Flughäfen sind merkwürdig. Man läuft durch riesige, von unterbezahlten Reinigungskräften auf Hochglanz polierte Hallen, um irgendwo an einem kleinen Schalter sein Gepäck abzugeben. Für jede Station auf dem Weg zum Flugzeug gibt es Uhrzeiten, wann man spätestens da sein muss. "If you're late, we won't wait", schreibt Easyjet auf die Bordkarten. Wie könnte ich zu spät sein? Es ist noch eine Stunde Zeit bis zum Abflug und ich bin mit der Gepäckaufgabe bereits fertig.
Was einem jetzt noch bleibt, außer die Hallen zu bestaunen, wäre irgendwas zu kaufen. Falls man Krösus ist, natürlich. Wahlweise normal vor dem Terminal oder dahinter (dann natürlich "duty-free"). Oder man geht nochmal auf die Toilette. Das kann ich in Düsseldorf eher so mäßig empfehlen, denn von dem Hochglanz ist da noch nichts angekommen. Vielleicht, weil die Toiletten ganz hinten am Schalter für Sondergepäck sind, wo man nur hingeht, wenn die anderen wie heute gesperrt sind - oder man Sondergepäck hat.
Dort würde man dann möglicherweise Instrumente und Sportgeräte aufgeben. Oder Schlachtvorrichtungen. Oder seine persönlichen Minen, die man immer dabei hat; aber da der Schalter mit "bulky luggage" ins Englische übersetzt wurde, wohl doch nur die sperrigen Gegenstände.
Das Interessanteste sind noch die Menschen, die hier rumlaufen. Familien und Singles, Freizeit- und Geschäftsreisende. Aber morgens um 7 ist selbst am Flughafen nicht viel los. Die Leute, die mit mir aus dem Skytrain ausstiegen, passten alle auf einmal in den Aufzug, und am Check-in stand ich keine fünf Minuten. Ärgerlich, wenn man dafür viel mehr Zeit eingeplant hat.
Mal schauen, was für einen Sitzplatz ich gleich bekomme. Bei Easyjet gibt es (noch) keine Sitzwahl, daher habe ich keine Ahnung, wie das funktioniert. Möglicherweise setzt man sich einfach irgendwo hin, wenn man reinkommt. Welchen Vorteil hätte es sonst, das aufpreispflichtige "Speedy Boarding" zu buchen ("als erster im Flugzeug sein")? Schließlich klappt es am Flugzeug meistens einigermaßen, dass nicht alle drängeln und in der Tür stehen bleiben wie im Zug.
Noch 83 Minuten bis zum Start. Sagt man dazu eigentlich Take-off oder heißt das nur in der Raumfahrt so? Ist auch egal, jedenfalls dauert mir das alles zu lange. Flugzeuge starten nahezu immer pünktlich. Blöd nur, dass man davon nichts hat, weil man schon ewig vorher am Flughafen sein muss, denn es könnte ja irgendwas schief gehen oder der Schalter ist voll oder oder. Und dann muss man einchecken und durch die Sicherheitskontrollen und boarden und ach, dagegen ist Zugfahren wirklich einfach.
So hat eben mal wieder alles seine Vor- und Nachteile und deswegen würde ich auch nie im Inland fliegen. Über das Meer allerdings würde es mit dem Zug einfach ewig dauern, außerdem ist der Zug durch den Tunnel auch nicht gerade billig. Im Gegensatz übrigens zu dem Zug, mit dem ich vom Flughafen Gatwick nach Brighton fahre; der fährt 50 Kilometer in 27 Minuten für 4,50 britische Pfund. Schneller schaffen es die deutschen Regionalzüge auch nicht, eher im Gegenteil.
Noch 76 Minuten bis zum Start, 36 bis zum Beginn des Boardings. Dafür fangen jetzt die Durchsagen an: Gepäck nicht unbeaufsichtigt lassen, auf Wertgegenstände aufpassen. Vor mir ist plötzlich wie aus dem Nichts eine riesige Schlange entstanden, die muss natürlich jetzt regelmäßig über die Gefahren eines Flughafens informiert werden. Ich gehe dann mal besser zu den Sicherheitskontrollen und sitze dann dahinter weiter rum. In Deutschland lohnt es sich ja nichtmal dafür, früh zu kommen.
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Die halbe Stunde verbringe ich bei den Sicherheitskontrollen und in langen Gängen. Die Terminals sind alle wild durcheinander, nur das mit der letzten Nummer (meins) ist ganz hinten. Das Boarden geht problemlos vonstatten, im Gang komme ich ins Gespräch mit zwei anderen Deutschen. Eine davon teilt sich eine Sitzreihe mit einem Iren und mir. Bis zum Start dauert es noch eine halbe Stunde, aber ich komme mit dem Iren ins Gespräch und schon starten wir. Der Ire ist viel rumgekommen, hat in fast allen Teilen der Welt mal gearbeitet - und momentan ist er an der Ruhr-Uni in Bochum angestellt. Wir unterhalten uns über das Reisen an sich und die verschiedenen Länder und Kulturen. Ich lerne, dass es in China zu Staus kommt, weil Leute ihre Kühe über die Autobahn treiben und dass Stau im Schweizerdeutsch Puff heißt. Und schon landen wir in Gatwick.
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Das Auschecken und Einsammeln des Gepäcks läuft reibungslos ab. Der Ire fliegt weiter nach Irland, dafür treffe ich die Deutsche wieder, die inzwischen ihre Kinder getroffen hat, die in Brighton studieren. Mein Ticket habe ich schon, mit dem Eingeben des Reservierungscodes in den Automaten war auch das sofort erledigt. Leider geht mein Zug erst in zwei Stunden, so fahren wir nicht zusammen. Aber Brighton ist nicht groß und man trifft sich bestimmt mal wieder. Ich vertreibe mir die Zeit mit Fotos sichten und bearbeiten und bei der Cloud, einem deutschen WiFi-Betreiber, gibt's 15 Minuten kostenloses Internet.
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Übrigens ist das hier der 800. Post auf Konzertheld.de.