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Konzertheld


231 Tage

Das Projekt 55 in 777, angelehnt an das Day Zero Project, soll über einen großen Zeitraum kleine und große Erfolge sichtbar machen. Dafür habe ich eine Liste mit 55 großen und kleinen messbaren Dingen erstellt und verfolge diese nun 777 Tage lang. So sah diese Liste am Anfang aus.

Gesamtstand: 6/52
Letzter Tag: 20. Februar 2015

Sport / Ernährung

  1. 100 Liegestützen schaffen (?/100)
  2. 200 Sit-Ups schaffen (?/200)
  3. 500 Kilometer mit dem Fahrrad zurück legen (243/500)
    Auch bei der zweiten Ostfrieslandtour kamen wieder 100 Kilometer zusammen. Außerdem fahre ich nun öfter innerhalb der Stadt, dabei haben sich immerhin 33 weitere Kilometer zusammengekleckert.
  4. Mindestens jede zweite Woche zum Badminton (16/55)
  5. 2 Wochen vegan leben (0/2)
  6. 10 Gerichte aus 10 verschiedenen Ländern kochen (2/10)
    Pizza nach italienischer Art (die tatsächlich anders ist als die deutsche); Tofu wie er im Vietnam gebraten wird.
  7. Zu Weihnachten mindestens 10x backen (0/10)
  8. Marmelade selber machen
  9. Pudding selber machen

Digital

  1. Alle 77 Tage ein Update dieser Liste posten (3/10)
    Okay, diesmal bin ich einen Tag zu spät, gestern musste ich länger arbeiten!
  2. 100 Artikel schreiben, die nicht Teil einer Serie sind (55/100)
  3. Portfolio-Website fertig designen
    Das ist eigentlich auch ein blöder Punkt, weil er nicht messbar ist. Was ist "fertig"? Was soll überhaupt rein ins Portfolio?
  4. Mein gesammeltes Videomaterial von TEN SING zusammenschneiden (0/3)
  5. 15 Beiträge zu Habari leisten (veröffentlichte Plugins oder Themes oder Core-Bugfixes) (6/15)
    googleauth, githubauth, socialadmin, Fix für #353, #488, #494
  6. Eine Woche offline gehen (0/7)
  7. 1000 Posts erreichen (915/1000)

Foto / Musik

  1. Portfolio mit min. 20 Fotos pro Kategorie füllen (0/60)
  2. 100 Songs am Schlagzeug vollständig spielen können (18/100)
  3. 50 Songs am Bass spielen können (7/50)
  4. 10 Songs an der Gitarre spielen können (0/10)
  5. Jeden der 101 Stadtteile von Dortmund fotografisch darstellen (0/101)
  6. Weiterhin min. 1x im Jahr auf ein Konzert im Ausland gehen (1/2)
    Dieses Jahr waren es Yeah Yeah Yeahs in Amsterdam. Fantastisch! hahahah
  7. Einen Film selber entwickeln
  8. Einen "Lost Place" besuchen
  9. Beide CD-Regale füllen (115/174)

Reisen

  1. :check: Beim Kirchentag in Hamburg dabei sein
  2. Beim Rothaarigentag in Breda dabei sein
  3. :check: Beim YMCA-Festival in Prag als Volunteer dabei sein
  4. Eine Interrail-Reise machen
  5. :check: In einem Nachtzug schlafen
  6. Eine Reise nur mit Couchsurfing bestreiten
  7. Eine Reise nur mit dem Fahrrad bestreiten
  8. Eine Deutschland-Rundreise machen
  9. Nochmal nach Brighton reisen
  10. Beim Kirchentag in Stuttgart dabei sein

Freizeit allgemein

  1. :check: Erdbeeren pflücken gehen - war ich nicht mehr seit ich Kind war!
  2. 10 Dortmunder Clubs / Kneipen besuchen (1/10)
  3. :check: Geocachen gehen
  4. Die Herr der Ringe-Trilogie lesen (0/3)
  5. 5 Bildungslücken bei Filmen schließen (1/5)
    Gesehen: Die fabelhafte Welt der Amélie
  6. 5 Träume aufschreiben (0/5)
  7. An einer Demo teilnehmen

Bildung

  1. Jede Woche einen zufälligen Wikipedia-Artikel lesen (0/111)
    Hust... sehr konsequent durchgezogen...
  2. Jeden Monat einen zufälligen englischen Wikipedia-Artikel lesen (0/26)
  3. Grundkenntnisse in einer vierten Sprache erwerben (0/3 - A1, A2, B1)
  4. Begrüßung und Verabschiedung in 10 Fremdsprachen lernen (4/10)

Organisation

  1. Regelmäßig (wöchentlich) den Finanzplaner in Ordnung bringen (33/111)
  2. Weihnachtsgeschenke spätestens Nikolaus zusammen haben (0/2)
  3. Jahresrückblick spätestens am 28.12. fertig haben (0/2)
  4. :check: Keller aufräumen

Menschen

  1. Nachbarn ansprechen (1/7)
  2. Alle TEN SING-Gruppen im Westbund besuchen (11/34)

Aber das Leben ist nicht komplett messbar... in den letzten 77 Tagen

  • habe ich schon mehr Leute vom Atelier kennen gelernt als von den Nachbarn aus meinem Haus (alles echte Berufskünstler, und alle total nett!),
  • schrieb ich mich an einer Uni ein, die über 500 Kilometer von meinem aktuellen Wohnsitz entfernt liegt,
  • lernte ich viele wunderbare Menschen kennen und
  • fügte ich einen zweiten Auftraggeber zu meinen Selbstständigkeits-Kontakten hinzu.


