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Geschichten, die Musik schreiben

Obwohl man im Internet an nahezu jedes Album auch umsonst kommt, sammele ich Alben auf CDs, so richtig mit schicker Hülle und Booklet mit Textheft. Und manchmal recherchiere ich auch, warum ein Album eigentlich so heißt wie es heißt, oder die Entstehung eines Liedtextes interessiert mich. Dank sei dem Internet, merkt man so doch schnell dass diese Dinge auch andere Leute interessieren und meistens findet man sogar, was man gesucht hat. Einige interessante Dinge habe ich in den letzten Tagen erfahren, bis auf das letzte alle anhand meiner drei neuesten Alben... vielleicht nicht unbedingt was Besonderes, aber bemerkenswert.

In Blue ist der Titel eines Albums der irischen Band The Corrs, er bedeutet "trauernd". Dazu muss man wissen, dass die Corrs eine Familienband sind - die vier Bandmitglieder sind Geschwister, andere Familienmitglieder sind bei der Produktion der Alben mittätig. "In Blue" ist nach dem Tod der gemeinsamen Mutter entstanden, und so heißt es auch am Ende des Textheftes "This album is dedicated to our mother Jean Corr." Entsprechend sind auf diesem Album ungewöhnlich viele melancholische Lieder enthalten.

Auch Unverwundbar von Klee hat einen melancholischen Beigeschmack, in diesem Fall ist es aber das erste Album der Band - unter diesem Namen. Die drei Kernmitglieder (die Besetzung ist im Studio kleiner als live) waren zuvor schon als Ralley tätig, es kam jedoch zu einem Unfall mit dem Tourbus auf der Autobahn, bei dem zwei Mitglieder der Band so schwer verletzt wurden, dass sie erst drei Jahre später wieder Musik machen konnten. Im Zuge der Neugründung erfolgte auch die Umbenennung zu Klee.

The Ting Tings haben mich bisher eher zum Lachen gebracht. Der Text von "Impacilla Carpisung" ist absolut unverständlich, also hab ich mich auf die Suche gemacht, aber nirgendwo was finden können. Im "Textheft" (bandtypisch eigentlich eher eine wilde bunte Gekritzelsammlung) steht der Text auch nicht drin - aber es gibt ein Statement der Band dazu: Der Text ist gar kein Text - nur eine sinnfreie Wortansammlung, die der Band helfen sollte, sich an die Melodie zu erinnern :D

Auch der Albumtitel hat was selbstironisches... die Tings haben mit ihren Singles schon vor Veröffentlichung des Albums großen Erfolg gehabt. "Shut up and let me go" wurde Soundtrack eines iPod-Werbespots, "That's not my name" landete direkt auf Platz 1 der britischen Charts. Auf Konzerten wurde nicht nur zuhause, sondern z.B. auch in Deutschland und China (muha... warum habe ich bloß ausgerechnet die beiden gewählt...) gefeiert. Aber Hauptsache, das Album heißt We Started Nothing.... :D

Abschließend noch ein Klassiker: Smoke on the water. Ich kann nur raten, wie ich da eigentlich drauf gekommen bin, es war irgendwie in den Tiefen von Wikipedia... vermutlich war es etwa so, dass ich etwas über World of TOS recherchieren wollte, eine Band, für die ich beim Hurricane Flyer gesehen habe (ohne die Möglichkeit, hinzugehen, parallel habe ich gerade versucht, ein Ladegerät für mein Handy aufzutreiben). Dabei bin ich dann (vielleicht) an Peter Tosh geraten, der (vielleicht) der Namensgeber der Band ist, über den zum Montreux Jazz Festival (da hab ich auf jeden Fall gelesen, bin mir nur nicht mehr sicher wieso) und habe da dann von der Entstehung des Songs gelesen. Mir war bis dahin gar nicht klar, dass der Song von einer wahren Begebenheit handelt. Deep Purple wollten auf besagtem Festival spielen und waren vorher noch feiern, als jemand ein Feuer ausgelöst hat. Die gesamte Location ist abgebrannt und über dem Genfer See, wo das Festival stattfindet, lag Rauch - Smoke on the water. Spannend, wie manche Songs entstehen...

But some stupid with a flare gun
Burned the place to the ground
Smoke on the water, fire in the sky...



Nächster Gadgetabend am 12. August

Kurzer Hinweis für alle Interessierten: Am Mittwoch ist wieder Gadgetabend und ich fahre hin. Wer auf Technikspielzeug steht, selbst was cooles hat oder sich informieren möchte (iPhone-Kauf geplant oder was weiß ich), einfach hinfahren, Details auf unperfekthaus.de. Für jeden aus Essen und Umgebung leicht zu erreichen, sogar ich mit meinem nicht vorhandenen Orientierungssinn habe das Teil gefunden.



