Artikel von

Christian


Warum fallen Motorräder in Kurven nicht um?

Irgendwie hatte ich im Kopf, Fahrräder oder zumindest Motorräder könnten in Kurven nicht umfallen, auch nicht, wenn man es darauf anlegt, und das sei bei Motorrädern ausgeprägter wegen der höheren Geschwindigkeit. C. und ich haben das mal geprüft.

Die Haftreibungskraft der Reifen auf der Straße ist die Kraft, die dafür sorgt, dass der Reifen auf dem Boden bleibt und nicht wegrutscht. Soweit offensichtlich. Nun kann man schonmal ausrechnen (wir haben dafür etwas länger gebraucht als ich nun brauche, um diesen Satz zu tippen), was bei optimaler Reibung der maximal mögliche Winkel ist - das ist 45°. Da ist gleich klar: Das ist eh schon mehr, als man sich vermutlich trauen wird. Außerdem kommen einem beim Fahrrad die Pedale in die Quere, die aufsetzen, bevor man den Winkel erreicht - das ist Teil 1 der Erklärung. Der Teil mit der Geschwindigkeit trifft nicht zu.

Bei Motorradrennen sieht man nun aber noch extremere Winkel. Was passiert da? Es treten andere Effekte hinzu, nämlich Mikroverzahnung durch weiche Reifen und Adhäsion (molekulare Anziehung bei extremer Nähe). Ohne weiter erläutern zu wollen, was es damit auf sich hat, sei gesagt: Dafür ist das Material der Reifen relevant, Teil 2 der Erklärung. Für die Mikroverzahnung müssen die Reifen eine gewisse Temperatur erreichen, das könnte mit der Geschwindigkeit zusammenhängen, aber das ist an dieser Stelle Spekulation.

Betrachtet man Bilder von Motorradrennen, stellt man fest, dass irgendwann auch der Körper des Fahrers auf der Straße aufzusetzen droht. Das verursacht natürlich auch einen Sturz - jedoch nicht durch Wegrutschen der Reifen. Also erneut Erklärung Teil 1.

Bei größerer Beladung kann sich all das ändern. Außerdem gelten die vorher genannten 45° bei optimalen Bedingungen. Gute neue Reifen auf trockenem Asphalt sind sicherlich optimal, es wird aber auch klar, dass bei ungünstigen Verhältnissen nicht mehr abschätzbar ist, bei welchem Winkel noch Haftung gegeben ist. Bei Regen, Glätte und allem ähnlichen gilt die Aussage, man könne nicht umfallen, also definitiv nicht mehr.

Ergebnis: Es ist nicht physikalisch unmöglich, durch Wegrutschen der Reifen umzustürzen. Es ist jedoch bei geeignetem Untergrund und trockener Witterung faktisch nicht machbar, den physikalisch theoretisch möglichen Punkt des Wegrutschens zu erreichen. Wohl aber ist ein Sturz aus anderen Gründen möglich. Innerhalb der Grenzen dessen, was man sich als durchschnittlicher oder zumindest nicht-professioneller Fahrer traut, kann man jedoch auch das nahezu ausschließen.

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Quelle: Physikunterricht online

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Assassin's Creed 2 (2020 Free Edition) durchgespielt - Fazit

Es hat lange gedauert, bis mir klar wurde, dass Assassin's Creed eine Spielreihe sein könnte, die mir gefällt - was erstaunlich ist, da die ursprüngliche Idee dazu auf Prince of Persia basiert, das ich immer schon mochte. Als letztes Jahr der zweite Teil kostenlos verfügbar war, holte ich mir den und kaufte den ersten gleich noch dazu. Vorweg: Der zweite ist in jeglicher Hinsicht deutlich besser als der erste. Daher werde ich den ersten hier eiskalt ignorieren. Ich habe ihn nichtmal zu Ende gespielt.

