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Dreibandfestival: Electro-Party im Kölner Kulturbunker

Letzten Freitag traf ich die beste Spontanentscheidung des Jahres. Grossstadtgeflüster, eine Berliner Electro/Punkband ("Ich muss gar nix"), waren für Köln angekündigt, ein verschobener Konzerttermin sollte nachgeholt werden. Bei denen war ich schon zweimal, es war beide Male absolut grandios. Mit dabei Deine Jugend ("Mama geht jetzt steil"), ebenfalls eine Electroband, aus Mannheim, die hörten sich auch schonmal echt gut an. Außerdem ist deren Gitarrist früher bei Liquido ("Narcotic") gewesen. Wunsch.WG, eine Poprock-Gruppe aus dem Kölner Raum ("Deine Welt brennt"), kannte ich bis dahin noch nicht. Zwar wollte so kurzfristig niemand mitfahren, aber für fünfzehn Euro zwei gute und eine potenziell gute Band in einer coolen Location konnte ich mir nicht entgehen lassen.

Das Konzert fand im Kulturbunker in Köln-Mülheim statt, dem Stadtteil, der durch das E-Werk und das Palladium wohl vielen bekannt sein dürfte. Das Gebäude war recht gut zu finden, dort angekommen landete ich dann direkt im Organisationschaos. Die drei Konzerte fanden im Rahmen des Dreibandfestivals statt, welches jetzt nach einigen organisatorischen Schwierigkeiten endlich seine Premiere feiert. Obwohl allerdings laufend viel zu erledigen war, wurde ich an der Kasse freundlich begrüßt und dank vorheriger Anmeldung via Facebook mit auf die Gästeliste gesetzt.

Ab jetzt dauert es nicht mehr lange, bis Wunsch.WG als erste Band den Abend eröffnen. Der Kulturbunker ist bereits etwa halb gefüllt, grob geschätzt 200 Menschen sind da. Viele der Zuschauer, die wie ich hauptsächlich für Grossstadtgeflüster gekommen sind, haben sich schon früher zu den anderen Bands eingefunden. Die Motivation ist dabei allerdings unterschiedlich und Wunsch.WG haben es mit ihrem entspannten Poprock schwer vor zwei Electrobands. Dafür gibt es verschiedene Publikumsinteraktionen, auf einen Zwischenruf hin wird ein Song einer Zuschauerin gewidmet und bei einem anderen Song kommt eine Tänzerin auf die Bühne. Mit der Zeit lassen sich dann doch einige Zuschauer mitreißen und am Ende ist die Stimmung aufgeheizt. Übrigens im Gegensatz zur Halle, wo eine angenehme Temperatur herrscht.

In der Pause ist dann die große Frage, was denn nun mit dem Meet&Greet und dem Backstagezugang ist. Zwar stehen einige Zuschauer auf der Gästeliste, teils durch Verlosungen, teils durch Fanaktionen, aber irgendwie lässt sich niemand auftreiben, der zuständig ist. Also an der Bar noch fix den Kameraakku nachladen, damit der auch ja durchhält, und wieder rein zu Deine Jugend.

Im Saal herrscht jetzt fast Finsternis. Waren Wunsch.WG noch recht hell beleuchtet, wird nun fast ausschließlich mit dunklem blauem und UV-Licht gearbeitet. Die Stimmung ist nicht nur dadurch völlig anders. Harte Beats werden uns um die Ohren geknallt, jede Menge Elektronik und eingespielte Samples. Der Sound ist unglaublich gut. Jede Basstiefe, jede Synthihöhe ist klar hörbar und doch klingeln einem nicht die Ohren. Großes Lob an die Technik an dieser Stelle! Deine Jugend jedenfalls liefern eine großartige Show ab und werden auch entsprechend vom Publikum aufgenommen. Jeder Song ist tanzbar, vor derber Sprache wird nicht zurückgeschreckt und die vorherrschende Meinung ist "Wir haben zwar jetzt einen ruhigen Song gespielt, aber eigentlich wollen wir doch alle feiern". Zum zuhause Reinhören und toll finden: "Mama geht jetzt steil", "Deine Maske" und "Sonnenbrille im Club".

Nach dem Aufwärmen vorher war das Konzert von Deine Jugend eine echte Party. In der Pause sind diesmal deutlich mehr Leute draußen an der Bar und in der ersten Reihe haben sich schon während dem Konzert zwei Fans ausgezogen. Presse und geladene Fans werden dieweil auf nach den Konzerten vertröstet, wenn die Bands sowieso rauskommen um CDs zu signieren. Die Umbaupause dauert diesmal etwas länger, Grossstadtgeflüster haben ihre eigenen Sachen dabei, die Schlagzeuge werden getauscht, Technik umgebaut. Passende Musik im Hintergrund, dann wieder Dunkelheit, vorne sieht man die Band im Robotergang aus der Backstage kommen.

Was jetzt folgt, ist eine explosive Mischung aus alten und neuen Songs, Publikumsinteraktion und Party vor und auf der Bühne. Es gibt viele Konzerte, die richtig Spaß machen, aber dieses hier ist so intensiv, dass es locker noch eine Nummer drauflegt auf das davor. Die Band ist richtig gut drauf und das Publikum noch besser. Unübertrieben jeder Song wird laut mitgesungen, ein Großteil des Publikums tanzt und springt durchgehend. Treibende Beats und schräge Elektrosounds sorgen für unglaublich viel Stimmung. Ich habe mal versucht, die Setlist zusammen zu kriegen, geordnet sind die Tracks aber nicht: Intro / Laut reden nichts sagen, Komm schon, Weil das morgen noch so ist, Lebenslauf, Käthe, Kartoffelsuppe, Ich muss gar nix, Overdressed and underfucked, Haufenweise Scheiße, IchBinHuiDuBistBuhDuBistSchubiIchBinDu, Kümmer dich, Dein Flow, Für dich und als letzte Zugabe Kann ich auch.