Gadgetabend im Unperfekthaus

Unendlich viele alkoholfreie Getränke kostenlos, jede Menge Technik und nette Menschen - das war das, was ich wusste, was mich erwartet, als ich mich am Mittwoch Abend auf den Weg zum Gadgetabend gemacht habe. Das Konzept des Unperfekthauses hatte mich schon vorher fasziniert, nun hatte ich also mal eine Gelegenheit mir das selbst anzuschauen. Perfektion wird hier tatsächlich nicht an den Tag gelegt, allerdings fällt das eher angenehm auf - man fühlt sich einfach eher zuhause und willkommen als in einem hochprofessionellen modernen Hotel oder Bürohaus. Passenderweise, ausgehend davon dass eine Menge Nerds an diesem Abend teilnehmen werden, findet der Gadgetabend in Raum 404 statt. Zufall, angeblich :D

Mein Zug hatte aufgrund von "kracks nuschel Wuppertal" "unbestimmte Verspätung", wie die stotternde Bahnsprecherin mitzuteilen wusste, die Anzeige nannte das 20 Minuten und auch wenn es letztendlich nur 15 waren, kam ich zu spät und doch früh genug für die spontane Vorstellungsrunde. Etwa 15-20 Teilnehmer hatten sich eingefunden, Studenten und Erwachsene, Männer und Frauen, mit oder ohne eigenes Gadget, Interessierte, Wiederkommer, Sponsoren, der Gründer des Unperfekthauses. Ein Brite mit starkem Akzent, aber fließendem Deutsch, war auch dabei - mit Hackintosh.

Der Gadgetabend soll also eine Möglichkeit für Technikbegeisterte sein, eigenes zu präsentieren, neues auszuprobieren, sich auszutauschen. Eine nette Idee, welcher Elektronikshop lässt einen schon nach Lust und Laune iPhone, Blackberry und G1 ausprobieren oder kann einem ernsthaft erklären, wie man Mac OS auf ein normales Netbook installiert. An diesem Mittwoch gab's außer dem genannten noch den "Arduido" zu bestaunen, eine vielfältig erweiterbare Platine mit Mikrocontroller mit Zielgruppe Einsteiger - verschiedenste Module von WLAN bis Audio sind fertig kaufbar und müssen dann nur noch mit der Basisplatine verbaut werden; außerdem ist der Mikrocontroller in Processing programmierbar, welches C oder Java ähnelt. Frisch vom Einsatz aus der Firma war außerdem ein akkubetriebener Miniprojektor dabei und eines der iPhones war mit einer schicken Kirschholzhülle versehen. Eine vollständige Liste findet sich bei Twitter unter dem Hashtag #gadgetabend.

Überhaupt ist das die größte Gemeinsamkeit der Besucher: Sie twittern. Einige haben auch schon ein Poken dabei, viele bloggen, der Autor vom Pottblog ist vielleicht der Bekannteste unter ihnen. Durchweg Nutzer der modernen Medien auf jeden Fall; wer nicht wenigstens ein bisschen technikverrückt ist, wird es hier entweder - oder flüchtet ganz schnell nach hause.

Bekannterweise gehöre ich ja zu denen, die schon technikverrückt sind ;) , von daher werde ich sicher nochmal wieder kommen. Diesmal habe ich jedenfalls gelernt: iPhones gibt es auch ohne Vertrag, sind dann aber nicht bezahlbar. Googles G1 ist eine echte Alternative, wenn man nicht 100 Apps braucht und eigentlich sein Handy nur um eine Tastatur, einen großen Bildschirm und einen Kalender erweitern möchte. Bis ich mir ein Smartphone anschaffe, muss mein Desktopkalender aber erstmal in beide Richtungen synchronisieren lernen und zu Windows 7 kompatibel werden. Windows ist übrigens Seltenheit beim Gadgetabend - mehrere Macbooks sind zu sehen, auch Netbooks mit Linux. Über Windows redet hier niemand. Wird Zeit, meinen Windows 7-Testbericht fertig zu schreiben ;)

Mehr Infos zum Gadgetabend gibt es auf gadgetabend.de, dort finden sich auch Links zu Berichten und Kontaktdaten der Teilnehmer.

