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Krieger des Lichts sein

Silbermond fand ich vor einigen Jahren mal richtig gut, als ich gerade "Passend gemacht" und damit das ganze erste Album "Verschwende deine Zeit" entdeckt hatte (lange nach dem Erscheinen). Dann verschwanden sie mit dem Umbruch auf härteren Rock und elektronische Musik aus meinem Musikgeschmack. Aber nicht lange, denn etwas später landete ich bei TEN SING, wo auch Silbermond ihre Ursprünge haben. Entsprechend kamen ihre Lieder dort immer wieder vor. Nun ließ ich mich als Stagehand für ihr Konzert in Dortmund einteilen und hatte so die Gelegenheit, auch einen Großteil des Konzertes zu erleben.

Direkt zu Anfang zeigte sich dabei, wofür wir uns mit dem teiltransparenten Vorhang abgemüht hatten: Mit "Unter der Oberfläche" ging's los, die Band spielte zunächst hinter dem Vorhang - bis Steffi mit dem Mikroständer dagegen stach und zeitgleich eine zerbrechende Oberfläche darauf projiziert und der Vorhang fallen gelassen wurde. Genialer Effekt! Dabei war das Konzert sonst eher effektarm - schon oft stellten wir fest, dass sich das Können der Band und die Menge der technischen Effekte umgekehrt zueinander verhalten, und Silbermond gehört definitiv zu den guten Bands. Schon beim zweiten Song geht's auf der Bühne so ab wie bei manchen anderen Bands erst im Finale.

Was nicht heißt, dass es danach langweilig wird - aus allen Alben gibt es mehrere Titel. Das Publikum ist dabei durchgehend begeistert und kann die Texte problemlos mitsingen, seien es alte Titel wie "Durch die Nacht" oder "Zeit für Optimisten", neue Stücke wie "Himmel auf" oder "Teil von mir" oder Songs vom zweiten Album wie "Meer sein" oder "Unendlich". Ich selbst kannte das neue Album bisher fast gar nicht, habe nun aber auch Gefallen daran gefunden - es wirkt etwas ernster, dafür aber textlich sehr überzeugend. Aktuell ganz passend z.B. "Waffen", in dem sich die Band klar positioniert: "So voll wie unser Magazin, so leer ist unser Verstand". Wenn man die Zeitung liest, muss man nur die erste Seite nehmen und hat schon tausend Textideen, so Steffi zu der Frage, woher sie eigentlich die Themen für ihre Songs nehmen. Auf wenig Zustimmung stößt hingegen die Moderation zum Thema Fußball - in Dortmund will eben niemand, dass immer die bessere Mannschaft gewinnt!

Zwischendurch gibt's dann eine kleine Akustikeinlage auf der zweite Bühne, die über einen Laufsteg mitten ins Publikum gebaut wurde. Auf der hatte zuvor auch ein Sänger gespielt - eine schöne Idee, um die Umbaupause zwischen der ersten Vorband und Silbermond zu nutzen. Zumal es ein sympathischer Typ mit netten Texten und einer angenehmen Stimme ist. Es ist schön hier zu spielen: "Ich komme aus Berlin, da gibt es nichtmal einen Fußballverein - dafür aber auch keinen Flughafen."

Erwartet hatte ich eigentlich, dass das Finale dort gespielt wird, aber "Das Beste" gibt's mit Klavier von der großen Bühne aus. Das erweicht dann auch die meisten "härteren" Zuschauer - egal ob jung oder alt, Mann oder Frau, schon lange Fan oder heute zum ersten Mal dabei, hier ist jeder vertreten - und augenscheinlich auch jeder begeistert. Zum Finale, als wir schon neben der Bühne auf unseren Einsatz warteten, gibt's dann "Krieger des Lichts" mit dem neuen Lichtermeer - man muss ja zugeben, Feuerzeuge mögen out sein, aber wenn das Publikum dafür Lichter am Handy hat und die benutzt, sieht es eigentlich noch besser aus. Die auch auf den Rängen gut gefüllte Westfalenhalle 1 vom Publikum erleuchtet zu sehen ist schon ein Eindruck, den man lange im Kopf behält. Da ist es dann auch mal schön, die ganzen Scheinwerfer mal auszuschalten.



The Gaslight Anthem & Blood Red Shoes & Dave Hause

Was gibt es schöneres als ein Livekonzert einer Lieblingsband? Natürlich nichts, außer vielleicht zwei Livekonzerten von Lieblingsbands! Und da sich The Gaslight Anthem, die ich in meinem Festivalsommer dieses Jahr irgendwie verpasst hatte, Blood Red Shoes als Toursupport für Europa ausgesucht hatten, schlug ich mich um eine der Karten für eins der ausverkauften Konzerte. Und dann auf nach Köln ins E-Werk!

Durch die Empore ist das E-Werk auch bei ausverkauften Konzerten nicht ganz so brechend voll, obendrein spielte erstmal Dave Hause. Der war zwar nur Vor-Vorband, hatte aber unter den bereits Anwesenden dennoch eine Menge Fans vor Ort. Kein Wunder, mit seinem entspannten Countryrock passte er bestens zu The Gaslight Anthem. Jeder seiner Songs wäre ein gutes Intro für ein Album - jede Strophe der Songs ein gutes Intro für den Song an sich. Leider mangelte es an jeglichem Spannungsaufbau. Ein sympathischer Typ, den ich aber außer als Warm-Up nicht nochmal sehen wollen würde, dafür passiert mir bei seiner Musik zu wenig.