Ein fantastisches Konzert. Dabei ist die Band eigentlich schon raus aus der Livephase, es steht nämlich ein neues Album an. Daher werden diesmal auch nicht alle Zuschauerwünsche erfüllt - aber es ist ja nicht so, dass die drei nicht auch so genug gute Songs mitgebracht hätten. Und, ich wiederhole mich, aber ich bin wirklich beeindruckt - das Publikum ist dermaßen begeistert, ich erlebe selten, dass dermaßen konsequent Songs mitgesungen, sich die Seele rausgebrüllt und jede Emotion rausgelassen wird. Mitten im Set spielen Grosssstadtgeflüster "Ich muss gar nix" und auch "Haufenweise Scheiße", die beiden Songs sind dafür ja perfekt. Jeder in der Halle rastet aus und lässt alles raus, was während der Woche genervt hat, von den Teenies bis zu den begleitenden Eltern.

Nach "dem schnellsten Song den wir je geschrieben haben" ist dann endgültig Schluss. Inzwischen ist es 1:20 Uhr und ich mache mich zunächst auf den Rückweg, um noch eine Verbindung zurück ins Ruhrgebiet zu erwischen. Aber schon nach einigen Metern sagt mir mein Gefühl: Du kannst da jetzt nicht weg, immerhin bist du auf der Gästeliste und gleich kommt die Band raus. Also darauf gepokert, dass die S-Bahn durchgehend jede Stunde fährt und zurück. Die Location hat sich bereits deutlich geleert, nur am Merch-Stand warten ein paar Fans auf die Bands. Wunsch.WG und Deine Jugend scheinen allerdings schon weg zu sein, deren Merchandise ist nicht mehr da und alle reden von Grossstadtgeflüster. Von denen gibt es dafür hier das heiß begehrte und extrem rare Debütalbum "Muss laut sein", was ich zum vernünftigen Preis von 12€ auch direkt erwerbe.

Wenig später trudeln dann auch Raphi, Jen und Cris am Stand ein. Von irgendwelchen Backstage-Aktionen weiß niemand was, aber die drei sind auch so für Fotos, Autogramme und Fragen zu haben. So bekomme ich mein brandneues Album direkt signiert und erfahre auch, dass die Band gar nichts davon hält, dass "Muss laut sein" teilweise zu Wucherpreisen im Internet angeboten wird. Deshalb haben sie auch so lange auf ihr damaliges Label eingewirkt, bis trotz der kommerziell schwachen Argumente 1000 Stück nachgepresst wurden.

Apropos Album. Ein möglicher Erscheinungszeitraum für das vierte Werk ist Sommer 2012. Bis dahin wird es wenige bis keine Konzerte mehr geben - das einzige weitere in diesem Jahr wird an Silvester in der Schweiz sein. Solche und andere Fragen beantwortet Raphi mir völlig entspannt und bereitwillig und auch Jen, Cris und die anderen Fans sehen entspannt und glücklich aus. Etwas später löst sich die kleine Gruppe dann auf, um zwei verlasse ich den Kulturbunker und mache mich auf den Weg zum Bahnhof.



Kulturfreitag.

Rumsurfen. Entdecken, dass Grossstadtgeflüster bei einem Ding namens "dreiband festival" auftreten. Sich informieren. Noch eine andere Band mögen. Hin wollen. Leute fragen. Veranstalter fragen.

Aufstehen. Fertig machen. Nachricht vom Veranstalter: Fotos sind erlaubt. Zur Arbeit fahren. Im Zug Fotos sichten. In den Bus umsteigen. Laufen. Musik hören. Ankommen. Arbeiten. Beschließen, auch alleine zu fahren. Fahrt planen. Kein Ticket kaufen, weil die Seite unseriös wirkt.

Feierabend. Bus fahren. Subway. Nach Köln fahren. Musik hören. In Köln-Mülheim verlaufen (nur ein bisschen). Kulturbunker. Mitten ins Chaos. Zwischen gewonnenen Tickets und Backstage-Pässen, die keine sind, akkreditiert werden. Plötzlich umsonst reinkommen. Backstage-Gast sein. Keinen Plan haben. Leute treffen, die auch keinen Plan haben. Erstmal rein.

Wunsch.WG. Eingestimmt werden. Mit den anderen Backstage-Leuten abhängen. Fotografieren. Beide Akkus quasi leer. Panik schieben. Pause. An der Bar nachladen (DANKE!). Wieder rein. Jens suchen. Immer noch alle planlos. Deine Jugend. Schwarzlicht, überall Schwarzlicht. Den UV-Filter entfernen1. Bier auf die Linse bekommen. Wild tanzen. Beats und immer wieder Schwarzlicht. Dann wieder Pause. Jens war irgendwann da, alles auf nach dem Konzert verschoben. Dunkelheit. Grossstadtgeflüster. Mitsingen bei jedem Lied. Durchtanzen. Hüpfen. Springen. Fotografieren. Unglaublicher Spaß. Gar nichts müssen. Alles haben. Feiern.