[picasaView album="Gadgetabend Juli 2009"]



Sommerlan 2009

3 Apple-, 1 Linux- und 7 Windows-User; 6 Standrechner, 5 Notebooks, 1 Mac und 1 Beamer, 4 Switches und über 100 Meter Kabel; 1 Kühlschrank, 2 Beutel Eiswürfel, 12 Flaschen Cola, 12 Flaschen koffeinfreie Getränke und diverse alkoholhaltige Getränke und vereinzelte Energydrinks; 2 Strom- und ein Lüfterausfall; 8 offene Fenster, 2 Tischventilatoren und 2 leistungsstarke Außenwandlüfter: ohne all das wäre diese Lanparty nicht das geworden, was sie war.

Viele Absagen gab es im Vorfeld, es sollte eine große Lan werden, aber irgendwie hatten dann doch nicht alle so Zeit wie sie sollten und wollten. War vielleicht ganz gut so, denn unter der Last der vielen PCs brach das Stromnetz dann doch zusammen, als wir den Beamer zur Projektion der besten Spieler anschließen wollten. Nach dem zweiten Ausfall haben wir es dann sicherheitshalber sein gelassen, eh noch die Lampe Schaden nimmt.

Trotz verschiedener Bemühungen im Vorfeld hatte natürlich wieder quasi niemand alle Spiele installiert, trotz aller Erfahrungen und allem Wissen was wir in den letzten Jahren gesammelt haben hat natürlich wieder kein Spiel bei jedem gefunzt. So langsam begreife ich, warum auf richtig großen Lans nur Counterstrike und WC3 gespielt werden: Die haben lächerlich niedrige Systemanforderungen, laufen überall und müssen nichtmal zwangsweise installiert werden.

Auch wenn überwiegend Call of Duty 4 gespielt wurde, war die Lan doch vergleichsweise strategisch. Immerhin gab es eine größere Gruppe Empire Earth 1-Spieler, zu der ich ohne Vista oder älteres Betriebssystem leider nicht gehören kann; dafür gab's ein 1on1 mit Andi Command&Conquer Generals ZH. Die klassischen Strategiespiele sind immer noch die Besten... Schlacht um Mittelerde 2 hat auch bei einigen funktioniert, immerhin; und das taktisch ausgelegte Rainbow Six Vegas hat zumindest versucht sich gegen Call of Duty durchzusetzen (relativ erfolglos).

Dafür haben wir ein ganz neues Potential entdeckt: CoD macht auch Spaß, wenn man es nicht im DM oder TDM spielt! Mein persönlicher Favorit bei den Spielmodi ist ja Freeze Tag, was mich immer an A-Fangen vom Judo-Kindertraining erinnert: Klassisches Fangen, aber wer gefangen ist, bleibt stehen und macht mit den Armen ein A über dem Kopf, bis er von einem noch nicht gefangenen Spieler befreit wird. Bei Freeze Tag stirbt niemand, Spieler werden eingefroren bis sie von Mitspielern des gleichen Teams aufgetaut werden. Teamwork ist gefragt - je mehr Spieler, desto schneller der Auftauvorgang. Sind alle eingefroren, siegt das gegnerische Team.

Trackmania wurde auch gespielt, wenn auch nicht von allen; es hatte sich eine "feindliche" CoD-Fraktion gebildet, die mit den etablierten Serverregeln meines Servers nicht einverstanden war und aus Protest einen eigenen Server aufgemacht hat. Immer diese Grüppchenbildung... :D

Die 36 Liter Getränke waren definitiv mal wieder zuviel, dafür hat die Versorgung mit Essen sehr gut geklappt. Die meisten ließen sich Pizza liefern, Bestellungen bei Subway gab's aber auch. Chips usw. haben wir selbst mitbringen lassen - funktioniert einfach am Besten. Immerhin in der Hinsicht sind wir also schon fast am Idealzustand der Planungskunst.

Alles in allem war es eigentlich recht lustig, sogar die, die schlafen wollten, konnten das tun... und wir werden echt alternativ...

Quote taktischer Spielmodi bei Egoshootern: ca 50%
Quote der Notebook-Benutzer: 45%
Quote alternativer Betriebssysteme: 36%
Quote der Leute, die auf ihren alternativen Betriebssystemen auch wirklich spielen: 9% mindestens (einer, immerhin!)
ok, Frauenquote: 9% (eine).

Schade, dass das mit dem Beamer nicht geklappt hat. Vielleicht beim nächsten Mal. Erfreulich auch, dass der Kreis begeisterter Lan-Teilnehmer immer größer wird. Ich sehe da eine spaßige Zukunft für uns hahahah



[kettenbriefe] Idioten sind witzig!