Australier, Inder und die deutschen Nachrichten

Neulich war ich mal wieder auf einer Party, auf der ich kaum jemanden kannte, dafür aber umso mehr Leute kennen gelernt habe. Zwei davon waren in Australien für Work & Travel und auf dem Rückweg ein paar Tage in Dubai, eine war mal in Indien. Alle drei hatten eine Menge zu erzählen...

...von dem Typen im Bus in Indien, der sich einfach einen runtergeholt hat an zwei Mädels im Bus, auch nachdem sie ihn entdeckt hatten noch bis zum Ende.
...von dem Australier, die nach einwöchiger Geschäftsreise zu seiner Frau nach Hause gefahren ist - um fünf Minuten später mit Werkzeug wieder zu verschwinden, um zwei wildfremden Work&Travellerinnen das Auto zu reparieren und sie dann für mehrere Tage zu sich nach Hause einzuladen.
...von den Aborigenes, die von den Australiern als Säufer und Spielsüchtige gesehen werden - und es anscheinend tatsächlich sind und aufgrund biologischer Veranlagungen auch leichter werden als wir.
...von australischen Rinderkastrationen, für die ein Taschenmesser völlig ausreicht, und von aggressiven Kälbern.
...vom 99-Jahre-Vertrag, der den Aborigenes nach 99 Jahren ihr Land zurück verspricht, das inzwischen von Australiern mehrere Generationen lang fruchtbar und wertvoll gemacht wurde.
...von den verheirateten jungen Frauen, die ihren Mann um Erlaubnis fragen müssen, um an den Strand zu gehen - und davon, dass ein paar keine Erlaubnis bekommen haben.
...von den 4-Sterne-Hotels mit superfreundlichen Dienern, wo drei Nächte 60€ kosten, in einem Land, das vergewaltigte Frauen wegen außerehelichem Sex vor Gericht stellt.
...von dem Verkäufer in Dubai, der keinen Spiegel hatte und seine Kundinnen daher fotografiert - und dann dazu masturbiert.

Natürlich sind das einzelne, subjektiv erlebte Ereignisse. Aber sie geben einen kleinen, authentischen Einblick in Welten, die wir sonst nur aus den Nachrichten und dem Schulunterricht kennen - und teilweise in einer ganz anderen Darstellung. Dass die australischen Ureinwohner nicht nur Opfer sind ist eine Idee, auf die man in Deutschland nicht unbedingt kommt. Was es mit dem 99-Jahres-Vertrag auf sich hat, muss ich mal gründlicher recherchieren - auf den ersten Blick scheint es dazu nicht besonders viele Informationen zu geben... aber es gab uns einen Anstoß, über die Problematik alter Geschichten und Probleme eines Landes nachzudenken. Auch meine Generation wird immer noch gelegentlich im Ausland als Nazi beschimpft. Auch das Gedankenspiel, wie wir wohl über die Massenvernichtung von Juden und Ausländern denken würden, wenn Deutschland den zweiten Weltkrieg gewonnen hätte, hat uns schwer zu schaffen gemacht.

Bei den Erlebnissen aus Dubai und Indien hat sich für mich außerdem gezeigt, wie abgehärtet wir längst sind durch die vielen Nachrichten, die uns ständig erreichen. Ich lese wirklich nicht viele Nachrichten - an manchen Tagen gar keine, sonst meist nur die taz und verschiedene empfohlene Onlineartikel. Ein paar Minuten persönliche Erzählung haben die Vorstellung, wie in manchen asiatischen Ländern 2013 mit Menschenrechten umgegangen wird, so konkret werden lassen, wie es kein Zeitungsartikel schaffen würde.

Diese Erkenntnis finde ich frustrierend, denn sie bringt nur noch mehr negative Einsichten mit sich, keine Wege der Besserung. Sie lässt mich höchstens glauben, dass ich das Lesen der Zeitung auch noch weiter einschränken kann. Oberflächlich von etwas zu lesen gibt mir weder echte Einblicke, noch ändert es etwas. Selbst vor Ort zu sein und selbst mit den Menschen zu sprechen ist vielleicht das Einzige, das überhaupt etwas bewirkt - in Bezug sowohl auf die Erfahrung als auch auf die Mitwirkung.



TEN SING RheinRuhr 2013

Dieser Beitrag ist Teil einer Reihe, mit der ich meinen Lesern TEN SING näher bringen möchte. Dabei handelt es sich nämlich weder um Kampfsport noch um Tee, sondern um ein Jugendprojekt des CVJM, von dem ich, seit ich es kennen gelernt habe, wirklich begeistert bin. Und weil die Begeisterung, mit der die meisten Teilnehmer von TEN SING dabei sind, nicht für jeden nachzuvollziehen ist, werde ich in mehreren Artikeln auf verschiedene Aspekte eingehen. In vier Artikeln habe ich nun das Konzept, den Inhalt und die Auswirkungen und Möglichkeiten erläutert - abschließend soll es nun darum gehen, wie die Mitarbeit bei TEN SING auf regionaler Ebene aussehen kann.

Mit Fotos von Marco, Jessi, Adrian und TENSINGLAND. Die größte Präsenz außerhalb des CVJMs erreicht TEN SING auf dem evangelischen Kirchentag, der alle zwei Jahre in einer anderen Metropole stattfindet. Dort gibt es neben Straßenkonzerten auch einen eigenen Treffpunkt, wo im Idealfall den ganzen Kirchentag lang Konzerte von TEN SING-Gruppen stattfinden. Aber nicht in jeder Gruppe finden sich genug Leute, um mit einer showfähigen Besetzung teilzunehmen. Aus dieser Situation ist, angelehnt an ähnliche Projekte in anderen Regionen, in diesem Jahr das Projekt TEN SING RheinRuhr entstanden.

