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Und außerdem wäscht sie mit Leitungswasser!

Als das moderne Haushaltsgerät mechanisch nicht mehr zu verbessern war, hätte jeder Mensch es einmal und für immer kaufen sollten. Das war damals, als noch nicht jede Waschmaschine Features wie "varioPerfect", "touchControl" und "iQdrive" und noch nicht so putzige Namen wie "LiquidWash" hatte. Das brauchten sie auch nicht, denn damals konnte man noch sagen "Diese Waschmaschine hat jetzt auch ein optional wählbares Vorprogramm". Heute hat jede Spülmaschine drei Vorprogramme ("halb voll", "ganz voll", "weiß nicht, hab vor einer Woche das letzte mal reingeschaut") und jede Waschmaschine ein Spezialprogramm nur für rote Cordhosen und kurzärmelige Winterjacken. Stattdessen lässt man heute ein neues Produkt entstehen, indem man dem Motor einen halben Tropfen mehr Öl gönnt ("SmartSilence-Technologie") und ein Schleuderprogramm mit 3000 Umdrehungen pro Minute hinzufügt, falls der Kunde zufällig Altkleider reinigen und gleichzeitig zur weiteren Verwertung schreddern will.

Überhaupt: Dank der Digitalisierung kann man jetzt jedes beliebige Gerät mit Feature-Müll überhäufen. Der mechanische Programmwahlschalter und die drei Einrasttasten an der Waschmaschine sind der unglaublichen Welt des Touchens gewichen. Schlimm genug, dass man viele Drücker an Ampeln nicht mit Handschuhen bedienen kann - nein, jetzt muss ich mich auch jedes Mal erden, wenn ich die Vorwäsche an der Waschmaschine hinzuschalten will. Und der Herd quittiert jedes Objekt auf der Sensorfläche wahlweise mit "piep-piep-piep-piep" oder einfach dem Ausschalten aller Kochplatten. Im Handbuch steht dazu, man solle keine Sachen auf die Herdplatte stellen. Ach ja, danke für den Hinweis.
Zum Glück entsteht durch die Touchbedienung ein echter Mehrwert. Dadurch, dass man für jede Änderung der Kochstufe drei mal touchen muss (Kochfläche auswählen, Plus- bzw. Minus-Taste gedrückt halten, Auswahl bestätigen) ist man viel besser gegen unabsichtliche Bedienung abgesichert.

Ich bezweifle stark, dass all dieser Kram wirklich nötig ist. Mechanische Tasten gefallen mir besser als solche zum Touchen und die Abwägung, ob ich genug Jeans für das Jeans-Programm in meiner Wäsche habe, ist auch überflüssig. So stumpf, wie Modetechnologien von den konservativen Haushaltsgeräteherstellern eingebaut werden, kann das Ergebnis einfach nur unpraktisch und gruselig sein. Vermutlich lässt sich meine nächste Waschmaschine per App konfigurieren. Immerhin funktioniert der Touchscreen meines Smartphones von allen Geräten im Haushalt am besten...

Aber trotzdem: Danke, liebe Haushaltsgeräteindustrie, für diese technischen Innovationen!
Zum Abschluss empfehle ich einen Blick auf emotionLight. Ersetzt wahlweise das Gruselgefühl von einem Paranormal-Activity-Film oder das Fremdschämgefühl von zwei Twilight-Filmen (no offense intended).