Macht aber nix. Schließlich war ich ja ursprünglich wegen Blood Red Shoes hier. Die ließen dann auch gar nicht lange auf sich warten und präsentierten sich gewohnt hart rockend, diesmal mit einer Mischung aus neuen Songs und alten Hits. Ungewohnt war hingegen das Publikum - stillstehend nämlich. Das Höchste der Gefühle war, wenn Steven ein weiteres Mal versuchte, die Leute zum Mitmachen zu animieren und ein paar Leute anfingen im Takt zu klatschen. Von Bewegung keine Spur, von Motivation auch nicht. Beim treibenden "Cold" holten die Leute ihre Handys raus und filmten, statt zu feiern. Als ich zum Schluss - als furioses Finale gab es "I Wish I Was Someone Better", "Don't Ask" und "Je Me Perds" in Folge - alleine ausrastete, wurde ich nur schräg angeguckt. Enttäuschend. Dafür war das Licht so grandios, dass ich fast die Techniker darauf angesprochen hätte.

Eigentlich hätte man damit aber rechnen können. Denn The Gaslight Anthem sind von allen Musikrichtungen so viel, dass sie von allen toleriert und gemocht werden. Wenn dann aber wie bei diesem Konzert vor allem Fans da sind, die genau diese Musikrichtung hören - man könnte sie auch böswillig als "nichts Halbes und nichts Ganzes" bezeichnen - will natürlich niemand was härteres hören. Sehr sehr schade.

The Gaslight Anthem schließlich waren ebenfalls wie immer - entspannt, gut gelaunt, aber nicht exzessiv feiernd, wie ihre Musik eben. Auf Festivals ist das großartig - wunderbare Stimmung und ein gutes Konzert, bei dem man vom ganzen Pogen mal wieder etwas, aber nicht zu viel, runter kommen kann. Sänger Brian Fallon ist ein großartiger Entertainer, die ausschweifenden Moderationen waren fast besser als die Musik. "Im amerikanischen Fernsehen zeigen sie Blut und sterbende Menschen, aber Titten [...] und Songtextpassagen über Sex werden zensiert. Nehmt ihnen die Waffen weg und gebt ihnen Titten!" Aussagen wie diese ernteten sowohl Gelächter als auch Applaus. Überhaupt verdient der Sänger (und vermutlich die ganze Band) Respekt - in Erinnerung geblieben ist mir auch, wie er einen Song nach ein paar Takten fluchend abbrach, weil er eine Stelle, bei der er sich oft verspielt, nicht sauber spielte. Einen Song deshalb nicht zu spielen, obwohl die Fans schon mitsangen und der nächste eine völlig andere Stimmung hat, sondern ihn erst später nochmal aufzugreifen, muss man auch erstmal bringen.

Im Endeffekt war es ein netter Abend, aber leider nicht mehr. Als die Band vor den Zugaben von der Bühne ging, machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof, um den letzten Zug noch zu erwischen. Draußen pries ein dubioser Händler Band-T-Shirts für 5€€€€ Euro an, die er auf einer Plane auf dem Boden ausgebreitet hatte. Am Bahnhof traf ich dann noch ein paar andere Fans, die der Meinung waren, man hätte die Vorbands tauschen sollen. Stimmt - denn Dave Hause passte als Vorband, während Blood Red Shoes eine ganz andere Atmosphäre gebraucht hätten als die zwischen den beiden amerikanischen Acts. Auch bekam ich zu hören, dass The Gaslight Anthem eine Open Air-Band sind. Und das bleibt wohl als Fazit über - jede Band dahin, wo sie hingehört. Blood Red Shoes in kleine Clubs voller Fans, The Gaslight Anthem auf große Festival vor die breite Masse. Mit Dave Hause als Opening Act.



The Ting Tings zurück in Deutschland!

Dieser Bericht erschien auch auf {venue}.

The Ting Tings haben sich in den letzten Jahren auf verschiedensten Wegen einen Namen gemacht - sie spielten auf großen Festivals, ihre Musik lief im Radio, die Singles wurden in verschiedenen Werbespots großer Firmen verwendet. Sie haben sich aber darüber hinaus auch rar gemacht - nach dem Debütalbum "We Started Nothing" von 2008 folgte erst vor wenigen Wochen endlich eine zweite Scheibe und seit 2009 waren sie nicht mehr in Deutschland auf Tour. Dafür aber, um einige Songs in einem Berliner Studio aufzunehmen, und mit diesen Songs im Gepäck gab es jetzt drei Auftritte hierzulande, einen in Berlin beim Melt! Weekender, einen im Grünspan in Hamburg und einen bei Rock am Ring. Also packte ich meine Sachen, fuhr ein paar Freunde in Hamburg besuchen und suchte das Grünspan auf.

