Rückblick auf drei Jahre Spiegelreflex

Wenn ich heute vor der Entscheidung stehen würde, wer der Nachfolger meiner Maginon wird - ich würde mir nicht direkt wieder eine DSLR kaufen, sondern erstmal eine Bridgekamera oder sogar eine kompakte. Vielleicht würde ich sie unzufrieden zurück schicken, vielleicht aber sogar nicht.

Wenn ich heute vor der Entscheidung stehen würde, wer der Nachfolger meiner Maginon wird, hätte ich mir von dem Geld, das vor drei Jahren für die Spiegelreflex drauf ging, vielleicht sogar ein Smartphone gekauft. Das hätte vielleicht sogar eine so gute Kamera, dass ich mir gar keine separate Kamera kaufen würde. Als ich letztens, das erste Mal in meinem Leben übrigens, in einem Media Markt war, konnte ich einige dieser mit Megapixeln protzenden handyähnlichen Geräte testen. Einige haben mich echt beeindruckt, was die Fotoqualität angeht.

Gute Kameras in Handys sind aber doch selten und die, die eine so gute Kamera haben, kosten dann auch so viel wie eine Spiegelreflex. Da bevorzuge ich dann doch ein normales Handy und eine separate Kamera. Nur eine Spiegelreflex müsste es nicht unbedingt sein.

Ich bereue nicht, damals eine gekauft zu haben. Aber die aktuelle Entwicklung der Fototechnik beeindruckt mich sehr, gibt es doch mittlerweile Bridgekameras mit Zoombereichen jenseits von Gut und Böse zu Kampfpreisen - und das mit optischem Zoom, nicht mehr wie bei mir damals mit 2x optischem und 3x digitalem. Meine Schwester hat so eine Bridgekamera - klar, die macht nicht so gute Fotos wie meine EOS, aber die hat ja auch nur ein Fünftel des EOS-Preises gekostet. Ein Bekannter hat eine kleine HD-Videokamera, die echt gute Videos macht und einen Zoombereich hat, der ungefähr so groß ist wie der aller meiner Objektive zusammen.

Die Spiegelreflex habe ich damals aus zwei Gründen gekauft: Ich wollte, wenn schon Neuware, dann was richtiges kaufen, was länger als vier Jahre hält. Und ich wollte unbedingt Objektive wechseln können. Dass die Dinger verdammt teuer sind, habe ich mir schön geredet, aber inzwischen habe ich immerhin vier Stück und bin damit auch echt gut aufgestellt.

Und letztlich ist es einfach Qualität. Die Bridgekamera meiner Schwester deckt zwar einen riesigen Brennweitenbereich ab, aber die Fotos sind doch etwas blass. Für sie reicht es aber. Die Videokamera ist eben eine Videokamera - ordentlich fotografieren könnte man damit nicht. Will der Besitzer aber auch gar nicht. Und die Kamera im Smartphone ist schnell da und macht mal fix einen guten Schnappschuss - dafür ist sie da. Aber wenn es dunkel wird, versagt sie genauso wie die Kompaktkamera eines Freundes - die kann zwar Filmempfindlichkeiten bis ISO 25600 (was einem Nachtsichtgerät verdammt nahe kommt), aber wenn man damit nachts eine Person fotografiert, hat die statt Augen, Nase und Mund nur Matsch im Gesicht.

Wenn ich heute vor der Entscheidung stehen würde, wer der Nachfolger meiner Maginon wird, und dabei das Wissen hätte, was ich inzwischen habe, würde ich nochmal darüber nachdenken, ob ich eine Spiegelreflex kaufen möchte. Das Teleobjektiv, auf das ich damals so heiß war, nutze ich nur selten (dann allerdings sehr gerne). Vermutlich würde ich wegen der ganzen Konzerte, die ich fotografiere, wieder eine Spiegelreflex kaufen - aber vielleicht ein günstigeres Modell. Darüber, dass ich damals das teurere genommen habe, bin ich aber froh - den Liveview1 der 450D, den die 400D nicht hat, möchte ich nämlich auf keinen Fall missen. Dabei war Liveview vermutlich der letzte Schritt, der gefehlt hat, um jedem Anfängerfotografen die digitale Spiegelreflex schmackhaft zu machen - aber dass ich finde, dass viele Käufer einer Einsteiger-DSLR damit einen Fehler machen, ist ein anderes Thema.

