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Rheinkultur 2011

Unspektakulärer Titel, spektakulärer Tag: Anfang des Monats hat das zwischenzeitig finanziell bedrohte Rheinkultur-Festival in Bonn zum 29. Mal stattfinden können. Dabei handelt es sich um Deutschlands größtes Gratisfestival mit einer Rekordbesucherzahl von 200.000 (dieses Jahr immerhin beeindruckende 170.000). Soweit zu den Zahlen.

Eigentlich hat der Samstag drei Events mit sich gebracht: Die Hinfahrt, das Da-sein und die Rückfahrt. Ich werd's mal in der Reihenfolge beschreiben und vorweg sagen: Obwohl Hin- und Rückfahrt einfach ätzend waren, hat es sich wegen des Da-seins gelohnt. Definitiv.

Die Hinfahrt begann in Bochum, wir waren leider nur zu zweit, aber nett war's trotzdem. Von H. lernte ich unter anderem, passend zum Festival, dass Europäer mehr Alkohol vertragen als Asiaten - weil sie früher (Mittelalter?), statt ihr von Müll und Fäkalien verseuchtes Wasser abzukochen, Alkohol reingekippt bzw. Bier und Wein daraus gemacht haben... :D

In Düsseldorf sind wir dann erstmal gestrandet. Eigentlich sollte es eine schöne Abkürzung werden, weil der Zug von Bochum nach Köln so lange braucht. Stattdessen war der Zug von Düsseldorf nach Köln so überfüllt, dass wir nicht mehr reinkamen. Das typische "Menschen sind zu dumm zum Durchgehen und Einsteigen" hat sogar dazu geführt, dass der Fahrer rauskam und sich aufgeregt hat. Wir haben uns dann irgendwann dafür entschieden einen Umweg über Neuss zu fahren - der Tipp war das einzig gute an dem Gespräch mit dem Bahnangestellten, der Rest vermittelte in etwa "Nein, ihr dürft den ICE nicht benutzen, obwohl im Regionalexpress alle zerquetscht werden, Festivalgäste wollen wir da nicht". In Köln wurde der Zug dann schon als stark ausgelastet angekündigt und nach einigen Überlegungen sind wir nach Bonn-Beuel gefahren statt zum Hauptbahnhof (mit einem Zug, der nicht zum Bonner Hbf fährt und daher nicht so voll war) und haben uns dann von dort aus mit anderen Besuchern durchgeschlagen ("Ihr habt Bier, habt ihr n Plan?" - "Ne, aber hier sind so viele. [...] Verdammt, wir fahren in die falsche Richtung! Nein, doch nicht! Wir müssen hier raus! Wir müssen hier raus!!! Hey, hier ist Kotze, hier ist richtig!"). :D

Am Einlass "durfte" ich dann ausgerechnet das mitgebrachte Tetrapak abgeben... nur Wasser erlaubt, das dafür aber auch in Flaschen. Naja. Durch das ganze Chaos waren wir ewig spät dran und haben von Itchy Poopzkid gar nichts mehr und von Max Prosa noch das Ende gesehen (und das Ende der Schlangen vor dem Dixi-Klo den Dixi-Klos).

Irgendwie sind wir dann mit einem Durchhänger gestartet und haben uns erstmal orientiert. Von den fünf Bühnen waren drei für uns interessant (Charts, Rock und Singer-Songwriter). Gestartet sind wir dann bei Jupiter Jones, was ganz nett war, aber mehr auch nicht. Der Sänger selbst war gut drauf, aber mit seiner Gitarre ans Mikro gefesselt, der Schlagzeuger ist abgegangen wie sonstwas, aber der Rest stand eigentlich nur doof rum und hat Lieder runtergespielt. Leute waren aber reichlich da und die meisten waren auch gut drauf. Die Mutter neben uns nicht so, weil ihr grad eins der drei Blagen abgehauen war.

Naja. Den Rest des Abends ging es dann deutlich besser weiter. Royal Republic waren auf der Bühne nebenan als nächstes dran und als Sängerin bzw. Schlagzeuger bei Tommy-Gun bei der jeweils eigenen TEN SING-Gruppe mussten wir da natürlich hin. Es war fantastisch. Jedes Lied war geeignet, sich irgendwie zu bewegen, alle paar Minuten hat irgendwo eine Gruppe mit Pogen angefangen und die Band hat unglaublich Stimmung gemacht und uns ständig verarscht. "Do you like Punkrock music??" - "YEEEEAAH!!!" - "Good for you! We fuckin' hate it!!"
Irgendwann kam dann Tommy-Gun und es sind endgültig alle ausgerastet, danach gab's noch neue Songs und Cover. Richtig gut.

