Leise bis explosiv: The Naked + Famous in Dortmund

Mit guter Laune, aber gemischten Gedanken fuhr ich gestern nach Dortmund ins FZW - The Naked + Famous standen auf dem Plan. Von verschiedenen Seiten hieß es, die Band solle gute und schlechte Tage haben und die Konzerte seien entsprechend. Außerdem war das Konzert nicht ausverkauft, obwohl das FZW nur etwa 600 Leute fasst. Und am Wichtigsten für mich, der auf Konzerten nicht nur Musik hören will: Was für ein Publikum würde da sein und - wie bewegt man sich eigentlich zu dieser Art elektronischer Musik?

Viertel vor sieben, ich habe den kurzen Fußweg vom Dortmunder Hauptbahnhof zur Halle zurückgelegt und bin jetzt drin. Ein paar Menschen stehen draußen, die Security ist mit fünf Leuten total überbesetzt und kontrolliert ohnehin nichts außer Tickets - und Kameras. Ich bin ohne Kamera hier, der Veranstalter erlaubt nur das Fotografieren vom Graben aus und nur die ersten drei Lieder. Die erste Reihe ist schon besetzt, insgesamt sitzen vielleicht vierzig Leute auf dem Boden und warten.

Die Konzerthalle des FZW ist fast quadratisch, gegenüber der Bühne gibt es Getränke und eine kleine Empore darüber. Die Bühne ist überraschend groß - es mögen vielleicht 25 Meter Breite sein bei 30 Meter Raumbreite. Ein Dutzend Gitarren und Bässe, mehrere Keyboards und Synthesizer und ein um elektronische Pads erweitertes Schlagzeug stehen schon darauf. Ein kompromisslos wirkendes Eisengitter hält die Fans auf etwa 1,50 Meter Abstand. Die Überbrückungsmusik hakt. Keine Monitorboxen, dafür jede Menge Funkempfänger und ein großes Bühnenmischpult, an Geld scheint es der Band nicht zu mangeln. Das Logo des Albums "Passive Me, Aggressive You" ziert die Bühnenrückwand.

Halb acht. Etwa 350 Menschen sind da, viele jünger als ich, die weiblichen Fans sind deutlich in der Überzahl. Kreischende Teenies? Fehlanzeige. Wolf Gang, die Londoner Vorband, die The Naked And Famous auf ihrer Tour begleiten, fangen pünktlich an. Eine sehr gute Wahl - laut, rockig, aber auch sehr elektronisch. Genialer Auftritt, klasse Songs, selten so eine gute Vorband gesehen. Das zweite Album ist gerade raus, muss ich mir mal anhören. Der Sänger entschuldigt sich für sein Deutsch, dabei spricht er fast akzentfrei, seine Mutter ist aus Hamburg. Die Band hat eine Menge Spaß. Beim Publikum bin ich mir da nicht so sicher.

Zehn nach acht. Ich trage meine Mailadresse in eine Liste ein, mit der einer der Wolf Gang-Mitglieder durch das Publikum läuft, um die Mailing List zu füllen. Das Konzert hätte ruhig etwas länger sein dürfen, dafür geht der Umbau jetzt auch flott.tnaf_setlist.jpg Jetzt sind die Synthesizer und sonstigen elektronischen Geräte in der Überzahl, das einzige normale Keyboard hängt an gleich zwei Notebooks, die auch noch ein weiteres kleines Mischpult bedienen. Die meiste Lichttechnik steht ebenfalls auf der Bühne. Der Techniker spoilert beim Einstellen der Gitarre "A Wolf in Geek's Clothing" als ersten Song, der Klang ist unverkennbar, wenn man das Album kennt.

Fünf vor halb neun. Es wird wieder dunkel, nur die Lichtmatrizen erzeugen ein merkwürdig flackerndes unruhiges Licht. "The Ends" aus dem Off. Das Bühnenmischpult ist jetzt besetzt. Irgendwo in der Dunkelheit kommt die Band auf die Bühne - plötzlich explodiert die Bühne quasi, grelles Licht, laute, schräge Klänge, "A Wolf in Geek's Clothing". Mir ist nach Headbangen, aber meine Haare sind ab, verdammt. Aber die typischen Rocker fehlen hier sowieso fast vollständig. Nach dem Song ein zaghaftes "Good evening" von Alisa, der Sängerin - dass ihre Stimme gar nicht so laut ist, wie man vielleicht dachte, hat man schon beim Song vorher gemerkt. Hinter mir höre ich ein "Oh wie süüß!".

Es folgt "Punching in a Dream", mein persönlicher Lieblingssong. Ein Aufschrei im Publikum - eine Single, das hat man schonmal gehört! Um Bewegung reinzubringen, bedarf es aber zuerst noch Spank, The Sun, The Source, Bells und Frayed - und eines Zwischenrufes aus dem Publikum "Tanzt doch mal!". Kurze Verwirrung in der Band, ein Dankeschön an "Wolf Gang". Und hey - es folgt "All of this", und jetzt ist das Eis gebrochen, das Publikum tanzt, die Band wirkt nicht mehr nur zwischendurch gut gelaunt, sondern dauerhaft.

Der folgende Song, "No Way", ist wieder einer dieser typischen TNAF-Songs: Er fängt an und man denkt, was, jetzt eine Ballade? Und plötzlich bricht mit einem irren Getöse ein anderer Teil des Songs an. Live kommt das fantastisch rüber: Blaues, kaltes Licht, es ist sehr dunkel und ruhig, die Band ist konzentriert, der Sängerin sieht man an, wie sie total in dem Song versinkt, und plötzlich schlägt der Gitarrist in die Saiten, der Schlagzeuger rastet aus, die Sängering springt wild über die Bühne, der Bassist schleudert seine Haare und die Lichttechnik explodiert in einem wilden Mix aus Stroboskopen und grellen LED-Scheinwerfern. Wäre doch nur ein Rockpublikum da, es würde vor der Bühne genauso aussehen.

Dabei sind die meisten ja inzwischen durchaus gut drauf, auch wenn man ihnen das nicht so ansieht. Nach "Jilted Lovers" gibt es noch einen alten Song, "Da Da Da" - der teilt das Publikum, einige fangen jetzt an wirklich auszurasten, andere sind verwirrt, klar, es ist ein alter Song, er klingt mehr nach Rock als nach Electropop. Ein sehr guter Song um laut auf das Ende zuzugehen; es folgt noch "Girls like You", dann geht die Band von der Bühne, der Keyboarder zuletzt, aus dem Off läuft weiter zuvor gestartetes Instrumentales. Sterbender Applaus im Publikum, vereinzelte Rufe, die beiden Zugaben gibt es trotzdem und wow - als nach "Eyes" dann "Young Blood" gespielt wird, ist das bisher eher unscheinbare Publikum wie ausgewechselt und nicht wenige heben dann doch noch vom Boden ab. Keine Frage, jeder, der hier ist, hat den Song schonmal gehört.