Der Gedanke dahinter war, möglichst vielen TEN SINGern, die sonst nicht die Möglichkeit dazu hätten, die Chance zu geben, zum Kirchentag zu fahren und dort aufzutreten. Nach Gesprächen mit ein paar Leuten stieß die Idee bereits auf Begeisterung und auch die Leitung der Region Ruhrgebiet wurde darauf aufmerksam. Erfreulicherweise ergab es sich dann sehr schnell, dass die Regionen Ruhrgebiet/Bergisch Land und Niederrhein sich als Träger für die Aktion anboten, denn der Name TEN SING ist geschützt und darf daher nicht ohne anerkannten Träger verwendet werden.

Nachdem das Konzept grob erarbeitet war - ein Probenwochenende, die klassischen drei Workshops Band, Tanz, Theater, einige Fristen, Gedanken zur Organisation über die teilnehmenden Gruppen - ging es in die konkrete Vorbereitung. Wir machten Werbung, suchten ein Haus für das Prowo und überlegten, welche Mitarbeiter die Leitung der Workshops übernehmen konnten. Manche TEN SINGer würden bei regionalen Aktionen wie den Seminaren gerne mitarbeiten und fragen sich wie man da rein kommt. Die Antwort ist ganz einfach: Unter TEN SINGern gibt es viele, denen man eine Leitungsfunktion zutrauen könnte. Sie müssen nur entdeckt werden.

Während das alles zumindest mäßig voran kam, fehlten noch die Anmeldungen - aber wir vertrauten darauf, dass TEN SINGer immer trödeln und formellen Kram auf letzten Drücker erledigen. Am Wochenende des Anmeldeschlusses war ich gerade in Hamburg beim Vorbereitungstreffen des Kirchentages. Als ich am Abend wieder online ging, hatte sich die Anmeldeliste gefüllt und man konnte fast zusehen, wie es mehr wurden. Am Ende mussten wir gerade eben so niemandem absagen, 58 Teilnehmer und 11 Mitarbeiter aus 9 Gruppen waren zusammen gekommen. Das Ziel, viele TEN SINGer zu erreichen, hatten wir damit definitiv erreicht.

Bis zum Probenwochenende ging es nun vor allem um die Vorbereitung der Workshops, Anmeldeformalitäten beim Kirchentag und finanzielle Regelungen. Außerdem ließen wir die Teilnehmer Lieder wählen. Da wir im 21. Jahrhundert leben, konnten wir sehr viel über das Internet regeln, was die großen Distanzen zwischen den Gruppen fast irrelevant erscheinen ließ. Einige Nächte wurden geopfert, um aus dem Urlaub noch fix die Liederwahl auszuwerten, den Technikplan für unseren Hauptauftritt zu erstellen oder immer wieder Mails mit der zuständigen Kirchentagsmitarbeitern auszutauschen. Können wir drei Schlagzeuger gleichzeitig spielen lassen? Zwei Keyboarder? Wie transportieren wir den ganzen Kram, und wo lassen wir die Instrumente dann? Wie funktioniert so ein Open Air-Auftritt? Können wir noch fix jemanden ummelden? Und was hat es eigentlich mit diesem Abend auf der Reeperbahn auf sich?

Am 19. April war es dann soweit, das Probenwochenende startete in einem Gemeindehaus in Gahlen. Die dortige TEN SING-Gruppe ist die größte Deutschlands und verfügt daher über geeignete Räumlichkeiten. Außerdem stellten sie knapp die Hälfte der Teilnehmer. Damit hatten wir schon vor dem Kirchentag etwas bewirkt - Gahlen hatte sich bei Regio-Aktionen lange Zeit enthalten und entdeckte nun wieder, was TEN SING eigentlich ausmacht.

Ganz typisch lief dann das meiste nicht so, wie wir es erwartet hatten; manches funktionierte gar nicht, anderes sogar wesentlich besser. So mussten wir die Bandbelegung mehrfach ändern, weil nicht alle ausreichend vorbereitet waren. Dafür schaffte der Chor es tatsächlich, alle sieben Lieder zu lernen. Und auch, wenn wir manchmal Feedback bekamen, das Wochenende sei sehr anstrengend, war es immer damit verbunden, dass die Teilnehmer auch von der Produktivität begeistert waren. Sogar manche "alten Hasen" sprachen davon, noch nie so produktiv gewesen zu sein. Das zeigte sich auch, als wir eine der geplanten Spielaktionen zugunsten von mehr Proben absagten: Es gab nicht nur keinen Widerstand, sondern sogar Zustimmung!

In 48 Stunden eine komplette Show quasi aus dem Boden zu stampfen kann man nicht komplett durchplanen. Wir haben vorbereitet, soviel wir konnten. Wir haben Fehler gemacht und Kritik einstecken müssen, aber auch viel Lob bekommen. Was nicht geplant war, ergab sich vor Ort, und am Ende waren 69 Menschen völlig begeistert vom Ergebnis und voller Vorfreude auf den Kirchentag. hahahah

Auf dem Kirchentag war dann vor allem der Donnerstag (2. Tag) sehr voll. Vormittags eine öffentliche Chorprobe auf einem großen Platz, nachmittags unser großer Auftritt im Treffpunkt, der ausgesprochen gut ankam. Anfang und Ende bildete "Some Nights", was wohl unumstritten unser Highlight war. Ein für TEN SING sehr anspruchsvoller Chorsatz als bombastischer Einstieg und bei der Zugabe der Abgang in mehreren Stufen - nachdem der Chor von der Bühne war, löste sich die Band nach und nach auf, bis am Ende nur noch der Schlagzeuger mit der Marching Snare blieb, der dann weiter spielend von der Bühne ging.

