Die Kunst des Kunstrasenlegens

Neben attraktiven Aufträgen wie den Konzerten der Toten Hosen und Silbermond und finanziell attraktiven Aufträgen wie der aufwändigen AIDA Night of the Proms gibt es für Stagehands bei einer Personalvermittlungsfirma leider auch manchmal ätzende Jobs. So wie der Kunstrasen-Job. Arbeitsbeginn morgens um 3, planmäßige Dauer 4-6 Stunden. Die Nachtarbeit war dabei gar nicht das Problem...

Nach zwei Stunden beschlossen unsere wenig kommunikativen Arbeitsleiter (der Chef, ein zweiter etwas älterer Herr und ein junger ergebener Untertan), dass sie jetzt Frühstückspause haben - und verschwanden ohne weiteren Kommentar. Und ohne zu fragen, ob wir auch was von der Tanke wollen. Das mit der Frühstückspause haben wir uns auch nur aus den vorherigen Kommentaren zu nicht vorhandenem Kaffee zusammen gereimt... So saßen wir dann über eine Stunde einfach rum, denn Arbeiten ohne Anweisung ist strikt verboten und Kontaktdaten hatten wir keine. Ätzender kann eine Schicht kaum anfangen - zumal wir zu dem Zeitpunkt noch dachten, wir seien eh in absehbarer Zeit fertig, denn das Ausrollen der Rasenstreifen hatten wir inzwischen raus und zwei Drittel lagen bereits.

Gut eine Stunde später ging es also kommentarlos, ohne jegliche Erklärung oder Entschuldigung, genauso weiter wie vorher. Der Chef war inzwischen deutlich redseliger geworden. Er war mit seiner Firma, die offenbar Böden aller Art, also auch Gießböden wie Beton, anbietet, ja schon überall! In den USA für ein Laufturnier und in Australien und ach, am schönsten ist es in Malaysia, da ist das Essen so günstig. Und während er in einem irren Tempo immer wieder die gleichen Geschichten noch weiter ausschmückte, blieb keine Energie mehr zum Arbeiten übrig, so dass wir immer wieder einfach rumstanden und uns sein Gequatsche anhören mussten, statt zu arbeiten.

So ein Kunstrasen muss dann irgendwie rutschsicher gemacht werden und eine verbreitete Methode ist, zwischen die Bahnen Klett auf den Boden zu legen und das Flausch-Gegenstück auf den Bahnen daran zu befestigen. So hält sich der gesamte Boden durch sein Gewicht von Naht zu Naht. Unser Flauschband musste nun erst noch angeklebt werden und nun könnte man denken, das sei ja kein Akt. Aber bei dieser Firma braucht man zum Anbringen von 16 solcher 23m langen Streifen - 8 Mitarbeiter und fast 5 Stunden! Dabei klebt nur einer, zwei wärmen vorher den Boden mit Heißluftföhnen auf (der Kleber klebt nur richtig, wenn er warm ist - da erwärmt man natürlich den Boden, nicht den Kleber!), zwei halten den Streifen hoch, damit er den am Boden arbeitenden nicht auf dem Kopf festklebt, einer wickelt die Schutzfolie des Streifens auf (!), einer geht hinterher und tritt den Streifen fest und einer passt auf, dass sich die Kabel der Heißluftpistolen nicht verheddern.

Nach ein paar Bahnen verlor ich fast den Verstand und riss den Flauschstreifen an mich. Am Anfang durften wir nicht - schwierige Arbeit! - aber die Tatsache, dass wir für eine Naht eine halbe Stunde brauchten, hatte dann auch die Vorarbeiter etwas mürbe gemacht. Als dann noch zwei der anderen dazu kamen und auch das Vorwärmen beschleunigten, brauchten wir - Überraschung - nur noch 10 Minuten.