Zwanzig vor zehn. Jetzt könnte es noch zwei Stunden so weiter gehen. Die Band hat inzwischen beschlossen, noch zur anschließenden Disko zu bleiben, auch einige der Zuschauer scheinen mit dem Gedanken zu spielen. Ich höre lieber auf, jetzt, wo es am Schönsten ist. Ein merkwürdiger Abend war das. Würdig, sich das zu merken, aber auch seltsam. Ein fantastisches Konzert, keine Frage, eine geniale Band. Etwas ungewohnt, so viel elektronische Klänge und oft auch elektronische Drums zu hören.

Was das Publikum angeht, bin ich mir bei zwei Dingen ziemlich sicher: Die meisten wussten auch nicht, was sie tun sollen zu solcher Musik, und viele waren nur aufgrund der Singles da und kannten das Album nicht. Das hat mir allerdings die Gelegenheit gegeben, die Band intensiver zu beobachten und ich glaube, da stecken interessante Personen hinter... kreative Köpfe, die eine Mischung aus Pop und Electro geschaffen haben, die tanzbar ist und rockt, obwohl es kein Rock ist. Eine Mischung, mit der sie selbst vollkommen zufrieden und glücklich sind und in der sie voll aufgehen. Ich bin hochgespannt, was sich bei denen in Zukunft entwickelt!



Gamescom-Festival: Mehr als nur Beiwerk

Wenn in Köln die Gamescom, die weltgrößte Messe für Videospiele und Unterhaltungselektronik und Nachfolger der Games Convention, steigt, ist nicht nur auf dem Messegelände viel los - denn schon bevor die Messe endet, treten in der Stadt auf drei Bühnen die ersten Bands und Künstler auf. Das Gamescom-Festival ist eine regelmäßig parallel zur Gamescom stattfindende kostenlose Open Air-Veranstaltung, bei der sowohl lokale Künstler als auch Größen von nationalem und internationalem Rang auftreten. Ich war am Sonntag dabei und auf dem Programm standen die letzten drei Acts, beat!beat!beat! aus Viersen, Madsen aus dem Wendland und die seit zwei Jahren wieder aktiven Guano Apes aus Göttingen.

Die Hauptbühne, auf der auch meine drei Acts auftreten sollten, war von Deutz aus mit der Straßenbahn gut zu erreichen, und so war ich sehr zeitig dort. Direkt an der Haltestelle gab's Subway und direkt an der Bühne Burger King, verhungern musste ich also schonmal nicht. Über den Platz verteilt waren zwar etliche Menschen, aber so lose gestreut, dass ich mich locker in die erste Reihe stellen konnte. Unwissend, was mich bei beat!beat!beat! erwarten würde, suchte ich mir also einen guten Platz zum Fotografieren und wartete ab, was passieren würde.

Viel passierte erstmal nicht. Aufbau und Soundcheck, wie man das so kennt, irgendwann fing das Konzert an, aber es war heiß und immer noch nicht viel los, also bestand der wesentliche Unterschied darin, dass jetzt alle standen, statt auf dem Boden zu sitzen. Gestört hat die Band das nicht, so wurde es ein sehr entspanntes, aber trotzdem hörenswertes Konzert. Etwa eine Stunde lang gab es diverse Songs, auch dabei "Fireworks" und "We are waves", und etwa nach der Hälfte entstanden ganz vorne ein sich bewegender Fanblock und ein kleiner Moshpit. Die Securitys waren genauso entspannt wie Band und Publikum, so stellte ich denen meine Kamera vor die Füße und feierte das Ende des Konzertes mit. Ein guter Auftakt für einen guten Abend.

Das direkt an der Bühne gelegene Burger King bot in der Pause auch das nächstgelegene Klo, entsprechend voll war es dort. Am Ende der Umbauarbeiten hatte sich auch der Publikumsbereich gut gefüllt, also schnell wieder rein in den Front of Stage-Bereich, denn Madsen sind live immer ein geniales Erlebnis, sowohl auf als auch vor der Bühne. Erwartungsgemäß wurden uns dann auch Hits und Gags um die Ohren gehauen und der diesmal von Anfang an vorhandene Moshpit wurde mit jedem Lied größer, bis ich hinterher die Standfestigkeit der Wellenbrecher testen "durfte" und wir wirklich alle nur noch zusammengedrückt wurden. Einmal gab es sogar eine Wall of Death.

In den Momenten, in denen man frei atmen konnte, entschädigte das Konzert mit Hits wie "Nachtbaden", "Perfektion", "Mein Herz bleibt hier" und "Du schreibst Geschichte". Sänger und Schlagzeuger tauschten ihre Rollen für einen halben Song und die gesamte Band bewies mal wieder, dass ihre Stärke eindeutig bei den Liveauftritten liegt. Übrigens haben Madsen anscheinend seit einiger Zeit eine neue Keyboarderin - oder ich habe die Band einfach zu lange nicht live gesehen.

Nachdem beat!beat!beat! noch sehr entspannt waren, war das Madsen-Konzert definitiv anstrengend und nicht mehr entspannt und ich war genau wie die anderen um mich rum ziemlich froh, aus dem FOS-Bereich flüchten zu können. Etwas weiter hinten ließ ich mich dann von einer aus einem Fan und ein paar Mitgeschleiften bestehenden Gruppe aufklären, wer die Guano Apes eigentlich sind, dass die ziemlich gut sein sollen und dass sie gerade mit alten und neuen Songs auf Tour sind. Auf der Bühne konnte man dieweil schon beobachten, wie riesige Stellwände positioniert wurden und die Lichttechniker ihre Scheinwerfer programmierten. Ganz klar: Guano Apes sind ein bis zwei Nummern größer.

Mit Konzertbeginn wurde dann der volle technische Glanz sichtbar - es war inzwischen dunkel, von den Stellwänden wurden die Folien abgerissen, so dass in riesigen Buchstaben APES sichtbar wurde und die Lichttechnik fuhr ihr volles Programm auf. Bereits als zweiten Song gab es die aktuelle Single "Oh what a night" und ab da war klar: Das wird ein würdiger Abschluss. Direkt hinter dem Wellenbrecher war es wieder deutlich entspannter, die Menschen waren ausgesprochen gut drauf und es gab genug Freiraum, sich nach Lust und Laune zu bewegen. Der Friesenplatz war auch wirklich groß genug, wenn auch nicht überdimensioniert, für die Menschenmenge.