Als Krönung traten wir dann abends nochmal auf der Reeperbahn auf, wo sich alle am Kirchentag teilnehmenden Gruppen mit ihren besten Stücken präsentieren sollten. Als Imke, die Koordinatorin des Reeperbahn-Events, hinterher auf uns zukam und fragte, ob wir nicht als Zugabe nochmal auftreten wollten, war klar: TEN SING RheinRuhr war ein voller Erfolg, und wir konnten die in den Monaten der Vorbereitung und am Probenwochenende entstandene Begeisterung weiter tragen. hahahah



Das TEN SING-Feeling

Dieser Beitrag ist Teil einer Reihe, mit der ich meinen Lesern TEN SING näher bringen möchte. Dabei handelt es sich nämlich weder um Kampfsport noch um Tee, sondern um ein Jugendprojekt des CVJM, von dem ich, seit ich es kennen gelernt habe, wirklich begeistert bin. Und weil die Begeisterung, mit der die meisten Teilnehmer von TEN SING dabei sind, nicht für jeden nachzuvollziehen ist, werde ich in mehreren Artikeln auf verschiedene Aspekte eingehen. Konzept, Aufbau und Inhalt dürften inzwischen klar sein - daher soll es jetzt darum gehen, was TEN SING bei den Menschen bewirkt.

Als ich TEN SING vor vier Jahren beim Kirchentag kennen lernte, wurde dort gerade für das European TEN SING Festival geworben, bei dem TEN SINGer aus ganz Europa mitten in Hessen aufeinander treffen sollten. Ich hatte noch nie eine Probe gesehen, aber gerade am Kirchentags-Abschlusskonzert teilgenommen, wo alle Streetteams zusammen auftreten. Die Location war brechend voll, hunderte TEN SINGer waren im Publikum und über hundert weitere auf der Bühne, die Stimmung war einfach unfassbar gut. So viel Jubel und Begeisterung, wie man bei TEN SING auf der Bühne bekommt, muss sich jeder andere Künstler erstmal hart erarbeiten. Das Konzert war grandios, die Menschen unglaublich offen, nett und gut gelaunt und ich war restlos begeistert und wollte unbedingt auf dieses Festival.

Alle sagten, das geht nicht. Dann kam einer, der wusste das nicht, und hat's gemacht.
Henry Ford

Zunächst einmal lernte ich aber normale Rockfestivals kennen. Zehntausende Menschen, die sich gar nicht kannten und doch offen und freundlich miteinander umgingen und gemeinsam eine richtig gute Zeit hatten. Eine ähnliche Atmosphäre wie auf dem Kirchentag, der mich ebenfalls begeistert hatte, sodass ich 2010 in München wieder dabei war.

Beim dortigen Christina Stürmer-Konzert fiel mir eine Gruppe Jugendlicher auf dem Platz auf, weil sie besonders offensichtlich eine Menge Spaß hatte. Ein ganz klares Erkennungsmerkmal für TEN SINGer - laut, auffällig und ausgelassen fröhlich, dabei aber zivilisiert, rücksichtsvoll und bunt gemischt, ganz anders als z.B. betrunkene Fußballfans. Wir vertrieben uns zusammen die Zeit bis zum Konzert, rissen noch ein paar Umstehende mit und feierten dann kräftig. Danach trennten sich unsere Wege wieder, aber die Gruppe motivierte mich, trotz meines Alters eine TEN SING-Gruppe zu besuchen.

Ich landete dann in Hagen, wo ich unheimlich herzlich aufgenommen wurde. Während ich in Schulchor und Musikunterricht dank dem dort herrschenden Druck versagte, war es hier egal, dass ich keinerlei musikalische Vorerfahrung mitbrachte. In der Band wurde Verstärkung am Schlagzeug gesucht und ich konnte mir einen langjährigen Traum erfüllen und Schlagzeug lernen, später sogar E-Bass. Ohne jegliche Erwartungshaltung half man mir beim Start, bis ich mir den Rest selbst beibringen konnte. Wenig später fuhr ich schon zum Westbundseminar, wo nichts zählte außer Motivation, Bock auf TEN SING und Offenheit den anderen gegenüber.

Wer unter Menschen nur einen Engel sucht, der findet kaum Menschen. Wer aber unter Menschen nur Menschen sucht, der findet gewiss einen Engel.
Gottlieb Moritz Saphir

Seitdem ist TEN SING mein fester Begleiter. In Gemeinschaft mit TEN SINGern kann man sich immer darauf verlassen, herzlich aufgenommen zu werden. Es ist ein bisschen wie bei Festivals - uns verbindet der gemeinsame Gedanke, einfach nur wir selbst sein zu wollen, die Liebe zu Musik und die Offenheit gegenüber verschiedenen Kulturen, die positive Einstellung anderen Menschen gegenüber. Diese Verbindung besteht jederzeit, auch, wenn ich manche TEN SINGer nur selten sehe. So traf ich Ende 2010 die Kürtener wieder, als ich ihre Show besuchte. Sie erkannten mich sofort wieder und waren total begeistert, dass ich nun auch dabei war. Und im Sommer 2011 fuhr ich tatsächlich zum Europäischen TEN SING-Festival, sogar als Helfer an der Essensausgabe und beim Spülen - Aufgabenbereiche, mit denen ich nie zu tun hatte, die sich nun aber wie selbstverständlich anboten. Eine sehr spaßige Erfahrung, die mir auch Mut machte, in Zukunft mehr Neues auszuprobieren. Und auch dort gab es natürlich Wiedersehen mit anderen - und später Treffen mit denen, die ich dort erst kennenlernte.