Das Grünspan fasst zwar nur ein paar hundert Leute, dafür bietet es aber eine wunderbare Atmosphäre und einen genialen Sound. Durch den Konzertraum zieht sich seitlich an der Wand eine schick beleuchtete Bar, obendrüber, ebenso liebevoll in Szene gesetzt, findet sich die Garderobe. Der DJ, der vor dem Konzert auflegte, gehört leider nicht zur Location, sondern wurde vom Veranstalter gebucht. Mit wild gemischter und trotzdem perfekt passender Musik von Yeah Yeah Yeahs über Crystal Castles und M83 bis The Hives wurden wir perfekt unterhalten, bis sich um 20:15 mal jemand zum Soundcheck bequemte. Die Verzögerung ist möglicherweise auch auf die Besucherzahl zurück zu führen - zu der Zeit war es nämlich zwar schon eine Viertelstunde nach planmäßigem Beginn, aber immer noch recht leer und die Abendkasse geöffnet.

Irgendwann wurde es dann aber endlich dunkel, ein Intro erklang und Jules kam an seinen Platz. Das Intro wurde von Drums abgelöst und Fans wussten: Es gibt "Great DJ" direkt als ersten Song. Mit den dadurch ausgelösten Begeisterungsschreien des Publikums kam dann auch Katie auf die Bühne´, haute in die Saiten und spielte das allseits bekannte Riff, das ursprünglich mal aus einem schlecht gespielten Akkord entstand und später zu einem Song wurde - wie einige Titel des ersten Albums. Ganz anders "Hang It Up", das Flaggschiff des neuen Albums. Auch hier dominiert zunächst das Gitarrenriff, diesmal aber ganz gezielt und mit trockener Drummachine, die dann später von dröhnenden echten Drums abgelöst wird.

Dabei zeigt sich auch direkt die unglaubliche Dynamik der Show. The Ting Tings sind nur zu zweit und von einer Verteilung der Instrumente kann man nicht reden, denn ständig werden Instrumente gewechselt, werden synthethische und "echte" Komponenten gemischt, werden Loops verwendet und neue Patterns drüber gelegt. Bei keiner Band rennen so oft Roadies über die Bühne, um Gitarren anzunehmen, wieder anzugeben, Keyboards hinzustellen, Fußpedale und Synthis zu tauschen und alles wieder gerade zu richten. Spielte Jules am Anfang noch die zweite Gitarre, musste die später im Lied dem Schlagzeug weichen. Später werden auch Gitarren, Keyboards und Synthesizer gemischt, mal singt Katie, mal Jules, mal beide, und bei "We Walk" spielt Jules dazu auch noch gleichzeitig Schlagzeug und Gitarre - wozu hat man schließlich zwei Hände und zwei Füße!

Und um nochmal auf die Roadies zurück zu kommen: Nicht nur die Instrumentenwechsel sorgen für viel Bewegung, auch Frontfrau Katie läuft, rennt und springt über die Bühne wie ein Flummi, schmeißt Mikro- und Instrumtenständer um und sorgt überhaupt für ziemlich viel Chaos, ganz zu schweigen davon, dass immer jemand das lange Gitarrenkabel einsammeln muss. Die Technik tut ihr übriges, damit die Bewegung auch optisch zur Geltung kommt. Und als bei einem Lied mal eine dritte Gitarre gebraucht wird, darf der Gitarrenangeber auch mal selber ran.

Während auf der Bühne also von Anfang an wirklich reichlich viel los ist, ist das Publikum nur mäßig begeistert. Die erste Reihe tobt, als Katie sich bei "Hang It Up" zwischen die Fotografen im Fotograben quetscht um so vielen Fans wie möglich die Hand zu schütteln, aber bewegungsfreudig sind die vielleicht 300 Zuschauer nicht. Als Katie nach "Give It Back" und "Guggenheim" meint, jetzt sei aber wirklich genug Zeit zum Ausruhen gewesen und Tanzen angebracht, holen einige ihr Handy raus um zu filmen. Schade, dabei hat sie doch extra eine kleine deutsche Rede geschrieben und auch da nochmal darauf hingewiesen, dass der Spaß das Wichtigste ist: "Meine Deutsch ist scheiße, deshalb halte ich jetzt besser die Klappe und bringe euch zum Tanzen!"

Die Tanzwilligen jedenfalls lassen sich nicht davon abhalten, dass sie in der Unterzahl sind, und feiern mit Katie und Jules zu "Hit Me Down Sonny", das live um einen Gitarrenpart ergänzt wurde, und "Fruit Machine". Als danach "Shut Up And Let Me Go" erklingt, ist dann auch die gesamte Menge begeistert, denn den Song hat wirklich jeder schonmal irgendwo gehört und die "Hey!"-Parts auswendig gelernt. Außerdem haben The Ting Tings ihre riesige Stand-Basedrum wieder dabei, die Katie mit Begeisterung spielt - und hinterher zu Boden wirft und sich draufstellt, darauf inzwischen barfuß tanzt und die Cowbell spielt.