Ende. Abreisen. Ein schlechtes Gefühl dabei haben. Zurück laufen. Am Merchandise hängen. Rares Album ergattern. Jens suchen. Die Band kommt. Entspannt quatschen. Album signieren lassen. Fotografieren. Glücklich sein. Mit dem Veranstalter quatschen. Alles langsam auflösen lassen. Zum Bahnhof laufen. Essen. Leute im Zug treffen. Entspannt nach Essen fahren. Neue Fotos sichten. Vom Fahrplan verwirrt sein. Fast den Zug verpassen, weil das Gleis so lang ist. Nach Hause fahren. Ankommen. 20 Stunden wach sein.

Später mehr. Schlafen.

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  1. Oh, ich habe die ganze Rückfahrt lang drauf gesessen. Na, der Filter hat's verkraftet.


Carpark North Matrix Bochum

Eine meiner Entdeckungen von Bochum Total dieses Jahr waren Carpark North, eine dänische Synthrock-Band. Das Konzert bei Bochum Total zeigte, dass die Jungs was drauf haben und es live bringen, aber das Publikum war nicht so begeistert. Also musste ein Konzert mit Fans her - das war vergangenen Sonntag in der Matrix in Bochum-Langendreer.

Vorher gab es in dem verrauchten Club aber noch eine weitere Entdeckung. Rubylux aus England waren als Supportband dabei. Leider mit nur fünf Songs, die waren dafür aber alle abwechslungsreich und haben von Anfang an richtig Laune gemacht. Im Vergleich zu den Dänen ein eher rockiger Sound, was gut ankam, so dass schon während der Vorband die Stimmung im Publikum stieg. Mit dazu beigetragen hat sicher auch, dass die Jungs von Rubylux auf jeden Zwischenruf eingegangen sind und so Aktionen brachten wie "I have too many beers here, who wants one?". Zu kostenlosem Bier sagt niemand nein. ;)

Der Umbau ging dann zügig, zumindest gefühlt, dank guter Stimmung und gutem DJ. Es war nichtmal halb voll in der Matrix, so dass die Luft trotz vieler Raucher erträglich blieb. Außer dem schlechten Sound im hinteren Bereich ist die Matrix leider auch für die mangelhafte Lüftung berüchtigt.

Auch die Technik hatte sich inzwischen eingespielt; während Rubylux noch bei Licht auf die Bühne kamen und etwas irritiert waren, ob sie denn wohl anfangen könnten, wurde es nun stockdunkel bis auf den leuchtenden Synthesizer des Carpark North-Keyboarders. Dann harte synthethische Klänge aus dem Off, die Band kommt auf die Bühne und legt mit "Burn it" direkt richtig los. Spätestens jetzt ist klar: Die Leute, die da sind, sind auch Fans, und gehen genauso ab wie die Band selbst.

Nach dem grandiosen Start gab es dann immer wieder ein paar weniger bekannte Songs, gefolgt von Hits wie "More", "Transparent And Glasslike", "Shutdown" in Kombi mit dem "Another Brick In The Wall"-Remix ("We're definitely not gonna shutdown after that song") oder "Just Human". Immer wieder gab es Gelegenheit zum Ausrasten, was von Band und Publikum auch rege genutzt wurde. Während Lau und Morten durch Mikro/Gitarre und Schlagzeug relativ gefesselt waren, wechselte Søren ständig zwischen den Bässen, dem umgehängten Keyboard und dem Synthesizer. Nicht selten hatte man den Eindruck dass er gleich in sein Instrument hinein gezogen wird - Keyboard fast hinterm Kopf oder Bass auf dem Boden für abgefahrene Spieltechniken mit harten Effekten, alles dabei.

Nach "Just Human" als letztem Song gab es als erste Zugabe noch einen Song, der nicht als Single ausgekoppelt wurde, eine kurze Moderation und dann sorgte eine verzerrte Stimme Everybody run till the break of dawn für Jubel, "Shall We Be Grateful" schloss das Konzert würdig ab. Im Anschluss gab es noch die Gelegenheit, von Rubylux und Carpark North Merchandise zu erwerben und Autogramme zu sammeln. Ich habe dann aber die Gelegenheit genutzt, die S-Bahn zu nehmen und bin nach Hause gefahren.

Für 18 Euro war das definitiv ein ordentliches Konzert. Etwas mehr Zuschauer wären wünschenswert gewesen, andererseits war die Atmosphäre so auch sehr angenehm und man hatte reichlich Platz sich zu bewegen. Spaß gemacht hat es reichlich und sowohl Vor- als auch Hauptband haben bewiesen, dass sie voll hinter ihrer Musik stehen - und das ist mir persönlich am wichtigsten, denn dann kommen die Songs authentisch rüber und man kann sich von der Begeisterung mitreißen lassen.



[Ankündigung] Carpark North / Synthrock aus Dänemark

Nachdem ich Carpark North bei Bochum Total entdeckte, musste ich natürlich zuschlagen, als ich sah, dass sie im November in Bochum sind. Es gibt also bald mehr 80er-Style-Synthrock. hahahah

Kleine Tourankündigung von mir auf venue.de: Carpark North touren weiter durch Europa



KAZ Open Air: Wisecräcker und Supershirt in Herne

Geht es um Events, wird von Köln geredet, von Locations in Dortmund, Bochum und angesagten Clubs in Städten, die weiter weg sind - aber manchmal kommen die guten Bands auch direkt vor die Tür. So wie vor ein paar Wochen, als das "Kulturell-alternative Zentrum" ein kostenloses Open Air veranstalte und als Headliner Wisecräcker und Supershirt gewinnen konnte.