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  1. Bei Spiegelreflexkameras neu, bei kompakten immer schon da gewesen: Den zu fotografierenden Bildausschnitt auf dem Display anzeigen und nicht (nur) im Sucher.


52 Songs: Lagerfeuer & Neuanfang

Da ich die letzten zwei Wochen mehr oder weniger offline verbracht habe, verpasste ich Runde fünf bei den {52s}. Die gibt's daher jetzt zusammen mit der heute endenden Runde sechs.

Lagerfeuer

Konna hat bei der Vorstellung des Themas ja diverse Szenarien genannt, wie man am Lagerfeuer Musik machen könnte. Meine Erfahrungen beschränken sich da so ziemlich auf Grillfeuer bei Festivals, wo elektronische Instrumente natürlich nicht funktionieren. Generell gibt es in meiner Vorstellung da aber eher die Akustikgitarre und das Cajon. Und ausgelutscht hin oder her, einer meiner Lieblingssongs ist da einfach Wonderwall von Oasis, von dem ich inzwischen auch den Text auswendig kann. Ist übrigens, obwohl ein totaler Klassiker, gar kein geeignetes Einsteigerlied für Leute, die Akustikgitarre lernen...

Neuanfang

Irgendwie gab es bisher noch kein Thema, mit dem ich nichts anfangen konnte, und die Ideen sind auch immer ziemlich schnell da. So auch hier - mir kam sofort Born for this von Paramore in den Sinn. Manchmal entdeckt man irgendwann, wofür man wirklich geboren wurde und womit man ab sofort sein ganzes Leben füllen möchte - und dann steckt man vielleicht ganz neue Energie hinein oder man hat vorher etwas ganz anderes gemacht und stellt alles auf den Kopf. In beiden Fällen kann man von Neuanfang reden und ich finde, zu diesem energiereichen Start passt der Song ganz gut.

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Warum Google+ kein Facebook-Klon ist

Im letzten Beitrag bin ich ja schon darauf eingegangen, dass bei Google+ einiges anders ist als bei Facebook. DIe auffälligste Änderung sind wohl die Circles / Kreise, die nur wenig mit dem bekannten Freundesystem zu tun haben. Dazu kommt, dass Google für verschiedene Dinge auf eigene Dienste zurückgreifen kann, vor allem Picasa für Fotos, Youtube für Videos und Google Mail für Mails.

Eine weitere Änderung ist, dass es keine Pinnwände gibt. Die Pinnwand ist von der Privatsphäre her etwas seltsam - man adressiert etwas direkt an eine Person, aber trotzdem können es viele Personen sehen. Bei Facebook zum Beispiel sehen alle meine Freunde, was ich an Pinnwände anderer Leute schreibe. Außerdem sehen deren Freunde, was ich dort geschrieben habe, auch wenn es gar nicht meine Freunde sind. Bei Google+ ist das durchsichtiger: Man kann Inhalte mit einzelnen Personen teilen - dann ist es auch an diese Person adressiert, aber niemand anders sieht das. Ist es erwünscht, dass auch andere Personen das sehen, kann man diese hinzufügen. Ein eigener Kreis muss dafür nicht erstellt werden.

Google verfolgt ein anderes Konzept als Facebook, wenn es um das Bewerten von Inhalten geht. Bei Facebook klickt man "gefällt mir". Das ist mittlerweile so verbreitet, dass ich schon in Schuhhandlungen Schuhe mit riesigem Daumen gesehen habe, die deshalb im Laden sind, weil sie auf Facebook vielen Leuten gefallen. Bei Google hingegen gibt man +1. Das gebraucht sich nicht halb so massiv wie "gefällt mir", finde ich jedenfalls. Liegt vielleicht auch daran, dass es noch nicht so verbreitet ist wie Facebooks Variante. Was mir fehlt, ist ein Verb dafür. "Pluseinsen" ist irgendwie nicht so meins. Dafür zeichnet Google (wahlweise öffentlich) auf, was ich gepluseinst habe - schreit Datenkrake1, aber ich finde das praktisch. Außerdem beeinflusst es meine Suchergebnisse bei der Google-Suche. Hätte ich eine solche Sammlung meiner "Likes" bei Facebook, wäre ich wohl schockiert, was mir schon alles gefallen hat.