Im Gegensatz zum ersten Assassin's Creed ist mir in Teil 2 das Kämpfen und durch die Städte latschen gerade eben so nicht langweilig geworden. Die nervigen Wachen, die einen bei jeder Gelegenheit angreifen, wird man auch immer wieder mal los - hat man in einem Gebiet alle Hauptmissionen gelöst, erhält man Immunität für dieses Gebiet. Durchaus clever. Die Hauptmissionen könnten abwechslungsreicher sein, sind aber insgesamt unterhaltsam. Die Version von 2020 enthält alle DLCs und damit zwei zusätzliche Hauptmissionen, von denen ich die erste supercool und die zweite superlangweilig fand. Sowieso habe ich das Gefühl, das Beste an der Assassin's Creed-Story ist die Rahmenhandlung in der heutigen Zeit - die leider nur am Anfang und Ende des Spiels kurz weitergeführt wird. Ich habe aber auch schon Spaß an Spielen mit noch weniger Story gehabt (zuletzt Mirror's Edge). Außerdem gibt es Nebenmissionen, die die Story ergänzen, darunter sechs Dungeons, die cool waren, und eine Rätselserie mit 30 Rätseln um die Edensplitter, die mir richtig viel Spaß gemacht hat. Die restlichen Nebenmissionen sind repetitiv und eher nützlich, um die Städte etwas abwechslungsreicher zu erkunden.

Wirkliche Schwächen hat das Spiel für mich vor allem in der Steuerung (erstaunlich, dass ich den Controller nicht einmal weggepfeffert habe), der Musik (die mir einfach zu monoton und dezent war) und gegen Ende dann doch auch wieder in den sich ständig wiederholenden, zu häufigen Kommentaren der umstehenden Menschen.

Assassin's Creed II ist der erste von drei Teilen, die in Italien spielen (die anderen beiden sind Brotherhood und Revelations), bevor es mit Assassin's Creed III weitergeht. Ich habe Brotherhood bereits gekauft und bin gespannt, ob es Ubisoft gelungen ist, trotz immer gleicher Hauptfigur und ähnlichen Schauplätzen drei interessante Spiele zu schaffen, oder ob ich am Ende die Story auf Wikipedia nachlese.

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Erfahrung schafft Vorstellung

Ich hatte gerade eine interessante Erkenntnis: Während man auf Social Media den Eindruck gewinnt, alle würden überall auf die absurdesten Weisen gendern, sieht die Sachlage offenbar ganz anders aus. Der BGH hat 2018 noch geurteilt, nichtmal Einzelpersonen müssen mit dem korrekten Geschlecht angesprochen werden, geklagt hatte eine Kundin, die nicht "der Empfänger" des Kontoauszugs sein wollte. Und ausgerechnet Die Linke hat 2019 beschlossen, dass sie "Leserinnen und Leser" schreiben statt Leser*innen. Begründung: Kann ja kein Mensch und keine Maschine lesen sonst. Das Argument der Maschinenlesbarkeit ist übrigens hochspannend, betrifft es doch z.B. Blinde, die sich von ihrem Computer Texte vorlesen lassen - was schon mit dem Rest der deutschen Sprache schwierig genug ist.

Nun finde ich die Unfähigkeit der Sparkasse, anhand des eindeutig bekannten Geschlechts einer Kundin einen sowieso existenten Begriff korrekt auszuwählen, zunächst einmal bedauerlich. Es gibt viele Stellen, an denen man ganz simpel Alltagsdiskriminierung reduzieren kann: In Formularen kann man auch "divers" als Geschlecht anbieten. Das Geschlecht sollte auf Webseiten nicht vorausgewählt sein. Zwei Zeilen Code im Skript machen aus einem sperrigen "Sehr geehrte*r Herr/Frau Bankkund:in" eine passende Formulierung. Es gibt sogar Fälle, in denen es neben dem zusätzlichen Aufwand auch Fortschritte bringt: In Studien könnte man ruhig öfter hinterfragen, ob das Geschlecht überhaupt erfasst werden muss, und falls ja, ob das biologische oder das soziale. Geht es also um Einzelpersonen, scheinen mir die Vorteile sofort den Aufwand zu überwiegen, und in der Tat haben sich die genannten Beispiele weitläufig durchgesetzt. Naja, außer bei der Sparkasse offenbar, zumindest 2018 noch.

