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TEN SING: Die Show

Dieser Beitrag ist Teil einer Reihe, mit der ich meinen Lesern TEN SING näher bringen möchte. Dabei handelt es sich nämlich weder um Kampfsport noch um Tee, sondern um ein Jugendprojekt des CVJM, von dem ich, seit ich es kennen gelernt habe, wirklich begeistert bin. Und weil die Begeisterung, mit der die meisten Teilnehmer von TEN SING dabei sind, nicht für jeden nachzuvollziehen ist, werde ich in mehreren Artikeln auf verschiedene Aspekte eingehen. In den ersten beiden Artikeln ging es um das allgemeine Konzept von TEN SING und um gruppenübergreifende Aktionen. Heute geht es um die Shows, die jedes TEN SING-Jahr abschließen.

Ein Auftritt pro Jahr - klingt ganz schön wenig. Auch deshalb ist es wichtig zu verstehen, was hinter TEN SING steckt und warum so ein wilder Haufen so begeistert davon ist, einmal im Jahr auftreten zu können, während jede noch so unbekannte Schülerband zumindest alle ein bis zwei Monate mal einen Auftritt hat.

Nun besteht so eine Schülerband aber auch nur aus drei bis sechs Leuten und vor allem sind Bands ja in der Regel darauf angelegt, Songs zu schreiben und damit aufzutreten. TEN SING ist da ja komplett anders ausgerichtet - es geht um den Spaß am Erarbeiten der Show, um Kreativität, das Gruppengefühl und die Entwicklung und Förderung von Kompetenzen.1 Außerdem treffen sich die paar Mitglieder einer normalen Band immer wenn sie Zeit haben; bei TEN SING sind die Treffen aufgrund der Gruppengröße auf einen wöchentlichen Rhythmus beschränkt, der obendrein in den Schulferien meist aussetzt. Als kleinen Ausgleich dazu gibt es über das Jahr verteilt mehrere Probenwochenenden (und bei manchen Gruppen noch andere Wochenendaktionen), die überwiegend dem intensiven Proben, aber auch der Verbesserung des Gruppenklimas dienen.

Das Konzept der Jahresshow ist übrigens keinesfalls starr; es gibt durchaus Gruppen, die mit ihrer Show an mehreren Tagen hintereinander auftreten. Wenn die Location beispielsweise nicht alle Zuschauer fassen würde, ist es nicht unüblich, eine Show überwiegend für Eltern und eine überwiegend für TEN SING-Gruppen und Freunde zu veranstalten. Manche Gruppen schaffen es auch, zwei Shows im Jahr auf die Beine zu stellen, und es kommt nicht selten vor, dass über das Jahr verteilt kleinere Auftritte gebucht werden, zum Beispiel auf Stadtfesten oder als Werbeaktion in den Gemeinden.

Bei solchen Aktionen wird natürlich auch immer für die große Show geworben. Dadurch und durch gezielte Werbeaktionen (Flyer, Plakate in der Umgebung des Proben- und Showortes) und Werbung bei anderen TEN SING-Gruppen bringt es so eine TEN SING-Show schonmal auf bis zu 800 Besucher - oder bis zu 1200, verteilt auf zwei Abende. Da sind dann im Prinzip alle dabei, die während des TEN SING-Jahres etwas von der Gruppe mitbekommen haben: begeisterte Freunde, Eltern, andere TEN SINGer, aufmerksam gewordene Bewohner der Stadt und Mitglieder der beteiligten CVJM-Häuser und Gemeinden. Allen gemeinsam ist, dass sie vom hinter TEN SING steckenden Konzept begeistert sind, möglichst viele Talente zu fördern und Spaß zu haben, auch wenn dafür Qualität und Professionalität zurückstecken müssen.

Und das ist in der Tat das Beeindruckende an diesen Shows - auch, was geboten wird, aber vor allem was dahinter steckt. In der Regel gingen einer Show weniger als 40 zwei- bis dreistündige Proben voraus, in denen manch einer ein Instrument erlernt, zum ersten Mal einen Chor dirigiert oder ein Gesangssolo gelernt hat. Außerdem wurden in Eigenregie ohne professionelle Hilfe ein Theaterstück und eine oder mehrere Tanzchoreografien entwickelt. Die Eltern sind davon immer völlig begeistert. Manch Außenstehender wird sich schwer tun mit Begeisterung, wenn mal was nicht klappt, das Niveau des Theaterstücks niedrig ist oder die Chorsätze nur zwei- bis dreistimmig sind, weil die Gruppe nicht so groß ist. Und die anwesenden TEN SINGer letztlich bilden sich ihre Meinung abhängig von ihrer eigenen Leistung und anderen Shows, die sie schon gesehen haben, vor allem natürlich Shows der gleichen Gruppe in den Vorjahren. Am wichtigsten aber ist, dass die Gruppe selbst in dem Jahr etwas gelernt hat und an sich selbst Spaß hat. Und das ist auch der Grund, warum meine Showberichte nie negativ, sondern höchstens etwas kürzer ausfallen - sie sind bewusst nicht objektiv geschrieben, weil ich selber TEN SINGer bin und das Konzept dahinter kenne und weiß, dass es gar nicht das Hauptziel ist, möglichst viel Qualität auf die Beine zu stellen. Aus dem gleichen Grund ist es auch wichtig, dass anwesende Reporter das Konzept verstehen. Wenn TEN SING nur als billige Abendunterhaltung angesehen wird (der Eintritt liegt oft unter fünf Euro), ist die Darstellung automatisch unvollständig.