Außer "Oh what a night" gab es auch Songs wie "Open your eyes" und das "Big in Japan"-Cover. Die Sängerin war ständig woanders und voll bei der Sache, auch die Band war überraschend gut. Einmal hat der Bassist (der die meiste Zeit auf einem Case stand) eine Flasche ins Publikum geworfen, ich glaube, so weit habe ich noch nie eine Flasche fliegen sehen. Ich hatte wirklich nicht den Eindruck, dass das Comeback vor zwei Jahren nur wegen des Geldes war. Stilistisch hat mich das Konzert an Die Happy erinnert - nur zwei Nummern größer. Für mich jedenfalls ein überraschend guter Auftritt - den Publikumsbeobachtungen nach kam es auch bei den Fans gut an, auch wenn vorne nicht so viel los war wie bei Madsen. Aber Madsen könnten auch ein ganzes Konzert nur Dieter Bohlen-Cover spielen und es würden trotzdem alle abfeiern. Bei den Guano Apes haben das zumindest bei den beiden Zugaben auch die hinteren Reihen getan.

Negativ aufgefallen ist mir, dass immer wieder Samples per Playback eingespielt wurden - damit will ich gar nicht unterstellen, dass nicht live gespielt wurde, aber manches hätte man einfach auch noch live einspielen können statt Samples zu nutzen. Außerdem haben Guano Apes, genau wie Madsen und beat!beat!beat! vorher, nur etwa eine Stunde gespielt, wodurch die gesamte Veranstaltung etwa zwanzig Minuten eher endete als geplant. Keine Ahnung, was dahinter steckte, schade war es schon. Aber was soll's, für eine Gratisveranstaltung war das verdammt gut und die Fahrt nach Köln auf jeden Fall wert. Also nächstes Jahr die Augen offen halten, wer zur Gamescom nach Köln kommt! hahahah



Bochum Total ausgeflippt!

Wheyho. Mein kurzer Zwischenbericht der ersten beiden BoTo-Tage klang ja eher nüchtern - was darauf zurück zu führen ist, dass an den ersten beiden Tagen für meinen Geschmack echt wenig geboten wurde. Klar, es waren Größen wie Livingston, Casper und Jupiter Jones da, aber so als Rocker war Carpark North das einzige Highlight für mich. Die haben auch einen richtig guten Auftritt hingelegt, waren gut drauf, spielten viele eigene Songs und ein cooles Mashup, aber das Publikum ließ sich nicht wirklich begeistern. Dafür war bei Casper umso mehr los - so viel, dass ich vorzeitig gegangen bin, weil es nicht nur nicht meine Musik war, sondern vor allem so voll, dass man durchgehend damit beschäftigt war, aufzupassen, dass man nicht hinfällt.

Aber die Bandauswahl sollte sich am Samstag ändern. Ich startete etwas planlos mit Auletta auf dem Schirm - die hatte ich schon beim Hurricane 2009 und beim Open Flair 2010 verpasst. Nach Youtube-Probehören war meine Motivation aber eher gering und so ließ ich mich überreden, stattdessen zu Die Rakede zu gehen. Praktischerweise wurden die dann verschoben, so dass ich beide sehen konnte - was sehr gut war. Auletta überraschten durch ein gutes Konzert, wo wirklich alle Lieder viel besser rüber kamen als aus der Konserve, und Die Rakede waren so gut, dass ich sie mir bei Gelegenheit wieder ansehen werde - obwohl es (Elektro-)Rap ist. Dafür haben die Jungs aus Köln aber dermaßen viel Stimmung gemacht, dass das Konzert einfach klasse war und wir alle richtig Spaß hatten. Ich glaube ich habe noch nie so viele Leute Crowdsurfen gesehen. Die Headliner haben wir uns dann gespart und stattdessen mit ein paar Leuten rumgehangen, die von Zivilpolizisten berichteten, die wie Rocker rumliefen.

Der Sonntag hat dann nochmal eins draufgelegt. Wieder mal enttäuscht von den ersten Bands - das Programm war wirklich arm an ordentlichem Rock - fuhr ich erst abends los, um mir M Walking On The Water, eine Folkband aus Krefeld, anzusehen. Die waren so als Warmup ganz nett, aber die Aktionen des Publikums waren interessanter als die der Band. Die hochgehaltene Gießkanne ist dieses Jahr der absolute Dauerbrenner und Running Gag. Allerdings traf ich dort eine größere Gruppe TEN SINGer, die mich dann auch dazu brachten, danach zu Itchy Poopzkid zu bleiben. Geplant war Kettcar - aber dort sah man während dem Soundcheck mehr Regenschirme als Menschen, also nix wie zurück zur Pottmob-Bühne, wo wenigstens das Publikum gut drauf war und schon während dem Itchy-Soundcheck riesige Moshpits bildete.

Es war die beste Entscheidung des Festivals. Ein so rockiges Rockkonzert habe ich selten gesehen, es gab keinen Song, bei dem man nicht irgendwie in Bewegung war, irgendwelche Mosh- oder Circlepits gab es immer und besonders am Anfang konnte man sich der pogenden und schubsenden Masse quasi nicht entziehen. Die Band hat es sehr gut verstanden, die Stimmung weiter aufzuheizen, stellte direkt am Anfang klar, dass Regenschirme ja wohl mal gar nicht gehen, und zeigte sich immer wieder begeistert davon wie sehr das Publikum trotz des anhaltenden Regens gefeiert hat. Es war grandios. Ich habe gegen Ende meine Brille abgenommen, die immer wieder beschlagen ist, und sah nur noch verschwommene Körper und Lichtblitze. Am Ende waren wir einfach alle völlig fertig, durchgeschwitzt und glücklich.

Zum Ausklang ging's dann noch zum Offstage-Programm ins Kult, wo Ratatouille, eine Bochumer Ska-Band, auftraten. Das war noch ganz witzig als Ausklang, um wieder runter zu kommen von der Rockschlacht bei Itchy. Allerdings war die Location etwas seltsam für ein Konzert - unter der Bühne kam eine Treppe nach oben, so dass man sehr weit weg stand. Zudem war der Sound sehr schlecht abgemischt. Aber als Ausklang um danach entspannt nach Hause zu fahren war es nett. hahahah

Bochum Total 2011 startete ziemlich lahm und endete fantastisch. Für ein kostenloses Festival in unmittelbarer Nähe ist das klasse. Ein paar blaue Flecke vom Moshen habe ich mitgebracht, aber insgesamt war es sehr friedlich. Wetter- und Konzertqualität haben sich stets ausgeglichen - so war es im Schnitt immer eher ein gutes als ein schlechtes Festival.