Von beiden hatte ich schonmal kurz gehört, aber mehr als ein, zwei Songs war mir nicht bekannt. Kurz für die, denen es auch so geht: Beide passen in die Punkszene, Wisecräcker sind aber vorwiegend an Ska orientiert und passend mit mehreren Bläsern ausgestattet, während Supershirt rein elektronisch arbeiten. Am Nachmittag traten außerdem lokale Herner Bands auf, die ich aber nicht gesehen habe.

Unwissend, was mich erwartet, fuhr ich also mit dem Bus durch die Gegend und war schon gut drauf, als am Ziel mehr Leute aus dem Bus ausstiegen als bei den Gelsenkirchener Bismarcker Rocktagen überhaupt insgesamt da waren. Am Ende des kleinen Skaterparks stand dann hinter ein paar Fressbuden und dem Merchandisestand auch eine kleine Bühne. Um die hundert Leute dürften schon da gewesen sein, verstreut über die Fläche, auf den Skateranlagen, an den Fressbuden oder im Gras.

Irgendwann kamen Wisecräcker dann auf die Bühne und durften sich erstmal zwei Songs damit beschäftigen, die Leute dazu zu motivieren, nach vorne zu kommen. Das lief am Anfang etwas schleppend, aber mit jedem weiteren Song wurden es mehr Leute und die Stimmung wurde sichtlich besser. Dazu sei gesagt, dass zwar einigermaßen viele Leute da waren, der Platz aber immer noch viel größer war als nötig. Zudem gab es keinerlei Trennung der Bühne vom Publikum, was am Anfang dafür sorgte, dass sich niemand nah ran traute, und hinterher dazu, dass Leute auf den Boxen tanzten. hahahah

Nach den ersten paar Songs war dann allen kräftig warm und es hatte sich vorne eine harte Partyzone gebildet, in der kräftig gepogt wurde, während dahinter eine größere Gruppe Leute gemischten Alters gut gelaunt zuschaute. Für mich das absolute Paradies, reichlich Platz sich frei zu bewegen, genug Stimmung um wahlweise mitzufeiern oder zu fotografieren und eine absolut geniale ausgelassene Atmosphäre. Wisecräcker spielten über ne Stunde und mischten unter ihre normalen eigenen Songs auch mitsingtaugliche wie "Ich bin zu alt für diesen Scheiß - für diesen Scheiß bin ich zu alt" oder ein Cover von "Moskau". Dabei sorgte die Gießkanne immer wieder für Verwirrung - Insider wissen spätestens seit Bochum Total, dass der sinnbefreite Gießkannenpogo der Trend des Jahres ist, aber die von weiter weg angereisten Wisecräcker waren davon sichtlich irritiert. :D

Während ich mich danach in der Umbaupause an der Kamera austobte, brach endgültig die Dunkelheit herein, was die Skater allerdings nicht vom Skaten abhielt. Schon gegen Ende des Wisecräcker-Konzertes hatte man gemerkt: Es würde dunkel werden - hier wurde an Scheinwerfern gespart, der vordere Bühnenbereich war schlicht nicht beleuchtet und wenn einer aus der Band ans Publikum heran kam, stand er quasi im Dunkeln, da die Frontbeleuchtung fehlte.

Die nächste gute Stunde wurde dann auf das Partyniveau nochmal eins draufgelegt. Während Wisecräcker mit Bläsern und Ska-Rhythmen schon kräftig eingeheizt hatten, hauten Supershirt dem Publikum jetzt harte elektronische Beats um die Ohren. Drumcomputer und Synthesizer lösten Schlagzeug und Bläser ab. Das Publikum war jetzt warm und feierte von Anfang an mit der Band, die ausgesprochen gut drauf war und sehr sympathisch rüber kam.

Mag sein, dass nicht jeder der Texte einen Sinn hat, zumindest keinen, der sich sofort erschließt, aber Spaß machen sie allemal. Und auch wenn wohl einige Fans vor Ort waren, konnten auch die anderen jede zweite Zeile von "8000 Mark" mitgröhlen. ;) Der Beat tat sein übriges und so wurde bald auch in den Reihen hinter dem pogenden Haufen getanzt.

Außer frei erfundenen neuen Strophen gab es zwischendrin einen kurzen komplett improvisierten Song an den Synthis. Klappte mäßig, machte trotzdem Spaß. hahahah Hinterher gab's, hurra, Knicklichter für alle! Außer der Gießkanne wurden nun auch vereinzelt Menschen auf Händen getragen, einige tanzten auf der Bühne weiter und ich bin sicher, einige haben die Gelegenheit genutzt und sind hinterher noch zur Aftershowparty gegangen, wo einer der Supershirt-Jungs aufgelegt hat.

Hin fuhr ich mit dem Gedanken, dass Gratisveranstaltungen ja immer einen Besuch wert sind, und zurück fuhr ich bestens gelaunt mit heiß gelaufener Kamera und hatte so viel Spaß wie schon eine ganze Weile nicht mehr. Zumindest Supershirt werde ich mir definitiv nochmal ansehen und auch Wisecräcker dürfen sich gerne mal wieder auf einem Festival blicken lassen. Ska trifft Elektro - ein gelungener Abend und wieder einmal der Beweis dafür, dass Bands live richtig gut sein können, auch wenn man sich die Musik zuhause üblicherweise nicht anhören würde.