In dem gleichen Tempo wurde dann den Rest des Tages weiter gearbeitet. Die Tribünenbauer kamen und gingen, die Bandenbauer kamen und gingen auch irgendwann wieder, nachdem sie auf uns warten mussten, weil wir nicht im Zeitplan waren (warum wohl? Es gab doch sogar Kaffee!), die Presse kam und verschwand wieder. Wir blieben und schnitten Löcher in den Rasen, um mit weiß gefärbten Streifen die Strafräume zu markieren (hat man das nicht mal mit Kreide gemacht?). Das gleiche Spiel dann nochmal für die Logos der beteiligten Firmen, die auch ins Feld eingebaut wurden. Immer wieder schneiden, Folie mit Kleber bestreichen, nochmal nachmessen, die Messung korrigieren, kleben, warten, Pause machen, und weil es so anspruchsvolle Arbeit ist und zu wenig Werkzeug da war, durften wir auch nicht ran und konnten nicht auf beiden Spielfeldseiten parallel arbeiten.

Das Tollste daran war dann immer, wenn man mal nachgefragt hat, ob man denn mal arbeiten könnte (!). Zum Beispiel wenn der Chef am Rand saß und niemand etwas tat. Dann wurde nämlich in jammerndem Ton vorgetragen, was noch alles gemacht werden müsse. Ja wie wär's denn dann mal mit anfangen?! Schon die Aktion mit den Heißluftpistolen hätten die drei Firmenangestellten ohne uns fünf Helfer erledigen können, für das Schneiden wären wir auch nicht erforderlich gewesen. Nach 12,5 Stunden (!) musste ich dringend zu einem anderen Termin. Fertig war das Feld da immer noch nicht - es wurden immer noch Löcher geschnitten und danach musste auch noch Kunstrasengranulat gestreut werden...

Nach diesem Einsatz werde ich jedenfalls keine Aufträge mit unkalkulierbarem Risiko annehmen, nur weil ich denke, dass es mal was anderes ist als Rock'n'Roll. Warum ich bei dieser absolut lächerlichen Nummer nicht komplett den Verstand verloren habe, ist mir bis heute nicht klar...



Glückliche Fügung

Manchmal häufen sich ja Pannen und man flucht immer mehr und am Ende kommt es ganz dicke - so wie letztens nach der Veganermesse. Manchmal häufen sich aber auch Pannen und gleichen sich gegenseitig aus. So bin ich heute letzten Monat nach Hamburg zum Vorbereitungstreffen für den Kirchentag gefahren und hatte dafür zum ersten Mal den Hamburg-Köln-Express (HKX) gebucht. Ab Münster für sagenhafte 18€, ein Traum, Münster ist von Dortmund weniger als eine Stunde entfernt, über 20 Minuten zum Umsteigen. Eigentlich.

Dann kreuzten wir einen verspäteten Intercity, der natürlich Vorrang hatte. Erst Recht vor dem Konkurrenzunternehmen Eurobahn! Anschließend blieben wir aufgrund eines technischen Problems am Zug in Werne an der Lippe eine Weile stehen. Da kamen dann schon Fragen auf: Wie handhabt denn die Eurobahn Verspätungen? Und was muss ich tun, wenn ich aufgrund einer Verspätung von Privatunternehmen A (Eurobahn) einen Zug von Privatunternehmen B (HKX) verpasse? Unser Aufenthalt sollte "unbestimmte Zeit" dauern, der Zugfahrer telefonierte, startete den Zug neu, stieg aus und suchte nach dem Problem.

Und fand es auch. Fuhr los und bremste sofort wieder. "Sehr geehrte Fahrgäste, wie sie soeben bemerkt haben, fährt der Zug zwar wieder, allerdings müssen wir nun erst noch einen Intercity vorlassen." Sprach's, wartete und drückte aufs Gas. Trotzdem erreichten wir Münster drei Minuten nach planmäßiger Abfahrt. Aber dann die Durchsage der Anschlusszüge (ich schreibe nie wieder etwas Böses darüber!) - der HKX hat Verspätung - aufgrund eines vorausfahrenden verspäteten Intercitys. Das gleiche Problem, diesmal dem anderen entgegen wirkend.