Die meisten Songs machen ja schon vom Album viel Spaß, aber live nochmal deutlich mehr, nicht nur, weil die Band selbst wild feiert, sondern auch, weil viele Songs um zusätzliche Parts ergänzt wurden, zum Beispiel weitere Gitarrenriffs oder "echte" Varianten von eigentlich synthethischen Patterns. Außerdem ist die Abmischung ganz anders, das Schlagzeug kommt viel wuchtiger rüber und auch wenn Jules bei "We Walk" gleichzeitig Gitarre und Schlagzeug spielt, sind doch einige Songs in der Instrumentierung reduziert, so dass die vorhandenen Elemente wesentlich kräftiger rauskommen.

"We Walk" ist dann auch schon der vorletzte Song des regulären Teils, gefolgt von einer acht Minuten langen Version von "Hands", einem in Berlin entstandenen, stark vom Tekkno beeinflussten Song. Vielleicht der mit den meisten Facetten: Als Single kommt er in einer normalen synthethischen Fassung, in Akustiksessions in einer völlig anderen, melodischen Form und in Hamburg ergänzt um ausschweifende, in Richtung Trance gehende Synthi-Samples in einer doppelt so langen, sich ständig steigernden Fassung, die am Ende, nach zwei Breakdowns, mit einem harten Gitarrenriff und scheppernden Drums vollkommen explodiert. Kein Wunder, dass das Publikum lautstark Zugaben fordert.

Nach einer gefühlt ziemlich langen Pause gab es die dann auch. Zunächst "Keep Your Head" - in dem immer nur noch "Ten minutes to go" sind und man einfach die Ruhe bewahren soll, in einer aufgemotzten Liveversion. Und für die weniger eingefleischten Fans danach natürlich noch "That's Not My Name" - als letzten Song, aber nicht mit weniger Emotionen, obwohl längst nicht mehr taufrisch.

70 Minuten dauerte das Konzert damit nur, und wenn man sich die beiden Alben anschaut, die beide nur 10 Tracks umfassen, könnte man meinen, dass sich die Band ganz schön viele Freiheiten rausnimmt. Man kann aber auch ihren Worten Glauben schenken, dass sie einfach anspruchsvoll sind. Schließlich hat das aktuelle Album "Sounds From Nowheresville" deshalb so lange gebraucht, weil die Band einfach mal einen ganzen Haufen Songs verworfen hat, weil sie "nicht funktioniert" haben. Und so grandios wie das Ergebnis der kritischen Auswahl war auch das Konzert. Wer lange aushält, bekommt also auch ein grandioses Ergebnis - und außerdem lebt eine Band ja im Idealfall nicht für die Fans, sondern mit den Fans.



Blood Red Shoes Instore-Akustikset und Konzert in Hamburg

Nachdem Blood Red Shoes durch Westeuropa und das vereinigte Königreich tourten (wie berichtet), waren sie nun auch wieder in Deutschland zu Besuch. Münster, Frankfurt, Hamburg, München und Köln standen auf dem Plan, wobei die Hamburger gleich doppelt genießen durften: Wer vor dem Konzert nochmal einen Blick auf Facebook, Twitter oder die Bandwebsite geworfen hatte, erfuhr dort von einem spontanen Akustikset im Saturn-Markt an der Mönckebergstraße.

Die sonst größtenteils lauten Songs statt mit harten Verzerrern und prägnanten Drums mal nur mit Akustikgitarren zu erleben, konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen, so hetzte ich in die Innenstadt in den vierten Stock zur dort in der CD-Abteilung aufgebauten Bühne - wo der Soundcheck gerade erst angefangen hatte. Erst eine Dreiviertelstunde verspätet fing das Set an - bis dahin gab es die typische Ladenatmosphäre: "Ein Mitarbeiter der Waschmaschinenabteilung bitte zur 671".

Wer während der Wartezeit nicht nervös wurde und schon zur Reeperbahn vor fuhr, wurde mit fünf Songs in einer ganz ungewöhnlichen Fassung belohnt. Slip Into Blue, In Time To Voices, Say Something Say Anything, Lost Kids und Two Dead Minutes gaben die beiden zum Besten. Nervöser als sonst seien sie, meinte Steven, so ganz ohne laut brüllende Verstärker. Auf jeden Fall schafften sie es, den sonst zwar vergleichsweise ruhigen, aber doch nicht lauten Songs eine ganz andere Aussage zu verpassen. Die etwa hundert Zuschauer schienen danach jedenfalls alle Lust auf das große Konzert zu haben, ließen sich alles signieren, was grad greifbar war und wechselten noch ganz entspannt ein paar Worte mit Laura-Mary und Steven, bevor es rüber zu den Docks ging.

Dort war ich dann erstmal froh, nicht wie viele andere mein Ticket signiert haben zu lassen, denn in den Docks werden zuhause ausgedruckte Tickets eingezogen und gegen Abendkassentickets getauscht. Das Docks bietet Platz für 1000 Leute, gut 800 Tickets wurden verkauft, damit ist es die größte Location, die Blood Red Shoes in Deutschland spielen. Die Aufteilung in eine große freie Fläche und einen schmaleren, durch höheren Boden und Geländer abgeteilten Randbereich sollte sich später noch als nützlich erweisen.

Bevor die 800 Zuschauer aber überhaupt da waren, spielten mit leichter Verspätung erstmal Wallace Vanborn, eine Hardrock-/Metalband aus Belgien. Bei Vorbands ist ja fast nie richtig was los, aber im Vergleich kamen die drei Jungs schon gut an und heizten die Stimmung kräftig auf. Acht Lieder gab es zu hören.