Da die Elemente der Show sich oft auf die oben genannten beschränken und nur teilweise um einen eigenen Männertanz oder einen Minichor2 ergänzt werden, hängt die Stimmung der Show auch wesentlich von den gewählten Liedern ab, die vom Chor mit der Band präsentiert werden. Beschränkungen in der Auswahl gibt es nur bei wenigen Gruppen, so dass das Programm meistens bunt gemischt ist. So gibt es immer Stimmungslieder, die bei gut besuchten Konzerten durchaus auch zu Moshpits und Crowdsurfen führen, bekannte Popsongs, die jeder mitsingen kann, und durchaus auch weniger bekannte Stücke, für die sich die Gruppe aber begeistert hat.

Dafür begeistern ist überhaupt ein Phänomen, das sich in jeder Gruppe in jedem TEN SING-Jahr beobachten lässt. Während normale Bands sich direkt in ihren eigenen Songs verwirklichen, fangen TEN SINGer an, die Lieder, die sie covern, zu leben und in ihren persönlichen Favoriten aufzugehen. Durch die wilde Mischung und die meist demokratischen Abstimmungen ist immer für jeden was dabei und nicht selten hört man nach einer Show ein Lied im Radio und denkt sofort an die Show zurück, auf der man das Solo dazu gesungen oder den Chorsatz dazu geschrieben hat. Und wenn diese Begeisterung erreicht wurde, war es ein gutes TEN SING-Jahr.

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  1. Dahinter steckt das Modell der fünf Cs: Creativity, Competence, Culture, Care und Christ. Mehr dazu auf tensingland.de.
  2. Vier- oder mehrstimmiger Chor mit maximal drei Personen pro Stimme - mit höherem Qualitätsanspruch als der normale Gruppenchor


TEN SING-Aktionen

Dieser Beitrag ist Teil einer Reihe, mit der ich meinen Lesern TEN SING näher bringen möchte. Dabei handelt es sich nämlich weder um Kampfsport noch um Tee, sondern um ein Jugendprojekt des CVJM, von dem ich, seit ich es kennen gelernt habe, wirklich begeistert bin. Und weil die Begeisterung, mit der die meisten Teilnehmer von TEN SING dabei sind, nicht für jeden nachzuvollziehen ist, werde ich in mehreren Artikeln auf verschiedene Aspekte eingehen. Der gestrige Artikel hat hoffentlich einen verständlichen Überblick darüber verschafft, was TEN SING ist und was man dort macht. Heute geht es darum, was TEN SING unabhängig von den Ortsgruppen ist.

Obwohl es sich bei TEN SING um ein internationales Konzept handelt und gerade in Deutschland sehr viele Gruppen anzutreffen sind, passiert es häufig, dass man von TEN SING erzählen möchte und erstmal seltsam angeschaut wird, weil der Name kaum jemandem geläufig ist. Im CVJM, dem Christlichen Verein Junger Menschen (auch YMCA - Young Men's Christian Association) ist TEN SING der größte Bestandteil der Jugendarbeit, aber auch der CVJM ist ja nicht unbedingt in der Öffentlichkeit präsent. Das liegt zum einen daran, dass nur wenige öffentliche Aktionen stattfinden - wäre ja auch übertrieben, über die alltäglichen Treffen jeder Jugendgruppe zu berichten. Zum Anderen finden solche Aktionen dann nahezu immer auf lokaler Ebene statt - und in den Lokalteilen der örtlichen Presse finden sich durchaus Berichte über Auftritte von TEN SING-Gruppen. Aber die echten Lokalzeitungen sterben immer mehr aus und wenn, werden sie kaum gelesen.

Dazu kommt, dass die Teilnehmer von TEN SING ebenfalls überwiegend nicht durch allgemeine Öffentlichkeitsarbeit geworben werden, sondern durch gezielte Aktionen. Dazu gehören Auftritte an Schulen und Werbeaktionen im Konfirmationsunterricht in den Gemeinden rund um die von der Gruppe genutzten Räumlichkeiten. Auch über den CVJM direkt kommen teilweise neue Teilnehmer dazu, denn in den anderen CVJM-Gruppen ist TEN SING durchaus bekannt. Darüber hinaus sind die Kirchentage wohl die öffentlichkeitswirksamsten Veranstaltungen, weil vor allem an den Kirchentagen im Norden und Westen Deutschlands viele TEN SING-Gruppen teilnehmen - aber Kirchentag ist ja leider nur alle zwei Jahre.

Jedes Jahr finden hingegen die vom CVJM angebotenen Seminare für TEN SINGer statt. Da gibt es jedes Jahr um Ostern das deutschlandweite Dassel-Seminar, bei dem 180 Teilnehmer zusammen kommen, und die regionalen Seminare, die in den CVJM-Regionen organisiert sind (Westbund NRW/Hessen, Norddeutschland, Ostwerk und viele der südlichen und mitteldeutschen Bundesländer). Und zusätzlich zu diesen eher kompetenzorientierten, jeweils einwöchigen Seminaren gibt es Veranstaltungen wie das Inside-Meeting in Wuppertal, das 48 Stunden dauert und quasi ein Mini-Spaß-Seminar ist, oder das Hessenprojekt, bei dem eine Show erarbeitet wird, mit der die Projektgruppe dann durch Deutschland tourt.