Bochum Total Zwischenbericht

  • Das Lineup ist dieses Jahr sehr rockerunfreundlich.
  • Die Killerpilze sind keine Kinder mehr, dafür aber auch nicht mehr lustig. Und weil sie nicht überziehen durften, gab es auch nicht "Richtig Scheiße". Kinderpogo gab's trotzdem.
  • Die limitierte Auflage von Festivalbändchen war natürlich gerade ausverkauft als ich eins kaufen wollte.
  • Dass der CVJM fast direkt neben der Pottmob-Bühne ist, ist echt praktisch.
  • Carpark North sind eine geile Band mit seeeehr wenig Fans. Immerhin haben bei dem Covermix aus "Another brick in the wall", "Sweet Dreams" und "Harder better faster stronger" einige mitgeklatscht... am bittersten war der Moshpit, in dem keiner angefangen hat zu moshen.
  • Idioten, die sich auf den Schultern tragen lassen um umstehende Personen mit ekligem rotem Zeug zu duschen, werden bestraft, indem mindestens zehn andere Leute Bierdosen werfen. :D
  • Casper macht zu viel Rap und ist ziemlich beliebt. Entsprechend war es brechend voll und ich bin nach vier Liedern gegangen.


WDR 2 bringt hochkarätige Stars nach Warburg

Am Anfang gab es kaum Infos, am Ende konnte man sich den Nachrichten kaum entziehen: Warburg hat den WDR-Wettbewerb "WDR 2 für eine Stadt" gewonnen und wurde daher ausrichtende Stadt für das Open Air-Festival, bei dem neben verschiedenen WDR-Radioveranstaltungen vor allem etliche große Künstler auftraten: Dirty Dancing präsentierte das aktuelle Programm anlässlich des Umzugs nach Oberhausen, Sunrise Avenue, Alphaville, I Blame Coco, Selig, Mike & The Mechanics und Milow traten auf.

Auch wenn im gesamten Ruhrgebiet auf WDR 2 hören konnte, was für ein tolles Event das werden würde, waren die Reisemöglichkeiten ohne Auto sehr bescheiden. So reiste ich entspannt an, lief durch die Warburger Innenstadt (ab und an gab es Shuttlebusse, die aber eher für Personen gedacht waren, die nicht laufen können, denn der Weg war nicht weit und die Busse selten), versorgte mich mit Frühstück und kam entspannt durch den Einlass. Während Dirty Dancing stand ich am Einlass zur Front of Stage, der dafür sorgen sollte, dass nicht zu viel Gedränge entsteht (klappte auch einigermaßen), und dank ausnahmsweise perfektem Zeitplan konnte ich dann vor der zwangsweise frühen Rückreise genau die drei Acts sehen, die ich sehen wollte: Sunrise Avenue, Alphaville und eine meiner aktuellen Lieblingsbands, I Blame Coco.

Von Sunrise Avenue kennt hierzulande wohl jeder "Fairytale gone bad". Die Finnen selbst fragten sich heute, warum eigentlich ausgerechnet Deutschland ihr größter Markt ist, und präsentierten ein buntes Programm aus Songs von allen drei Alben, darunter natürlich auch der genannte erste Hit und das aktuelle "Hollywood Hills". Außerdem dabei waren z.B. "Choose to be me" und "Destiny" vom ersten Album. Aus letzterem wurde ein längeres Medley aus verschiedensten bekannten Hits, von aktuellen Dancehits über "Hey Baby" und "La Bamba" bis "Who let the dogs out". :D

Die Jungs waren alle ziemlich gut drauf und mussten auch gar nicht viel dafür tun, damit das Publikum glücklich ist. Schon vor dem Auftritt ging im vordersten Bühnenbereich das Gekreische los, wenn jemand den Kopf des Sängers erspähte. Zugegeben, ich kannte die Band bisher nicht sonderlich gut und die finnischen Namen kann ich mir auch nicht merken, aber der Auftritt war durchweg gut. Die Songs waren gut ausgewählt, es wurde immer wieder mit dem Publikum gewitzelt ("Is anyone on a date here? You two? What, three guys? Deutschland...") und zumindest der Sänger kann einige Brocken mehr deutsch als "Guten Abend".

In der Umbaupause hatte ich dann die Gelegenheit, in den vordersten Bereich zu kommen, sprich mittiger zur Bühne und damit auch weiter nach vorne (die Absperrung war zwar durchgehend ziemlich weit, aber nicht gleichmäßig weit von der Bühne entfernt). Dort war es dann auch ziemlich voll, zu etwa drei Vierteln mit meiner Generation und ein Viertel meine Elterngeneration. Alphaville standen als nächstes auf dem Plan, eine Band, die in den 80ern ihre erfolgreichsten Singles herausbrachte und von der ich zugegeben abgesehen davon auch nie was gehört habe, außer, dass sie aus Münster kommen.

Was dann kam, war interessant. Auf der Bühne stand eine Band aus lauter Altrockern in Anzügen (ausgenommen die Bassistin), die wahnsinnig Spaß hatte und trotz vergleichsweise fortgeschrittenen Alters mit viel Energie eine Menge Songs präsentierte und teilweise mehr über die Bühne sprang als Sunrise Avenue vorher. Aber während Alphaville der Schweiß herablief, stand vor der Bühne ein Haufen Menschen, denen man die Emotionen zumindest nicht ansehen konnte. Von den jungen Leuten waren offensichtlich etliche nur zwecks Platzreservierung schon da und die älteren waren irgendwie auch nicht so begeistert, wie ich es erwartet hätte von jemandem, der gerade die Musik seiner Jugend live hört. Die einzigen, die sichtbar Spaß hatten, waren außer mir noch zwei, drei Leute in meinem Alter...

Alphaville haben sich davon aber wenig beeindrucken lassen. Schon der zweite Song war eine grandiose Live-Version von "Big in Japan", später im Programm folgte das schon ziemlich elektronische "Sounds like a melody" und am Ende gab es natürlich auch noch "Forever Young". Abgesehen davon, dass alle Songs live viel besser kamen als ich sie kannte, hat mich aber auch beeindruckt, wie viele gute Songs die Band sonst noch hat. Da muss ich definitiv nochmal nachhören, denn mit sagenhaften fünf Keyboards/Synthesizern passen die ziemlich gut in meinen Musikgeschmack.

Anders war das leider bei I Blame Coco. Die Stimmung im Publikum war zumindest da, wo ich war, noch schlechter, also eigentlich gar nicht mehr vorhanden. Repräsentativ für das Resultat daraus ist folgende Szene: Coco: "How are you feeling?" - müdes Klatschen, vereinzelte Rufe - "Yeah, me too...". Sehr schade. Dabei kam sie so motiviert auf die Bühne und versuchte, das Publikum zu motivieren ein bisschen Spaß zu haben. Haute "Party Bag" raus und "Selfmachine" direkt hinterher. Rechts von der Bühne gab es eine kleine Gruppe, die vorher schon lautstark Motivation verkündete, dort sah ich einzelne Menschen bei ein, zwei Liedern springen. Ich muss mir definitiv mal ein normales Konzert ansehen.