Geht es um mehrere, noch dazu unbekannte Personen, ist die Lage wesentlich weniger klar. Was wäre hier die Wunschvorstellung? Ein viel angesprochener Aspekt, der mir auch wichtig ist, ist die Frage nach der mentalen Vorstellung beim Lesen / Hören eines geschlechtsbezogenen Begriffs, oftmals eines Berufs. Woran denkt man beim generischen Maskulinum? Sind "Lehrer" Männer oder Frauen? Ärzte? Kassierer? Verkäufer? Erzieher? Busfahrer? Wie schwierig das Thema ist, fällt mir schon beim Schreiben wieder auf, weil ich gar nicht alle diese Begriffe gleich häufig im Alltag verwendet sehe. "Kassiererinnen" z.B. ist ein viel häufiger gehörter Plural in meinem Umfeld. Wissenschaftlich unumstritten und auch mir persönlich sofort klar ist: Zu vielen Berufsgruppen gehört eine klare Vorstellung, ob das eher Frauen oder eher Männer sind, und von diesen haben viele Menschen auch ein Bild im Kopf. Dieses Bild im Kopf vielfältig zu bekommen - das wäre das Ziel.

Nun scheint da eine verbreitete Haltung zu sein, dass Sprache Realität schafft: Tauchen Begriffe auf, die beide (oder alle) Geschlechter einbeziehen, denken die Personen, die diese Begriffe lesen oder hören, auch eher daran. Nachdem einer meiner Professoren recht konsequent stets "Arbeiter innen" mit gesprochener Pause sagte, stellte ich bei mir selbst fest, dass das mein Bild im Kopf absolut nicht verändert. Aber ich bin nur eine einzelne Person und man sollte meinen, das könnte man gut wissenschaftlich untersuchen - bedauerlicherweise bietet das Seminar zum Thema an meiner Uni genau ein Paper zur Bearbeitung an, das sich nur mit der Variante "Lehrerinnen und Lehrer" beschäftigt, und das findet da nur einen kleinen Effekt in einem sehr spezifischen Fall, den es dann sehr groß diskutiert. Ich war frustriert, dass selbst in der Wissenschaft sachliche Diskussion offenbar schwer ist, und stellte die Recherche vorerst ein.

Das mit der Sprache ist aber in der Tat ein Problem. Das Englische hat die ganze Problematik schlicht nicht: Es gibt keine geschlechterspezifischen Artikel usw. und nahezu alle Begriffe sind generisch. Im Deutschen hingegen kann man stets durch Endung eine weibliche Form bilden und "die Arzt" ist schlicht sprachlich falsch. Ich wäre ein Fan eines neutralen Artikels - aber durch das Vorhandensein der weiblichen Formen würde das auch absurd wirken.

Also zurück zur Wunschvorstellung. Ohne Berücksichtigung des dritten Geschlechts könnte man einfach bei "Busfahrerinnen und Busfahrer" bleiben - das ist etwas lang, aber eindeutig, gut lesbar, jeder weiß was gemeint ist und Computer können es vorlesen, und man hätte sofort das entsprechende Bild im Kopf. Außerdem könnte man sich anpassen, wenn die Gruppe bekannt ist: Wäre es weit verbreitet, immer alle Geschlechter anzusprechen, könnte ich ja als Vorteil dann wiederum explizit solche Dinge sagen wie "bei VW arbeiten nur Ingenieure" und es würde vielleicht nicht so aufgefasst, dass dort jeder einen akademischen Abschluss hat, sondern so, dass dort nur Männer arbeiten. Es soll aber jedes Geschlecht angesprochen werden - und während es mir logisch erscheint, dass eine Person, die sich weder als Frau, noch als Mann identifiziert, sich weder von dem weiblichen noch von dem männlichen Begriff angesprochen fühlen wird, habe ich keine Ahnung, was mein mentales Bild davon dann sein soll.

Und damit zu einem weiteren Problem und einer Frage, die ich mir stelle. Wäre es nicht besser, wir würden diese mentalen Bilder mit gemischten Personengruppen unabhängig von der Sprache entwickeln? Ist das Problem nicht viel weitreichender als nur bis zur Sprache? Woran habt ihr beim Lesen bei den Ärzten gedacht? Männer? Männer und Frauen? Europäische, weiße Männer und Frauen? Es gibt noch ein weiteres Konzept, das ich in dem ganzen Kontext des Genderns noch nie gesehen habe: Erfahrung schafft Vorstellung (Begriff von mir).