Leise bis explosiv: The Naked + Famous in Dortmund

Mit guter Laune, aber gemischten Gedanken fuhr ich gestern nach Dortmund ins FZW - The Naked + Famous standen auf dem Plan. Von verschiedenen Seiten hieß es, die Band solle gute und schlechte Tage haben und die Konzerte seien entsprechend. Außerdem war das Konzert nicht ausverkauft, obwohl das FZW nur etwa 600 Leute fasst. Und am Wichtigsten für mich, der auf Konzerten nicht nur Musik hören will: Was für ein Publikum würde da sein und - wie bewegt man sich eigentlich zu dieser Art elektronischer Musik?

Viertel vor sieben, ich habe den kurzen Fußweg vom Dortmunder Hauptbahnhof zur Halle zurückgelegt und bin jetzt drin. Ein paar Menschen stehen draußen, die Security ist mit fünf Leuten total überbesetzt und kontrolliert ohnehin nichts außer Tickets - und Kameras. Ich bin ohne Kamera hier, der Veranstalter erlaubt nur das Fotografieren vom Graben aus und nur die ersten drei Lieder. Die erste Reihe ist schon besetzt, insgesamt sitzen vielleicht vierzig Leute auf dem Boden und warten.

Die Konzerthalle des FZW ist fast quadratisch, gegenüber der Bühne gibt es Getränke und eine kleine Empore darüber. Die Bühne ist überraschend groß - es mögen vielleicht 25 Meter Breite sein bei 30 Meter Raumbreite. Ein Dutzend Gitarren und Bässe, mehrere Keyboards und Synthesizer und ein um elektronische Pads erweitertes Schlagzeug stehen schon darauf. Ein kompromisslos wirkendes Eisengitter hält die Fans auf etwa 1,50 Meter Abstand. Die Überbrückungsmusik hakt. Keine Monitorboxen, dafür jede Menge Funkempfänger und ein großes Bühnenmischpult, an Geld scheint es der Band nicht zu mangeln. Das Logo des Albums "Passive Me, Aggressive You" ziert die Bühnenrückwand.

Halb acht. Etwa 350 Menschen sind da, viele jünger als ich, die weiblichen Fans sind deutlich in der Überzahl. Kreischende Teenies? Fehlanzeige. Wolf Gang, die Londoner Vorband, die The Naked And Famous auf ihrer Tour begleiten, fangen pünktlich an. Eine sehr gute Wahl - laut, rockig, aber auch sehr elektronisch. Genialer Auftritt, klasse Songs, selten so eine gute Vorband gesehen. Das zweite Album ist gerade raus, muss ich mir mal anhören. Der Sänger entschuldigt sich für sein Deutsch, dabei spricht er fast akzentfrei, seine Mutter ist aus Hamburg. Die Band hat eine Menge Spaß. Beim Publikum bin ich mir da nicht so sicher.

Zehn nach acht. Ich trage meine Mailadresse in eine Liste ein, mit der einer der Wolf Gang-Mitglieder durch das Publikum läuft, um die Mailing List zu füllen. Das Konzert hätte ruhig etwas länger sein dürfen, dafür geht der Umbau jetzt auch flott.tnaf_setlist.jpg Jetzt sind die Synthesizer und sonstigen elektronischen Geräte in der Überzahl, das einzige normale Keyboard hängt an gleich zwei Notebooks, die auch noch ein weiteres kleines Mischpult bedienen. Die meiste Lichttechnik steht ebenfalls auf der Bühne. Der Techniker spoilert beim Einstellen der Gitarre "A Wolf in Geek's Clothing" als ersten Song, der Klang ist unverkennbar, wenn man das Album kennt.

Fünf vor halb neun. Es wird wieder dunkel, nur die Lichtmatrizen erzeugen ein merkwürdig flackerndes unruhiges Licht. "The Ends" aus dem Off. Das Bühnenmischpult ist jetzt besetzt. Irgendwo in der Dunkelheit kommt die Band auf die Bühne - plötzlich explodiert die Bühne quasi, grelles Licht, laute, schräge Klänge, "A Wolf in Geek's Clothing". Mir ist nach Headbangen, aber meine Haare sind ab, verdammt. Aber die typischen Rocker fehlen hier sowieso fast vollständig. Nach dem Song ein zaghaftes "Good evening" von Alisa, der Sängerin - dass ihre Stimme gar nicht so laut ist, wie man vielleicht dachte, hat man schon beim Song vorher gemerkt. Hinter mir höre ich ein "Oh wie süüß!".

Es folgt "Punching in a Dream", mein persönlicher Lieblingssong. Ein Aufschrei im Publikum - eine Single, das hat man schonmal gehört! Um Bewegung reinzubringen, bedarf es aber zuerst noch Spank, The Sun, The Source, Bells und Frayed - und eines Zwischenrufes aus dem Publikum "Tanzt doch mal!". Kurze Verwirrung in der Band, ein Dankeschön an "Wolf Gang". Und hey - es folgt "All of this", und jetzt ist das Eis gebrochen, das Publikum tanzt, die Band wirkt nicht mehr nur zwischendurch gut gelaunt, sondern dauerhaft.