Dear whoever is reading this, you're beautiful and someone out there is crazy about you. So smile. Life is too short to be unhappy.
Michael Cera

In einem Impuls sprach mal jemand davon, dass es eigentlich nur schöne Menschen gebe, jeder auf seine Weise. Ein Gedanke, den bei TS viele teilen und der es leichter macht, auf Fremde zuzugehen bzw. sie nicht als Fremde im negativen Sinne anzusehen. In jedem Menschen steckt etwas Positives, auch wenn er erstmal verschlossen oder unfreundlich wirkt oder einfach nur im äußerlichen Sinne nicht gutaussehend ist. Wenn man mit dieser Einstellung auf andere zugeht, wird man viele wundervolle Menschen kennenlernen - und auch selbst öfter akzeptiert werden. Und bedingungslose Akzeptanz schafft Vertrauen. So erklärt sich vielleicht, dass es bei TEN SING nichts Ungewöhnliches ist, sich von Leuten nach Hause fahren zu lassen, die man gerade zum ersten Mal getroffen hat, oder andere über Nacht bei sich aufzunehmen, obwohl man sie noch gar nicht persönlich kennt.

Das Leben ist schwer - ein Grund mehr, es auf die leichte Schulter zu nehmen.
Emil Gött

Übernachtungen bei TSern sind auch immer eine tolle Sache. Von niveaulosem Herumblödeln bis hin zu tiefgründigen Gesprächen mit politischem oder religiösem Inhalt ist alles möglich. Ich finde das immer sehr inspirierend - gerade bei Übernachtungen in größeren Gruppen, z.B. nach einem Konzertbesuch in einer weiter entfernten Stadt, trifft man oft spannende Menschen. So entstand in einer Nacht in der Jugendkirche Osnabrück vor dem Eurovision Song Contest in Aserbaidjan der Gedanke, mit einem alten VW-Bus nach Baku zu fahren. Noch in der Nacht wurden Autopreise recherchiert; am Ende wurde es kein VW-Bus, aber die beiden haben den Plan tatsächlich durchgezogen und sind mit dem Auto Xtausend Kilometer gereist.

All diese Aspekte findet man einzeln auch in verschiedenen anderen Gruppen. Auch andere Vereine können z.B. die Persönlichkeit von Jugendlichen stärken, und intensive Gemeinschaft findet man auch bei den Pfadfindern. Jugendchöre und Bandprojekte fördern musikalische Talente. TEN SING wird einzigartig durch die Kombination von Musik, Kultur, Gemeinschaft und Individualität. Das alles sind Lebensbestandteile, die man nicht einfach ab einem gewissen Alter nicht mehr braucht. Deshalb hat TEN SING auch eine Zielgruppe (13-19), ist aber nicht starr darauf festgelegt. In meinem Fall hieß das, als Teilnehmer einer eher älteren Gruppe anzufangen und sich bald in die regionale Mitarbeit einzubringen. Daraus ist gerade ein neues Projekt entstanden - und davon möchte ich im nächsten Artikel abschließend erzählen.



TENopoly in Hagen: TEN SING Original

Dieser Beitrag ist Teil einer Reihe, mit der ich meinen Lesern TEN SING näher bringen möchte. Dabei handelt es sich nämlich weder um Kampfsport noch um Tee, sondern um ein Jugendprojekt des CVJM, von dem ich, seit ich es kennen gelernt habe, wirklich begeistert bin. Und weil die Begeisterung, mit der die meisten Teilnehmer von TEN SING dabei sind, nicht für jeden nachzuvollziehen ist, werde ich in mehreren Artikeln auf verschiedene Aspekte eingehen. Nach verschiedenen Beschreibungen geht es nun ans Eingemachte: Wie läuft so eine Show ab?

Die Solistin für das nächste Stück steht mit konzentriertem Blick am vorderen Bühnenrand, das Mikro fest in der Hand, während die Zuschauer noch den vorherigen Song bejubeln. Dann erklingen die ersten Töne auf dem Keyboard, erneut bricht Jubel los und die Zuschauer wissen: Sie muss sich gerade so konzentrieren, weil die Töne, die sie jetzt singen wird, extrem hoch und schwer zu treffen sind. Auch der Chor ist angespannt und selbst von den Fotografen hört man kaum noch Auslösegeräusche.

"Bring me to Life" läuft dann aber erfolgreich über die Bühne, Entspannung ersetzt Anspannung und erneut brechen Jubel und Fangesänge los. Es soll ein Abend des Jubels werden: Um die Überschneidung mit dem DFB-Pokalfinale möglichst gering zu halten, hat die Show der Hagener TEN SINGer bereits um 18 Uhr angefangen. Ungewöhnlich früh, aber am Feiern hindert das niemanden. Neben Eltern und Freunden sind auch TEN SINGer aus vielen anderen Gruppen angereist und singen immer wieder "Hey, TEN SING, you're so fun, you're so fun you blow my mind" und "Ihr seid spitze, hey!", was von der Bühne lautstark mit "Ihr aber auch!" beantwortet wird.

Die sechste Show der Hagener, die zum zweiten Mal im Gemeindehaus Vorhalle stattfand, ist eine schöne Oldschool-TEN SING-Show. Dass hier der Spaß vor allem anderen kommt, merkt man auch als Zuschauer sofort. Die meisten Jugendlichen stehen zum ersten Mal auf einer Bühne, haben heute ihren ersten großen Abend. Nicht alles läuft perfekt, aber Pannen werden gekonnt überspielt, vergessene Strophen mit Lachen weggewischt. Auch das Publikum zieht mit: Vor "Hallelujah" wird von einer Zuschauerin schnell mal mit der ersten Zeile ausgeholfen, in Umbaupausen singt das Publikum und die Band überbrückt die verbleibende Stille.

