betrieb moderner Medizintechnik lehr­reich. Wir erfuhren bald, dass bereits die Wahl des Standortes der Reduktion von äußeren Störein­flüssen diente. Diese ausreichend zu beseitigen gestaltet sich wesentlich schwieriger als die Durch­führung der eigentlichen Messung, da die am Gehirn messbaren Signale so schwach sind, dass selbst weit entfernte Quellen (z.B. Zug-Oberleitungen) ein Problem darstellen.

Außer der Wahl eines von Stadtzentren entfernten Standortes wurde daher zusätzlich eine Abschir­mung um den Versuchsraum errichtet und es werden durch verschiedene spezielle Geräte (z.B. opti­sche Schalter mit Lichtwellenleitern) Störeinflüsse aus dem Versuchsraum reduziert. In den im Gerät verbauten Sensoren werden ebenfalls Maßnahmen zur Auslöschung von Störsignalen angewen­det; so werden etwa planare Gradiometer mit zwei gegensinnigen Spulen zur Messung der magneti­schen Felder verwendet. Durch die Nähe zum Kopf des Probanden können damit Unterschiede in den vom Gehirn stammenden Magnetfeldern festgestellt werden, während von außen kommende Störsignale gleichermaßen auf beide Spulen treffen und so durch deren Gegensinnigkeit ausgelöscht werden.

Abschließend zur Besichtigung des MEG-Labores wurden einige Fragen zum Betriebsablauf des Labores und zur Verwendung und Wartung der Geräte gestellt. Hierbei wurde klar, dass die Kom­plexität längst das Niveau überstiegen hat, auf dem sich ein typischer Anwender bewegt. Forscher und Techniker sind hier also eindeutig verschiedene Personen(gruppen), nur einfachste Wartungsar­beiten können von den Mitarbeitern des Labores selbst durchgeführt werden. Diese Erkenntnis wirft ein weiteres Mal die Frage auf, welche Berufsfelder Studenten der Sensorik und kognitiven Psycho­logie außerhalb der Forschung tatsächlich offenstehen - wenn selbst das Wissen im Hauptfach ausgebildeter Ingenieure gerade zur Bedienung und zum Verständnis moderner Messgeräte ausreicht.

Insgesamt hat uns die Exkursion vor allem einen interessanten Einblick in die tatsächliche Anwen­dung von MRT und MEG und in den realen Forschungsalltag gegeben. Während das bisher vermittelte Wissen durchaus ausreichte, um den Inhalten der Vorträge zu folgen, zeigte sich schnell, dass in der Praxis auch ganz andere Themen und Probleme eine Rolle spielen. Weitere Einblicke in Anwendungsbereiche außerhalb der Universität sind daher stark zu empfehlen.

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