Ein großer Teil der Personengruppen, zu denen wir eindeutige Geschlechter im Kopf haben, ist tatsächlich so verteilt, dass dieses Geschlecht dort die Mehrheit bildet. Es gibt auch Gruppen, bei denen man andere Merkmale als das Geschlecht sofort im Kopf hat - beispielsweise Studenten. Oder mehr Merkmale: Wer hat bei Basketballern, Sprintern... zuerst einen Weißen im Kopf? Das größere Problem bei dem ganzen Thema der Repräsentation ist nicht die Sprache, sondern Diskriminierung. Es gibt immer noch große Missstände bei der Repräsentation verschiedener Geschlechter in verschiedenen Berufsgruppen. Um das zur Wunschvorstellung hinzuzufügen: Es sollte allen Frauen und Männern möglich sein, den Beruf zu ergreifen, den sie ergreifen möchten. Ich würde erwarten, dass bei den Berufen, die dann ausgeglichen sind, die Vorstellung auch unabhängig von der Sprache ausgeglichen wird.

Es wird jedoch Berufsgruppen geben, die nie ausgeglichen besetzt werden, weil hierfür nicht das Interesse besteht. Es ist meistens eine schlechte Idee, Gleichverteilung zu erzwingen. Das eigentliche Ziel ist Chancengleichheit. In diesen Fällen ist es hilfreich, sprachlich darstellen zu können, dass Frauen und Männer gleichermaßen gemeint sind, um sich daran zu erinnern, dass es ja auch eine Frau gewesen sein könnte, die Schlagzeug gespielt hat - auch wenn das selten vorkommt. Die Diskussion um und das Arbeiten an der Sprache ist also sicherlich nicht unnütz. Ich habe nur das Gefühl, dass andere Themen eigentlich die höhere Priorität bekommen sollten. Außerdem sehe ich viel Aktionismus und wenig Sachlichkeit. Ein paar Dokumente kann man schnell vom Praktikanten überarbeiten lassen, das gibt eine schöne Pressemitteilung, aber besser wäre doch, man wird sich einig darüber, wie wir geschlechtergemischte Gruppen bezeichnen. Sonst erreichen wir nie Einigkeit in der Bevölkerung und Sprache ist zwar flexibel, aber träge. Ohne breite Einigkeit wird sich aber keine Form des Genderns durchsetzen - und damit verändern wir auch keine Bilder in den Köpfen, sondern verschwenden nur sehr viel Zeit. Der Duden bemerkte schon 1998, dass das generische Maskulinum nicht mehr zeitgemäß ist, und selbst die Anerkennung des dritten Geschlechts per Gesetz ist inzwischen über zwei Jahre her. Und schließlich lassen sich einige Probleme durch Sprache einfach nicht lösen.

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Kurzer Camping-Ausflug nach Bamberg

Wohin fährt man mit seiner neuen Freundin im Frühherbst in Zeiten einer Pandemie? In meinem Fall war das ganz einfach, denn es stand mal wieder ein Besuch bei Thomann an und da meine Freundin ebenfalls Musikerin ist, war sie schnell überzeugt, dass man dort mal gewesen sein sollte. Wir machten daraus zwei Nächte Camping in Bamberg, der nächsten größeren Stadt. Das sollte uns genug Zeit geben, die als architektonisch schön geltende Stadt zu besichtigen, bei Thomann zu stöbern und auf dem Campingplatz zu entspannen.

Chemnitz ist zwar bekanntermaßen nicht gut angebunden ans Zugnetz, aber die benachbarten Bundesländer sind dann doch akzeptabel erreichbar, das gilt wegen der Direktverbindung nach Hof insbesondere für Bayern. Wir profitierten diesmal sogar davon, dass alles Nahverkehr ist - sind doch dafür die Tickets günstiger, auch wenn man spontan am Anreisetag entscheidet, wann man losfährt. So kamen wir abends in Bamberg an, fanden auch unseren Bus und den Anschlussbus und stellten als erstes fest, dass unser Campingplatz ganz am Stadtrand liegt. Das wussten wir im Prinzip vorher, es fühlte sich allerdings auch sehr so an... aber da der Bus oft fahren sollte und wir ohnehin stets den ganzen Tag unterwegs sein wollten, war das egal.

Sehr niedlich war dann das Einchecken auf dem Campingplatz "Campinginsel". Die herbei eilende junge Rezeptionistin war doch sehr irritiert, dass wir zwei da ohne Auto und ohne Koffer anreisten, einfach mit Rucksäcken. Sowas hatte sie offebar lange nicht gesehen. Wir ließen uns davon nicht stören, fanden den uns zugeteilten Bereich und stellten unser Zelt auf, gerade rechtzeitig, bevor Regen einsetzte.