Lange kein Kettenbrief mehr gepostet. Hier mal wieder einer, den ich richtig gut finde:

Hier mal ein Paar Fakten:

1. Du bist im Internet
2. Du bist bei SchuelerVZ
3. Du liest grad
5. Du hast nicht bemerkt das 4. fehlt..
6. Du kontrollierst es grade...
7. Du lachst

und noch was...

Es gibt genau 6 Wahrheiten in deinem Leben:

1. Du kannst nicht alle deine Zähne
mit deiner Zunge berühren!!!

2. Du bist ein Idiot, weil du Wahrheit 1.
auf die Probe gestellt hast.

3. Wahrheit 1 ist eine Lüge.

4. Jetzt lächelst du,
weil du ein Idiot bist :-)

5. Du wirst das bald an einen anderen
Idioten schicken.

6. Du lächelst immer noch,
weil du dich freust,
dass der nächste genauso blöd sein wird,
wie DU



Auf geht's, drei Tage Party...

...jetzt wird für's Hurricane gepackt und letzte Reste überlegt und geplant und dann geht's morgen Vormittag los hahahah Natürlich gibt's danach dann auch einen Bericht und wenn ich mich vom Feiern erholt hab, werd ich auch mal wieder einige Blogartikel fertigstellen, die schon länger fällig sind.



Kirchentag 2009 - Samstag

Der Samstag beginnt für mich damit, dass ich verschlafe. Am Abend In der Nacht zuvor hatte ich noch am Blog gesessen und dann ist es doch spät geworden, so fällt der Gottesdienst Samstag Morgen aus. Irgendwie wird dann alles etwas spät und etwas gemächlicher, so dass ich gegen Mittag beschließe den Tag in der Überseestadt zu verbringen. Dort war ich schließlich bisher nur sehr wenig.

Die Busse sind alle hoffnungslos überfüllt, beim Warten treffe ich eine Pfadfinderin, die zu ihrer Schicht im Zentrum Jugend in der Überseestadt muss. Wir quatschen ein bisschen, während der Bus sich durch die Stadt quält. Der Shuttlebus, der durchfährt, ist eindeutig angenehmer. Am Speicher XI ist Endstation... also raus und "die schwarzen Zelte, aber die, die irgendwie anders sind" suchen. Leider haben wir beide keine Orientierung ("nicht so gut für ne Pfadfinderin"), aber irgendwie sieht es auf der Karte so aus als müssten wir eh in die gleiche Richtung, sie zu ihrer Schicht und ich zur Schwimmbühne zum Ten Sing Deutschland-Konzert. Die ersten Fotos im Samstagsalbum (unten) zeugen davon, dass wir die Pfadfinder vom VCP dann doch gefunden haben hahahah

Beim Zentrum Jugend, wo wir nun sind, ist ne Menge los, aber mich zieht's zum Konzert. Die Begeisterung von Ten Sing ist immer noch da, und eine aus ganz Deutschland zusammengestellte Gruppe klingt vielversprechend. Also auf zur Schwimmbühne.

Beim Ten Sing Deutschland-Konzert ist gut was los. Die Treppe ist recht gut gefüllt mit neugierigen Zuschauern, vorne wo ich mich rumtreibe sind die meisten allerdings selbst Ten Singer. Schade eigentlich. Die sind natürlich total hin und weg, ich bin's allerdings auch. Ein sehr vielfältiges Programm bieten die Ten Singer, angefangen mit quasi klassischer Chormusik (immer allerdings mit Front- bzw. Vorsänger) über Cover von bekannten Stücken mit Massentanz (Rihanna - Don't stop the music, Plain White T's - 1,2,3,4, Wir sind Helden - Aurélie) bis zu kurzen Theaterstücken. Zwischendrin gibt's ab und zu Kommentare zu dem was passiert und eine Einlage, in der sketchartig (ich nenn' es mal so, schwer zu beschreiben) von jeweils einem Ten Sing-Mitglied vorgestellt wird was man bei Ten Sing alles machen kann: Singen, Instrumente spielen, Tanzen, Theater spielen, Technik machen (Licht und Sound bei Konzerten). Spaß haben halt. Schade, dass ich schon quasi zu alt bin...

Nach dem Ten Sing-Konzert geht's wieder ans andere Ende der Überseestadt. Ein Rockgottesdienst klingt vielversprechend und irgendwie ist mir ja doch danach, wo ich den am Morgen schon verpasst habe. Aber leider heißt es mal wieder: Halle überfüllt. Draußen anhören mag ich dann auch nicht. Naja, Zeit nutzen ist auch mal gut, der Tag geht schon langsam dem Ende zu und immerhin ist es der letzte. Also nochmal zu den PiRatten und die zweite Karte abgeben (am Freitag hatte ich nur eine Adresse mit) und noch ein bisschen quatschen, erklären lassen wo das Internetcafé ist und auf den Weg dorthin machen.