Gerade nachdem ich mich mit einer jungen Dame unterhielt, die überlegte, ob inzwischen auch das Gleis geändert wurde (der Intercity war weg, der HKX kam nicht), wurde das Gleis geändert. Dort kam dann zunächst eine Regionalbahn, eine andere wurde gefühlte 27 Mal durchgesagt, weil sie ausfiel und man eine andere benutzen sollte (falls man nach Gronau möchte. Da war ich auch mal...). Dann fuhr an dem Bahnsteig, von dem wir kamen, ein HKX ein. Allgemeine Verwirrung, aber auf der Anzeigetafel war der HKX nach Hamburg angeschlagen und zu dieser Zeit sollte auch der nach Köln fahren.

Es hatte dann auch alles seine Richtigkeit so. Leider kamen nur die Fahrgäste nach Köln in den Genuss der alten Rheingold-Waggons, mein Zug war mit Waggons der Nordwestbahn ausgestattet. Aber man kann nicht alles haben - und heute gab es immerhin schon glückliche Fügungen und freundliches Personal!

Nachtrag: Auf dem Rückweg hatte ich dann auch das Glück, die Rheingold-Wagen nutzen zu können. Traumhaft! Ich habe noch nie in so großen, bequemen Sitzen in einem so gemütlichen Abteil gesessen. Hoffentlich fahren die dauerhaft für den HKX!



Fotos aus Ostfriesland und Ammerland

Bei meiner Radtour hatte ich zwar mit verschiedenen widrigen Umständen zu kämpfen, ein paar gute Fotos sind aber trotzdem entstanden. Aufgrund des schlechten Wetters sind vor allem die HDR-Aufnahmen gelungen, aber auch die will ich euch nicht vorenthalten.



Neues Cache-System

Noch eine kurze Randnotiz: Konzertheld.de sollte jetzt erheblich schneller laden. Ich spiele gerade mit den Möglichkeiten des neuen Servers (wenn ihr nichts gemerkt habt: jaha, so einfach kann man Habari umziehen!) und habe einen PHP-Cache installiert. Damit werden auch dynamisch generierte Seiten statisch ausgeliefert, bis sie aktualisiert werden. Bei mir lädt die Startseite damit in 1,08 Sekunden und die Seite "Neuer Eintrag" im Backend in 1,36 Sekunden. hahahah

Falls noch irgendwas hakt, hinterlasst bitte einen Kommentar. Es sollte zwar alles rund laufen, muss aber nicht...



Ihre nächsten Anschlüsse, heute ca. 35 Minuten später

Bitte nicht einsteigen, der Zug endet hier.

Also, erstens heißt es "Die Zugfahrt endet hier". Der Zug endet nämlich da hinten am Ende des Gleises. Zweitens stehen hier Fahrgäste, die ganz unbeirrt einsteigen, während andere davon sichtlich verwirrt sind, weil auch die Anzeige behauptet, hier sei Endstelle. Eigentlich sollte hier auch mal langsam der Regionalexpress ankommen.

Ihre nächsten Anschlüsse...

Hm. Also, das mit dem Regionalexpress kann ja schonmal nicht funktionieren, wenn der ICE planmäßig um 20:40 ankommt und um 20:45 schon planmäßig der RE abfährt.

An Gleis 16 steht bereit, der ICE 917 nach Stuttgart, planmäßige Abfahrt 20:37.

Ah, cool, der ICE, der um 20:40 ankommen sollte, fährt also um 20:37 weiter als ein anderer ICE. (Inzwischen ist es 20:43).

An Gleis 11, Ihre nächsten Anschlüsse...

Ein Blick zur Anzeige. Ach, der Zug der da auf Gleis 11 steht, ist der RE, auf den hier die meisten gewartet haben. Hauptsache die Fahrgäste, die aussteigen, wissen, in welchen Zug sie spontan einsteigen können. Und erst die zahlreichen ICE-Fahrgäste, die hier ausgestiegen sind (ungefähr zwei)! Aber die ICE-Fahrgäste haben ja auch mehr bezahlt, da kann man ihnen den Mehrkomfort ja gönnen. Ach nein...

...ICE 945 nach Berlin Hauptbahnhof, planmäßige Abfahrt 19:28, heute ca. zehn Minuten später, von Gleis 9.

