Musik-Neuentdeckungen 104


Moin und willkommen im neuen Jahr. Nachdem ich es 2021 nicht ein einziges Mal geschafft habe, stelle ich hier nun eine Auswahl der Lieder vor, die ich 2021 neu entdeckt habe - weil ich sie zu schätzen gelernt habe, weil sie nach langer Zeit wieder aufgetaucht sind oder weil sie einfach neu sind. Radio, Konzerte, Festivals und Empfehlungen von Freunden und Bloggern bringen immer wieder frischen Wind in meine Sammlung und die hier ausgewählten Titel, oft auch andere Titel der Band, möchte ich als Empfehlung an euch weitergeben. Aufgrund der schwierigen Rechtslage in Deutschland gibt es meistens keine Links, aber über Google, Spotify & Co findet sich alles.

Moby - Power Is Taken
Beginnen wir mit einem Künstler, der mich eigentlich mein ganzes Leben lang schon begleitet und immerhin seit 2008 oder so auch sehr bewusst. Moby ist längst mehr Aktivist als Musiker, aber ohne Musik kommt er dann doch nicht aus. 2021 erschien sein fantastisches Album "Reprise", das ich jedem empfehlen kann, der entweder Orchester-Vertonungen von Populärmusik oder Moby oder beides mag. Noch davor, schon 2020 auf dem Album "All Visible Objects", erschien dieser Oldschool-Techno-Track, der definitiv keine so universelle Zielgruppe hat, aber für Technofans einfach fantastisch ist. Klassische Synthesizer, Beats und ein großartiges Mantra, ich kriege davon jedenfalls Gänsehaut.
Vaal - Blade
Wir bleiben fast im Genre und widmen uns Vaal, alias Eliot Sumner, alias I Blame Coco. Unter dem Pseudonym Vaal agiert sie als DJ und entfernt sich sehr, sehr weit von der radiotauglichen Popmusik, die man früher von ihr gehört hat. Treibende Beats, aggressive Synthesizer und ein Hauch von 80s im Sound, das Album Nosferatu hätte sich auch gut auf der Loveparade gemacht.
Hans Zimmer - 160 BPM
Da mir die Hintergrundmusik von Anno 1404 beim Zocken zu langweilig wurde, fing ich an, Filmmusik zu hören, und natürlich bietet es sich da an, erstmal alles von Hans Zimmer zu hören. Während ich den Soundtrack von Dune insgesamt sehr großartig finde, möchte ich als einzelnen Titel hier einen aus dem Soundtrack zu Illuminati* (englisch: Angels & Demons) herausstellen. Die Instrumentierung, der Chor, das Tempo, die Stufen im Spannungsbogen, die Dynamik... ich weiß nicht, bei welcher Szene der Titel verwendet wurde, aber ich bin sicher, sie hat mit hoher Adrenalinausschüttung zu tun.
Fritz Kalkbrenner - Good Things
Fritz Kalkbrenner ist eher der Typ "und hier noch ein Album von dem, was ich immer mache", aber irgendwie ist das okay. Der Stil wird mir nie langweilig, nur die einzelnen Tracks hat man irgendwann dann doch sehr oft gehört. Es ist also Zeit, dass ich mir mal ein weiteres Album von ihm kaufe. Good Things ist vom aktuellen Album True Colours, erschien somit 2020 und passt thematisch gut in die Zeit. Noch etwas melodischer als früher, aber mit den gleichen sanft treibenden Beats macht es vorsichtige Hoffnung darauf, irgendwann auch mal wieder unbeschwert tanzen gehen zu können.
Moby - Victoria Lucas
Noch etwas ruhiger, aber in meinen Ohren weniger melancholisch, eher beruhigend und entspannend ist dieser Titel von Mobys Album Destroyed, das noch viel älter ist als die oben genannten, mir aber auch erst vor kurzem in die Hände fiel. Bei der üppigen Diskografie kann man sich ja durchaus auch eine Weile mit seinem Werk beschäftigen... Destroyed ist insgesamt eher düster, After beispielsweise ist regelrecht verstörend, noch mehr, wenn man das dazugehörige Video anschaut. Victoria Lucas hingegen könnte einen da auch wieder rausziehen, baut es sich doch um sein schwimmendes, immer gleiches Klavierthema langsam auf, um am Ende regelrecht Kraft auszustrahlen. Der Weg ist lang, aber am Ende ist Licht.
Fler - Das alles ist Deutschland (feat. Bushido)
Harter Bruch: Deutschrap trifft Deutschrock. Fler greift das ambivalente Image, das die Prinzen im gleichnamigen Lied von Deutschland zeichnen, auf und bezieht es auf sein eigenes Leben. Wenngleich man über den Text ob der Menge an Klischees ebenso streiten kann wie über den des Originals, finde ich die Adaption doch ausgesprochen gelungen.
Blood Red Shoes - Misery Loves Company
Blood Red Shoes haben nicht nur inzwischen ein eigenes Musiklabel (Jazz Life), sie haben auch schon wieder ihren Sound massiv weiterentwickelt. Das diesen Monat kommende Album ist mehr Badass als je zuvor, Laura-Marys Vocals nehmen ganz neue böse Züge an, der Gitarrensound ist noch fetter und die Drums sind komplexer. Auf Twitter ging die Geschichte um, dass die Band mit dem neuen Album zu "Evil Blood Red Shoes" wird. Ich liebe diese Leute.

Bonus:

O.K. - Okay!
Alles, was die 80er waren, in einem Song unter vier Minuten? Absolut machbar. Das gesamte Werk der Band ist ein Haufen Samples, aber das hier ist die Krönung: Mondlandung, Eurovision Song Contest, klassische Synthesizer, kalter Krieg, Fußball, Fake-Depeche Mode und im Video auch die entsprechenden Frisuren. Als erst '90 geborener Mensch war ich sehr verwirrt von diesem Lied, aber ich glaube, ob der wahllosen Zusammenstellung wäre ich das auch gewesen, wenn ich all die Zitate aus eigener Erfahrung erkannt hätte...
Elton John - Oven Manual Song
Elton John hatte offenbar nicht nur die Eigenschaft, schnell viele Songs zu schreiben (und zu verwerfen), sondern auch, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen. Es gibt mehrere Aufzeichnungen, wie er im Fernsehen zu wahllosen Texten Lieder aus dem Ärmel schüttelt, aber das absurdeste ist wohl die Vertonung einer Bedienungsanleitung für einen Backofen.

--

* Mir fällt gerade auf: Hier hat doch echt mal niemand einen englischen Untertitel reingedrückt, sondern der Film hat einfach einen eigenständigen deutschen Titel...

Du möchtest etwas zu diesem Artikel sagen? Schreib mir auf Twitter @Konzertheld oder einfach eine Mail an blog [at] konzertheld.de! Oder klick auf den Titel des Artikels, um die volle Ansicht zu laden und einen Kommentar zu schreiben.