Gedankensammlung (vegetarisch)


Letzte Woche war Dassel-Seminar, also das deutschlandweite und damit auch deutschlandweit größte TEN SING-Seminar. Eine Woche, in der ich durchgehend Spaß oder zumindest gute Laune hatte und auch so viel gelernt habe wie lange nicht mehr. Wir haben in vier Chorproben fünf Lieder gelernt, in zwei Nächten zehn Tonnen Technik abgebaut, verladen, transportiert, wieder aufgebaut und nach der Show wieder abgebaut, wir haben in einer Woche eine Stunde beeindruckendes Programm aus dem Boden gestampft und wir haben in einer halben Stunde 213 Menschen umarmt.

Nebenbei war es mein erstes Seminar als Vegetarier und den Meinungen der Nichtvegetarier nach zu urteilen war unser Essen wesentlich besser. Wir waren gut zehn Prozent Vegetarier, die Köchin ebenfalls. Später beim Technikaufbau gab's Veggie-Burger von McDonalds und vegetarisch belegte Pizza und ich stellte fest, dass ich Fleisch inzwischen nicht mehr vermisse. Ich biss sogar im Dunkeln versehentlich in ein Stück Pizza mit Fleisch und legte es wieder weg, weil es mir schlicht nicht schmeckte.

Ich stellte außerdem mal wieder fest, dass es sich nicht lohnt, sich mit Menschen abzugeben, die einem irgendwas vormachen. TEN SINGer sind irgendwie prinzipiell toleranter, offener, ehrlicher und direkter als andere Menschen und diese Woche mit über 200 solcher Menschen war einfach nur wundervoll. Da ist es einfach überhaupt kein Problem, Leute anzusprechen und sich nett zu unterhalten oder Komplimente zu machen einfach nur weil es nett gemeint und ehrlich ist. Es ist auch kein Problem, man selbst zu sein und jeden Scheiß zu machen auf den man Bock hat - statt dass man komisch angeguckt wird, werden sich Leute finden, die mitmachen.

Der Alltag hat mich heute total erschlagen. Alleine im Zug sitzen und leer in die Gegend starren, während alle anderen ebenfalls leer in die Gegend starren, statt mit hundert Leuten eine Straßenbahn zu stürmen, chaotischer Kofferhaufen zu bilden, wildfremde Menschen fröhlich zu begrüßen und zu singen. Alleine zuhause hocken statt in Räumen voller gut gelaunter Menschen mit Bechern Rhythmen auf den Tisch zu klopfen. Musik von Spotify hören statt mit 200 Leuten in einem Chor zu singen. Die Boxen einschalten statt ein 40-Kanal-Mischpult zu bedienen.

Eine wundervolle Zeit liegt hinter mir. Aber es liegt auch eine wundervolle Zeit vor mir. Nächste Woche geht es nach England und kurz darauf startet meine NRW-Norddeutschland-Reise. Als ich beim Seminar erzählte, dass ich gerade TEN SING-Gruppen in NRW besuche, wurde ich direkt in weitere Gruppen auch in anderen Bundesländern eingeladen. So werde ich in sechs Tagen von Bonn nach Hamburg reisen, dort dann ein paar Tage bei Freunden bleiben und dann zum Jugendtag Richtung Berlin fahren. Da kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.