Nachdem ich das erste Mal auf einem der großen Seminare war, war ich so begeistert wie noch nie in meinem Leben. Ich beschrieb es damals als "eine Woche mit 180 tollen, hochmotivierten Menschen verbringen und die ganze Zeit genau das tun, was einem Spaß macht". Diese Aussage repräsentiert den Kern der Seminare recht gut - es gibt die Workshops, in denen man gleichzeitig Spaß haben und seine Fähigkeiten ausbauen kann, es gibt verschiedenste Aktionen, um sich in großen und kleinen Gruppen kennen zu lernen, von gemeinsamen Spielen über gemütliche Abende mit Akustikgitarre und Feedbackrunden bis hin zum Essen, es gibt entspannte geistliche Einheiten, um sich mit dem Glauben und dem eigenen Leben auseinander zu setzen und natürlich gibt es den Chor, der schon wegen der Masse von fast 200 Menschen beeindruckt, aber auch dadurch, dass innerhalb weniger Proben vier bis sechs Stücke erfolgreich einstudiert werden. Die Woche endet dann mit einer abendfüllenden Show, die in der einen Woche von den Teilnehmern aus dem Boden gestampft wurde, und das teilweise in Bereichen, in denen die jeweiligen TSer bisher noch keine Erfahrungen hatten.

An diesen Seminaren kann natürlich immer nur ein ausgewählter Kreis teilnehmen. Manche können aus zeitlichen oder beruflichen Gründen nicht, andere müssen rausgelost werden, weil nicht genug Plätze verfügbar sind. Einen kleinen Trost bietet dann immer die Gelegenheit, als Zuschauer an der Abschlussshow teilzunehmen - eine Gelegenheit, die gerne genutzt wird, so dass diese Konzerte immer gut besucht sind. Überhaupt ist es äußerst üblich, die Auftritte anderer TEN SING-Gruppen zu besuchen, denn dafür lohnt es sich, auch mal etwas weitere Strecken zu fahren, trifft man dort doch immer viele TEN SINGer, die man zuvor z.B. bei Seminaren kennen gelernt hat. Außerdem bieten TEN SING-Konzerte abendfüllende Unterhaltung unter Gleichgesinnten für kleines Geld (teilweise dank Sponsoren sogar komplett gratis).

Auch wenn einzelne durchaus mal alleine zu Konzerten reisen, sind doch meist noch andere Teilnehmer der eigenen Gruppe dabei, so dass Konzertbesuche, die damit verbundenen Zugfahrten und eventuelle Übernachtungen nach der Show auch Gelegenheit bieten, mit der eigenen Gruppe mehr Zeit zu verbringen. Am Schönsten ist es immer dann, wenn man schon unterwegs andere anreisende Gruppen trifft und so zum Beispiel einen normalen Linienverkehrsbus stürmt und feststellt, dass der volle Bus gerade quasi nur mit TEN SINGern gefüllt ist, die alle zur Show einer befreundeten Gruppe wollen. Und manchmal wird sogar ein eigener Bus angemietet, um mit der gesamten Gruppe in ein anderes Bundesland zu reisen und dort die Show einer anderen Gruppe zu besuchen.

TEN SING ist also viel mehr als nur wöchentliche Treffen und ein Auftritt für die Eltern. TEN SING ist vor allem Gemeinschaft. Und ohne die vielen Aktionen, die in der Region oder auf nationaler Ebene (oder sogar auf internationaler, dazu später) stattfinden, wäre es nicht halb so toll.



TEN SING mit Worten erklärt

Dieser Beitrag ist Teil einer Reihe, mit der ich meinen Lesern TEN SING näher bringen möchte. Dabei handelt es sich nämlich weder um Kampfsport noch um Tee, sondern um ein Jugendprojekt des CVJM, von dem ich, seit ich es kennen gelernt habe, wirklich begeistert bin. Und weil die Begeisterung, mit der die meisten Teilnehmer von TEN SING dabei sind, nicht für jeden nachzuvollziehen ist, werde ich in mehreren Artikeln auf verschiedene Aspekte eingehen. TEN SING bleibt dabei aber eins dieser Dinge, die man schlecht erklären, aber gut zeigen kann - wenn du also ungefähr zwischen 13 und 19 bist und in deiner Nähe eine TEN SING-Gruppe ist, geh doch einfach mal hin! - Heute geht es zunächst einmal darum, was TEN SING ganz grundlegend ist.

tensingartikel1a_small.jpgAls ich 2009 in Bremen beim Kirchentag war, lief ich an einem der ersten Tage durch die Bremer Innenstadt und begegnete dabei einer Menschenansammlung, die sich um eine Gruppe Jugendlicher versammelt hatte. Die Gruppe sang als Chor bekannte Popsongs, teilweise begleitet von Akustikgitarre und Cajon. Sie waren echt ziemlich gut - aber das beeindruckendste daran war, wie sehr man an ihnen angesehen hat, dass sie alle einen riesigen Spaß daran hatten, mitten in der Stadt auf der Straße zu stehen und zu singen.