Nochmal zum System der Kreise: Bei Facebook muss man immer wieder Freundschaftsanfragen beantworten. Bei Google+ kann jeder jeden in Kreise aufnehmen, ohne dass dieser Jemand etwas tut - so hat man nur mit den Personen zu tun, die man selbst ausgewählt hat. Privatsphäretechnisch ist das unproblematisch - Personen, die mich in irgendeinen Kreis aufgenommen haben, haben nicht mehr Rechte als jede beliebige Person, es sei denn, ich will das. Es ist ein bisschen wie Twitter: Wenn eine Person dir folgt, sieht sie genau das, was sie vorher auch gesehen hat, nur automatisch.

Was auch ganz anders abläuft, sind Interessen. Bei Facebook stellt man sich ein recht umfangreiches Profil zusammen, indem man verschiedenen Dingen "gefällt mir" verpasst - die werden dann kategorisiert und so ergibt sich ein Profil mit Musikgeschmack (Red Hot Chili Peppers gefallen mir), Fernsehsendungen die ich mag (Dr. House gefällt mir) und ähnlichen, ergänzt um Dinge die man konkret angegeben hat. Das meiste davon fehlt dem Google Plus-Profil völlig. Interessen sind viel privater - es gibt sogenannte "Sparks", mit denen man sich über seine Interessen auf dem Laufenden halten kann. Im Moment ist das vor allem eine automatische Nachrichtensuche. Da lässt sich noch viel mehr draus machen - und da sollte auch mehr draus werden, denn mit sozialem Netzwerk hat das bisher noch nichts zu tun.

Ein wesentlicher Punkt, wieso Google+ kein Facebook-Klon ist, ist auch das Fehlen von Funktionen. Es gibt bei Google+ keine Gruppen - die bieten bei Facebook die Möglichkeit, mit einer bestimmten Personengruppe Inhalte zu teilen und Dinge zu besprechen und das abseits vom Hauptstream. Eine Möglichkeit, das bei Google+ zu realisieren, wäre das Teilen mit einem bestimmten Kreis. Allerdings funktioniert das nicht so gut - denn die mit diesem Kreis geteilten Inhalte können eben nicht gruppiert werden. Man kann sich zwar alle Inhalte aus einem bestimmten Kreis anzeigen lassen, dann bekommt man aber auch Inhalte, die aus einer einzelnen Person in diesem Kreis stammen und nicht nur für den Kreis bestimmt waren. So fehlt eine weitere Möglichkeit zum Interessenaustausch. Google Wave wäre hier eine schöne Sache - vielleicht kommt das ja wieder.

Was mir am meisten fehlt, ist die Möglichkeit, in Google+ Veranstaltungen zu erstellen. Ich weiß nicht, ob Google der Meinung ist, Veranstaltungen seien nichts soziales - aber obwohl man in Google Calendar Veranstaltungen erstellen und Personen dazu einladen kann, fehlt eine solche Funktion in Google+ bisher völlig. Auch aus Google Calendar heraus kann man nichts in Google+ tun. Das gilt auch für Google Reader - dort kann man immer noch auf "gefällt mir" klicken und noch nicht pluseinsen. Dafür kann ich jedes Suchergebnis pluseinsen - was irgendwie nur mäßig sinnvoll ist, da ich die Seite ja noch nicht kenne, wenn ich sie gerade gefunden habe.

Außerdem gibt es keine speziellen Seiten. Ich las schon Bemerkungen wie "wer braucht schon eine Möglichkeit, Firmenwerbemüll in seinen Stream zu bekommen" - aber ich nutze das bei Facebook auch, um über meine Bands informiert zu bleiben. Google zielt darauf wohl eher mit den Sparks - aber die sind, wie gesagt, noch ausbaufähig.

Ich bin gespannt, was aus Google+ wird. Es bietet eine Menge tolle Funktionen und ist mir definitiv sympathischer als Facebook. Meldet euch an, ich verteile Einladungen, falls nötig. Es lohnt sich mal reinzuschauen.

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  1. Google sammelt Daten. Google zeigt passende Werbung an und wird dafür gut bezahlt. Google muss deine Daten nicht weiterverkaufen. Okay?


Warum ich Google+ jetzt schon mehr mag als Facebook

Das Thema mag schon etwas ausgelutscht sein, aber bis ich wieder zuhause bin, hier mal ein paar Gedanken zu Googles neuem sozialen Netzwerk Google+, beginnend mit Gründen, warum es in einigen Punkten schon besser ist als Facebook.