Trotz guter Vorband waren natürlich trotzdem Blood Red Shoes das Highlight des Abends. Während der Umbaupause fanden sich die restlichen Zuschauer ein und bei mir stieg die Spannung, ob es wohl die gleiche Setlist werden würde wie in Brighton. Und dann wurde es wieder dunkel - sehr dunkel, denn die Lichttechnik geizte ziemlich mit Scheinwerfern - Laura und Steven kamen auf die Bühne und hauten direkt mal "It's getting boring by the sea" raus und "Don't Ask" raus. Zwei Lieder gespielt und die Party tobte. Eigentlich tobte sie schon nach dem ersten und es gab auch gar nicht viel Moderation, bevor "Heartsink" folgte.

Die Setlist dieses Konzertes war einfach perfekt. Es ging weiter mit "In Time To Voices", dem Titelsong des aktuellen Albums, gefolgt von "When We Wake" vom Vorgänger "Fire Like This". Und genau so ging es weiter. Ein lauter Song folgte auf den nächsten und wenn man gerade anfing die blauen Flecke vom Moshen zu zählen, gab es wieder eine vergleichsweise ruhige Nummer. Das Publikum zeigte sich dabei tanzbereit ("Cold"), mitbrüllfreudig ("Light It Up") und moshpitfähig ("I Wish I Was Someone Better"). Der oben angesprochene Rand war dabei nahezu der einzige Bereich, in den man sich flüchten konnte - riesige Moshpits und Circle Pits bezogen quasi jeden mit ein. Generell herrschte eine sehr partyfreudige, aber auch sehr rücksichtsvolle Atmosphäre. Wer durch Bewegungen Raum zum Tanzen forderte, den ließen die anderen gewähren, wer auf bestem Weg war, die Kontrolle zu verlieren, achtete dabei trotzdem noch darauf, niemanden ernsthaft in Mitleidenschaft zu ziehen.

Kurz vor dem Ende des Hauptblocks kam dann auch der Moment, an dem man sich einfach total fallen lassen kann, an dem die Band vollkommen in der Musik aufgeht und man einfach das perfekte Konzert spürt. Applaus, Schlachtrufe und Getrampel nach dem letzten Song "I Wish I Was Someone Better" waren schier endlos und natürlich wollten danach alle drei Zugaben (oder lieber mehr), als Steven die Wahl zwischen zwei oder drei stellte. Und, passend zur Setlist, waren natürlich auch die Zugaben genial gewählt: "It Is Happening Again" um die Stimmung zu halten, das sieben Minuten lange "Colours Fade" um sie ins Psychotische zu treiben und zum Schluss das kurze, aber aggressive "Je Me Perds" um vollkommen auszurasten.

Die Setlist war bis auf eine Ausnahme mit der in Brighton identisch: Das gewidmete Lied war diesmal "Down Here In The Dark", gewidmet denen, die zum ersten Mal dabei sind. Die Stimmung im Publikum war allerdings anders. Während die Brightoner vor allem textsicher waren und das auch gezeigt haben, wurde in Hamburg bewegungsreicher gefeiert. Es gab kaum ein Lied, bei dem nicht gepogt, gemosht oder zumindest geheadbangt wurde. So war es ein sehr aktiver Genuss - für die Fans und ganz offensichtlich auch für die Band, die auch schwierige Übergänge und Riffs problemlos meisterte, so dass selbst Laura-Mary etwas mehr aus sich herauskam als sonst.



Die Happy - das 1002. Konzert

Als ich meinem Chef erzählte, dass ich früher Feierabend machen möchte, um auf ein Die Happy-Konzert zu gehen, lachte er mich aus. Nicht, weil er mir nicht eher frei geben würde, sondern weil es doch gar keine Die Happy-Fans gebe. Ausverkauft war das Dortmunder FZW am Donnerstag tatsächlich nicht - aber doch mit einigen hundert Leuten gefüllt, also kein Grund zu behaupten, Die Happy hätte keine Fans.

Für die Vorband Parka waren die Zuschauer jedenfalls nicht da. Ist ja an sich eine gute Idee, Bands aus der Region zu unterstützen, aber ein bisschen mehr als vier Akkorde und zwei Drumpatterns sollten sie dann doch draufhaben. Als sie ihr aktuelles Album "Raus" ankündigten, brüllte aus dem Publikum jemand "RAUS!" - unklar, ob aus Begeisterung für das Album oder als Aufforderung. Die Einzigen, die überzeugten, waren die hauseigenen Techniker, die für einen klaren und doch nicht ohrenbetäubenden Sound und eine passende und doch abwechslungsreiche Lichtshow sorgten.

Aber was soll's, nach einer halben Stunde schlechtem Rock und der Umbaupause standen dann immerhin alle vorne und waren gespannt, was Die Happy präsentieren würden. Das aktuelle Album "Red Box" ist schon nicht mehr neu, vor kurzem spielte die Band ihr tausendstes Konzert in ihrer Heimatstadt Ulm - guter Anlass für einen Rückblick?