[gastbeitrag] Eine Busfahrt

Also was einem beim Bus fahren so passieren kann… ich sitz da ja normalerweise total geistesabwesend rum, hör Musik und guck aus dem Fenster ohne irgendetwas wahrzunehmen. Aber gut, heute mal nicht, Kopfhörer vergessen und dann saß ich auch noch fast ganz vorne im Bus. An einer Haltestelle ist dann eine alte Frau eingestiegen und sie gehört definitiv zu der Sorte Mensch, mit der man einfach vom ersten Blick an Mitleid hat. Sie war wirklich sehr alt, ist sehr langsam gegangen und sah ziemlich verwirrt aus. Woran ich das fest mache weiß ich auch nicht so genau, aber sie sah verwirrt aus. Jedenfalls wollte sie Bus fahren, was sie mit leiser Stimme mit den Worten „Im Heim ist es immer so langweilig“ verkündet hat… die Busfahrerin hat sie mit kühler und gleichgültiger Stimme aufgefordert zu bezahlen, da hat die alte Frau ihr tatsächlich Bonbons da hingelegt. Ich weiß nicht wieso, aber ich hatte so Mitleid, ich hätte heulen wollen. Tja, ganz im Gegensatz zur Busfahrerin, sie hat der Alten noch versucht klar zu machen dass das so nicht geht und sie dann letztendlich rausgeworfen.

Jetzt sag mir mal wer, was macht man in einer solchen Situation? Hätte ich für die Dame bezahlt, wer weiß wo sie am Ende hingefahren wäre, wie sie da zurecht gekommen wäre und… wie wäre sie zurück gekommen?
Oder an Stelle der Busfahrerin… klar kam mir ihr Verhalten in dem Moment absolut daneben vor, aber letztendlich hat sie vielleicht die gleichen Gegengedanken gehabt…davon abgesehen dass sie sich strafbar gemacht hätte, wenn sie die Frau einfach so mitgenommen hätte…

Da bleibt eigentlich nur die Frage: Hat nicht irgendjemand die Verantwortung für diese Frau (scheinbar ja jemand im Heim)? Was wäre denn gewesen wenn sie hätte mitfahren können?



[gastbeitrag] Operation Walküre

"Nein, so kann es nicht weitergehen. Ich muss etwas tun. Ich werde *tür - pardon - zeltspaltöffnedich* Leutnant?" - "Der General ist da." - "Ich komme. Ah, Herr General. Wir müssen uns entscheiden. Lassen Sie sich zu einer heroischen Tat überreden, ziehen wir die Truppen aus diesem Loch ab! Blaaaa... Was? Grund? Ach, sagen wir, ich schreibe in meinen Bericht Trinkwasserknappheit. Okay? Okay."

So fängt's an, irgendwo in einer Geröllwüste, gelb getüncht das Bild, ernste Mienen, ein Bomberangriff! Mit Müh und Not versucht Cruise alias Stauffenberg in einem Auto zu fliehen. Eine zweite Staffel - bumm, peng, Ende. Stauffenberg liegt im Krankenhaus, eine Hand weniger und drei Finger an der anderen, dazu eine Piratenaugenklappe und ein künstliches Auge in einer kleinen Metalldose. Aber, Stauffenberg wäre nicht Stauffenberg, würde er in dieser Situation aufgeben. Nein, Stauffenberg ist schließlich Stauffenberg und verteilt jetzt erstmal Medaillen. Denn plötzlich darf er wieder in Deutschland seiner Tätigkeit nachgehen - wie, weiß keiner, vermutlich weil er so tapfer auf dem Boden der afrikanischen Wüste gelegen und auf Rettung gewartet hat.