  • Geniale Fotointegration mit Picasa: Es ist unglaublich einfach, Fotos aus Picasa-Alben einzubinden. PicasaWeb selbst ist schon eine gute Sache, die Einbindung in Google+ ist einfach, leistungsfähig und schön. Außerdem stehen im Hintergrund die Picasa-Desktopanwendung und Picnik zur Verfügung.
  • Bessere Privatsphäreeinstellungen: Jeder einzelne Eintrag, jedes Album, jede Statusnachricht und jeder kleine Teil des Profils kann eigene Privatsphäreeinstellungen bekommen. Personen, die etwas sehen, können individuell oder anhand von Kreisen ausgewählt werden. Bonuspunkt: Man kann sich sein Profil aus Sicht einer beliebigen Person anzeigen lassen.
  • Kontaktverwaltung mit Personenkreisen: Zwar bietet Facebook Listen für "Freunde", so schön wie Googles Kreise sind die aber nicht zu handhaben. Bei Google ist ein Kontakt erstmal ein Kontakt und kann dann in beliebig viele Kreise einsortiert werden. Das fühlt sich schon besser an, weil es nicht wie die Listen etwas von Freunden erster und zweiter Klasse hat. Die Kreise lassen sich für Privatsphäreeinstellungen verwenden und um zu wählen, welchen Teil seines Informations-Streams man gerade sehen möchte.
  • Kontaktverwaltung basiert nicht auf Freundschaften: Das möchte ich nochmal gesondert hervorheben: Die bisherigen sozialen Netzwerke, außer Twitter, bauen darauf auf, dass man "befreundet" ist - man sendet eine Anfrage, wird angenommen, danach sieht man gegenseitig mehr Profildetails (es sei denn, man hat eh ein öffentliches Profil, dann wird es halt nicht noch mehr). Bei Google läuft das eher wie bei Twitter: Man nimmt Leute in seine Kreise auf, wenn man möchte - danach sieht man alles, was diese Person entsprechend freigegeben hat. Wird man von der Person ebenfalls in Kreise aufgenommen, sieht man möglicherweise mehr. Das ist aber nicht zwingend.
  • Mächtigeres Nachrichtensystem: Zur Kommunikation mit anderen Personen wird Google Mail verwendet. Zwar hat Facebook seit einiger Zeit auch ein Mailsystem, bei dem man normale Mailadressen nutzen kann, aber mich stört daran, dass alle Nachrichten bei Facebook gespeichert werden. Bei Google+ landen sie zwar effektiv auch bei Google, aber eben bei Google Mail, bei meinen normalen Mails. Personen können mir über einen Button auf meinem Profil Mails an meine normale Mailadresse schicken, ohne diese zu sehen. Ich kann die Kommunikation dann mit normalen Mails weiterführen. Das gefällt mir viel besser als diese in die Netzwerke integrierten Nachrichtensysteme, denn es vermeidet, dass man immer über das Netzwerk kommuniziert.
  • Durchdachteres Teilen: Fotos hochladen, einzeln oder in Alben, geht schneller und einfacher. Videos von Youtube können direkt geteilt werden. Mit zwei Klicks kann man genauestens angeben, wer den geteilten Inhalt sieht. Beiträge können nachträglich bearbeitet werden und das Hinzufügen von Kommentaren sowie das Teilen der Inhalte kann pro Eintrag verboten werden.

Da steckt eine Menge Potenzial hinter. Später mehr. hahahah



Wenn vor der Bühne mehr los ist als auf der Bühne...

...befindet man sich idealerweise nicht auf dem Konzert einer schlechten Band, sondern mitten in einem sehr aktiven Publikum. Ein paar Informationen und Gedanken zu Konzertaktivitäten und Konzertbewegungen, angeregt durch Bochum Total und auch durch die schon etwas zurück liegende Aussage meiner Mutter, dass sie die Bandanhäufungen auf Festivals ja eigentlich auch interessieren würde. Außerdem ist heute mein Auftritt mit TEN SING Bochum beim europäischen Festival und ich hoffe, einiges vom Folgenden wird sich dort abspielen. hahahah

Warum bildet sich da eine leere runde Fläche im Publikum?

Wenn du das nicht weißt... mach dass du da rauskommst. Bleib bloß nicht drin stehen. Das wird ein Moshpit... eine schöne Sache für die, die sich mit harmlosen, am Boden stattfindenden Tanzbewegungen nicht abgeben wollen und denen auch das Hüpfen auf der Stelle nicht reicht. Im Moshpit wird gepogt (oder eben gemosht, soweit ich weiß ist beides das Gleiche), wahlweise halbwegs koordiniert im Kreis ähnlich einer wilden Polonaise oder wüst durcheinander in einem chaotischen Haufen.