Es ist ein bunter Abend aus Chor-Band-Liedern, ruhigeren Duetten, dem Theaterstück um das "Tenopoly" und einem selbst entwickelten Tanz zu eigens dafür zusammen geschnittenen Songs. Wir bekommen den Beweis, dass man mit vier Akkorden eine beeindruckende Menge Songs bestreiten kann1, schmelzen zu "Behind Blue Eyes" dahin, singen "Fuck you" und "Mighty to save" mit und rocken schließlich zu "Last Resort" und "Du schreibst Geschichte". Und wir werden Zeugen, wie ein langweiliger Tenopoly-Familienabend zum schrägen Erlebnis wird, weil plötzlich Bruce Darnell den "Zweiten Platz beim Supertalent" bestimmt, gegen "Hagen 21" protestiert wird, als die Besitzerin aller vier Bahnhöfe die Renovierungskarte zieht oder die Mutter von der Polizei abgeführt wird, als sie ihrer Tochter die Miete nicht zahlen will.

Für mehr als die Hälfte der Teilnehmer war es das erste TEN SING-Jahr. Umso beeindruckender ist, was daraus entstanden ist: Das Band-Zusammenspiel funktioniert, die Solisten glänzen und auch der Chor ist präsent, obwohl die Besetzung dünn ist und die Chorleiterin teilweise selber Solo singt. So ist es nicht verwunderlich, dass die Gruppe bei den Danksagungen sich auch kräftig selbst feiert, denn alle Mitarbeiter haben ihre Aufgaben zusätzlich zu ihren normalen Teilnehmeraktivitäten übernommen. Ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Jugendliche in Eigenregie beeindruckendes leisten und damit ein gutes Beispiel für das Konzept TEN SING.

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  1. Eine Variante des im Internet bekannten 4-Chords-Songs, siehe hier: 4 Chords Song auf Youtube


TEN SING: Die Show

Dieser Beitrag ist Teil einer Reihe, mit der ich meinen Lesern TEN SING näher bringen möchte. Dabei handelt es sich nämlich weder um Kampfsport noch um Tee, sondern um ein Jugendprojekt des CVJM, von dem ich, seit ich es kennen gelernt habe, wirklich begeistert bin. Und weil die Begeisterung, mit der die meisten Teilnehmer von TEN SING dabei sind, nicht für jeden nachzuvollziehen ist, werde ich in mehreren Artikeln auf verschiedene Aspekte eingehen. In den ersten beiden Artikeln ging es um das allgemeine Konzept von TEN SING und um gruppenübergreifende Aktionen. Heute geht es um die Shows, die jedes TEN SING-Jahr abschließen.

Ein Auftritt pro Jahr - klingt ganz schön wenig. Auch deshalb ist es wichtig zu verstehen, was hinter TEN SING steckt und warum so ein wilder Haufen so begeistert davon ist, einmal im Jahr auftreten zu können, während jede noch so unbekannte Schülerband zumindest alle ein bis zwei Monate mal einen Auftritt hat.

Nun besteht so eine Schülerband aber auch nur aus drei bis sechs Leuten und vor allem sind Bands ja in der Regel darauf angelegt, Songs zu schreiben und damit aufzutreten. TEN SING ist da ja komplett anders ausgerichtet - es geht um den Spaß am Erarbeiten der Show, um Kreativität, das Gruppengefühl und die Entwicklung und Förderung von Kompetenzen.1 Außerdem treffen sich die paar Mitglieder einer normalen Band immer wenn sie Zeit haben; bei TEN SING sind die Treffen aufgrund der Gruppengröße auf einen wöchentlichen Rhythmus beschränkt, der obendrein in den Schulferien meist aussetzt. Als kleinen Ausgleich dazu gibt es über das Jahr verteilt mehrere Probenwochenenden (und bei manchen Gruppen noch andere Wochenendaktionen), die überwiegend dem intensiven Proben, aber auch der Verbesserung des Gruppenklimas dienen.

Das Konzept der Jahresshow ist übrigens keinesfalls starr; es gibt durchaus Gruppen, die mit ihrer Show an mehreren Tagen hintereinander auftreten. Wenn die Location beispielsweise nicht alle Zuschauer fassen würde, ist es nicht unüblich, eine Show überwiegend für Eltern und eine überwiegend für TEN SING-Gruppen und Freunde zu veranstalten. Manche Gruppen schaffen es auch, zwei Shows im Jahr auf die Beine zu stellen, und es kommt nicht selten vor, dass über das Jahr verteilt kleinere Auftritte gebucht werden, zum Beispiel auf Stadtfesten oder als Werbeaktion in den Gemeinden.

Bei solchen Aktionen wird natürlich auch immer für die große Show geworben. Dadurch und durch gezielte Werbeaktionen (Flyer, Plakate in der Umgebung des Proben- und Showortes) und Werbung bei anderen TEN SING-Gruppen bringt es so eine TEN SING-Show schonmal auf bis zu 800 Besucher - oder bis zu 1200, verteilt auf zwei Abende. Da sind dann im Prinzip alle dabei, die während des TEN SING-Jahres etwas von der Gruppe mitbekommen haben: begeisterte Freunde, Eltern, andere TEN SINGer, aufmerksam gewordene Bewohner der Stadt und Mitglieder der beteiligten CVJM-Häuser und Gemeinden. Allen gemeinsam ist, dass sie vom hinter TEN SING steckenden Konzept begeistert sind, möglichst viele Talente zu fördern und Spaß zu haben, auch wenn dafür Qualität und Professionalität zurückstecken müssen.