Diese Gruppe war ein sogenanntes Streetteam von TEN SING, eine für den Kirchentag zusammengestellte Gruppe, die über das Kirchentagsgelände verteilt immer wieder spontane Open Air-Auftritte ohne Bühne präsentiert. Außer diesen Streetteams gibt es TEN SINGer auch - und vor allem - in örtlich organisierten Gruppen unterschiedlicher Größe, grob gesagt zwischen 8 und 80 Leute. Etwa 150 dieser Gruppen gibt es in Deutschland, zahlreiche weitere im Rest von Europa, vor allem in Norwegen, wo das Projekt ursprünglich entstanden ist, und vereinzelt auch außerhalb von Europa.

So eine Gruppe bildet dann als erstes einen Chor. Die Leitung wird dabei häufig von Teilnehmern der Gruppe übernommen, teilweise auch von CVJM-Mitarbeitern. Der Anspruch ist niedrig - Spaß, Motivation und Talentförderung stehen im Vordergrund. Damit kommt dann auch der zweite Bestandteil von TEN SING zum Tragen - die Workshops. Während der Chor die gesamte Gruppe einschließt, bilden sich zusätzlich separate Workshops, die sich an den Talenten der Gruppenteilnehmer orientieren.

In Deutschland gehören zu einer TEN SING-Gruppe immer eine Band und ein Theater-Workshop, meistens auch noch ein Tanz-Workshop. Je nach Gruppengröße gibt es darüber hinaus weitere Workshops oder Teams, etwa für PR & Design (Plakate, Flyer, Website...), Technik oder Organisatorisches. Zusammen mit dem Chor entsteht daraus in etwa einem Jahr eine abendfüllende Show - ohne professionelle Hilfe, denn alle Workshops und Teams werden von Teilnehmern der Gruppe geleitet. Eine erwachsene Leitung gibt es, wenn überhaupt, nur für die Kooperation mit dem örtlichen CVJM und die Finanzen. Oft wird diese Aufgabe aber auch von älteren TEN SINGern übernommen, die nicht mehr aktiv als Teilnehmer einer Gruppe dabei sind.

Ohne Frage finden sich viele Talente bei TEN SING. Manche Bands wären ohne dieses Angebot nicht entstanden, möglicherweise hätten die jeweiligen Musiker sogar nie eine musikalische Laufbahn eingeschlagen. Dazu gehören auch Silbermond, die sich bei TEN SING kennen lernten, und Musiker von Reamonn und a-Ha, die ihre musikalischen Kenntnisse dort erwarben. Trotzdem sind die Proben während der Gruppentreffen natürlich sehr wenig. Daher bietet der CVJM zweimal im Jahr ein einwöchiges Seminar an, auf dem alle bereits genannten und noch einige weitere Workshops angeboten werden, um Teilnehmer richtig fit zu machen auf dem Gebiet, das ihnen am meisten Spaß macht. Dazu gibt es weitere regionale und überregionale Aktionen, bei denen der Spaß und der Kontakt zu anderen TEN SINGern im Vordergrund stehen.

Denn das ist ein weiterer Aspekt, der TEN SING zu etwas Besonderem macht: Der rege Kontakt und Austausch zwischen den Ortsgruppen. Zwar ist jede Gruppe individuell, aber ebenso ist jeder TEN SINGer individuell und letztlich hängt die Wahl der Gruppe vor allem daran, wo man wohnt, denn als TEN SINGer ist man bei jeder Gruppe willkommen. Und damit bewegen wir uns langsam in das Gebiet, was TEN SING so besonders macht und mich so begeistert.



Volles Wochenende

Wenn ich Leuten absage, weil ich keine Zeit habe, ernte ich manchmal Spott. Mit einer freiberuflichen Tätigkeit, die mich nur etwa 20 Stunden die Woche kostet, und einem Sprachkurs als einzige Verpflichtungen erscheint es vielen unwahrscheinlich, dass meine Tage ausgebucht sein könnten. Es ist aber tatsächlich so. Das letzte Wochenende war zum Beispiel äußerst vollgepackt, wenn auch teilweise spontan.

Am Freitag war ich bei C. in Aachen. Aufgrund der Entfernung sehen wir uns nicht so oft, so blieb ich diesmal über Nacht und es ergab sich, dass wir bis morgens lange nach Sonnenaufgang Reisepläne schmiedeten. Nach viel zu wenigen Stunden Schlaf ging es wieder zurück Richtung Norden, allerdings nur bis Köln, wo ich M. traf, der mir Videomaterial von unserem Kirchentagsprojekt mitgebracht hatte. Vor dem abends anstehenden Konzert wollte ich dann eigentlich noch zum Probenraum, wegen der langen Zugstrecken blieb aber nur Zeit für zwei Songs. Immerhin wurde ich so das Gepäck los.

Von Essen ging es dann direkt weiter nach Moers zur dortigen TEN SING-Show (nochmal 1,5 Stunden Reisedauer). Da nicht klar war, ob die genannte Uhrzeit Anfang oder Einlass war, kam ich eine Stunde zu früh. Auch nicht schlimm, so blieb etwas Zeit die ganzen Leute zu begrüßen, von denen ich einige erst beim Kirchentag kennen gelernt hatte. TEN SING Moers besteht zurzeit fast komplett aus neuen Teilnehmern.