Danke für den wertvollen Tipp. Es ist 19:46 und der RE muss noch einen Moment warten, "wegen der Überholung durch den Inter...Intr..Intrazity auf Gleis krrrksch direkt gegenüber". Aber im Gegensatz zum ICE, der stundenlang viele Kilometer durch Deutschland fährt und dabei keine fünf Minuten Verspätung aufholen wird, bestehen beim RE zumindest Chancen, drei Stationen weiter wieder pünktlich in Essen anzukommen.



Blogsystem-Update

Kurze Info am Rande: Ich habe Habari auf die neueste Version aktualisiert. Dabei ist leider der Feed kaputt gegangen. Das repariere ich nachher, aber jetzt ist es früh am Morgen und Zeit für eine Pause... falls sonst noch etwas hakt oder nicht funktioniert, lasst es mich wissen.

Update: Der Feed funktioniert wieder.



Neues Spamschutz-System auf Konzertheld.de

Irgendwann im letzten Jahr ging es auf Konzertheld.de plötzlich los mit größeren Spam-Problemen und schnell war klar: So geht das nicht weiter. Ich nutze Habari für meinen Blog (zu dessen Kernprogrammiererteam ich neuerdings übrigens gehöre) und das mitgelieferte Standard-Antispam-Plugin erkennt nur ganz offensichtlichen Spam. Also Kommentare voller Links und wilder Zeichen.

Zwar müssen Kommentare von neuen Kommentatoren wie Peter_SwissWatches erst genehmigt werden, die Seite sieht also von außen sauber aus, aber zwischen den ganzen Fake-Kommentaren versteckte sich eben immer wieder mal einer, den ich freischalten wollte. Dank preapproved wurden immerhin schonmal alle automatisch freigeschaltet, die ich schonmal von Hand freigeschaltet hatte.

Dazu kam dann die von mir aufgemotzte simpleblacklist, die automatisch Kommentator-Mailadressen, -URLs und -IPs aufnimmt, wenn ich einen Kommentar als Spam markiere. Eine weitere Arbeitserleichterung, aber der Kampf gegen den Spam fühlte sich immer noch wie ein Kampf an.

Ein Captcha für alle Besucher war für mich keine Option. Also musste einer her, der intelligent entscheidet, wer den Captcha bekommt. Ein paar werden es in letzter Zeit gemerkt haben: Die Funktion gibt es hier seit einiger Zeit, aber bisher löschte sie das Kommentarformular nach dem Abschicken, wenn der Captcha eingeblendet wurde. Damit ist jetzt Schluss, mit Hilfe der anderen Programmierer habe ich das Problem in den Griff bekommen. Nun wird der Captcha nur Leuten angezeigt, die hier noch nie kommentiert haben (oder die eine neue Mailadresse oder URL haben), alle anderen werden wie gewohnt sofort freigeschaltet.

Der technische Hintergrund: Der modifizierte ReCaptcha prüft mittels eines Validators, ob der Autor des Kommentars schon früher freigeschaltet wurde. Das Ergebnis wird in einer Session-Variable gespeichert. Schlägt die Validierung fehl, wird das Formular zurück gewiesen. Beim erneuten Anzeigen wird anhand der Session-Variable erkannt, dass diesmal der Captcha mit rein soll. Codetechnisch ist das Element des Formulars die ganze Zeit da. Das ist nötig, damit der Formularinhalt erhalten bleibt. Erfolgte die Prüfung aber noch nicht oder wurde der Autor bestätigt, bleibt das Element aber leer, der Besucher sieht also keinen Captcha und bekommt auch das Javascript dafür gar nicht erst ausgeliefert.



Mit dem Rad von Couch zu Couch

Letzte Woche war ich für ein paar Tage auf Radtour in Ostfriesland. Winterreifen auf dem Rad, flaches Land, nette Leute, was kann da schon schief gehen - dachte ich. Verschiedene Ziele steckten hinter der Reise. Erreicht habe ich sie alle - die Verteilung hätte etwas anders sein dürfen.