Richtig: Einfach mitmachen, mitspringen, den eigenen Körper mit den Armen schützen, gegeneinander springen und sich von den Berührungen schieben lassen. Zu Boden gefallene schützen und aufhelfen. Oder: Am Rand stehen, Leute die sich dem rand nähern vorsichtig wieder rein schubsen.

Falsch: Im Kreis stehen bleiben. Keine Rücksicht auf am Boden liegende nehmen. Andere in Richtung am Boden liegender schubsen. Absichtlich Leute umschubsen. Gegenstände bei sich tragen. Schläge verteilen. Am Rand stehen und Leute heftig gegen anderen schleudern.

Bei Regenwetter empfiehlt es sich je nach Untergrund passende Schuhe zu tragen. Meine Winterstiefel haben mir bei Bochum Total, das mitten in der Stadt auf gesperrten Hauptverkehrsstraßen (nasser Asphalt!) stattfindet, gute Dienste geleistet. Schützt außerdem wenn einem auf die Füße getreten wird.

Meine leere Fläche ist nicht rund, sondern sie teilt das Publikum.

Okay, es ist die Wall of Death. Funktioniert ähnlich, wird aber meist mehr durch die Band angeleitet und kommt nicht so oft zustande. Endet dafür in noch größerem Chaos: Das Publikum teilt sich in Hälften und stürmt auf Signal hin aufeinander los. Gibt's übrigens auch kreisförmig...

Hey! Ich habe einen Arsch gegen den Kopf bekommen!

Keine Ahnung, wonach sich richtet, wie viele Leute auf einem Konzert Crowdsurfen, aber es waren echt mal so viele, dass ich nicht alle gesehen habe und ich Körperteile gegen den Kopf bekam. Crowdsurfen bedeutet, sich von der Menschenmenge tragen zu lassen. Üblicherweise auf dem Rücken liegend - ein Bandmitglied, ich glaube von Itchy Poopzkid, hat mal einen Gitarrenkoffer tragen lassen und sich dann draufgestellt. Gefährliche Sache, die unglaublich Eindruck gemacht hat.

Richtig: Aufpassen, niemandem etwas gegen den Kopf zu schlagen, wenn man jemanden nach oben hebt. Crowdsurfende Personen festhalten und weitertragen (meist Richtung Bühne, es sei denn, es ist jemand aus der Band).

Falsch: Als crowdsurfende Person um sich schlagen. Crowdsurfen, wenn man schon kaum noch stehen kann. Crowdsurfende Personen schubsen oder fallen lassen.

In der Regel passiert beim Crowdsurfen nichts, aber falls doch mal jemand fällt, ist das Verletzungsrisiko hoch und die Verletzungen sind dann meist auch recht unschön. Nicht ohne Grund ist an vielen Orten das Crowdsurfen verboten, was extrem uncool ist. Also aufpassen.

Irgendwie stehe ich plötzlich alleine hier...

Nun... nein. Aber alle anderen haben sich hingesetzt oder sind in die Hocke gegangen. Falls du es noch nicht bemerkt hast: Die beschimpfen dich gerade und der Bandleader macht sich über dich lustig. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, einfach auch nach unten zu gehen. Vermutlich wird gerade ein ruhiger Teil eines Songs gespielt, auf den gleich ein lauter Teil folgen wird - mit dem Einsetzen dieses Teils wird das gesamte Publikum hochspringen und eine Party feiern. Das wird total geil aussehen und eine Menge Spaß machen. Zu vermeiden: Zu diesem Zeitpunkt Taschen auf dem Boden stehen haben. Außerdem ungünstig: Eine Position einnehmen, aus der man nicht schnell wieder hochkommt.

Was machen die da mit ihren Haaren? Die kriegen sie doch nie wieder vernünftig gekämmt.

Das ist schon richtig, aber was aussieht, als würde es Kopfschmerzen verursachen, verursacht nicht nur Kopfschmerzen, sondern auch Schwindel und Orientierungslosigkeit. Dafür macht es ziemlich Spaß. Headbangen entspricht nicht zwangsweise einer konkreten Form, kann also sowohl aus Drehbewegungen als auch aus vor- und zurückschütteln bestehen. Nur mit nem Kurzhaarschnitt sieht es bescheuert aus.