Der folgende Song, "No Way", ist wieder einer dieser typischen TNAF-Songs: Er fängt an und man denkt, was, jetzt eine Ballade? Und plötzlich bricht mit einem irren Getöse ein anderer Teil des Songs an. Live kommt das fantastisch rüber: Blaues, kaltes Licht, es ist sehr dunkel und ruhig, die Band ist konzentriert, der Sängerin sieht man an, wie sie total in dem Song versinkt, und plötzlich schlägt der Gitarrist in die Saiten, der Schlagzeuger rastet aus, die Sängering springt wild über die Bühne, der Bassist schleudert seine Haare und die Lichttechnik explodiert in einem wilden Mix aus Stroboskopen und grellen LED-Scheinwerfern. Wäre doch nur ein Rockpublikum da, es würde vor der Bühne genauso aussehen.

Dabei sind die meisten ja inzwischen durchaus gut drauf, auch wenn man ihnen das nicht so ansieht. Nach "Jilted Lovers" gibt es noch einen alten Song, "Da Da Da" - der teilt das Publikum, einige fangen jetzt an wirklich auszurasten, andere sind verwirrt, klar, es ist ein alter Song, er klingt mehr nach Rock als nach Electropop. Ein sehr guter Song um laut auf das Ende zuzugehen; es folgt noch "Girls like You", dann geht die Band von der Bühne, der Keyboarder zuletzt, aus dem Off läuft weiter zuvor gestartetes Instrumentales. Sterbender Applaus im Publikum, vereinzelte Rufe, die beiden Zugaben gibt es trotzdem und wow - als nach "Eyes" dann "Young Blood" gespielt wird, ist das bisher eher unscheinbare Publikum wie ausgewechselt und nicht wenige heben dann doch noch vom Boden ab. Keine Frage, jeder, der hier ist, hat den Song schonmal gehört.

Zwanzig vor zehn. Jetzt könnte es noch zwei Stunden so weiter gehen. Die Band hat inzwischen beschlossen, noch zur anschließenden Disko zu bleiben, auch einige der Zuschauer scheinen mit dem Gedanken zu spielen. Ich höre lieber auf, jetzt, wo es am Schönsten ist. Ein merkwürdiger Abend war das. Würdig, sich das zu merken, aber auch seltsam. Ein fantastisches Konzert, keine Frage, eine geniale Band. Etwas ungewohnt, so viel elektronische Klänge und oft auch elektronische Drums zu hören.

Was das Publikum angeht, bin ich mir bei zwei Dingen ziemlich sicher: Die meisten wussten auch nicht, was sie tun sollen zu solcher Musik, und viele waren nur aufgrund der Singles da und kannten das Album nicht. Das hat mir allerdings die Gelegenheit gegeben, die Band intensiver zu beobachten und ich glaube, da stecken interessante Personen hinter... kreative Köpfe, die eine Mischung aus Pop und Electro geschaffen haben, die tanzbar ist und rockt, obwohl es kein Rock ist. Eine Mischung, mit der sie selbst vollkommen zufrieden und glücklich sind und in der sie voll aufgehen. Ich bin hochgespannt, was sich bei denen in Zukunft entwickelt!



Gamescom-Festival: Mehr als nur Beiwerk

Wenn in Köln die Gamescom, die weltgrößte Messe für Videospiele und Unterhaltungselektronik und Nachfolger der Games Convention, steigt, ist nicht nur auf dem Messegelände viel los - denn schon bevor die Messe endet, treten in der Stadt auf drei Bühnen die ersten Bands und Künstler auf. Das Gamescom-Festival ist eine regelmäßig parallel zur Gamescom stattfindende kostenlose Open Air-Veranstaltung, bei der sowohl lokale Künstler als auch Größen von nationalem und internationalem Rang auftreten. Ich war am Sonntag dabei und auf dem Programm standen die letzten drei Acts, beat!beat!beat! aus Viersen, Madsen aus dem Wendland und die seit zwei Jahren wieder aktiven Guano Apes aus Göttingen.

Die Hauptbühne, auf der auch meine drei Acts auftreten sollten, war von Deutz aus mit der Straßenbahn gut zu erreichen, und so war ich sehr zeitig dort. Direkt an der Haltestelle gab's Subway und direkt an der Bühne Burger King, verhungern musste ich also schonmal nicht. Über den Platz verteilt waren zwar etliche Menschen, aber so lose gestreut, dass ich mich locker in die erste Reihe stellen konnte. Unwissend, was mich bei beat!beat!beat! erwarten würde, suchte ich mir also einen guten Platz zum Fotografieren und wartete ab, was passieren würde.

Viel passierte erstmal nicht. Aufbau und Soundcheck, wie man das so kennt, irgendwann fing das Konzert an, aber es war heiß und immer noch nicht viel los, also bestand der wesentliche Unterschied darin, dass jetzt alle standen, statt auf dem Boden zu sitzen. Gestört hat die Band das nicht, so wurde es ein sehr entspanntes, aber trotzdem hörenswertes Konzert. Etwa eine Stunde lang gab es diverse Songs, auch dabei "Fireworks" und "We are waves", und etwa nach der Hälfte entstanden ganz vorne ein sich bewegender Fanblock und ein kleiner Moshpit. Die Securitys waren genauso entspannt wie Band und Publikum, so stellte ich denen meine Kamera vor die Füße und feierte das Ende des Konzertes mit. Ein guter Auftakt für einen guten Abend.