Landschaftsfotografie

Na klar, viel Gegend, wenig Orte und wenn, kleine Dörfer. Wobei ich mir mit Leer, Moormerland, Aurich, Augustfehn und Bad Zwischenahn noch einige der größeren ausgesucht hatte, von Oldenburg am Ende mal ganz abgesehen. Aufgrund immer wieder einsetzenden Regens und anderweitig schlechten Wetters habe ich allerdings viel weniger fotografiert als geplant. Für ein paar tolle HDR-Aufnahmen hat es trotzdem gereicht. An einem Nachmittag fuhr ich mit W. mit dem Rad von Oldenburg nach Dreibergen, wir starteten im strahlenden Sonnenschein, aber der Wetterbericht hatte Eisregen vorhergesagt. "Im Norden kann der auch noch kommen", dachten wir... und behielten Recht.

Radfahren

Durch den Fahrradmietservice Nextbike hatte ich letzten Herbst das Radfahren wiederentdeckt, als ich nachts nach der Arbeit dank einem geliehenen Fahrrad relativ schnell nach Hause kam. In der Dortmunder Innenstadt erreicht man viel zu Fuß und mit dem Rad dann alles. Öffentliche Verkehrsmittel sind kaum nötig, ein Auto schonmal gar nicht.

In Ostfriesland gibt es zwar viele anständige Radwege, aber auch viel Wind und viel Dunkelheit. So scheiterte ich nicht nur einmal an einer für Fahrradfahrer unbenutzbaren Bundesstraße. In der ersten Nacht - mein Licht war im Zug kaputt gegangen - fuhr ich eine komplett unbeleuchtete Straße entlang, später in Bad Zwischenahn mehrere Kilometer durch den Wald. Ein Hoch auf die Taschenlampen-App für das Tablet. "Bist du an der soundso-Straße?" - "Ich hab keine Ahnung, es ist stockfinster!" :D

Daumen runter hingegen für alle Arten von elektronischer Navigation ("wenn möglich, bitte wenden!!!"). Bei meinem TomTom-Autonavi versagte der Akku viel zu schnell, bei allen Navi-Apps für Android auf dem Tablet tauchten immer wieder Bundesstraßen auf. Größere Umwege zugunsten meines Lebens sind offenbar keine Option für die App-Entwickler. So wurde ich dann zweimal eingesammelt, was die gefahrene Strecke recht deutlich reduzierte. Einmal nachts in Moormerland, als kein Zug mehr fuhr, und in Hesel auf dem Weg nach Aurich quetschten wir mein Fahrrad in K.s Corsa. Vielen Dank nochmal für diese Aktion! hahahah

Wenn man eine vernünftige Strecke kennt, kann man aber wirklich sehr schön Radfahren. Mit W. fuhr ich nach Oldenburg und zurück, insgesamt gut 30 Kilometer, größtenteils an einer Bahnstrecke entlang, abseits der Straßen. Wunderbar zu fahren, ruhig, entspannt und sicher - und landschaftlich schön.

Grenzerfahrungen

Landschaftlich schön ist die Gegend, durch die ich auf dem (planmäßigen) Weg von Aurich nach Leer fuhr, bestimmt auch. Für mich war sie vor allem dunkel, eisig kalt, menschenleer und unfassbar groß. Schon auf dem Weg nach Aurich fuhr ich fünf Kilometer über eine Bundesstraße, die aber immerhin einen Seitenstreifen hatte (trotzdem ein Erlebnis, das niemand braucht). Von Aurich nach Leer ging es dann über eine ähnlich dicht befahrene Landstraße ohne Seitenstreifen - das war zwar sogar offiziell beschildert als Radweg nach Leer, aber so gefährlich, dass ich bei nächster Gelegenheit abgefahren bin. Leider konnte ich das Navi nicht motivieren, mich eine alternative Strecke entlang zu lotsen, so dass ich erstmal drauflos fuhr, auf einen Radwegweiser hoffend.