Die Show lief extrem schleppend an, es gab mehrere technische Probleme, Mikros fielen aus und viele hatten mit Nervosität zu kämpfen. Gerade das Theaterstück litt sehr darunter. Sehr schade, denn "99 Luftballons" ist ein klasse Lied für TEN SING und die Solistin war zwar leise, aber gut. "Set Fire to the Rain" lief dann schon richtig gut. In der zweiten Hälfte gingen dann die anwesenden Duisburger nach vorne, um für Stimmung zu sorgen, das hilft den Leuten auf der Bühne immer. Die Technik hatte inzwischen ein paar Tipps und frische Mikro-Akkus bekommen, so lief die zweite Hälfte nochmal deutlich besser. Am Ende stürmten wir die Bühne und feierten gemeinsam die Zugabe, großartig. hahahah

Danach ging's noch zur Aftershowparty, wo wir dank der viel zu bequemen Sofas ziemlich entspannt weiterfeierten und mit der Nebelmaschine den Rauchmelder auslösten. Da bei der Show aus genau dem Grund nicht genebelt werden durfte, holten die Techniker das dort nach, die Sichtweite betrug am Ende noch etwa einen Meter. ;) Mit dem letzten Bus ging es später wieder nach Duisburg und von dort mit dem Zug nach Hause, wo ich nach Mitternacht ankam.

Der Sonntag wäre dann eigentlich frei gewesen, aber da ich am Abend eingeladen wurde, nochmal zu kommen, und auch gespannt war, ob diesmal auch die erste Hälfte besser laufen würde, fuhr ich spontan nochmal hin. Von der Fahrt im heißen Zug und einem Sprint durch den Duisburger Hauptbahnhof zum Bus (gut, dass ich da mal gearbeitet habe und wusste, wo der Bus fährt!) verschwitzt kam ich diesmal fast zu spät, die am Vorabend nicht mehr rechtzeitig fertig gewordene Fotopräsentation lief schon.

Das Konzert war in der Tat um Welten besser. Diesmal waren TEN SINGer aus Anrath (Niederrhein) und Brackwede-Quelle (OWL) dabei, auch K. von Duisburg war nochmal gekommen und Maike aus Hamburg war auch noch da. Von ihr sind übrigens die Fotos, vielen Dank dafür! Technisch lief's diesmal von Anfang an fast gut, die Leistung der Gruppe war auf jeden Fall viel besser. Der Chor deutlich zu hören, die Solisten und die Band sicher, die Schauspieler entspannter und die Tänzerinnen synchroner. Auch das Publikum schien deutlich mehr Spaß zu haben, obwohl mir der Altersdurchschnitt wesentlich höher erschien. Nur die League of Legends-Witze hat vermutlich wieder keiner verstanden... :D

Nach der Show wurde noch abgebaut, und vermutlich habe ich noch nie erlebt, dass eine TEN SING-Show so schnell abgebaut war. Die Ladecrew kam mit dem Laden gar nicht hinterher. Da wirklich jeder mithalf, war die Halle nach zwei Stunden schon sauber und nahezu geräumt (bis auf die noch nicht verladenen Geräte eben). Am Lager sperrte S. uns dann leider aus, aber so bekamen wir wenigstens mal die Gelegenheit, eine Türöffnung mit Feuerwehrmethoden zu erleben (ein Hoch auf Connections). Und irgendwann war dann auch alles verstaut, so dass es ans Verabschieden und nach Hause ging.

Und nun ist es 6 Uhr morgens und ich bin immer noch wach. Mein Mailserver hatte ein Authentifizierungsproblem, das behoben werden wollte. Ein Kernelupgrade war auch fällig, die Spülmaschine musste ausgeräumt werden, Essen war auch noch nicht fertig und unsortierter Papierkram ließ meinen Schreibtisch nach und nach verschwinden. Aber nun ist erstmal gut. Nachher ist auch noch ein Tag.



Von Schafen und Fehnen

In Bad Zwischenahn startete der längere und anstrengedere Teil der Reise. Meine Geocaching-Versuche waren recht erfolglos, da die meisten nahegelegenen Caches an muggelverseuchten1 Orten versteckt waren. Einer ist inzwischen wohl verschütt gegangen und an einem Ort ist nun eine Baustelle. Einige schöne Teile der Kleinstadt gesehen habe ich trotzdem und auch am Hafen des Zwischenahner Meers kam ich diesmal vorbei.

Das nächste Ziel war Augustfehn (nicht zu verwechseln mit Augustfehn II oder III - bei der Menge an Dörfern war für Stadtteilnamen keine Kreativität mehr übrig...); mit knapp 27 Kilometern war das die längste Teilstrecke. Meine vorbereitete Route startete am falschen Ende des Sees, so dass ich mich auf die Livenavigation verließ, und erstaunlicherweise klappte das diesmal zuverlässig. Die Strecke führte größtenteils an den vielen Baumschulen und ihren unzähligen Bäumen und Pflanzen entlang. Wenig befahrene Straßen und Radwege in Wäldern und an Gewässern führten direkt durch die wunderbare Natur im Ammerland. Aufgrund des trüben Himmels und der knappen Zeitplanung habe ich allerdings nicht viele Fotos mitgebracht.