Dabei war der Auftritt durchweg gut. Zwar wenig Kontakt zum Publikum, was bei dessen Motivation aber auch irgendwie verständlich war, dafür gab es bis auf einen oder zwei alle Songs vom Album "The Constant" und ein Cover von Fleetwood Macs "The Chain". Die Band dürfte ruhig mehr Spaß haben/zeigen, aber Coco selbst merkt man auch live die Energie an, die sie in ihre Songs steckt. Übrigens ist sie diejenige, die für die Effekte verantwortlich ist, spielt aber teilweise auch Gitarre. Und sie ist jünger als ich... ich find's immer wieder faszinierend.

Nach dem dritten Konzert bin ich dann auch direkt geflüchtet, um nicht länger die etwas nervigen Moderatoren ertragen zu müssen. Am schlimmsten fand ich den, der wohl die vorhergehende Aktion in Warburg organisiert hat und von Woodstock redete und irgendwie ziemlich dick aufgetragen hat. Naja. Noch nerviger war, dass die Techniker ständig die Einsätze verbockt haben. Ist halt nicht so schlau, das Schlagzeug ständig von der PA1 zu nehmen, dann aber zu vergessen, es wieder zuzuschalten.

Praktischerweise gab es auf dem Weg zum Bahnhof genug Möglichkeiten, zu humaneren Preisen als auf dem Gelände (wo übrigens jegliche Art von Getränken am Einlass einkassiert wurde) Fastfood und Getränke zu erwerben. Im Zug habe ich dann schonmal einen zufriedenen Blick auf die Fotos werfen können. Verstanden habe ich die Logik ja nicht. Getränke und Lebensmittel jeder Art waren verboten, Kameras dafür erlaubt, einschließlich Spiegelreflexkameras. Für mich eine klasse Sache, konnte ich so doch endlich mal vernünftige Fotos von großen Konzerten schießen. Obendrein waren dank der frühen Zeit die Lichtverhältnisse sehr dankbar. Nur Effektlicht gab's wenig zu sehen, da wegen dem Wind selbst die aberwitzig großen Nebelkanonen von Alphaville nicht viel ausrichten konnten. Aber hey - man kann ja mal minutenlang dauernebeln, wenn der Nebel immer sofort weiterzieht. :D

Den Rückweg habe ich dann mehr oder weniger dösend verbracht. Die ersten beiden Züge hatten trotz pünktlicher Abfahrt am Zielbahnhof Verspätung, so dass aus großzügigen Anschlüssen Rennerei wurde. Geklappt hat's aber trotzdem und ich kenne jetzt weitere fünf Bahnhöfe von Dortmund, der Stadt mit den meisten Stadtteilen2. Außer der langen Reise also kein Stress, und so überwiegt das Positive des Tages. Drei an sich gute Konzerte und ein Haufen guter Fotos, das entschädigt auch für das vermutlich zu stark gemischte Publikum. hahahah

Nachtrag: Setlists!

Alphaville

  1. Golden Feeling
  2. Big in Japan
  3. I Die For You Today
  4. Song for No One
  5. Victory of Love
  6. Sounds Like A Melody
  7. Forever Young

I Blame Coco

  1. Das Boot Intro
  2. Party Bag
  3. Self Machine
  4. Turn Your Back On Love
  5. Please Rewind
  6. In Spirit Golden
  7. Playwright Fade
  8. It's About To Get Worse
  9. No Smile
  10. The Chain (Fleetwood Mac Cover)
  11. Quicker
  12. The Constant
  13. Caesar

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  1. Für die Nichttechniker: PA = Zum Publikum gerichtete Soundanlage, im Gegensatz zu den Monitoren = Boxen/Kopfhörer für die Band.
  2. Liste auf Wiki


Kirchentag als Gruppenerlebnis

Anfang Juni war ich jetzt schon zum dritten Mal beim Kirchentag, diesmal mit einer kleinen Jugendgruppe. 2009 war ich alleine mit dem Intercity nach Bremen gefahren und 2010 mit meiner Mutter im Sonderzug nach München. Entsprechend war es diesmal wieder etwas anders.

Gefahren sind wir mit dem Auto; von Duisburg über Herne und Hannover nach Radeberg, wo unsere Unterkunft war. Das hat dank Staus ewig gedauert (9 Stunden), so dass wir erst gegen Mitternacht in der Unterkunft waren und den Abend der Begegnung am Mittwoch leider völlig verpassten. (Unsere Fahrerin hatte noch Univeranstaltungen mit Anwesenheitspflicht, deshalb konnten wir nicht eher los.)

Vorteilhaft war dafür die Unterkunft, wir waren in einer Kirche, die aber kein öffentliches Gemeinschaftsquartier war, sondern nur von uns genutzt wurde. So waren wir zu sechst dort, hatten drei Schlafräume zur Verfügung, eine vollständige Küche und eine funktionierende Dusche. Und mit dem Zug konnte man in 20 Minuten jeden der wichtigen Innenstadt-Bahnhöfe von Dresden erreichen.

Die Gruppe war altersmäßig gemischt; zwei Geschwister (11 und 14), zwei Mädels (16 und 17), unsere Fahrerin (28) und ich (21). Entsprechend haben wir uns zwar aufgeteilt, je nachdem welche Veranstaltungen so gewünscht waren, aber außer mir war nie jemand alleine unterwegs (und ich auch nur selten). So zog ich am Donnerstag mit L. los, um mir eine Veranstaltung mit der Kirchentagspräsidentin und unserem Bundespräsidenten anzusehen; davon wurde uns aber schon auf dem Weg dorthin abgeraten, weil die Halle total überfüllt war. Mangels Motivation, schon so früh zum Messegelände zu fahren, fuhren wir also zu der Kirche, wo die anderen waren, und wohnten dort der wohl langweiligsten Veranstaltung des ganzen Kirchentags bei. Eigentlich sollte es um Patchworkreligiosität gehen; nach der schwammigen Einführung des anwesenden Soziologen gab es dann aber schon reichlich Zündstoff aus dem Publikum, auf den der zweite Gast, eine Bischöfin aus Sachsen, aber leider kaum eingegangen ist. Dann ging es plötzlich um die "religiös unmusikalischen" Ossis und alles driftete immer weiter vom Thema ab. Das einzig unterhaltsame war, vollkommen willkürlich auf die Bänke zu klopfen, wenn irgendwer ein gerade genanntes Statement unterstützen wollte. Am Ende waren wir alle geschädigt und sahen uns keine weitere Veranstaltung dieser Art mehr an.

Mangels Kirchentagsschals sind wir danach dann doch am Messegelände gelandet; Ulli hatte uns gesteckt, dass die ganzen Schalverkäufer sich dort herumtreiben. Nach den eher öden Zelten des Markt der Möglichkeiten-Bereichs "Theologie und Glaube" landeten wir dann im Buchshop, wo wir gefühlt ewig waren, endlich an einen Schal kamen und auch Ulli trafen, die immer noch auf dem Messegelände war.