Szenenwechsel. So'n Oberst und so'n anderer versuchen, das Regime mit einer alkoholisierten Bombe auszuschalten. Funktioniert aber leider nicht, fliegt fast auf, Pech gehabt. Tada, da kommt Stauffenberg! Schon drauf gewartet? Wunderbar. Kaugummi ist am zähesten, wenn man am Anfang kräftig draufrumkaut. Und den Punkt haben wir jetzt erreicht. Eine kleine Geheimgruppe ranghoher Militärangehöriger plant einen Putsch, einer ist dagegen, die Sache fliegt fast auf als die Mitglieder bei höchstrangigen Militärkollegen anklopfen und fragen, ob die nicht mitputschen wollen. Wollen die aber nicht. Wieder Pech gehabt. Tada, wer kommt da? Richtig, Stauffenberg! Vorher Außenseiter, jetzt Insider, der Muffel der Verschwörung wird gekickt, Stauffenberg legt los. Mit planen. Dabei schaut er die ganze Zeit wichtig drein. Damit's noch etwas dramatischer wird, kommt noch schnell seine Familie zu Wort, was passiert mit der, wenn er auffliegt? Könnte er es sich verzeihen, wenn seine Geliebten getötet und zurück zum eigentlichen Thema. Der Tag ist da, tara, vorher fragen wir noch schnell unseren neuen Adjutanten auf's gerade Wohl, ob der nicht mitputschen will. Altes Schema, neue Antwort, er will! Juhu! Da freut man sich fast mit Stauffenberg, auch wenn man weiß, wie's ausgeht.

Jetzt ist er aber wirklich da, der Tag. Kurze Einweisung in die neueste Sprengstofftechnologie, ab in die Aktentasche damit und rein ins Flugzeug, ins Auto, in den Bunker. Jetzt auf den Zünder und, he, wo ist der Typ? Abgehauen? Wie, was, wieso - naja, kommt Zeit, kommt die nächste Kriegsbesprechung. Jetzt aber: Vor dem Treffen Bombe scharf machen (Hm. Irgendwie haben wir das beim letzten Treffen auch vergessen. So konnte das ja auch nix werden!) und ab. Der Putschisten-Superplan: wir lassen die Ersatzwehr einfach im Glauben, sie würden die Regierung sichern, dabei stürzen sie die. Hinterhältig, oder? Ach ja, deswegen auch der Titel des Films: Die Ersatzwehr darf nämlich jetzt neuerdings bei sowas ran, hat Stauffenberg doch zum richtigen Zeitpunkt die geänderte "Operation Walküre" zur Unterschrift beim Kanzler vorgelegt - erfolgreich, weil er Wagner versteht. Da muss man die Änderungen an so einem wichtigen Plan gar nicht lesen, wir unterschreiben das einfach mal auf der letzten Seite des dokumentenecht mit Büroklammern zusammengepappten Loseblattsammlungsordnerpakets.

Und jetzt geht's so'n bisschen wie bei der Wahl: Gesicherte Gebäude ausstreichen und Wahl-, Verzeihung, Wehrkreise abhaken. Die Polizei Berlins auf der eigenen Seite, alles scheint so toll. Oh, Mist, Attentat misslungen? Feinde auf dem Vormarsch? Die Wehrmacht gegen uns? Ach verdammt, naja, Zeit für Tragik ist immer: Stauffenberg fragt verzweifelt nach seiner Familie und gibt im Wahn noch ein paar heroische Befehle. Showdown bei Goebbels - der riecht den Braten nämlich mit Cyankalikapsel im Mund noch aus Meilen Entfernung und da platzt dann endgültig alles. Vor irgendeinem 3D-gerenderten Gebäude (3D-gerendert ist in diesem Film eigentlich alles außer dem Wald und ein paar Barracken) mit geschätzen 101 Fahnen (viel mehr: 101 mal die gleiche Fahne, die weht, als würde ein gerader Wind genau im richtigen Winkel durch das Fahnenfeld streichen, so dass es optimal aussieht) wendet sich das Blatt; die Verschwörer werden gefasst, versuchen noch einen höchstrangigen General (man erinnert sich, da am Anfang war mal was mit denen) mit reinzuziehen, klappt nicht, alle werden erschossen, Abspann.