Das Internetcafé ist in einem Turm ganz oben, auf dem Weg dorthin komme ich bei einer kleinen Ausstellung eines Oberstufenkurses vorbei. Einige Schüler haben sich mit der scheinbaren Differenz zwischen der Evolutionstheorie und der Schöpfungsgeschichte beschäftigt. Ergebnis, ganz grob gefasst: Man kann das eine nicht mit dem anderen beweisen - wozu auch? Der Glaube ist, und die Wissenschaft ist auch. Hunderprozentig belegt ist es beides nicht. Außerdem wird hier über die Kinderarmut in Deutschland aufgeklärt, eine wichtige Sache, denn gerade im eigenen Land denkt man nicht oft daran, dass es nicht jedem so gut geht. Die definierte Armutsgrenze Deutschlands ist sicher nichts gegen die bitterarmen Verhältnisse auf anderen Kontinenten - aber wenn beispielsweise in Bremen jedes sechste Kind unter die Armutsgrenze fällt, ist das auch kein würdiger Zustand.

Im Turm oben angekommen staune ich erstmal, wie gut das mobile Internetcafé "Cybercafé 42" ausgestattet ist. Am Eingang wirbt ein Schild mit der kostenlosen Abgabe von Röhrenmonitoren - um die Ecke stehen sie auch alle, noch kräftig im Einsatz. Etwa 15 PCs sind hier aufgebaut und stehen zum Surfen zur Verfügung, am Ende des Raumes sind leere Tische mit Steckdosenleisten vorhanden für die Leute mit eigenem Notebook hahahah . Das WLAN ist kostenlos und der Internetzugang schnell. Eine gute Gelegenheit, Kontakt nach hause herzustellen. Die Fotos zeigen im Wesentlichen die vor den WLAN-Tischen aufgebauten Tanzmatten - eine coole Erfindung, die ich mit nach hause genommen und dort selbst umgesetzt habe. Ergänzende Infos dazu bei Wikipedia und über die Software auf deren Seite, danke nochmal an den Mitarbeiter der mich informiert hat, dass es dieses System nicht nur für Spielekonsolen gibt, sondern auch für den PC.

Stunden später ist es Abend geworden und als Finale der Woche steht noch ein letztes Konzert an. Auf halbem Weg zur Schwimmbühne befindet sich noch eine weitere feste Bühne, dorthin führt mein Weg jetzt. Das Programm verspricht Folkrock und Party, ich habe keine Ahnung was mich erwartet. Das erste was mich hinter den Taxen angrinst sind Stühle (Stühle auf einem Rockkonzert?!). Naja, der Soundcheck ist noch im Gange, erstmal hinsetzen und abwarten, ein bisschen mit den Leuten quatschen, sich Bio-Erdbeeren vom nahegelegenen Biomarkt schenken lassen und über die Sänger lachen "also, ich hätte ja auf meinem Monitor die Akustikgitarre gerne noch ein ganz kleines bisschen lauter. Und der Gesang von ihm da ist etwas laut, also, eigentlich... kann man den ganz wegmachen? Ich mag das nicht hören." :D

Eileen Q heißen die Jungs, die uns einheizen wollen. Und nach der Klarstellung direkt am Anfang, dass man hier Stimmung haben will, gibt's die auch. "Was ist das? *hoch halt*" - "EIN STUHL!" - "Brauchen wir sowas?" - "NEIN!" - "Na also, dann kommt mal nach vorne!" hahahah Und "die, die unbedingt sitzen bleiben wollen" dürfen dann wenigstens kräftig mitklatschen. Funktioniert auch irgendwie alles gut - 1500 Leute sind da, man kann sich die Atmosphäre etwa so vorstellen wie bei einem Konzert mit 10000 in den vordersten 1500. Also quasi nur der Menschenteil mit Partylaune, der Rest ist einfach weg gefallen. Und im Gegensatz zu Die Happy ist hier durchaus ein gemischtes Publikum, nicht nur Jugendliche, auch deren Elterngeneration ist vertreten. Gegen Ende sitzt nicht nur kaum noch jemand, es steht auch kaum jemand mehr, alles schubst oder polonaist irgendwie durch die Gegend und hat einfach Spass. Die Band wird so gefeiert, dass das zum Merchandise-Stand umfunktionierte Dolmetscherzelt überrannt wird (alle drei Alben für 20€ - alle meine!) und es fünf Zugaben gibt. Rekord diese Woche!