Eine Flasche wird von unten beleuchtet, dadurch entsteht ein warmes Licht

Im Bild: Wie man aus einer grellen Handy-LED eine gemütliche Beleuchtung macht.

Bei Tageslicht stellten wir fest, dass wir den besten Bereich des Campingplatzes bekommen hatten, weil wir ohne Campingwagen kamen. 90% des Platzes sind gefüllt mit Parkplätzen für Campingwagen, die überwiegend von Rentnern und älteren Personen genutzt wurden. Ausgesprochen langweilig und offensichtlich einfach als Zweitwohnsitz gedacht, viele der Plätze hatten eindeutig Festinstallationen angebracht. Wir hingegen campten auf einem Rasenstreifen direkt am Fluss - und verwirrten auch die Rentner auf dem Platz, die alle aussahen, als hätten sie noch nie junge Menschen gesehen.

Dabei wirkt Bamberg gar nicht so, als würde es dort nur Rentner geben. Wir trafen eine Menge junger Menschen, oft auf Fahrrädern - was beachtenswert ist, da Bamberg bergiger ist als Chemnitz. In der Tat bestätigt der ADFC-Fahrradatlas 2018, dass in Bamberg viel Rad gefahren wird, auch wenn die Radler dort bei weitem nicht zufrieden sind. Es scheint jedoch zu reichen und gerade in der Nähe von Schulen sind die Massen an radfahrenden Teenagern wirklich beeindruckend.

Auch ansonsten sind uns vor allem die Menschen in Bamberg im Gedächtnis geblieben. Gefühlt gibt es dort nur superfreundliche oder grantige Menschen - und manchmal beides gleichzeitig. So wurden wir ungelogen dreimal an einer Haltestelle stehen gelassen, als wir den Bus zu Thomann nehmen wollten, und auf mein verzweifeltes Winken gab es von den Fahrerinnen und Fahrern nur sehr abweisende Gesten. Allerdings wurden wir, sobald Fußgänger vorbei kamen, von diesen sofort unterstützt, so dass wir eine andere Haltestelle fanden, an der die Buslinie hielt. Wir haben nur bis heute nicht herausgefunden, ob das so geplant war oder ob wir einfach ausreichend dreist waren, denn die Fahrerin war ausgesprochen nett und wir trauen ihr zu, uns einfach unplanmäßigerweise mitgenommen zu haben. Der Bus war nämlich randvoll mit Schulkindern und fuhr ganz offensichtlich nicht nach dem vorgesehen Fahrplan...

Bamberger Dom mit Baugerüst Straße mit Kopfsteinpflaster und weichem Licht Eine venezianische Gondel auf einem Fluss Rathaus

Was die Stadt angeht, lasse ich einfach mal ein paar exemplarische Fotos sprechen. Wir besuchten Kirchen, den Dom, das Rathaus, Klein Venedig, verschiedene Orte auf dem Weg, fanden ein alternatives Künstlerhaus und spazierten durch das Gelände der Landesgartenschau 2012 - ebenfalls ein beliebtes Ziel für zahlreiche Radfahrer. Von dort ging es dann auch allzu bald wieder zurück in die Stadt und nach einem Zwischenstopp im Supermarkt, um Proviant aufzufüllen, zurück nach Sachsen.

Meine Freundin hebt das Zelt in die Luft

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Musik-Neuentdeckungen 103

Wie jeden Monat immer, wenn es sich lohnt, stelle ich hier die Lieder vor, die ich neu entdeckt habe - weil ich sie zu schätzen gelernt habe, weil sie nach langer Zeit wieder aufgetaucht sind oder weil sie einfach neu sind. Radio, Konzerte, Festivals und Empfehlungen von Freunden und Bloggern bringen immer wieder frischen Wind in meine Sammlung und die hier ausgewählten Titel, oft auch andere Titel der Band, möchte ich als Empfehlung an euch weitergeben. Aufgrund der schwierigen Lage in Deutschland gibt es meistens keine Links, aber über Google, Spotify & Co findet sich alles.