Apropos Bücher: Vor einiger Zeit fand ich im Zug ein Bookcrossing-Buch, von dem ich zur Zeit des Kirchentags immerhin ein Drittel gelesen, aber nach wie vor nicht begeistert war. Es stellte sich heraus, dass S. ein riesiger Fan der Autorin ist, so wanderte das Buch jetzt vom Ruhrgebiet über Dresden nach Hamburg. Sinn des Bookcrossing erfüllt, würde ich mal sagen.

Abends nach dem Wise Guys-Konzert fuhren wir dann als Gruppe wieder zurück zur Unterkunft (Zugverbindungen gab es genug, so wie die Züge aussahen, hat man alles ausgekramt, was es im Osten jemals gab...). Am Mittwoch nach der Ankunft hatte keiner mehr Nerven gehabt zu kochen, aber jetzt konnten die Nudeln zum Einsatz kommen. An sich keine Kunst, aber dass ich mir mal von einer elfjährigen anhören muss, wie ich Nudeln zu kochen habe, hätte ich mir auch nicht träumen lassen. :D Insgesamt waren wir aber alle ziemlich fertig, viel los war also nicht mehr.

Naja. Zeit für einen Bruch in der chronologischen Wiedergabe. Meine Gruppe habe ich abends wieder getroffen, L. und ich wollten zu einem Jugendgottesdienst mit Samuel Harfst, die anderen zu Aura Dione. Wir trennten uns also recht bald wieder an einer der Straßenbahnstationen an der Messe, trafen einen Ex-TSer aus Bochum und irgendwie waren L. und ich dann eher an der Bühne, wo Aura Dione auftreten sollte, als die anderen. Also haben wir uns dort erstmal ins Gras gechillt, wir mussten einmal über das ganze Ostra-Gelände und dafür war es eigentlich viel zu heiß. Ich glaube, von diesen Chillpausen haben wir etliche eingelegt, bis wir irgendwann mal ankamen... dabei sind wir sogar einer großen Menschenmenge begegnet, die dem Prinzip "die Masse weiß immer, wo es lang geht" widersprach und sich verlaufen hatte. Miese Sache. Irgendwie kamen wir dann an einem Konzert von Echtzeit vorbei, blieben kurz (es gab Schatten unter Bäumen) und als wir danach feststellten, dass das Gottesdienstzelt stickig und heiß war, blieben wir bei dem Konzert. Perfekte Entscheidung, nach Echtzeit, die schon gut waren, traten Good Weather Forecast auf, die absolut unglaublich geil waren. Wir waren so wahnsinnig fertig danach, dass wir auf dem Rückweg in irgendeiner Baustelle rumgesessen und flaschenweise Wasser gekippt haben. "Zuhause" war dann entsprechend außer Essen wieder nicht viel los.

Das schöne daran, mit einer Gruppe beim Kirchentag zu sein, ist für mich die Tatsache, dass man sich im Zweifel immer auch den anderen anschließen kann. So hatte ich am Samstag das Problem, dass der Vormittag voll war mit Veranstaltungen, die ich sehen wollte, und der Nachmittag dafür sehr leer. Also fing ich schon etwas eher an und nahm mit den anderen an einer Worship-Veranstaltung teil, um danach den dritten Teil einer meiner anderen Veranstaltungen zu sehen. Der war allerdings ein Vortrag draußen in der Hitze und irgendwie unspannend, so dass L., die auch dabei war, und ich, erstmal ausprobiert haben was man am Besten gegen die Hitze zun kann. Die Wasserbecken am Markt neben der Bühne, wo der Vortrag lief, waren eine wunderbare Abkühlung und es stellte sich als eine geniale Idee heraus, die Kirchentagsschals nass zu machen und um Hals und Arme zu wickeln, da man dadurch außer Abkühlung auch noch Sonnenbrandschutz hat.

Nachdem wir mittags wieder mit der ganzen Gruppe an einem offenen Singen teilnahmen, dümpelte der Tag so vor sich hin. In der Sonne liegen wechselte sich mit halbmotiviert an einem Konzert von Eileen Q teilnehmen und im Schatten liegen ab. Der Abend war dann für uns alle miserabel, bei mir war Bodo Wartke überfüllt und bei den anderen gab es statt des erwarteten besinnlichen Abends fremdsprachige Mantragesänge. So saßen wir dann abends tatsächlich mal zusammen, aßen zum hundertsten Mal Spagetti, tauschten uns aus und hörten Musik.

Über den ganzen Kirchentag betrachtet haben wir uns doch recht oft aufgeteilt und jeder hat so das gemacht, worauf er Lust hatte. Ganz alleine unterwegs waren wir aber selten und ansonsten gab es ja Handys und Treffpunkte. Vom Gefühl her habe ich allerdings in Bremen und München, wo ich im Wesentlichen alleine unterwegs war, öfter neue Leute getroffen. Dafür bin ich dieses Jahr mehrfach von TEN SINGern oder an TS Interessierten angesprochen worden, wohl auch wegen der auffälligen T-Shirts. Und ganz ausgeblieben sind Begegnungen mit Fremden natürlich nicht. hahahah

Am meisten zusammen waren wir allerdings während der Fahrt und in der Unterkunft. Und ich denke, das macht das Gruppenerlebnis am meisten aus: Man erlebt den Kirchentag gemeinsam, obwohl man an verschiedenen Veranstaltungen teilnimmt, und wenn man gerade nicht an etwas teilnimmt, erlebt man sich selbst. hahahah



Rheinkultur 2011

Unspektakulärer Titel, spektakulärer Tag: Anfang des Monats hat das zwischenzeitig finanziell bedrohte Rheinkultur-Festival in Bonn zum 29. Mal stattfinden können. Dabei handelt es sich um Deutschlands größtes Gratisfestival mit einer Rekordbesucherzahl von 200.000 (dieses Jahr immerhin beeindruckende 170.000). Soweit zu den Zahlen.

Eigentlich hat der Samstag drei Events mit sich gebracht: Die Hinfahrt, das Da-sein und die Rückfahrt. Ich werd's mal in der Reihenfolge beschreiben und vorweg sagen: Obwohl Hin- und Rückfahrt einfach ätzend waren, hat es sich wegen des Da-seins gelohnt. Definitiv.