Bei der Probe von TEN SING Augustfehn hatte ich dann soviel Spaß wie schon lange nicht mehr. Nachdem hier vor einiger Zeit Disziplin und Struktur so ausgeartet waren, dass Teilnehmer flüchteten, wurden diese nun stark zurück gefahren. Trotzdem schafften wir in der Chorprobe ganze fünf Lieder, auch die Solisten waren schon vorbereitet. Schön zu sehen, wenn die ganze in TEN SINGern steckende Verrücktheit und Ausgelassenheit zugelassen wird und die Produktivität trotzdem nicht allzu sehr leidet! hahahah

Anschließend fuhr ich mit Peter ins angrenzende Apen. Bei ihm hatten wir beim letzten Mal schon mein von der IC-Fahrt beschädigtes Licht repariert, diesmal wurden die Bremsen wieder richtig eingestellt und die Räder anständig montiert. Außerdem versuchten wir ein loses Pedal zu reparieren, was uns leider aufgrund der minderwertigen Schrauben nicht gelang, so dass ich wohl mal ein Fahrradgeschäft aufsuchen muss.

Ausgeschlafen ging es dann nochmal 23 Kilometer weiter nach Veenhusen zur Show von TS Moormerland. Da inzwischen Wind aufgezogen war, hatten wir die ursprünglich 28 Kilometer lange Route nochmal gekürzt - es dauerte zwar ewig, bis wir OpenRouteService dazu brachten, die von Google vorgeschlagene Route zu fahren, aber da ich die meiste Zeit gegen den Wind fahren musste, war es das wert. Es ist eine Schande, dass Google nun auch brauchbare Fahrradrouten berechnen kann, aber die Offlinefunktionen der Google Maps-App noch schlechter geworden sind (soll heißen, ohne mobiles Internet kann man mit der Route nichts anfangen, sodass wir sie wie gehabt aus OpenRouteService exportieren mussten).

Die Strecke führte diesmal zu großen Teilen am Kanal entlang, wo der Wind besonders stark, der Verkehr dafür aber nicht vorhanden war. Dafür begegnete ich Schafen und Kühen, die direkt an der Strecke weideten. Weniger erfreulich war das spontane Ende der Ausbaustrecke - nicht neu, aber immer wieder ärgerlich, wenn man plötzlich vor einem Grashügel steht, den man überwinden muss, um auf die andere Seite der Zugstrecke zu kommen - nur um dort festzustellen, dass der Weg den letzten Kilometer bis zur Straße nicht mehr angelegt ist.

Durch den Wind war die Fahrt natürlich sehr anstrengend. Trotzdem bereue ich nicht, selbst gefahren zu sein statt mich mit dem Auto mitnehmen zu lassen. Kilometer um Kilometer zurücklegen, nur mit dem Geruch von Sommerregen in der Nase und dem Rauschen des Windes im Ohr, befreit von allen Sorgen, die einen sonst im Alltag begleiten. Als ich am Showort ankam, war nicht nur mein Magen, sondern auch mein Kopf völlig leer. Kein Gedanke wurde mehr verschwendet an ungelesene Mails, offene Tickets auf der Arbeit oder irgendwelche Behörden.

TEN SING Moormerland hat dem Ganzen dann noch die Krone aufgesetzt. Mit dem schönen Motto "Zeitreisen existieren - wir nennen sie Musik" begab sich die älteste Gruppe Deutschlands auf eine musikalische Reise von Woodstock über den Mauerfall und Modern Talking bis in die heutige Zeit. Nicht nur einmal mussten wir lachen, wenn Oma Else ihrem Roboter-Begleiter erklärte, wie die Welt funktioniert - Dieter Bohlen zum Beispiel war damals ein "heißer Feger". Das ist aber kein hochtemperiertes, singendes Haushaltsgerät, wenngleich Bill von Tokio Hotel - heute ein "heißer Feger" - sogar aussieht wie ein Besen. Und als Else dankend ablehnt, Modern Talking von der Festplatte des Roboters zu laden ("nene, das war mal gute Musik"), freut sich auch das Publikum. :D

Nach der Show schloss ich mich nochmal den Augustfehnern an, um der unrühmlichen Fastfoodkette mit dem "McBörgerding" einen Besuch abzustatten. Nicht, dass das Ding besser wäre als der übliche Veggieburger, aber letzteren gibt es ja unverständlicherweise nicht im Menü. Dafür gab es Gratiseis für die gesamte Gruppe, als wir der Filiale ein Ständchen gaben. hahahah Zurück in Moormerland wurde noch zu Ende abgebaut, bevor Ina mich für die letzte Nacht aufnahm.

Eine viel zu kurze Nacht und ein entspanntes Frühstück später ging es dann mit Moormerländer Rosinenbrot nach Leer, um von dort wieder nach Hause zu fahren. Dank Treppen in Zügen und fehlenden Aufzügen ist die An- und Abreise mit dem Zug immer der beschwerlichste Teil der ganzen Reise. Trotzdem war es wieder eine tolle Zeit und im Herbst geht es sicher nochmal nach Norden. hahahah

  1. Ganz wie bei Harry Potter: Muggel sind die bösen unwissenden Menschen.


Wo Seen "Meer" heißen

Im Gegensatz zu meiner letzten Ostfriesland-Radtour verläuft meine aktuelle Reise deutlich planmäßiger (soweit ein Plan vorhanden war). Es ist warm und lange hell und mit einer abgewandelten Form der OpenRouteService-Methode habe ich auch vernünftiges digitales Kartenmaterial. Das Laden der Karten in Google Maps wie im Artikel beschrieben funktionierte nicht, da Google (neuerdings?) auch die eigenen Routen nur online lädt. Allerdings kann Osmand diese Dateien auch lesen, wenn man sie in den richtigen Ordner schiebt, und dann sogar der Route folgen statt sie nur anzuzeigen.