The Black Madonna - He Is The Voice I Hear
Ich war lange nicht mehr SO begeistert von einem Track. Sehr beschwingt, uneingeschränkt tanzbar, gleichzeitig wenig aufdringlich und auch perfekt zum Arbeiten zuhause geeignet. Großartiger Spannungsaufbau, schöne Sounds und schöne Melodien. Könnte zu einem meiner Lieblingssongs dieses Genres werden, gleich neben The Man With The Red Face.
HAIM - Now I'm In It
Dieses Lied hat dafür gesorgt, dass ich mich endlich mal mit HAIM beschäftige, den drei Schwestern, die schon eine ganze Weile recht erfolgreich sind. In der Folge habe ich auch gleich deren aktuelle CD gekauft. Now I'm In It ist dafür allerdings nicht repräsentativ, es passt eher in die moderne Popszene, zackig, treibend, relativ schnell, aber eben auch ausgewogen und nicht zu durchproduziert.
HAIM - Los Angeles
Ganz anders Los Angeles. Sehr entspannt, mit dem albumtypischen Vintage-Sound, unaufdringlichen, aber feinen Basslines und einem beiläufigen Saxofon-Solo.
Billie Eilish - Bad Guy
An Bad Guy kommt man irgendwann ja einfach nicht mehr vorbei. Billie Eilish ist allerdings deswegen in meine Ohren gelangt, weil unser Gitarrist Bellyache von ihr vorgeschlagen hatte, was ich nicht so langweilig fand wie ihre anderen Titel. Und Bad Guy hat halt einfach ein gutes Riff. Außerdem ist das Intro witzig, wenn man genau hinhört - und die Tatsache, dass das Intro auf dem Album auch ein eigener Song ist, zeugt ebenfalls von Humor. Sowieso finde ich die Frau viel sympathischer als ich ihre Musik mag.
Peggy Gou - Starry Night
Peggy Gou ist meistens DJane und als solche ziemlich cool. Vor meinem / ihrem ersten Set habe ich mir allerdings diesen Titel von ihr angehört. Das Video dazu ist interessant, aber auch die Struktur, ausreichend repetitiv, um gut dazu tanzen zu können, aber mit Einwürfen, die man so nicht so häufig hört.
Heino - Haus am See
Heino hat mal ein ganzes Album mit Coversongs gemacht und ich kam vor einer Weile in den Genuss, dieses Album mal nebenher beim Renovieren zu hören. Die Titel sind von schwankender Qualität, aber Haus am See hat mir in seiner Interpretation tatsächlich gut gefallen.
T78 & Ballarak - The Antidote (Original Mix)
Techno! Sonst erfreue ich mich ja gerne an langsamem Aufbau oder vielen Variationen. In diesem Track ist einfach das Grundthema sehr gut und man kann sich problemlos die ganzen acht Minuten dazu bewegen. Und dann legt man vielleicht besser wieder etwas abwechslungsreicheres auf.
Tristan Prettyman - Waves
Completely underrated. Beschwingt, fluffig, angenehm, fast radiotauglich, aber eben nur fast, was hier etwas positives ist.
Lady Gaga - Just Dance
Da Just Dance im ersten Jahr, in dem ich TEN SING kennenlernte, gerade überall lief, ist es für mich immer ein bisschen mit Nostalgie verbunden. Das gilt allerdings tatsächlich nur für diesen einen Song, Gagas ersten - denn danach ignorierte ich sie 11 Jahre lang. Bis jetzt! 2020 steht für mich im Zeichen des Pop und Lady Gaga hat damit auch ihre Chance bekommen und ich staune, wie viel gute Musik die Frau inzwischen produziert hat.
FVLCRVM - Words
Eric Prydz - NOPUS
Manchmal vergisst man, dass Künstler immer noch da sind und immer noch Musik produzieren... und Eric Prydz scheint sich dessen bewusst zu sein, ist sein neuester Titel NOPUS doch offensichtlich eine Anspielung auf einen seiner erfolgreichsten, aber Jahre zurück liegenden Hits Opus. Der Mann hat's aber definitiv immer noch drauf und entgegen dem ähnlichen Titel ist NOPUS kein Abklatsch. Modern produziert, glasklarer Sound und passend, um im Wohnzimmer die Augen zu schließen und abzudriften, oder auch um in riesigen Hallen zu eskalieren.
Phantogram - Blackout Days
Diesen Titel hatte ich völlig vergessen, nur der gespeicherte Verlauf der Musik, die ich höre, sagte mir, dass ich den schonmal kannte. Die trance-artigen Hooks und die düstere Stimmung bleiben nun aber wieder im Gedächtnis hängen.
Aphex Twin - Digeridoo
Mal wieder eine Legende, der ich bisher keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Zu Unrecht! Dieser von einem klassischen Techno-Beat und dem im Titel genannten Instrument geprägte Track ist ein richtig guter klassischer Rave.
Charlotte Gainsbourg - Deadly Valentine
Ich habe ziemlich lange gebraucht, bis ich herausgefunden hatte, dass der Text dieses Titels tatsächlich englisch ist. Der französische Akzent gepaart mit der ungewöhnlichen verschobenen Betonung ist das Merkmal, das zuerst auffällt - aber keineswegs das einzige interessante. Der scheinbar stumpfe Beat verschiebt sich zwischendurch unauffällig mal, die Sounds sind allesamt unglaublich gut ausgearbeitet und wenn die Bridge einsetzt, die in einem typischen Popsong das bald folgende Ende ankündigen würde, ist der Song erst halb vorbei. Zu allem Überfluss ist das Video wunderbar.
Nothing But Thieves - Free If We Want It
Gute Rockmusik existiert noch! Erst ruhig, dann energischer, am Ende sehr überzeugt und mit schönen Details. Nothing But Thieves kannte ich nur vom Namen, aber ihr aktuelles Album gefällt mir insgesamt sehr gut.