Einmal quer übers Festivalgelände zurück zur Singer-Songwriter-Bühne war der nächste Plan, The Inspector Cluzo aus Frankreich hatte man dort hingestellt, die von der Musikrichtung definitiv auf die Rockbühne gehört hätten, aber dafür wohl nicht bekannt genug waren. Es folgte ein Konzert, bei dem ungefähr dreimal so oft über englische Popmusik gelästert wurde wie diverse Schlagzeugteile umgeworfen wurden (also sehr oft). Damit, dass alles, was aus Amerika und England kommt, scheiße ist, kann ich mich definitiv nicht anfreunden, aber gerockt haben die beiden trotzdem, aber richtig. Der Gitarrist hat irgendwas mit seiner Gitarre gemacht, damit die zwischendurch einen ziemlich fetten Basssound hatte. Wenn die nochmal irgendwo sind, bin ich wieder dabei.

Als Headliner galt es sich dann zwischen den Monsters of Liedermaching und den Subways zu entscheiden. An der Monsters-Bühne waren wir eh und außerdem fingen die deutlich eher an, also haben wir uns Essen organisiert und sind erstmal da geblieben. Gute Entscheidung, denn der lahme Eindruck, den ich von Youtube her hatte, hat sich mal so gar nicht bestätigt. Es ging los mit einem Lied über Marzipan mit bekanntem Mitsingteil und die gute Stimmung, die dabei entstand, hielt sich durchgehend. Unten gab es Pogo, bei uns auf dem Hügel Sitzpogo. :D Irgendwann sind wir dann rüber zu den Subways, haben eine Menge gute Stimmung mitgenommen und uns in die irrsinnige Menge gestürzt, wo wir dann halb zerquetscht gut die Hälfte sahen oder zumindest hörten. Es war mächtig was los, im Publikum mehr als auf der Bühne, und das Konzert war gut, aber zum Genießen war es für meinen Geschmack einfach zu voll. Nach Rock'n'Roll Queen sind wir dann gegangen, um in dem zu erwartenden Chaos möglichst weit vorne zu sein.

Auf die Idee waren vor uns schon andere gekommen... aus der U-Bahn-Station staute es sich so weit, dass man uns sagte, ne Stunde würde man da mindestens warten. Also schlossen wir uns der laufenden Masse an - denn die Masse kennt immer den Weg und Busse waren zwar einige da, aber alle auf dem Weg zum Feierabend...

Fast 1,5 Stunden später erreichten wir den Bahnhof, wo die Polizei das Gleis Richtung Köln schon gesperrt hatte, weil es bereits voll mit Menschen war. So standen wir unten vor der Absperrung, in der Hoffnung, dass möglichst bald ein Zug das Gleis leer räumen und ein zweiter Zug uns mitnehmen würde. Einige Leute fuhren mit dem Aufzug hoch aufs Gleis, andere redeten auf ihre Mitfahrer ein, das nicht zu tun, weil die zulässige Personenmenge da durchaus mal überschritten wurde. Bis auf ein bisschen Gemurre war es friedlich - das war auch gut so, denn zwei Polizisten auf jeder Seite hätten sicherlich nicht viel ausrichten können...

Gefühlt drei Tage und faktisch irgendwas um ne Stunde später (hey, klasse, alle halbe Stunde ein normal langer Zug nach Köln) konnten wir uns dann auch mal in so einen Wagen quetschen, stopften Menschen rein bis sich wirklich keiner mehr bewegen konnte und irgendwie sind wir dann sogar losgefahren. Auch hier alles sehr friedlich, man half sich gegenseitig wenn vor dem Hauptbahnhof Köln jemand raus musste und als zwischendurch das Geratter der Lüftung ausfiel, der Zug stehen blieb und es anfing verschmort zu stinken, hatten kurz ganz viele Menschen ein ganz merkwürdiges Gefühl... aber was auch immer es war, es reparierte sich von selbst und letztlich kamen wir dann an. Unterwegs erzählte jemand was von Krawallen auf dem Festivalgelände - wir hatten nichts mitbekommen außer den üblichen paar Krankenwagen, hinterher erfuhr ich, dass es auf der vierten Bühne (HipHop) zu massiven Ausschreitungen kam, die dazu führten, dass die Technik abgerissen und das gesamte Programm auf dieser Bühne abgebrochen wurde.

Der letzte Teil war dann irgendwie wieder erträglich, nach der Fahrt von Bonn nach Köln konnte uns nichts mehr schocken. Im Zug nach Düsseldorf trafen wir ein paar Studenten und lernten unter anderem, dass die Uni Düsseldorf architektonisch noch verrückter ist als Bochum (es gibt dort Wege, die in alle Dimensionen gebogen sind). Im Zug nach Bochum bekam der Zugbegleiter erstmal einen riesigen Lachflash, ungefähr so: "Guten Morgen meine Damen und Herren, wir begrüßen Sie im Regionalexpress der Linie 1 auf der Fahrt nach Hamm über Düssel" (unterdrücktes Lachen, Knacksen) "Düsseldorf" (lautes Lachen) "Duis (Lachen) Duisburg" :D :D woraufhin dann vermutlich der ganze Zug nur noch lachen konnte. :D Als Finale gab's dann noch die angetrunken planlosen: "Nächster Halt: Wattenscheid" - "Wattenscheid?!?! Was?? Ey wo sind wir? Wat is dat hier? Scheiße man, Essen war schon...". Naja. Der Tipp eines erfahrenen Mitfahrers ("Ey, steigt nicht hier aus. Hier sind nur Penners. Fahrt bis Hauptbahnhof.") trifft es irgendwie...