Stattdessen gab es Gegenwind, so stark, dass ich schlicht umfiel mit dem Rad. Fahren nicht möglich, also schieben - und noch irgendwas mit knapp 30 Kilometer bis Leer. Auf dem Radwegweiser zwei Kilometer weiter stand Leer allerdings gar nicht mehr drauf - da war mir schon so weit alles egal, dass ich einfach Richtung Emden fuhr, mit schwindendem Akku, schlechtem Licht und bei einbrechender Dunkelheit. Das war zwar von der Richtung völlig falsch, aber immerhin gibt es dort auch einen Bahnhof...

Also erst an Feldern entlang, durch ein Waldstück, an einem einsamen Haus vorbei und schließlich parallel zur Autobahn - und plötzlich war der Radweg zu Ende. Irgendwo gab es eine Abzweigung und mit Blick auf das GPS hatten die Radwegschildschreiber wohl vorausgesetzt, dass man dort automatisch langfährt, auch ohne weiteren Hinweis ("hier abbiegen, nicht erst einen Kilometer Richtung Sackgasse fahren"). Da war es inzwischen völlig dunkel geworden, die Gegend wirklich vollkommen (!) menschenleer und die Situation an Gruseligkeit kaum zu überbieten.

Nach insgesamt 4,5 Stunden erreichte ich dann allerdings doch noch den Emdener Bahnhof und dort auch direkt einen Zug... durchgefroren, ohne Fahrkarte und ohne jede Ahnung, wieso ich noch nicht den Verstand verloren hatte. Danach war dann das Warten am Bahnhof Bad Zwischenahn und die Fahrt durch den dunklen Wald auch nicht mehr schlimm...

Menschen treffen

Couchsurfing ist grandios! Wegen diverser Probleme hatte ich die Reise im Dezember absagen müssen, aber alle drei Gastgeberinnen hatten angeboten, mich trotzdem aufzunehmen, wenn ich die Reise letztlich antrete, was bei zwei nun auch geklappt hat. Und - es ist tausend Mal besser als jede andere Übernachtungsgelegenheit. In Brighton habe ich schonmal mit Bed & Breakfast übernachtet, das war auch schon angenehmer als ein Hotel, aber nicht halb so persönlich wie Couchsurfing.

Klar ist es auch eine praktische Möglichkeit, günstig zu reisen, aber wenn man seine Gastgeber vorher sorgfältig aussucht, hat man auch die Gelegenheit, wunderbare Menschen zu treffen. Mit K. lernte ich im Schnelldurchlauf Aurich kennen, wir kochten und schauten "Die fabelhafte Welt der Amélie" und fuhren ans Meer (und fielen fast rein, weil es da schon so windig war). Zwischendurch trafen wir Ulli, leider nur kurz, weil sie bald weiter musste. Bei W. lernte ich etliche Stunden später heißen Tee zu schätzen, genoss die Ruhe auf dem Dorf und lernte eine WG in Oldenburg kennen, die mit aller Selbstverständlichkeit Containern geht.

Eigentlich ist das Internet schon länger eine gute Möglichkeit, Menschen kennen zu lernen, die anders leben als man selbst. Aber heutzutage nutzt niemand mehr *VZ und Facebook ist zwar gut geeignet, um mit Leuten in Kontakt zu bleiben, aber nicht so brauchbar, um neue Leute zu entdecken. Bei Couchsurfing funktioniert das besser. Irgendeinen Bezug zu seinem "Host" hat man immer, durch das gemeinsame Wohnen hat man meist viel Zeit, sich auszutauschen, und obendrein besteht auch die Möglichkeit, direkt noch mehr Leute aus der gleichen Gegend zu treffen (wie die WG aus Oldenburg, die auch selber Couchsurfer aufnehmen).

Mir hat's jedenfalls riesigen Spaß gemacht, trotz der kurzen Zeit und der Tatsache, dass ich am Ende krank war. Spätestens im Mai bin ich wieder auf Reisen, nach Berlin zum Yeah Yeah Yeahs-Konzert - dort gibt es sicher viele Couchsurfer, aber vermutlich auch viele, die dort hin wollen. Mal schauen was sich daraus ergibt. hahahah