Und das ist in der Tat das Beeindruckende an diesen Shows - auch, was geboten wird, aber vor allem was dahinter steckt. In der Regel gingen einer Show weniger als 40 zwei- bis dreistündige Proben voraus, in denen manch einer ein Instrument erlernt, zum ersten Mal einen Chor dirigiert oder ein Gesangssolo gelernt hat. Außerdem wurden in Eigenregie ohne professionelle Hilfe ein Theaterstück und eine oder mehrere Tanzchoreografien entwickelt. Die Eltern sind davon immer völlig begeistert. Manch Außenstehender wird sich schwer tun mit Begeisterung, wenn mal was nicht klappt, das Niveau des Theaterstücks niedrig ist oder die Chorsätze nur zwei- bis dreistimmig sind, weil die Gruppe nicht so groß ist. Und die anwesenden TEN SINGer letztlich bilden sich ihre Meinung abhängig von ihrer eigenen Leistung und anderen Shows, die sie schon gesehen haben, vor allem natürlich Shows der gleichen Gruppe in den Vorjahren. Am wichtigsten aber ist, dass die Gruppe selbst in dem Jahr etwas gelernt hat und an sich selbst Spaß hat. Und das ist auch der Grund, warum meine Showberichte nie negativ, sondern höchstens etwas kürzer ausfallen - sie sind bewusst nicht objektiv geschrieben, weil ich selber TEN SINGer bin und das Konzept dahinter kenne und weiß, dass es gar nicht das Hauptziel ist, möglichst viel Qualität auf die Beine zu stellen. Aus dem gleichen Grund ist es auch wichtig, dass anwesende Reporter das Konzept verstehen. Wenn TEN SING nur als billige Abendunterhaltung angesehen wird (der Eintritt liegt oft unter fünf Euro), ist die Darstellung automatisch unvollständig.

Da die Elemente der Show sich oft auf die oben genannten beschränken und nur teilweise um einen eigenen Männertanz oder einen Minichor2 ergänzt werden, hängt die Stimmung der Show auch wesentlich von den gewählten Liedern ab, die vom Chor mit der Band präsentiert werden. Beschränkungen in der Auswahl gibt es nur bei wenigen Gruppen, so dass das Programm meistens bunt gemischt ist. So gibt es immer Stimmungslieder, die bei gut besuchten Konzerten durchaus auch zu Moshpits und Crowdsurfen führen, bekannte Popsongs, die jeder mitsingen kann, und durchaus auch weniger bekannte Stücke, für die sich die Gruppe aber begeistert hat.

Dafür begeistern ist überhaupt ein Phänomen, das sich in jeder Gruppe in jedem TEN SING-Jahr beobachten lässt. Während normale Bands sich direkt in ihren eigenen Songs verwirklichen, fangen TEN SINGer an, die Lieder, die sie covern, zu leben und in ihren persönlichen Favoriten aufzugehen. Durch die wilde Mischung und die meist demokratischen Abstimmungen ist immer für jeden was dabei und nicht selten hört man nach einer Show ein Lied im Radio und denkt sofort an die Show zurück, auf der man das Solo dazu gesungen oder den Chorsatz dazu geschrieben hat. Und wenn diese Begeisterung erreicht wurde, war es ein gutes TEN SING-Jahr.

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  1. Dahinter steckt das Modell der fünf Cs: Creativity, Competence, Culture, Care und Christ. Mehr dazu auf tensingland.de.
  2. Vier- oder mehrstimmiger Chor mit maximal drei Personen pro Stimme - mit höherem Qualitätsanspruch als der normale Gruppenchor


TEN SING-Aktionen

Dieser Beitrag ist Teil einer Reihe, mit der ich meinen Lesern TEN SING näher bringen möchte. Dabei handelt es sich nämlich weder um Kampfsport noch um Tee, sondern um ein Jugendprojekt des CVJM, von dem ich, seit ich es kennen gelernt habe, wirklich begeistert bin. Und weil die Begeisterung, mit der die meisten Teilnehmer von TEN SING dabei sind, nicht für jeden nachzuvollziehen ist, werde ich in mehreren Artikeln auf verschiedene Aspekte eingehen. Der gestrige Artikel hat hoffentlich einen verständlichen Überblick darüber verschafft, was TEN SING ist und was man dort macht. Heute geht es darum, was TEN SING unabhängig von den Ortsgruppen ist.

Obwohl es sich bei TEN SING um ein internationales Konzept handelt und gerade in Deutschland sehr viele Gruppen anzutreffen sind, passiert es häufig, dass man von TEN SING erzählen möchte und erstmal seltsam angeschaut wird, weil der Name kaum jemandem geläufig ist. Im CVJM, dem Christlichen Verein Junger Menschen (auch YMCA - Young Men's Christian Association) ist TEN SING der größte Bestandteil der Jugendarbeit, aber auch der CVJM ist ja nicht unbedingt in der Öffentlichkeit präsent. Das liegt zum einen daran, dass nur wenige öffentliche Aktionen stattfinden - wäre ja auch übertrieben, über die alltäglichen Treffen jeder Jugendgruppe zu berichten. Zum Anderen finden solche Aktionen dann nahezu immer auf lokaler Ebene statt - und in den Lokalteilen der örtlichen Presse finden sich durchaus Berichte über Auftritte von TEN SING-Gruppen. Aber die echten Lokalzeitungen sterben immer mehr aus und wenn, werden sie kaum gelesen.

Dazu kommt, dass die Teilnehmer von TEN SING ebenfalls überwiegend nicht durch allgemeine Öffentlichkeitsarbeit geworben werden, sondern durch gezielte Aktionen. Dazu gehören Auftritte an Schulen und Werbeaktionen im Konfirmationsunterricht in den Gemeinden rund um die von der Gruppe genutzten Räumlichkeiten. Auch über den CVJM direkt kommen teilweise neue Teilnehmer dazu, denn in den anderen CVJM-Gruppen ist TEN SING durchaus bekannt. Darüber hinaus sind die Kirchentage wohl die öffentlichkeitswirksamsten Veranstaltungen, weil vor allem an den Kirchentagen im Norden und Westen Deutschlands viele TEN SING-Gruppen teilnehmen - aber Kirchentag ist ja leider nur alle zwei Jahre.