Und ja, in der Tat gab es viele Lieder von früheren Alben, zum Beispiel "Big Boy", "Love To Hate You" oder "Like A Flower". Marta ließ bei der Gelegenheit mal ihre Meinung über Interviews raus - nach 19-jährigem Bandbestehen werden ihr immer noch Fragen nach der Gründung und dem Bandnamen gestellt und welches Lied ihr vom aktuellen Album denn am Besten gefallen würde. Dabei gebe es doch nur Lieder, die man in der aktuellen Stimmung besonders mag - eine Aussage, die auf viel Unterstützung stieß.

Derlei Geschichten gab es mehrere, und überhaupt überzeugten Die Happy vor allem durch sich selbst und nicht durch showbegleitendes Brimborium. Die schon erwähnte Technik leistete auch hier einen guten Job, die Band gut darzustellen, aber nicht zu übertönen, und so konnte man ganz nach Laune mehr oder weniger mitfeiern. Gelegenheiten gab es genug, das Konzert startete direkt mit einem Kracher, die Stimmung war von Anfang an ausgelassen und das Publikum äußerst springfreudig.

Nach drei Zugaben - darunter auch Supersonic Speed als krönender Abschluss - und somit etwa zwei Stunden klang das Konzert langsam aus. Am Ende von Supersonic Speed endeten der Bassist und der Schlagzeuger nicht gleichzeitig, so dass Marta den Witz vom Drummer und dem Bassisten erzählen wollte (beide springen vom Dach, um endlich einmal gleichzeitig zu enden, und landen dann nacheinander), aber die Band mischte sich dazwischen um zu beweisen dass sie es doch drauf haben. Im Endeffekt gab's für das Publikum noch eine weitere frei improvisierte Zugabe, wodurch sich die Stimmung wieder aufheizte und Band wie Zuschauer noch etwas länger feierten, bis das Timing mit Martas Hilfe schließlich klappte. :D

So erwiesen sich Die Happy wieder einmal als großartige Liveband und Publikumsfreund. Ein gutes Konzert mit einem angenehmen Ende und glücklichen Konzertbesuchern - da mussten sich Gossip am nächsten Abend schon anstrengen, um eine ebensolche Stimmung ins FZW zu bringen.



Blood Red Shoes zuhause in Brighton

Der Anlass meiner Brighton-Reise war ja, dass Blood Red Shoes hier her kommen und ich mal einen Auftritt in ihrer Heimatstadt sehen wollte. So ging es also gestern Abend ins direkt am Meer gelegene Concorde 2. Um 7 war Einlass, da ich mein Ticket noch abholen musste und außerdem möglichst weit vorne sein wollte, war ich schon um halb da. Aber, Überraschung: Quasi niemand stand draußen und auch bei Einlass um 7 waren erst ein paar Dutzend Leute da. Bis dahin hörten wir Cast of Cheers proben, die laut dem ausgehängten Zeitplan um halb 8 spielen sollten. Wir, das sind eine handvoll Briten und ein Franzose, der gerade noch auf irgendeinem Weg ein Ticket für das ausverkaufte Konzert aufgetrieben hat. Es ist nicht sein erster Besuch in Brighton, aber nachdem ihn die beiden Konzerte in Frankreich begeistert hatten, musste er unbedingt wieder herkommen.

Der Einlass ist pünktlich, The Cast of Cheers sind es nicht ganz - vermutlich haben sie noch gewartet, denn irgendwie ist immer noch kaum jemand da. Das hindert die vier Iren aber nicht daran, 45 Minuten lang besten Math Rock zu präsentieren und dabei offensichtlich sehr viel Spaß zu haben. Der Schlagzeuger zerlegt sein Set bei den lauten Stücken fast und der Gitarrist/Keyboarder, der als einziger immerhin 2m² Platz hat auf der kleinen Bühne, springt und tanzt wie wild. Der Sound ist gewohnt hart und es wird viel mit per Fußpedal eingespielten Sounds gearbeitet. Ich habe keine Ahnung, wieso ausgerechnet Cast of Cheers als UK-Support ausgewählt wurden, aber dem Applaus nach zu urteilen kommen sie gut an und ich freue mich, eine weitere gute Band mal live sehen zu können. Und einige Songs wie "Animals", "Family" oder "Goose" kannte ich ja sogar schon.

Nach dem Konzert drehe ich mich um - und falle fast in den Fotograben: Plötzlich sind da hunderte Menschen! Die Concorde 2 fasst 600 Zuschauer und die sind inzwischen offensichtlich fast alle angerückt. Der Franzose und ich quatschen noch ein bisschen mit einem Brightoner Studenten und dann ist die Umbaupause auch schon rum und Blood Red Shoes kommen unter tosendem Applaus auf die Bühne.

Und offensichtlich sind sie in Höchstform. Direkt als Opener kriegen wir "It's Getting Boring By The Sea" und genau mit dem Druck und der Menge Rock geht es auch weiter. Eineinhalb Stunden Brightoner Rock vom Feinsten - und zwar, trotz neuem Album, vor allem alte Songs. Vom neuen sind "In Time To Voices" dabei und "Cold", ansonsten unter anderen "Heartsink", "Don't Ask", "Light it Up" und "It Is Happening Again" vom zweiten Album und neben dem schon genannten Opener noch "Say Something, Say Anything" vom ersten sowie als letzter Song vor den Zugaben "I Wish I Was Someone Better". Dazwischen eingestreut wenige kurze Moderationen; bevor sie einen Song aus der Zeit vor dem ersten Album spielen, betont Laura nochmal, dass es immernoch das Größte für sie ist, vor einem begeisterten Publikum zu spielen.