Das direkt an der Bühne gelegene Burger King bot in der Pause auch das nächstgelegene Klo, entsprechend voll war es dort. Am Ende der Umbauarbeiten hatte sich auch der Publikumsbereich gut gefüllt, also schnell wieder rein in den Front of Stage-Bereich, denn Madsen sind live immer ein geniales Erlebnis, sowohl auf als auch vor der Bühne. Erwartungsgemäß wurden uns dann auch Hits und Gags um die Ohren gehauen und der diesmal von Anfang an vorhandene Moshpit wurde mit jedem Lied größer, bis ich hinterher die Standfestigkeit der Wellenbrecher testen "durfte" und wir wirklich alle nur noch zusammengedrückt wurden. Einmal gab es sogar eine Wall of Death.

In den Momenten, in denen man frei atmen konnte, entschädigte das Konzert mit Hits wie "Nachtbaden", "Perfektion", "Mein Herz bleibt hier" und "Du schreibst Geschichte". Sänger und Schlagzeuger tauschten ihre Rollen für einen halben Song und die gesamte Band bewies mal wieder, dass ihre Stärke eindeutig bei den Liveauftritten liegt. Übrigens haben Madsen anscheinend seit einiger Zeit eine neue Keyboarderin - oder ich habe die Band einfach zu lange nicht live gesehen.

Nachdem beat!beat!beat! noch sehr entspannt waren, war das Madsen-Konzert definitiv anstrengend und nicht mehr entspannt und ich war genau wie die anderen um mich rum ziemlich froh, aus dem FOS-Bereich flüchten zu können. Etwas weiter hinten ließ ich mich dann von einer aus einem Fan und ein paar Mitgeschleiften bestehenden Gruppe aufklären, wer die Guano Apes eigentlich sind, dass die ziemlich gut sein sollen und dass sie gerade mit alten und neuen Songs auf Tour sind. Auf der Bühne konnte man dieweil schon beobachten, wie riesige Stellwände positioniert wurden und die Lichttechniker ihre Scheinwerfer programmierten. Ganz klar: Guano Apes sind ein bis zwei Nummern größer.

Mit Konzertbeginn wurde dann der volle technische Glanz sichtbar - es war inzwischen dunkel, von den Stellwänden wurden die Folien abgerissen, so dass in riesigen Buchstaben APES sichtbar wurde und die Lichttechnik fuhr ihr volles Programm auf. Bereits als zweiten Song gab es die aktuelle Single "Oh what a night" und ab da war klar: Das wird ein würdiger Abschluss. Direkt hinter dem Wellenbrecher war es wieder deutlich entspannter, die Menschen waren ausgesprochen gut drauf und es gab genug Freiraum, sich nach Lust und Laune zu bewegen. Der Friesenplatz war auch wirklich groß genug, wenn auch nicht überdimensioniert, für die Menschenmenge.

Außer "Oh what a night" gab es auch Songs wie "Open your eyes" und das "Big in Japan"-Cover. Die Sängerin war ständig woanders und voll bei der Sache, auch die Band war überraschend gut. Einmal hat der Bassist (der die meiste Zeit auf einem Case stand) eine Flasche ins Publikum geworfen, ich glaube, so weit habe ich noch nie eine Flasche fliegen sehen. Ich hatte wirklich nicht den Eindruck, dass das Comeback vor zwei Jahren nur wegen des Geldes war. Stilistisch hat mich das Konzert an Die Happy erinnert - nur zwei Nummern größer. Für mich jedenfalls ein überraschend guter Auftritt - den Publikumsbeobachtungen nach kam es auch bei den Fans gut an, auch wenn vorne nicht so viel los war wie bei Madsen. Aber Madsen könnten auch ein ganzes Konzert nur Dieter Bohlen-Cover spielen und es würden trotzdem alle abfeiern. Bei den Guano Apes haben das zumindest bei den beiden Zugaben auch die hinteren Reihen getan.

Negativ aufgefallen ist mir, dass immer wieder Samples per Playback eingespielt wurden - damit will ich gar nicht unterstellen, dass nicht live gespielt wurde, aber manches hätte man einfach auch noch live einspielen können statt Samples zu nutzen. Außerdem haben Guano Apes, genau wie Madsen und beat!beat!beat! vorher, nur etwa eine Stunde gespielt, wodurch die gesamte Veranstaltung etwa zwanzig Minuten eher endete als geplant. Keine Ahnung, was dahinter steckte, schade war es schon. Aber was soll's, für eine Gratisveranstaltung war das verdammt gut und die Fahrt nach Köln auf jeden Fall wert. Also nächstes Jahr die Augen offen halten, wer zur Gamescom nach Köln kommt! hahahah



Wenn vor der Bühne mehr los ist als auf der Bühne...

...befindet man sich idealerweise nicht auf dem Konzert einer schlechten Band, sondern mitten in einem sehr aktiven Publikum. Ein paar Informationen und Gedanken zu Konzertaktivitäten und Konzertbewegungen, angeregt durch Bochum Total und auch durch die schon etwas zurück liegende Aussage meiner Mutter, dass sie die Bandanhäufungen auf Festivals ja eigentlich auch interessieren würde. Außerdem ist heute mein Auftritt mit TEN SING Bochum beim europäischen Festival und ich hoffe, einiges vom Folgenden wird sich dort abspielen. hahahah

Warum bildet sich da eine leere runde Fläche im Publikum?