Gerade auf Festivals, bei Rockkonzerten und bei TEN SING-Shows finden sich einige dieser Elemente. Die Übersicht ist weder vollständig noch erhebt sie Anspruch auf Richtigkeit, aber für die, die nicht sowieso etliche Male im Jahr auf ein Konzert gehen, ist es vielleicht ein brauchbarer Anfang. Und es zeigt, dass auch für die, die keinerlei normale Tänze beherrschen, genug Potenzial da ist sich irgendwie zur Musik zu bewegen. hahahah Abschließend noch ein schönes Beispielvideo: Guano Apes bei Rock am Ring



Dokumentation ist langweilig, Show ist gefragt

Die obige Aussage stammt aus einem Kommentar zu diesem Artikel. Es geht dort darum, dass man im Internet immer mehr krass bearbeitete Fotos findet und immer weniger pure Aufnahmen, an denen nicht viel geschraubt wurde. Das sehe ich soweit erstmal auch so, aber die obige Aussage hat mich nachdenken lassen.

Als erstes ist mir eine Parallele aufgefallen: Das Fernsehen. Wie sehr schlagen sich die Privatsender um die beste Unterhaltung, während ich immer wieder höre, dass Dokumentationen nicht gerne gesehen werden. Ich habe selbst keinen Fernseher, denke aber, dass das durchaus ein Trend ist. Bei der Fotografie ist das mit der Motivauswahl nicht ganz so einfach, dafür kann man dort aber z.B. mit HDR-Aufnahmen beeindrucken.

Der "Gigantismus", wie der Autor des Artikels es nennt, findet sich auch in anderen Bereichen. Jahrelang habe ich mich intensiv mit technischen Dingen beschäftigt, besonders mit PC-Hardware, konnte jeden beraten und für jeden Wunsch einen PC zusammenstellen. Inzwischen bin ich da ausgestiegen, weil die Entwicklung in manchen Bereichen stagniert und in anderen dafür rasend weitergeht, es muss immer schneller gehen und wenn nicht schneller, dann wenigstens mehr, bunter oder "echter".

Bei der Fotografie merkt man, dass der Drang nach Perfektion ein allgemeiner Trend ist, wenn man selbst unbearbeitete Fotos macht und die herumzeigt. Ich treibe mich gar nicht viel in irgendwelchen Communitys herum, aber auch von Bekannten kriege ich immer wieder mal zu hören, was ich eigentlich für schlechte Aufnahmen machen würde. In Bearbeitung war ich nie gut und ich weiß auch gar nichts über Photoshop, es hat also schon ganz pragmatische Gründe, dass ich meine Fotos quasi gar nicht bearbeite. Außerdem fotografiere ich überwiegend Konzerte, bei der Fotomasse, die dabei entsteht, ist eh kein Platz für mehr Bearbeitung als automatische Helligkeit und zuschneiden.

Bei der Hardware muss man gar zu den anderen gehen. Das Konkurrenzdenken, wer den fettesten PC hat, hat inzwischen selbst in meiner Lanpartytruppe weitgehend aufgehört. Aber es gibt ja Microsoft und andere Softwarehersteller, die meinen, wo ja jeder einen modernen PC hat, kann man sich ja bei den Ressourcen bedienen. Ich erinnere mich noch daran, wie ich Windows ME benutzte, was vom Betätigen des Einschalters bis zum nutzbaren Desktop 8 Sekunden brauchte. Windows 7 braucht heute mehr als eine Minute, bis ich mich überhaupt anmelden kann, obwohl der Rechner in allen Bereichen mehr als doppelt so gut ausgestattet ist wie der damals.

Da mich das ähnlich nervt wie den Autor des eingangs verlinkten Artikels, gehe ich bei der Fotografie gerade zwei Wege, um davon Abstand zu gewinnen. Erstens fotografiere ich analog. Das verhindert Bearbeitung (für mich), produziert Fotos, bei denen niemand erwartet, dass ich sie bearbeite, und hilft mir gleichzeitig noch, außerhalb von Konzerten nicht auch ständig den Auslöser gedrückt zu halten und jedes Motiv zehnmal zu fotografieren.