Als dann wirklich die allerletzte Zugabe gespielt wurde, stehen Taxen und Shuttlebusse bereit die Menschen abzutransportieren. Jemand verliert sein Handy, selbiges wird um 2cm von einem Busrad verfehlt und aufgesammelt. Ich freue mich immer über ehrliche Menschen - die Jungs, die das Handy aufgesammelt haben, sind nicht mal mit dem ersten Bus mitgefahren, weil sich dort niemand gemeldet hat, dem es gehören könnte. Ich bin allerdings ganz froh über meinen Sitzplatz, nach 2,5 bis 3 Stunden Party ist man doch k.o. hahahah Und im Bus geht's ja noch weiter, denn der Busfahrer sieht das alles etwas lockerer als die Metronom und so geht's dann Laudato Si, Bruder Jakob und "Ein Hoch auf unser'n Busfahrer Klaus" gröhlend singend zur Messe zurück, wo wie gewohnt alles zum Bahnhof geleitet wird. Ein wunderbarer Abschluss, in dem der wunderbare Sonnenbrand total untergeht hahahah

[picasaView album="Kirchentag 2009 - Samstag"]



Kirchentag 2009 - Donnerstag

Donnerstag, heute geht's richtig los. Den Artikel von Mittwoch habe ich dieweil nochmal überarbeitet, also ruhig nochmal lesen, falls schon geschehen ;)
Ich schrieb ja schon, dass der Kirchentag ein logistisches Meisterwerk ist, selbst in das entlegene Kaff wo ich wohne fahren oft genug Züge. Aber selbst hier sind überall Menschen - ganz Deutschland scheint sich Richtung Bremen zu bewegen. 100.000 Dauerteilnehmer, am Abend der Begegnung sollen 300.000 Menschen gewesen sein.

Die Twitterer unter den Kirchentagsbesuchern haben im Vorfeld ein Treffen auf der Messe organisiert, also fahre ich als erstes zur Messe und dort einfach mal durchgestöbert; irgendwie lohnt sich nix vorher. Sieben Hallen bietet die Messe Bremen, die meisten werden für Diskussionsrunden und Vorträge genutzt. Eine eigene Halle nimmt das ökumenische Dorf ein, wo verschiedenste, oft religiös orientierte, Organisationen ihre Arbeit präsentieren. Das Spektrum reicht von der Vereinigung evangelischer Kirchen über die Vereinigung christlicher Post- und Telekommitarbeiter bis hin zu den Kreuzrittern. Auch wohltätige Einrichtungen und Bündnisse für ethische und moralische Fragen (Abtreibung...) sind hier vertreten. Ich bleibe am Ende in einem Vortrag über den Klimawandel hängen, der unter anderem die Lösungsstrategie der angestrebten maximalen globalen Temperaturerhöhung von 2°C erklärt.

Für das Twitter-Treffen habe ich die Podiumsdiskussion mit Christian Pfeiffer, dem videospielfeindlichen Kriminologen, sausen lassen - vielleicht ein Fehler, denn das Treffen erreiche ich nicht mehr, den Stand mit der angegebenen Nummer gibt es nicht. Später werde ich bei Twitter lesen, dass ein Zelt gemeint war. Naja, die afrikanische (?) Gesangs- und Tanzgruppe, die ein Spontankonzert mitten auf dem Messegelände gab, sorgt stattdessen für gute Laune - auf einem freien Stück zwischen den Hallen und den Ständen draußen, einige Menschen um sich versammelt. Den Text versteht vermutlich niemand, aber die Musik hat Rhytmus und die Truppe sorgt für eine positive Atmosphäre. hahahah

Auch ansonsten merke ich schon heute, dass meine Pläne umsonst waren. Die Veranstaltung mit Wolfgang Schäuble, die im aktualisierten Programm angegeben wurde, wurde nach Druck der Aktualisierung (die nach dem eigentlichen Programm gedruckt wurde) schon wieder abgesagt. Naja, irgendwie habe ich die Zeit rumgekriegt, war in der Stadt beim CVJM und am Bahnhof, jetzt zurück zur Messe. Irgendwie kommt da Musik her, die mich anzieht - wie immer, wenn irgendwo laute Musik ist. Ich kann sowas einfach nicht widerstehen.