Und in der Tat ist das Publikum begeistert, springt und tanzt, bildet gelegentlich einen kleinen Moshpit und ist vor allem auch überdurchschnittlich textsicher. Nach "I Wish I Was Someone Better" ist es unglaublich heiß in der Halle und wir sind alle ziemlich glücklich. Nach einer kurzen Pause folgen dann noch drei Zugaben; darunter das sich ewig steigernde "Colours Fade" und als letzter Song für den finalen Moshpit und das totale Ausrasten "Je Me Perds" vom neuen Album.

Am Ende bin ich völlig erschöpft, ausgetrocknet und glücklich und kann sagen: Blood Red Shoes in Brighton sind eine Reise wert. Es geht etwas weniger hart zu als in Deutschland oder auch beispielsweise vor zwei Jahren in London, aber es macht definitiv nicht weniger Spaß. Außerdem bekamen wir als Publikum einen grandiosen Mix aus rockenden Songs zu hören und Laura und Steven sind wieder einmal total in ihrem Element aufgegangen. Während The Cast of Cheers (so weit es ging) über die Bühne sprangen, sind die beiden einfach an ihren Instrumenten total präsent, Laura mit den Haaren im Gesicht, Steven in ständig fließenden und beinahe fliegenden Bewegungen an den Drums. Ich freue mich schon auf Hamburg.



Poopzkid, Motherfucker! Mit Zebrahead!

Das Plakat mit den Kindern in idyllischer Nachbarschaft und den Sternchen in den Namen der Bands lässt nicht gerade auf harte Musik schließen, aber wenn ich mit den Kindern eines gemeinsam habe, dann die Tatsache, dass ich da unbedingt hinrennen musste, denn für Mittwoch waren in der Matrix 5 Bugs, Itchy Poopzkid und Zebrahead angekündigt - eine verdammt explosive Kombination.

Krankheitsbedingt sind 5 Bugs leider ausgefallen, aber Itchy Poopzkid verkündeten gleich zu Beginn, dass sie ja dann etwas mehr Zeit hätten. So kannte ich das noch von Bochum Total - die Band ist einfach von der ersten Minute an der Publikumsliebling. Das hat sich auch während der folgenden knapp 1,5 Stunden nicht geändert. Reihenweise coole Songs in einer unheimlich entspannten Partyatmosphäre, in der man einfach die Seele baumeln lassen und genießen konnte.

Zu Hits wie "Why Still Bother" und "Down Down Down" wurde gepogt, was das Zeug hält. In der zu drei Vierteln gefüllten Matrix Bochum hatte jeder seinen Spaß - es gab härtere und softere Moshpits, es gab die auf der Stelle hüpfende Fraktion, die Tanzenden und die, die einfach am Rand stehen und genießen. Menschen surften auf der Crowd, Sibbi spielte auf seinem von der Crowd getragenen Gitarrenkoffer und in der Menge war eine Menge Bewegung - wobei man sich blind darauf verlassen konnte, wieder aufgehoben zu werden, wenn man mal auf dem vom Schweiß rutschigen Boden ausrutschte. Die Band ließ ihren Roady auf Zeit Mikros wechseln und wechselte selbst ständig zwischen den Instrumenten.

Nach kurzer Erholungs- und Umbaupause ging es dann bei Zebrahead eine Nummer härter zu. Während der ersten beiden Songs bin ich teilweise zwei Meter weit geflogen, wenn ich im Sprung einen Treffer kassierte. Aber auch hier wieder: Ein wildes, aber friedliches Chaos im Publikum. Wie auch schon bei Itchy Poopzkid vorher gab es Sitzpogo und Circle Pits und später sogar die Wall Of Death. Besonders bemerkenswert, dass die beiden Rollstuhlfahrer in der ersten Reihe dabei ebenfalls ihren Spaß hatten und vor der wild feiernden Menge geschützt wurden - dafür hatten Itchy Poopzkid ganz am Anfang hingewiesen und dafür gesorgt, dass die beiden aus der Gefahrenzone rauskommen.

Während des Zebrahead-Konzertes gab es auf der Bühne frische Drinks direkt von der auf der Bühne aufgebauten Tiki-Bar - leider nur für die Band und zwei ausgewählte Zuschauer, von denen einer dann wagemutig über den Fotograben sprang und erfolgreich stagedivte. Respekt an dieser Stelle auch vor der Security, die die ganze Veranstaltung über äußerst entspannt Leute annahm, wenn sie beim Surfen vorne ankamen, und ansonsten recht wenig zu tun hatte.