Naja... irgendwann waren wir dann im Nachtexpress bzw. in der U-Bahn, völlig fertig und so gegen halb fünf auch zuhause... wie gesagt, es war irrsinnig anstrengend, stressig und die Fahrerei hat auf beiden Weg etwa dreimal so lange gedauert wie geplant, aber gelohnt hat es sich. Festivals dieser Dimension sind einfach ein beeindruckendes Erlebnis. Das Wetter war gut und das Gelände an der Rheinaue ist total klasse. Trotz 170.000 Menschen war es größtenteils nur erträglich voll. An jeder Bühne gibt es einen Hügel hinter dem Stehbereich, auf dem man sitzend am Konzert teilnehmen kann. Verpflegung ist irre teuer - darf man aber ja selbst mitbringen. Und nicht zu vergessen: Der Eintritt ist frei, und dafür haben wir ja außer schlechten Fahrgelegenheiten auch noch einige richtig gute Konzerte bekommen. Und das ist der Teil, der zählt. hahahah



Mini-Bloggertreffen in Bonn

Am Freitag hab ich das rebhuhn1 getroffen. Ich hatte von meinem Umzug noch Bücher abzugeben und nachdem Hannah abgesagt hatte, haben wir uns Bonn ausgeguckt und dort zum Büchertausch getroffen.

Aus irgendwelchen Gründen war bei der Bahn das Chaos ausgebrochen, mein Zug musste in Köln enden und ich verendete dann auch, in ner Regionalbahn nach Bonn ohne Klimaanlage. Der Rückweg war übrigens auch interessant, mein Regionalzug fiel aus, so dass der IC, mit dem auch das rebhuhn zum nächsten Ziel weiterfuhr, freigegeben wurde für alle Nahverkehrsnutzer. Hinterher bei mir im Ruhrgebiet wurde der dann als Regionalzug angekündigt, keine Ahnung, was die Bahn da gemauschelt hat, mir war's recht...


Alter Friedhof Bonn
Aber zum interessanten Teil. Bonn ist ne nette Stadt. Wir haben die Fußgängerzone am Bahnhof gesehen und Softeis gegessen (okay, es war schon fast getrunken), die Sparkasse :'D (wo wir fast geblieben wären, weil es so geil kühl war dort) und den Alten Friedhof. Das rebhuhn hatte vorher gelesen dass dort wohl einige berühmte Gräber zu besichtigen sind und außerdem wurde der Friedhof 1884 (!) für Neuzugänge geschlossen - es war also zu erwarten, dass dort alles sehr alt ist. War es dann auch und in der Tat sehr beeindruckend. Ich find's immer krass wenn Bäume so alt werden... in der Nähe des Eingangs, wo wir rein sind, standen zwei, die bestimmt nen Umfang von mehr als vier Metern hatten. Das Schumann-Grab haben wir gefunden und auch ansonsten war's nett hahahah


rebhuhn im Cafe
Sind 3,60€ für ne Sprite eigentlich normal? Nachdem wir die Innenstadt erkundet und über diverse Dinge zwischen Himmel und Erde, Musik und Stille und groß und klein gequatscht hatten, haben wir uns das nächstbeste Cafe geschnappt... ich glaube ja immer noch, die Kellnerin mochte uns nicht sonderlich, nachdem wir erst ewig rumsaßen, dann relativ wenig bestellt haben und dann nochmal ewig da rumsaßen bevor wir bezahlt haben quasi ohne Trinkgeld zu geben :D Gab es da nicht mal ne Regelung dass man, nachdem man gewunken hat, dass man zahlen möchte, nur noch so und so lange warten müssen darf?


Nach dem Friedhofsbesuch waren dann irgendwie auch schon fünf Stunden rum und wir haben uns beide wieder auf den Weg gemacht, noch ein bisschen am Bahnhof Däumchen gedreht und im klimatisierten DB-Center aufm Boden gesessen hahahah bevor oben erwähnter Intercity sich her bequemt hat. So ging's dann für's rebhuhn noch nach Köln zu weiteren Treffen und für mich schon wieder nach Hause. Schön war's. Die zwei Stunden Reise haben sich definitiv gelohnt, das rebhuhn ist n netter und interessanter Mensch und ich bin gespannt wie die Bücher so sind hahahah

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