Die Wise Guys haben gerade ihren Soundcheck auf der Bühne an der Bürgerweide (riesige Kopfsteinpfasterfläche auf dem Messegelände) - sehr cool. Einer nach dem anderen kommt raus und wird bejubelt, da kommt schon jetzt Stimmung auf. Etwas später sind dann alle fünf zusammen draußen und testen eigentlich nur die Technik, was auch nötig ist, aber als Fan braucht man keine funktionierenden Monitorboxen und irgendwie ist der Soundcheck schon ein kleines Konzert.

Wegen dem aufziehenden Unwetter und der Warnungen des Wetterdienstes werden dann allerdings die Boxen heruntergelassen und die Leute vom Vorbühnenbereich weg geschickt, was natürlich für Protest sorgt unter denen, die dort schon lange im Regen gewartet hatten, um ganz vorne dabei zu sein. Das Sicherheitspersonal einigt sich dann auf einen Kompromiss und die Leute, die vorher in den ersten Reihen waren, durften an den Rand, nur eben nicht vor der Bühne um Unfälle durch das schlechte Wetter zu vermeiden. Führte natürlich später zu heillosem Chaos, als die Fans hinterher wieder an ihre Plätze gelassen wurden.

Dazu vielleicht noch etwas zum Aufbau der Bürgerweide... im vordersten Bereich sind ca. 10 und 20 Meter vor der Bühne Metallzäune, die etwa so breit sind wie die Bühne und an denen Sitzgelegenheiten montiert sind (die auch zum Rucksack drunter stellen taugen). Die Fans, die da gescheucht wurden, mussten den Bereich zwischen der Bühne und dem ersten Metallzaun auf der gesamten Bühnenbreite räumen. Ich habe leider kein Foto, wie das dann aussah, aber man kann sich vielleicht vorstellen, wie die Leute dann in diesen 10 x $BreitederBühne Meter großen Bereich gestürmt sind :D

Bevor aber das Stürmen auf die ersten Plätze losgehen kann, muss erstmal abgewartet werden, ob nicht wirklich ein Unwetter losbricht. Ich werde später hören, dass in der Überseestadt am Hafen Zelte eingestürzt sind oder mit größeren Personengruppen festgehalten werden mussten, damit sie nicht wegfliegen. Während die Fans in den ersten Reihen zumindest an die Seiten gescheucht werden, begebe ich mich jedenfalls in die nächstgelegene Messehalle und kriege so nur den Anfang von jeder Menge Regen und Hagel ab (alles kein Vergleich zur Überseestadt, dort war der Hagel wohl im Durchmesser 5-6cm groß).

Lange hält es aber niemanden in der Halle, kaum lässt der Regen nach, geht es wieder raus. Die Wise Guys beenden noch ihren Soundcheck, danach kommt ein Kinderchor auf die Bühne, der später ein Musical vorstellen soll und eigentlich nur kurz den Soundcheck machen will. Aber begeisterte Menschenmassen waren noch nie kontrollierbar, die Kinder werden begeistert bejubelt und beklatscht :D Muss ein Wahnsinnserlebnis sein für die Kleinen, vor so einer großen Menge aufzutreten... nach den drei Liedern ist aber erstmal Schluss und Just Gospel kommen auf die Bühne. Deren Soundcheck verläuft dann auch als einziger recht unspektakulär, im Publikum sind wenig Gospelfans. Also Soundcheck und wieder warten. Einer von den Jungs neben mir hat inzwischen Hunger und bequatscht kurzerhand seinen großen Bruder, sich durch die Mengen nach draußen zu quetschen und Essen zu holen. Kurz rumgefragt und fünf Bestellungen eingesammelt :D Bitter, dass er dann hinterher den Döner liegen gelassen hat, also nochmal durch die Menge zum Bahnhof. Wirklich cooler Typ und ne Wahnsinnsleistung, sich da durch zu quetschen und wieder zurück zu finden und sogar das Essen heil mit zu bringen.

Während wir dann alle so essen, sind auch die Soundchecks alle durch und der Moderator begibt sich auf die Bühne. Er spricht leider genauso schlecht englisch wie alle anderen Moderatoren des Kirchentags und ist auch genauso unlustig. Macht nix, die 65.000 Zuschauer, die inzwischen alle da sind, schauen sich gebannt die Videos von Brot für die Welt an. Die Konzerte stehen heute unter deren Begleitung - immerhin feiert Brot für die Welt ihr 50-jähriges Bestehen.