Zebrahead verpassten der Matrix gut eine Stunde lang nicht nur ein musikalisch etwas härteres, sondern auch ein textlich deutlich direkteres Programm. "Shisha Party" oder "Nudist Priest" sprechen ein eindeutige Sprache und das T-Shirt des Gitarristen sagt: "Ich bin eine Sexmaschine". Später im Programm darf das Publikum laut "Muschi" gröhlen - keine Herausforderung für die nach wie vor kräftig feiernden Fans und Neu-Fans. Vor sechs Jahren waren die fünf Amerikaner schonmal in Bochum - und spielten vor gefühlt zwanzig Zuschauern. Inzwischen stehen sie als Headliner auf großen Festivalbühnen, zeigten sich aber trotzdem ehrlich begeistert davon, wieder in Bochum spielen zu können und auch hier nun vor vielen Fans zu stehen.

Nach vier Zugaben hatte ich zwar mehr Körperteile mit blauen Flecken als ohne, war dafür aber auch restlos glücklich. Auch die Bands waren überaus angetan von der laut mitsingenden und -pfeifenden Zuschauermenge und kürten Bochum zum besten Konzert der Tour - womit Bochum eindeutig einen besonderen Status der Tour einnimmt, denn das Konzert am Mittwoch war das letzte gemeinsame Konzert der Tour und auch das erste war schon dort. Zu Recht, eine so ausgelassene und trotzdem stimmungsmäßig heiße Atmosphäre ist selten. Das Ganze für 16 Euro - falls es ein perfektes Konzert gibt, war es das.



The Limousines & The Sounds rocken Münster

Als ich im Januar die Deutschland-Tour der schwedischen Band The Sounds ankündigte, sprach ich davon, dass die Clubs, in denen sie bisher auftraten, nicht selten ausverkauft waren. Dieses Mal waren größere Hallen angesagt - neben dem Skaters Palace in Münster, der um die 1000 Leute fasst, war auch die 2500 Zuschauer fassende Live Music Hall in Köln, in der Moby vor gar nicht so langer Zeit mal auftrat, dabei.

Aber von vorne. Während wir noch an der Garderobe standen, heizte Kids At The Bar den bisher anwesenden Zuschauern bereits ein und räumte dann auch recht bald das Feld für The Limousines, die The Sounds auf deren USA-Tour begleitet hatten und kurzerhand mit nach Europa gebracht wurden. Für einige alteingesessene Fans eine merkwürdige Wahl, bauen The Limousines doch nahezu ausschließlich auf Sampler, Synthis und Drum Machines. Angesichts des aktuellen Albums der Sounds aber verständlich, denn auch deren Garage-Rock-Sound hat einen klaren Schlag Richtung elektronischer Musik bekommen.

The Limousines stießen mit Songs wie "Internet Killed The Video Star", "Very Busy People" oder "Future" also durchaus auf sehr gemischte Reaktionen. Aber gerade der vordere Fanblock war informiert und tanzte ausgelassen zu mitreißenden Beats und entspannten Synthi-Klängen. Für einige Besucher war es nicht das erste Konzert der Tour, einige waren bereits das fünfte Mal dabei. Und der Band sah man an, dass sie es nicht bereute, aus den USA hierher gekommen zu sein - ich war immer wieder beeindruckt, mit wieviel Begeisterung Giovanni an seinem Tapeziertisch voller Elektronik Pads, Knöpfe und Regler bediente.

Nach einer kurzen Umbaupause mit Kids At The Bar war dann nicht nur die Halle merklich voller, sondern auch die Stimmung besser geworden. Trotz der größeren Location war der Fananteil unter den Zuschauern hoch wie immer. Im Dunkeln und zu den sphärischen Sounds von "It's So Easy" kamen die offensichtlich gut gelaunten Sounds auf die Bühne und stießen auf tosende Begeisterung. "Dance With The Devil" wurde direkt hinterher geheizt und dann folgte ein Konzert voller tanzbarer, rockender Songs, bunt gemischt aus allen vier Alben.

Seien es Moshpits bei treibenden Songs wie "Seven Days A Week", lautes Mitsingen bei "Queen of Apology" oder wildes Mithüpfen und -Gröhlen bei "Living in America", irgendwas war immer los. Sogar gelegentliches Crowdsurfen war dabei, nur gelegentlich gestört von einigen Kandidaten, denen das Bier zu gut schmeckte. Die Band quälte Saiten und Tasten hart und die Sängerin Maja sprang über die Bühne, als gäbe es kein Morgen. Nach einigen Songs wilder Party räumten Felix, Johan und Frederik dann das Feld, um Platz zu machen für die Balladen-Version von "Night After Night", bei der Maja nur von Jesper am Flügel begleitet wurde. Mit "Painted By Numbers" ging der bunte Mix weiter, über "No One Sleeps When I'm Awake" vom dritten Album bis ganz zurück zu "Rock'n'Roll" von der ersten Scheibe.

Wie üblich ließen sich die fünf dann nach dem letzten Song erstmal lange bitten, kamen dann aber doch nochmal raus und legten mit ihrer Live-Rock-Version von "Tony The Beat" und "Hope You're Happy Now" endgültig alles in Einzelteile. Der aus dem Off eingespielte Instrumentaltrack "Goodnight Freddy" diente dann als Rausschmeißer bzw. für etliche erstmal zum Merchandise-Stand - nach einem dermaßen guten Auftritt sind sicher nicht wenige der "Neuen" zu Fans geworden und auch ich werde sicherlich bei nächster Gelegenheit wieder dabei sein!