So bin ich also bisher mit dem Zug nach Osnabrück gefahren, um dort Caro auf ein Eis zu treffen, und dann von dort mit dem Zug weiter nach Oldenburg. Der Zugbegleiter, der vorher schon durch erfreulich normale, nicht auswendig gelernte Ansagen auffiel, kam dann irgendwann die Fahrkarten kontrollieren und es stellte sich heraus, dass auch er meinen norddeutschen TEN SING-Doppelgänger kennt. Ich muss diesen Dominik endlich mal kennen lernen - so oft wie ich schon angesprochen wurde ob das mein Bruder sei oder so...

Die WG, bei der ich in Oldenburg aufgenommen wurde, wohnt sehr nah am Bahnhof, so dass abends keine längere Fahrt mehr anstand. Die Couchsurferin hatte selbst leider sehr wenig Zeit, aber auch ihre WG-Genossen waren alle ausgesprochen nett. Wir schlossen eine meiner Bildungslücken (Mario Kart!) und gestern bekam ich dann auch noch eine kleine Oldenburg-Stadtführung. Am Faszinierendsten für mich: Oldenburg hat die größte zusammenhängende Innenstadt-Fußgängerzone Deutschlands - und nur eine Straße dahinter kann man sich nach dem Shoppen im riesigen und wunderschönen Schlosspark erholen. Wirklich sympathisch, zumal auch die Innenstadt viel schöner ist als die meisten, die ich sonst so kenne - die Geschäfte sind zwar ähnlich, aber die Gebäude viel älter, besser erhalten und gepflegter.

Am Nachmittag ging's dann weiter nach Bad Zwischenahn, an der Bahnstrecke entlang, wo ich Wiebke traf, die mir die Strecke letztes Mal gezeigt hatte und bei der ich auch dieses Mal wieder übernachtete. Zur Probe von TEN SING Bad Zwischenahn kam ich leider etwas zu spät, da das CVJM-Haus etwas versteckt liegt. Außerdem gibt es in einer nahegelegenen anderen Straße ein Haus mit der gleichen Nummer, das auch zur Kirche gehört... verwirrend.

Bad Zwischenahn ist vermutlich die organisierteste und durchstrukturierteste Gruppe Deutschlands. Es gibt dort viele junge Workshopleiter, so dass die Hauptleiter viel mithelfen und auch viele Strukturen vorgeben. Trotzdem haben die geschätzt über 50 Teilnehmer anscheinend genauso viel Spaß wie andere TEN SINGer. Gut so!

Ein paar sehe ich vielleicht am Samstag wieder. Dann endet meine Tour in Moormerland, wenn die dortige Gruppe ihre Show hat. Vorher geht es aber noch nach Augustfehn, deren Probe bei meinem letzten Besuch leider zufällig ausfiel. Diesmal hoffentlich ohne dass Peter mich mit dem Bulli einsammeln muss, weil ich irgendwo gestrandet bin. hahahah



Krieger des Lichts sein

Silbermond fand ich vor einigen Jahren mal richtig gut, als ich gerade "Passend gemacht" und damit das ganze erste Album "Verschwende deine Zeit" entdeckt hatte (lange nach dem Erscheinen). Dann verschwanden sie mit dem Umbruch auf härteren Rock und elektronische Musik aus meinem Musikgeschmack. Aber nicht lange, denn etwas später landete ich bei TEN SING, wo auch Silbermond ihre Ursprünge haben. Entsprechend kamen ihre Lieder dort immer wieder vor. Nun ließ ich mich als Stagehand für ihr Konzert in Dortmund einteilen und hatte so die Gelegenheit, auch einen Großteil des Konzertes zu erleben.

Direkt zu Anfang zeigte sich dabei, wofür wir uns mit dem teiltransparenten Vorhang abgemüht hatten: Mit "Unter der Oberfläche" ging's los, die Band spielte zunächst hinter dem Vorhang - bis Steffi mit dem Mikroständer dagegen stach und zeitgleich eine zerbrechende Oberfläche darauf projiziert und der Vorhang fallen gelassen wurde. Genialer Effekt! Dabei war das Konzert sonst eher effektarm - schon oft stellten wir fest, dass sich das Können der Band und die Menge der technischen Effekte umgekehrt zueinander verhalten, und Silbermond gehört definitiv zu den guten Bands. Schon beim zweiten Song geht's auf der Bühne so ab wie bei manchen anderen Bands erst im Finale.

Was nicht heißt, dass es danach langweilig wird - aus allen Alben gibt es mehrere Titel. Das Publikum ist dabei durchgehend begeistert und kann die Texte problemlos mitsingen, seien es alte Titel wie "Durch die Nacht" oder "Zeit für Optimisten", neue Stücke wie "Himmel auf" oder "Teil von mir" oder Songs vom zweiten Album wie "Meer sein" oder "Unendlich". Ich selbst kannte das neue Album bisher fast gar nicht, habe nun aber auch Gefallen daran gefunden - es wirkt etwas ernster, dafür aber textlich sehr überzeugend. Aktuell ganz passend z.B. "Waffen", in dem sich die Band klar positioniert: "So voll wie unser Magazin, so leer ist unser Verstand". Wenn man die Zeitung liest, muss man nur die erste Seite nehmen und hat schon tausend Textideen, so Steffi zu der Frage, woher sie eigentlich die Themen für ihre Songs nehmen. Auf wenig Zustimmung stößt hingegen die Moderation zum Thema Fußball - in Dortmund will eben niemand, dass immer die bessere Mannschaft gewinnt!