Der Auftritt von Just Gospel anschließend hat mir persönlich sehr gut gefallen, wie schon 2007 in Köln, das Publikum um mich herum war leider recht wenig interessiert. Schade, denn eigentlich machen die echt gute Musik und Stimmung. Umso erstaunlicher, dass danach bei dem Kinderchor von der Kindernothilfe, die ihr zusammen aufgenommenes Musical vorstellen möchten, die Menge wieder tobt. Nicht, dass die nicht gut wären, aber irgendwie kam das komisch :D Na, der Projektleiter ist jedenfalls total begeistert und hat hoffentlich weiterhin Erfolg mit seiner Arbeit bei der Kindernothilfe. Überhaupt werden an diesem Abend einige unterstützenswerte Projekte vorgestellt.

Zwischendurch gibt es noch ein Gespräch mit einem bekannten Menschen, dessen Namen ich leider vergessen habe, vielleicht erkennt ihn jemand auf dem Foto... und passend zur Aufhebung der Unwetterwarnung gibt's einen Regenbogen über dem Messegelände. Herrlich hahahah

Das Wise Guys-Konzert ist dann natürlich der Wahnsinn. Mit so vielen Menschen kann man einfach nur gut gelaunt feiern, da kann gar keine schlechte Stimmung aufkommen. Die Wise Guys waren natürlich entsprechend selbst begeistert. La Ola von der Tribüne rechts nach links, umgekehrt, von vorne nach hinten, funktioniert einfach. Die ersten Reihen zetteln schon von sich aus nach jedem Lied eine an :D Gefroren wird jedenfalls nicht mehr. Zwischenzeitig ist der Lärm von den begeisterten Zuschauern so groß, dass Dän zwischen den Liedern trotz Boxen nicht dagegen ankommt: "Leute, hört doch mal zu, ich will doch auch mal was sagen..."

Trotz des durch die Organisatoren bestimmten Endes gegen 22:15 gibt's noch zwei Zugaben, das Kirchentagslied "Mensch, Wo bist du?" ein zweites Mal und "Wir hatten eine gute Zeit", wenn ich mich richtig erinnere. Das Publikum fordert wie immer den "Ohrwurm" - aber da Clemens die Band verlassen hat, gibt's den Ohrwurm nicht mehr. Der Vorschlag: "Singt euch den Ohrwurm doch selbst!" wird dann auch umgesetzt, schon auf dem Weg zum Bahnhof wird gesungen. Hier leisten Polizei und Helfer übrigens wieder großartige Arbeit - der Zugang zum Bahnhof wurde gesperrt, damit der nicht von der Messeseite aus verstopft wird, dafür der Tunnel, der außenrum führt, in drei Einbahnstraßen geteilt - Fußgänger in die Innenstadt, Fußgänger zu den Straßenbahnen und Zügen und Busse / Taxen. Funktioniert wunderbar, danke Organisation!

Die gute Stimmung vom Konzert wird natürlich mit in den Zug nach Rotenburg genommen, leider scheint das Personal der MetronomBahn nicht dabei gewesen zu sein... irgendwie haben es ein paar Leute geschafft, eine Sprechanlage zu kapern und darüber den Zug zum Ohrwurm-Singen zu bringen. Durchsage der Metronom: "Wenn das missbräuchliche Benutzen der Sprechanlage nicht aufhört, fährt der Zug nicht weiter!" Maulende Fahrgäste, Minuspunkte für die Metronom, sollen die doch selbst auf ihr Eigentum aufpassen?! Erstmal Stille, dieweil taucht eine Gruppe gut gelaunter Jugendlicher ("keine Sorge, wir haben keine Drogen genommen, wir sind immer so") auf und animiert jede Sitzgruppe im Zug zum Schüttelspiel. Jetzt weiß ich endlich was das ist :D

Die Reise endet dann in Rotenburg, für mich sowieso, für alle anderen allerdings auch erstmal - denn kurz vorher hat doch noch jemand Musik aus einem Handy über die Sprechanlage laufen lassen. Metronom-Personal, stark angesäuert: "Da einige Leute ja meinen, das private Eigentum der Metronom missbrauchen zu müssen, fährt der Zug in Rotenburg bis auf weiteres nicht weiter. Das tut uns natürlich sehr leid für die Fahrgäste, die in Hamburg umsteigen müssen." Keine Ahnung, ob es funktioniert hat, dass die angesprochenen Fahrgäste dadurch sauer wurden auf die Leute, die Spass mit der Sprechanlage hatten, hat jedenfalls nicht so gewirkt und 5-10 Minuten später fährt der Zug auch wieder (ich warte dieweil draußen darauf, abgeholt zu werden).

Uuuund oben schütteln schütteln schütteln...! :D

[picasaView album="Kirchentag 2009 - Donnerstag"]