Wenn du das nicht weißt... mach dass du da rauskommst. Bleib bloß nicht drin stehen. Das wird ein Moshpit... eine schöne Sache für die, die sich mit harmlosen, am Boden stattfindenden Tanzbewegungen nicht abgeben wollen und denen auch das Hüpfen auf der Stelle nicht reicht. Im Moshpit wird gepogt (oder eben gemosht, soweit ich weiß ist beides das Gleiche), wahlweise halbwegs koordiniert im Kreis ähnlich einer wilden Polonaise oder wüst durcheinander in einem chaotischen Haufen.

Richtig: Einfach mitmachen, mitspringen, den eigenen Körper mit den Armen schützen, gegeneinander springen und sich von den Berührungen schieben lassen. Zu Boden gefallene schützen und aufhelfen. Oder: Am Rand stehen, Leute die sich dem rand nähern vorsichtig wieder rein schubsen.

Falsch: Im Kreis stehen bleiben. Keine Rücksicht auf am Boden liegende nehmen. Andere in Richtung am Boden liegender schubsen. Absichtlich Leute umschubsen. Gegenstände bei sich tragen. Schläge verteilen. Am Rand stehen und Leute heftig gegen anderen schleudern.

Bei Regenwetter empfiehlt es sich je nach Untergrund passende Schuhe zu tragen. Meine Winterstiefel haben mir bei Bochum Total, das mitten in der Stadt auf gesperrten Hauptverkehrsstraßen (nasser Asphalt!) stattfindet, gute Dienste geleistet. Schützt außerdem wenn einem auf die Füße getreten wird.

Meine leere Fläche ist nicht rund, sondern sie teilt das Publikum.

Okay, es ist die Wall of Death. Funktioniert ähnlich, wird aber meist mehr durch die Band angeleitet und kommt nicht so oft zustande. Endet dafür in noch größerem Chaos: Das Publikum teilt sich in Hälften und stürmt auf Signal hin aufeinander los. Gibt's übrigens auch kreisförmig...

Hey! Ich habe einen Arsch gegen den Kopf bekommen!

Keine Ahnung, wonach sich richtet, wie viele Leute auf einem Konzert Crowdsurfen, aber es waren echt mal so viele, dass ich nicht alle gesehen habe und ich Körperteile gegen den Kopf bekam. Crowdsurfen bedeutet, sich von der Menschenmenge tragen zu lassen. Üblicherweise auf dem Rücken liegend - ein Bandmitglied, ich glaube von Itchy Poopzkid, hat mal einen Gitarrenkoffer tragen lassen und sich dann draufgestellt. Gefährliche Sache, die unglaublich Eindruck gemacht hat.

Richtig: Aufpassen, niemandem etwas gegen den Kopf zu schlagen, wenn man jemanden nach oben hebt. Crowdsurfende Personen festhalten und weitertragen (meist Richtung Bühne, es sei denn, es ist jemand aus der Band).

Falsch: Als crowdsurfende Person um sich schlagen. Crowdsurfen, wenn man schon kaum noch stehen kann. Crowdsurfende Personen schubsen oder fallen lassen.

In der Regel passiert beim Crowdsurfen nichts, aber falls doch mal jemand fällt, ist das Verletzungsrisiko hoch und die Verletzungen sind dann meist auch recht unschön. Nicht ohne Grund ist an vielen Orten das Crowdsurfen verboten, was extrem uncool ist. Also aufpassen.

Irgendwie stehe ich plötzlich alleine hier...

Nun... nein. Aber alle anderen haben sich hingesetzt oder sind in die Hocke gegangen. Falls du es noch nicht bemerkt hast: Die beschimpfen dich gerade und der Bandleader macht sich über dich lustig. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, einfach auch nach unten zu gehen. Vermutlich wird gerade ein ruhiger Teil eines Songs gespielt, auf den gleich ein lauter Teil folgen wird - mit dem Einsetzen dieses Teils wird das gesamte Publikum hochspringen und eine Party feiern. Das wird total geil aussehen und eine Menge Spaß machen. Zu vermeiden: Zu diesem Zeitpunkt Taschen auf dem Boden stehen haben. Außerdem ungünstig: Eine Position einnehmen, aus der man nicht schnell wieder hochkommt.

Was machen die da mit ihren Haaren? Die kriegen sie doch nie wieder vernünftig gekämmt.

Das ist schon richtig, aber was aussieht, als würde es Kopfschmerzen verursachen, verursacht nicht nur Kopfschmerzen, sondern auch Schwindel und Orientierungslosigkeit. Dafür macht es ziemlich Spaß. Headbangen entspricht nicht zwangsweise einer konkreten Form, kann also sowohl aus Drehbewegungen als auch aus vor- und zurückschütteln bestehen. Nur mit nem Kurzhaarschnitt sieht es bescheuert aus.

Gerade auf Festivals, bei Rockkonzerten und bei TEN SING-Shows finden sich einige dieser Elemente. Die Übersicht ist weder vollständig noch erhebt sie Anspruch auf Richtigkeit, aber für die, die nicht sowieso etliche Male im Jahr auf ein Konzert gehen, ist es vielleicht ein brauchbarer Anfang. Und es zeigt, dass auch für die, die keinerlei normale Tänze beherrschen, genug Potenzial da ist sich irgendwie zur Musik zu bewegen. hahahah Abschließend noch ein schönes Beispielvideo: Guano Apes bei Rock am Ring