Zu Ende ist ein mittelmäßiger Film mit einer eher mittelmäßig gespielten Hauptrolle, der sich wie ein Kaugummi zieht und nur am Ende spannend wird - aber da weiß man ja eh schon, wie's endet. Getreu dem epischen Theater: Spannung auf den Gang, nicht auf's Ende, das kennt man schon. Zum Teil großartig inszeniert - vorrangig in den Szenen ohne Stauffenberg - macht der Film zumindest technisch keinen schlechten Eindruck, Tiefe kann man nicht erwarten. Die "Guten" handeln durchgängig vollverblödet, vorhersehbar und unlogisch, so dass man über den gesamten Inhalt besser nicht nachdenkt. Der pädagogische Lehrwert ist gleich Null, wenn man weiß, dass da mal so'n Stauffenberg und sein missglücktes Attentat waren. Denn vom Rest ist eh so gut wie alles falsch. Ein durchschnittlicher Tatort kann es vom Unterhaltungswert her mit diesem Film aufnehmen und pädaogischen Wert hat der Film, wie erwähnt, höchstens negativen.



[gastbeitrag] Halloween - Ein Fazit

Es ist der 31. Oktober, Halloween. Der Tag auf den sich viele Kinder und Jugendliche vorbereitet haben, die einen weniger, die anderen mehr. „Süßes oder Saures“, „Trick or Treat“ sind nur zwei ihrer Schlachtrufe, wenn sie um die Straßen ziehen, den Geruch von Süßem schon aus 2 Kilometern Entfernung witternd. Einmal als Beute ausgemacht, entkommt ihnen fast niemand mehr.
Halloween, ein Fest das aus Irland stammt, welches bereits im 19. Jahrhundert von dort mit Auswanderern in die USA zog, wo es nach und nach zur Tradition wurde. Anfang der 90er Jahre boomte Halloween und das Geschäft mit dem Fest. Verkleidet bis zum Anschlag, mit teilweise wirklich realistischen Verletzungen am Hals, zog man von Haus zu Haus. Schließlich kam dieser Brauch auch nach Deutschland. Ich weiß nicht wie Halloween vor der Jahrtausendwende aussah, daran kann ich mich leider nicht erinnern, aber ist es denn zuviel zu erwarten, dass man sich für das Praktizieren eines amerikanischen Brauches auch so verkleidet wie es in Amerika gemacht wird? Ich denke nicht.

Es klingelt, das dritte Mal an diesem Abend. Ich gehe die Treppe hinunter und öffne die Tür. Vor mir:
Ein 2-Käsehoch, verkleidet mit einem einfachen Stoffumhang, darunter Jeans und ein Pulli mit der Aufschrift „Rock“, schwarz, er sieht müde aus.
Daneben ein 3-Käsehoch, ebenfalls abgeschlafft. Er trägt über der Schalkemütze einen Hexenhut, geschätzte Größe L, wahrscheinlich ist eigentlich S seine. Eine blaue Winterjacke, Jeans, neben dem Hexenhut trägt er als Verkleidungsstück einen roten Umhang. Er erinnert mich an Superman.
Die dritte im Trio ist eine wahrscheinlich 14-Jährige, etwa meine Größe, Stiefel, Jeans, modische Winterjacke in weiß. Sie ist die einzige die Make-Up trägt, Kayal, Eyeliner und Puder, desweiteren hat sie schwarz lackierte Fingernägel. Ohne die Schminke und die dämliche Winterjacke wäre sie wahrscheinlich sogar ganz hübsch.
Alle drei haben Taschen, ziemlich voll mit zuckerhaltigen Lebensmitteln.

Ich glaube diese drei haben den Sinn von Halloween falsch verstanden. Eigentlich war der Sinn nicht, an jeder Haustür, müde von der Schlepperei der eh schon randvollen Taschen, (Un)Mengen von Süßem zu fordern und bei Nichterfüllung die faulen Eier gegen die Hauswand zu schmeißen. Es ging und geht um mehr. Halloween hier und in den USA sind nicht dasselbe.

Glücklicherweise gibt es dann auch noch gute Erfahrungen. Nichts ist schöner an Halloween als ein kleiner Vampir, der mir entgegen röchelt: „Trick or treat!“

Frohes Halloween!