Die Fundstellen für diese Lieder waren diesmal Youtube und meine Freundin - da das etwas langweilig ausgesehen hätte, habe ich nichts gekennzeichnet.

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Musik-Neuentdeckungen 03/2020 & 04/2020

Wie jeden Monat stelle ich hier die Lieder vor, die ich neu entdeckt habe - weil ich sie zu schätzen gelernt habe, weil sie nach langer Zeit wieder aufgetaucht sind oder weil sie einfach neu sind. Radio, Konzerte, Festivals und Empfehlungen von Freunden und Bloggern bringen immer wieder frischen Wind in meine Sammlung und die hier ausgewählten Titel, oft auch andere Titel der Band, möchte ich als Empfehlung an euch weitergeben. Da viele Videos schnell wieder verschwinden, gibt es meist keine Links, aber über Google, Spotify & Co findet sich alles.

Halflives - Hard To Break
Kurz bevor der weltweite Wahnsinn ausbrach, war ich noch auf einem Konzert von Icon For Hire, und deren Vorband waren diesmal Halflives. Leider waren sie live ziemlich fürchterlich, aber dieser Song hier hat eigentlich Potenzial und ich glaube, sie hatten einfach technische Probleme und generell Schwierigkeiten, den Sound live rüber zu bringen. Ich mag diesen Stil, der technisch und instrumental eher aus dem Pop kommt, aber nicht wirklich so klingt, sondern irgendwie härter.
Fever Ray - Keep The Streets Empty For Me
Fever Ray war für mich immer so ein Name, der in Musikzeitschriften auftauchte, aber nie irgendwo anders. Musik für Kenner. Und mit solcher Musik ist es wie mit Delikatessen, abgesehen davon, dass es sich kaum einer leisten kann, mag auch nicht jeder Kaviar. (Fun Fact: Ich aß mal veganen Kaviar-Ersatz, war ganz lecker. Wie auch immer man darauf kommt, sowas zu produzieren.) Dieser Song hier ist super düster und atmosphärisch, er klingt aber auch sehr gut und wenn man sich darauf einlässt, kann man tief darin eintauchen und in der Welt versinken, die er zeichnet. Eine Perle für seltene Gelegenheiten.
Foxes - Body Talk
Popmusik! Fette Synthesizer-Eröffnung in der ersten Sekunde, catchy Melodien und Rhythmen, manchmal bin ich ganz einfach gestrickt.

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Mein Garten-Abenteuer - Ein Jahr Entwicklung, Teil 2

Bald sind es schon zwei Jahre, die ich meinen Kleingarten habe, aber mein ursprüngliches Ziel war, euch die Entstehung des Gartens aus der Wildnis am Anfang zu zeigen und daher gibt es heute viele alte Fotos. Und mit viele sind viele gemeint, daher zeigt die Startseite zum Schutz eures Datenvolumens von unterwegs nur das erste Bild - darunter bitte einmal klicken, um den Rest zu sehen. Der heutige Bereich zeigt vor allem die Entwicklung eines Gartenabschnitts über das Jahr und weniger krasse Veränderungen als beim letzten Eintrag. Garten



Musik-Neuentdeckungen 01/2020 & 02/2020

Wie jeden Monat stelle ich hier die Lieder vor, die ich neu entdeckt habe - weil ich sie zu schätzen gelernt habe, weil sie nach langer Zeit wieder aufgetaucht sind oder weil sie einfach neu sind. Radio, Konzerte, Festivals und Empfehlungen von Freunden und Bloggern bringen immer wieder frischen Wind in meine Sammlung und die hier ausgewählten Titel, oft auch andere Titel der Band, möchte ich als Empfehlung an euch weitergeben. Aufgrund der schwierigen Lage in Deutschland gibt es meistens keine Links, aber über Google, Spotify & Co findet sich alles.