Jedes Jahr finden hingegen die vom CVJM angebotenen Seminare für TEN SINGer statt. Da gibt es jedes Jahr um Ostern das deutschlandweite Dassel-Seminar, bei dem 180 Teilnehmer zusammen kommen, und die regionalen Seminare, die in den CVJM-Regionen organisiert sind (Westbund NRW/Hessen, Norddeutschland, Ostwerk und viele der südlichen und mitteldeutschen Bundesländer). Und zusätzlich zu diesen eher kompetenzorientierten, jeweils einwöchigen Seminaren gibt es Veranstaltungen wie das Inside-Meeting in Wuppertal, das 48 Stunden dauert und quasi ein Mini-Spaß-Seminar ist, oder das Hessenprojekt, bei dem eine Show erarbeitet wird, mit der die Projektgruppe dann durch Deutschland tourt.

Nachdem ich das erste Mal auf einem der großen Seminare war, war ich so begeistert wie noch nie in meinem Leben. Ich beschrieb es damals als "eine Woche mit 180 tollen, hochmotivierten Menschen verbringen und die ganze Zeit genau das tun, was einem Spaß macht". Diese Aussage repräsentiert den Kern der Seminare recht gut - es gibt die Workshops, in denen man gleichzeitig Spaß haben und seine Fähigkeiten ausbauen kann, es gibt verschiedenste Aktionen, um sich in großen und kleinen Gruppen kennen zu lernen, von gemeinsamen Spielen über gemütliche Abende mit Akustikgitarre und Feedbackrunden bis hin zum Essen, es gibt entspannte geistliche Einheiten, um sich mit dem Glauben und dem eigenen Leben auseinander zu setzen und natürlich gibt es den Chor, der schon wegen der Masse von fast 200 Menschen beeindruckt, aber auch dadurch, dass innerhalb weniger Proben vier bis sechs Stücke erfolgreich einstudiert werden. Die Woche endet dann mit einer abendfüllenden Show, die in der einen Woche von den Teilnehmern aus dem Boden gestampft wurde, und das teilweise in Bereichen, in denen die jeweiligen TSer bisher noch keine Erfahrungen hatten.

An diesen Seminaren kann natürlich immer nur ein ausgewählter Kreis teilnehmen. Manche können aus zeitlichen oder beruflichen Gründen nicht, andere müssen rausgelost werden, weil nicht genug Plätze verfügbar sind. Einen kleinen Trost bietet dann immer die Gelegenheit, als Zuschauer an der Abschlussshow teilzunehmen - eine Gelegenheit, die gerne genutzt wird, so dass diese Konzerte immer gut besucht sind. Überhaupt ist es äußerst üblich, die Auftritte anderer TEN SING-Gruppen zu besuchen, denn dafür lohnt es sich, auch mal etwas weitere Strecken zu fahren, trifft man dort doch immer viele TEN SINGer, die man zuvor z.B. bei Seminaren kennen gelernt hat. Außerdem bieten TEN SING-Konzerte abendfüllende Unterhaltung unter Gleichgesinnten für kleines Geld (teilweise dank Sponsoren sogar komplett gratis).

Auch wenn einzelne durchaus mal alleine zu Konzerten reisen, sind doch meist noch andere Teilnehmer der eigenen Gruppe dabei, so dass Konzertbesuche, die damit verbundenen Zugfahrten und eventuelle Übernachtungen nach der Show auch Gelegenheit bieten, mit der eigenen Gruppe mehr Zeit zu verbringen. Am Schönsten ist es immer dann, wenn man schon unterwegs andere anreisende Gruppen trifft und so zum Beispiel einen normalen Linienverkehrsbus stürmt und feststellt, dass der volle Bus gerade quasi nur mit TEN SINGern gefüllt ist, die alle zur Show einer befreundeten Gruppe wollen. Und manchmal wird sogar ein eigener Bus angemietet, um mit der gesamten Gruppe in ein anderes Bundesland zu reisen und dort die Show einer anderen Gruppe zu besuchen.

TEN SING ist also viel mehr als nur wöchentliche Treffen und ein Auftritt für die Eltern. TEN SING ist vor allem Gemeinschaft. Und ohne die vielen Aktionen, die in der Region oder auf nationaler Ebene (oder sogar auf internationaler, dazu später) stattfinden, wäre es nicht halb so toll.



Musik-Neuentdeckungen 7/2013

  • Norah Jones - Chasing Pirates (House)
    Schon bei den ersten beiden Malen, die ich die acht Staffeln von Dr. House gesehen habe, fiel mir die exzellente Musikauswahl auf. Dank play.house kann ich nun auch die restlichen Stücke identifizieren. Einiges erkenne ich inzwischen selbst, z.B. "Stadium Love" von Metric, in anderen Fällen wäre ich nie drauf gekommen. Mit Norah Jones zum Beispiel sollte ich mich möglicherweise mehr beschäftigen.
  • Trentemøller - Miss You
    Einer dieser Songs, die man nüchtern hören sollte, weil man sich sonst eventuell in Embryo-Haltung unter dem Schreibtisch verkriecht. Minimaler Elektrosound, nur ein paar einzelne Synthi-Klänge... und doch so eine große Wirkung.
  • Avicii - Wake Me Up
    Tipp von Ulli. hahahah Nicht so heftige Synthis wie bei "Levels", eher ein Sommer- als ein Discohit.