Die Hinfahrt begann in Bochum, wir waren leider nur zu zweit, aber nett war's trotzdem. Von H. lernte ich unter anderem, passend zum Festival, dass Europäer mehr Alkohol vertragen als Asiaten - weil sie früher (Mittelalter?), statt ihr von Müll und Fäkalien verseuchtes Wasser abzukochen, Alkohol reingekippt bzw. Bier und Wein daraus gemacht haben... :D

In Düsseldorf sind wir dann erstmal gestrandet. Eigentlich sollte es eine schöne Abkürzung werden, weil der Zug von Bochum nach Köln so lange braucht. Stattdessen war der Zug von Düsseldorf nach Köln so überfüllt, dass wir nicht mehr reinkamen. Das typische "Menschen sind zu dumm zum Durchgehen und Einsteigen" hat sogar dazu geführt, dass der Fahrer rauskam und sich aufgeregt hat. Wir haben uns dann irgendwann dafür entschieden einen Umweg über Neuss zu fahren - der Tipp war das einzig gute an dem Gespräch mit dem Bahnangestellten, der Rest vermittelte in etwa "Nein, ihr dürft den ICE nicht benutzen, obwohl im Regionalexpress alle zerquetscht werden, Festivalgäste wollen wir da nicht". In Köln wurde der Zug dann schon als stark ausgelastet angekündigt und nach einigen Überlegungen sind wir nach Bonn-Beuel gefahren statt zum Hauptbahnhof (mit einem Zug, der nicht zum Bonner Hbf fährt und daher nicht so voll war) und haben uns dann von dort aus mit anderen Besuchern durchgeschlagen ("Ihr habt Bier, habt ihr n Plan?" - "Ne, aber hier sind so viele. [...] Verdammt, wir fahren in die falsche Richtung! Nein, doch nicht! Wir müssen hier raus! Wir müssen hier raus!!! Hey, hier ist Kotze, hier ist richtig!"). :D

Am Einlass "durfte" ich dann ausgerechnet das mitgebrachte Tetrapak abgeben... nur Wasser erlaubt, das dafür aber auch in Flaschen. Naja. Durch das ganze Chaos waren wir ewig spät dran und haben von Itchy Poopzkid gar nichts mehr und von Max Prosa noch das Ende gesehen (und das Ende der Schlangen vor dem Dixi-Klo den Dixi-Klos).

Irgendwie sind wir dann mit einem Durchhänger gestartet und haben uns erstmal orientiert. Von den fünf Bühnen waren drei für uns interessant (Charts, Rock und Singer-Songwriter). Gestartet sind wir dann bei Jupiter Jones, was ganz nett war, aber mehr auch nicht. Der Sänger selbst war gut drauf, aber mit seiner Gitarre ans Mikro gefesselt, der Schlagzeuger ist abgegangen wie sonstwas, aber der Rest stand eigentlich nur doof rum und hat Lieder runtergespielt. Leute waren aber reichlich da und die meisten waren auch gut drauf. Die Mutter neben uns nicht so, weil ihr grad eins der drei Blagen abgehauen war.

Naja. Den Rest des Abends ging es dann deutlich besser weiter. Royal Republic waren auf der Bühne nebenan als nächstes dran und als Sängerin bzw. Schlagzeuger bei Tommy-Gun bei der jeweils eigenen TEN SING-Gruppe mussten wir da natürlich hin. Es war fantastisch. Jedes Lied war geeignet, sich irgendwie zu bewegen, alle paar Minuten hat irgendwo eine Gruppe mit Pogen angefangen und die Band hat unglaublich Stimmung gemacht und uns ständig verarscht. "Do you like Punkrock music??" - "YEEEEAAH!!!" - "Good for you! We fuckin' hate it!!"
Irgendwann kam dann Tommy-Gun und es sind endgültig alle ausgerastet, danach gab's noch neue Songs und Cover. Richtig gut.

Einmal quer übers Festivalgelände zurück zur Singer-Songwriter-Bühne war der nächste Plan, The Inspector Cluzo aus Frankreich hatte man dort hingestellt, die von der Musikrichtung definitiv auf die Rockbühne gehört hätten, aber dafür wohl nicht bekannt genug waren. Es folgte ein Konzert, bei dem ungefähr dreimal so oft über englische Popmusik gelästert wurde wie diverse Schlagzeugteile umgeworfen wurden (also sehr oft). Damit, dass alles, was aus Amerika und England kommt, scheiße ist, kann ich mich definitiv nicht anfreunden, aber gerockt haben die beiden trotzdem, aber richtig. Der Gitarrist hat irgendwas mit seiner Gitarre gemacht, damit die zwischendurch einen ziemlich fetten Basssound hatte. Wenn die nochmal irgendwo sind, bin ich wieder dabei.

Als Headliner galt es sich dann zwischen den Monsters of Liedermaching und den Subways zu entscheiden. An der Monsters-Bühne waren wir eh und außerdem fingen die deutlich eher an, also haben wir uns Essen organisiert und sind erstmal da geblieben. Gute Entscheidung, denn der lahme Eindruck, den ich von Youtube her hatte, hat sich mal so gar nicht bestätigt. Es ging los mit einem Lied über Marzipan mit bekanntem Mitsingteil und die gute Stimmung, die dabei entstand, hielt sich durchgehend. Unten gab es Pogo, bei uns auf dem Hügel Sitzpogo. :D Irgendwann sind wir dann rüber zu den Subways, haben eine Menge gute Stimmung mitgenommen und uns in die irrsinnige Menge gestürzt, wo wir dann halb zerquetscht gut die Hälfte sahen oder zumindest hörten. Es war mächtig was los, im Publikum mehr als auf der Bühne, und das Konzert war gut, aber zum Genießen war es für meinen Geschmack einfach zu voll. Nach Rock'n'Roll Queen sind wir dann gegangen, um in dem zu erwartenden Chaos möglichst weit vorne zu sein.

Auf die Idee waren vor uns schon andere gekommen... aus der U-Bahn-Station staute es sich so weit, dass man uns sagte, ne Stunde würde man da mindestens warten. Also schlossen wir uns der laufenden Masse an - denn die Masse kennt immer den Weg und Busse waren zwar einige da, aber alle auf dem Weg zum Feierabend...

Fast 1,5 Stunden später erreichten wir den Bahnhof, wo die Polizei das Gleis Richtung Köln schon gesperrt hatte, weil es bereits voll mit Menschen war. So standen wir unten vor der Absperrung, in der Hoffnung, dass möglichst bald ein Zug das Gleis leer räumen und ein zweiter Zug uns mitnehmen würde. Einige Leute fuhren mit dem Aufzug hoch aufs Gleis, andere redeten auf ihre Mitfahrer ein, das nicht zu tun, weil die zulässige Personenmenge da durchaus mal überschritten wurde. Bis auf ein bisschen Gemurre war es friedlich - das war auch gut so, denn zwei Polizisten auf jeder Seite hätten sicherlich nicht viel ausrichten können...

Gefühlt drei Tage und faktisch irgendwas um ne Stunde später (hey, klasse, alle halbe Stunde ein normal langer Zug nach Köln) konnten wir uns dann auch mal in so einen Wagen quetschen, stopften Menschen rein bis sich wirklich keiner mehr bewegen konnte und irgendwie sind wir dann sogar losgefahren. Auch hier alles sehr friedlich, man half sich gegenseitig wenn vor dem Hauptbahnhof Köln jemand raus musste und als zwischendurch das Geratter der Lüftung ausfiel, der Zug stehen blieb und es anfing verschmort zu stinken, hatten kurz ganz viele Menschen ein ganz merkwürdiges Gefühl... aber was auch immer es war, es reparierte sich von selbst und letztlich kamen wir dann an. Unterwegs erzählte jemand was von Krawallen auf dem Festivalgelände - wir hatten nichts mitbekommen außer den üblichen paar Krankenwagen, hinterher erfuhr ich, dass es auf der vierten Bühne (HipHop) zu massiven Ausschreitungen kam, die dazu führten, dass die Technik abgerissen und das gesamte Programm auf dieser Bühne abgebrochen wurde.