Zwischendurch gibt's dann eine kleine Akustikeinlage auf der zweite Bühne, die über einen Laufsteg mitten ins Publikum gebaut wurde. Auf der hatte zuvor auch ein Sänger gespielt - eine schöne Idee, um die Umbaupause zwischen der ersten Vorband und Silbermond zu nutzen. Zumal es ein sympathischer Typ mit netten Texten und einer angenehmen Stimme ist. Es ist schön hier zu spielen: "Ich komme aus Berlin, da gibt es nichtmal einen Fußballverein - dafür aber auch keinen Flughafen."

Erwartet hatte ich eigentlich, dass das Finale dort gespielt wird, aber "Das Beste" gibt's mit Klavier von der großen Bühne aus. Das erweicht dann auch die meisten "härteren" Zuschauer - egal ob jung oder alt, Mann oder Frau, schon lange Fan oder heute zum ersten Mal dabei, hier ist jeder vertreten - und augenscheinlich auch jeder begeistert. Zum Finale, als wir schon neben der Bühne auf unseren Einsatz warteten, gibt's dann "Krieger des Lichts" mit dem neuen Lichtermeer - man muss ja zugeben, Feuerzeuge mögen out sein, aber wenn das Publikum dafür Lichter am Handy hat und die benutzt, sieht es eigentlich noch besser aus. Die auch auf den Rängen gut gefüllte Westfalenhalle 1 vom Publikum erleuchtet zu sehen ist schon ein Eindruck, den man lange im Kopf behält. Da ist es dann auch mal schön, die ganzen Scheinwerfer mal auszuschalten.



Gedankensammlung (vegetarisch)

Letzte Woche war Dassel-Seminar, also das deutschlandweite und damit auch deutschlandweit größte TEN SING-Seminar. Eine Woche, in der ich durchgehend Spaß oder zumindest gute Laune hatte und auch so viel gelernt habe wie lange nicht mehr. Wir haben in vier Chorproben fünf Lieder gelernt, in zwei Nächten zehn Tonnen Technik abgebaut, verladen, transportiert, wieder aufgebaut und nach der Show wieder abgebaut, wir haben in einer Woche eine Stunde beeindruckendes Programm aus dem Boden gestampft und wir haben in einer halben Stunde 213 Menschen umarmt.

Nebenbei war es mein erstes Seminar als Vegetarier und den Meinungen der Nichtvegetarier nach zu urteilen war unser Essen wesentlich besser. Wir waren gut zehn Prozent Vegetarier, die Köchin ebenfalls. Später beim Technikaufbau gab's Veggie-Burger von McDonalds und vegetarisch belegte Pizza und ich stellte fest, dass ich Fleisch inzwischen nicht mehr vermisse. Ich biss sogar im Dunkeln versehentlich in ein Stück Pizza mit Fleisch und legte es wieder weg, weil es mir schlicht nicht schmeckte.

Ich stellte außerdem mal wieder fest, dass es sich nicht lohnt, sich mit Menschen abzugeben, die einem irgendwas vormachen. TEN SINGer sind irgendwie prinzipiell toleranter, offener, ehrlicher und direkter als andere Menschen und diese Woche mit über 200 solcher Menschen war einfach nur wundervoll. Da ist es einfach überhaupt kein Problem, Leute anzusprechen und sich nett zu unterhalten oder Komplimente zu machen einfach nur weil es nett gemeint und ehrlich ist. Es ist auch kein Problem, man selbst zu sein und jeden Scheiß zu machen auf den man Bock hat - statt dass man komisch angeguckt wird, werden sich Leute finden, die mitmachen.

Der Alltag hat mich heute total erschlagen. Alleine im Zug sitzen und leer in die Gegend starren, während alle anderen ebenfalls leer in die Gegend starren, statt mit hundert Leuten eine Straßenbahn zu stürmen, chaotischer Kofferhaufen zu bilden, wildfremde Menschen fröhlich zu begrüßen und zu singen. Alleine zuhause hocken statt in Räumen voller gut gelaunter Menschen mit Bechern Rhythmen auf den Tisch zu klopfen. Musik von Spotify hören statt mit 200 Leuten in einem Chor zu singen. Die Boxen einschalten statt ein 40-Kanal-Mischpult zu bedienen.

Eine wundervolle Zeit liegt hinter mir. Aber es liegt auch eine wundervolle Zeit vor mir. Nächste Woche geht es nach England und kurz darauf startet meine NRW-Norddeutschland-Reise. Als ich beim Seminar erzählte, dass ich gerade TEN SING-Gruppen in NRW besuche, wurde ich direkt in weitere Gruppen auch in anderen Bundesländern eingeladen. So werde ich in sechs Tagen von Bonn nach Hamburg reisen, dort dann ein paar Tage bei Freunden bleiben und dann zum Jugendtag Richtung Berlin fahren. Da kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.