Während der Januar noch ruhig anlief und ich unsicher war, ob ich daraus einen eigenen Blogpost mache, ging es im Februar richtig rund. Dieses Jahr läuft bisher ausgesprochen gut, was Popmusik angeht: Mehrere Künstler kündigen neue Alben an oder veröffentlichen sie bereits, dank den NPR Tiny Desk-Konzerten entdecke ich eine großartige Gruppe nach der anderen und es scheint, als kenne ich derzeit mehr Leute, die gute Popmusik hören und mir solche empfehlen können, als Leute aus der Rockszene.

Hayley Williams - Simmer
Mein aktuelles Highlight gleich am Anfang. Hayley Williams von Paramore macht ein Solo-Album und stellt dabei fast alles auf den Kopf. Fluchen in Songtexten, was früher nie klar ging, ist nun ok, und Nacktheit in Musikvideos ist auch kein Tabu mehr. Mit mehreren Paramore-Mitgliedern geschrieben und produziert ist der bisher veröffentlichte Teil des kommenden Albums "Petals For Armor" außerdem musikalisch absolut großartig. Weit, weit weg von Paramore aus "Riot!"-Zeiten, aber auch weit weg von Pop-Paramore, mit denen ich bis heute nichts anfangen kann. Düster, stimmungsvoll und emotional.
Judith Holofernes, Käptn Peng und Gisbert zu Knyphausen - Danke, ich hab schon / Kündigung/ Guten Tag
Drei grandiose Musiker mischen einen Judith Holofernes-, einen Wir sind Helden- und einen Käpt'n Peng-Song? Fantastisch. Sehr unterhaltsam.
Carly Rae Jepsen - Your Type
Einfach Popmusik, aber gute.
Element of Crime - Nimm dir, was du willst
Spielen wir in meiner Band und ich mag den Text.
The HU - Wolf Totem feat. Jacoby Shaddix of Papa Roach
Irgendwo zwischen Rock, Metal und mongolischen Kehlkopfgesängen bewegen sich The HU, die auf Youtube seit einiger Zeit aufsteigen. Die Kombination ist meiner Meinung nach grandios und dieser Titel eignet sich gut zum Einsteig für alle, denen das eigentlich zu seltsam klingt. Wer gitarrenlastige Rockmusik oder Metal mit cleanem Gesang mag und auch mal über den Tellerrand blickt, sollte sich das anhören.
Genevieve - Show Your Colors
Zurück zum Pop. Genevieve habe ich bei NPR entdeckt, sie hatte nur eine kurze Solokarriere und singt eigentlich für Company Of Thieves, aber zu Solozeiten entstand unter anderem dieser schöne Song. So fröhliche, pushende Musik findet man viel zu selten. Tanzbar, lebending, gut gelaunt. Außerdem gibt es ein wunderschönes Video dazu.
Company Of Thieves - Treasure
Speaking of Company Of Thieves: Die klingen zum Beispiel so. Etwas geheimnisvoll, irgendwie rockig, aber nicht laut, tanzbar, aber nicht aufdringlich.
The Hush Sound - Medicine Man
Und um die Kette noch eine Station weiterzuführen: Der Bassist von COT ist auch der Bassist von The Hush Sound. Die wiederum erinnern mich sehr an The Pretty Reckless, nur weniger auf Drogen. Was nicht unbedingt schlecht ist.

Bonusfeature: Bertolt Meyer, der an der TU Chemnitz als Professor lehrt und in seiner Freizeit als DJ aktiv ist, hat mit seiner Unterarmprothese den ungefähr coolsten Hack gebaut, den ich seit Jahren gesehen habe. So sehen Erfinder- und Musikergeist aus - Basteln bis zum Erreichen der eigenen Ziele, auch am eigenen Körper. Hacking prosthesis to control synthesizer

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