Zweitens sichte ich alte Fotos nochmal. Ich fotografiere seit sieben Jahren, seit drei mit einer Spiegelreflex, und anfangs habe ich wirklich gar nichts gemacht mit den Fotos. Beim nochmaligen Sichten fliegen erstens nochmal viele dieser Mehrfachaufnahmen des gleichen Motivs raus, das stellt schonmal die guten Fotos besser dar. Dann werden die, die über bleiben, teilweise zugeschnitten - dafür habe ich schließlich ein Dutzend Megapixel. Und während ich das mache, merke ich erstmal, wie viele gute Fotos ich eigentlich schon gemacht habe. Und daran sehe ich: Es ist gar nicht so ein Wunderwerk, beeindruckende Fotos zu machen, wie man sie auf diversen Websites findet. Man findet sie bloß immer direkt zu Hunderten - dass man das alleine nicht in ein paar Jahren anhäuft, ist doch vollkommen normal. Das muss einem nur erstmal bewusst werden.

Bei Konzerten werde ich weiterhin 300 Fotos machen, 250 löschen und 50 so behalten wie sie sind. Das ist der Dokumentationsteil. Wenn da etwas nicht schön ausgeleuchtet oder nicht ganz scharf ist, ist das halt so, das Wichtige sind eh die Erinnerungen, die an dem Foto hängen. Und für Fotos, die wirklich gut aussehen, muss ich mal wieder mehr unterwegs und draußen fotografieren. Dann ergibt sich das schon. hahahah



Musik-Neuentdeckungen 7/2011

Wenig los, sogar das {ph} hat mich im Stich gelassen.

  • Carpark North - Shall we be grateful
    Klasse Rockband, die eine ihrer Gitarren gegen einen Synthesizer getauscht hat. Macht live nochmal mehr Spaß. hahahah
  • Auletta - Meine Stadt
    Durch glückliche Umstände habe ich Auletta dieses Jahr endlich mal live gesehen, nachdem sie mir bei meinen vorherigen Festivals immer entgangen waren. Und... sie waren überraschend gut!

In der Auflistung nicht enthalten ist Die Rakede, eine Band, die mich bei Bochum Total absolut überzeugt hat, die ich mir aber zuhause nicht anhören mag, weil es Elektrorap ist. Macht live unglaublich Spaß - ohne Bühne und Publikum nerven sie mich leider. :D



ETS - Europäisches TEN SING-Festival

Vor zwei Jahren hatte ich erstmals Kontakt zu TEN SING, auf dem evangelischen Kirchentag in Bremen. Es war eines der ersten Dinge, die ich dort erlebte - mitten in der Stadt stand eine Gruppe Jugendliche und sang begeistert bekannte Lieder, begleitet von Cajon und Akustikgitarre. So begeistert wie ich war, so ernüchternd war die Aussage, dass ich eigentlich schon ziemlich alt bin für TEN SING. Aber die Begeisterung für das Projekt blieb, erst recht, als ich später noch ein weiteres Open Air-Konzert sah.

Ein Jahr später beim ökumenischen Kirchentag in München traf ich bei einem der Großkonzerte eine Gruppe Jugendlicher, die ungewöhnlich viel Spaß und umso weniger Angst vor Blamagen hatte. Das mussten TEN SINGer sein. Im Gegensatz zu damals wirkten die nicht wie ein komischer Insiderclub, sondern wie eine offene, motivierte und unglaublich gut gelaunte Jugendgruppe. So sollte sich TEN SING den ganzen Kirchentag lang darstellen - ich besuchte verschiedene Konzerte im Treffpunkt und sah die grandiose Abschlussshow. Am Ende war klar: Das will ich auch. Wenig später sah ich das Konzert von TEN SING Hagen, wo ich dann für ein Jahr einstieg und bei der nächsten Show selbst auf der Bühne stand.

Bevor ich im nächsten TEN SING-Jahr nach den Sommerferien mit TEN SING Bochum weitermache, geht es jetzt für eine Woche nach Hessen zum europäischen TEN SING-Festival. Über 2000 TEN SINGer aus Europa, Indien und Brasilien werden dort sein. Es wird jede Menge Konzerte, Workshops und Gruppenaktivitäten geben. Schon bei den Kirchentagen wurde dafür geworben - schon da war ich begeistert von der Vorstellung. Die Vorstellung wurde konkreter und heute geht es los. Es wird unglaublich. Es wird vielleicht noch abgefahrener als das Seminar letztes Jahr. Ich bin sehr gespannt - aber auch überzeugt, dass es gut wird, auf welche Art und Weise auch immer. hahahah