Der letzte Teil war dann irgendwie wieder erträglich, nach der Fahrt von Bonn nach Köln konnte uns nichts mehr schocken. Im Zug nach Düsseldorf trafen wir ein paar Studenten und lernten unter anderem, dass die Uni Düsseldorf architektonisch noch verrückter ist als Bochum (es gibt dort Wege, die in alle Dimensionen gebogen sind). Im Zug nach Bochum bekam der Zugbegleiter erstmal einen riesigen Lachflash, ungefähr so: "Guten Morgen meine Damen und Herren, wir begrüßen Sie im Regionalexpress der Linie 1 auf der Fahrt nach Hamm über Düssel" (unterdrücktes Lachen, Knacksen) "Düsseldorf" (lautes Lachen) "Duis (Lachen) Duisburg" :D :D woraufhin dann vermutlich der ganze Zug nur noch lachen konnte. :D Als Finale gab's dann noch die angetrunken planlosen: "Nächster Halt: Wattenscheid" - "Wattenscheid?!?! Was?? Ey wo sind wir? Wat is dat hier? Scheiße man, Essen war schon...". Naja. Der Tipp eines erfahrenen Mitfahrers ("Ey, steigt nicht hier aus. Hier sind nur Penners. Fahrt bis Hauptbahnhof.") trifft es irgendwie...

Naja... irgendwann waren wir dann im Nachtexpress bzw. in der U-Bahn, völlig fertig und so gegen halb fünf auch zuhause... wie gesagt, es war irrsinnig anstrengend, stressig und die Fahrerei hat auf beiden Weg etwa dreimal so lange gedauert wie geplant, aber gelohnt hat es sich. Festivals dieser Dimension sind einfach ein beeindruckendes Erlebnis. Das Wetter war gut und das Gelände an der Rheinaue ist total klasse. Trotz 170.000 Menschen war es größtenteils nur erträglich voll. An jeder Bühne gibt es einen Hügel hinter dem Stehbereich, auf dem man sitzend am Konzert teilnehmen kann. Verpflegung ist irre teuer - darf man aber ja selbst mitbringen. Und nicht zu vergessen: Der Eintritt ist frei, und dafür haben wir ja außer schlechten Fahrgelegenheiten auch noch einige richtig gute Konzerte bekommen. Und das ist der Teil, der zählt. hahahah



Kopiergeschützt! TEN SING Köln

Freier Eintritt für Weitgereiste und Kopierschutz, das mag wie ein Widerspruch klingen - aber "Kopiergeschützt!" bezog sich am 1. Juli nicht auf das in Köln gezeigte Ergebnis, sondern eher auf das dafür verwendete Material...

Der Regisseur Torben präsentiert sein Meisterwerk - Ash und Dennis wollten eigentlich nur entspannt rumhängen, als sie dazu gezwungen werden, den Trans...irgendwas zu finden. Dafür werden sie in eine Unterwasserstadt verschleppt, in der sich größenwahnsinnige, betrunkene Piraten, Tarzan und Julia, www.steine-sind-voll-goil.de, Wale und merkwürdige Lagerfeuerliedlieder singende Menschen herumtreiben. Nachdem sich die beiden mit Julias Hilfe gegen wilde Pokémon durchsetzen konnten, werden allerdings die Plagiatsvorwürfe lauter...

TEN SING Köln war sehr durch das Theater geprägt, welches schon alleine durch den Hauptfilm für viele Lacher sorgte. Die Krönung waren aber die zahlreichen Werbespots. Bei Vanish gibt es in jeder siebten Packung jetzt einen Teleportstein. Und wer eher auf den persönlichen Stein steht, bekommt den bei www.steine-sind-voll-goil.de schon ab 3€. Auch zum Erschlagen von MitmenschenProblemen geeignet. :D

Da im Anschluss an die recht langen Theaterszenen meistens der Tanz folgte, ergab sich schon fast der Eindruck, dass eher das Theater von Liedern unterbrochen wurde als umgekehrt wie sonst oft. Wenn es dann was zu Hören gab, gab es damit aber auch immer was zum Tanzen oder Feiern. Eröffnet wurde mit New Divide (Linkin Park), außerdem gab es Hits wie Raise your Glass (P!nk), Viva la Vida (Coldplay) und Thanks for the memories (Fallout Boy). Leider gab es immer wieder Schwierigkeiten, das Tempo zwischen Band und Solisten/Chor zu koordinieren, aber meistens hat es sich dann recht schnell eingespielt.

Gelungen war dafür die Massentanzaktion, bei der wir als Publikum einige einfache Tanzschritte gezeigt bekamen und dann zusammen mit der Gruppe zu "Everybody (Backstreet's back)" tanzen konnten. Hat natürlich nicht bei jedem so perfekt geklappt, war aber insgesamt echt cool. hahahah

Überhaupt war im Publikum gut was los - etliche TEN SING-Gruppen waren angereist, einige mit vielen Leuten, so dass die vom Sitzbereich abgelegene "Party Zone" gut gefüllt war und auch reichlich Party gemacht hat. Das ist das Schöne bei TEN SING - klappt auf der Bühne nicht alles und es sind aber andere Gruppen da, ist die Stimmung trotzdem super und dann läuft's auch direkt wieder.

90 Minuten ohne Pause sind es geworden, nach denen wir müde, glücklich und wild nach Sauerstoff waren. Übrigens war TS Köln ein schönes Beispiel dafür, wie man mit wenig Technik viel reißen kann. Was ich mir unbedingt merken muss: Flutlichtscheinwerfer von unten als Frontbeleuchtung. Primitiv, aber effektiv, und zum Fotografieren ein Traum, weil es einfach durchgehend schön hell ist und das Effektlicht trotzdem noch durchkommt.

TEN SING Kölns Show KOPIERGESCHÜTZT! war nicht die perfekte Show, hat aber jede Menge Spaß gemacht und vielen Jugendlichen die Möglichkeit gegeben, ihre Kreativität auszuleben und auf einer Bühne eine selbst erarbeitete abendfüllende Show zu präsentieren. Als Publikum hatten wir die Gelegenheit kräftig zu feiern ohne uns dafür betrinken zu müssen und haben nebenbei noch viele tolle Menschen getroffen und einige neue kennen gelernt. Wenn das kein gelungener Abend ist, weiß ich auch nicht. hahahah