Alle Artikel zu #technik


Genius? Keine Genies am Werk.

Kürzlich erlitt mein Speedlink Gravity 2.1-System einen Kabelbruch und wurde fortan bei jeder Berührung geerdet. Das traf meinen Glauben an "billig kann doch gut sein" schwer, also legte ich diesmal für ein vergleichbares System 30% mehr Moneten auf den Tisch. Auf geht's, die Sandwich-Methode, Feedback immer mit etwas Gutem beginnen.

Die Genius SW-G2.1 sehen in schwarz-orange futuristisch, aber noch vertretbar aus, lediglich die goldenen Elemente wirken etwas zu abgehoben. Das Kabelsystem ist vorbildlich - die Kabel werden nicht unter dem Tisch beim Subwoofer, sondern auf dem Tisch im Verstärker zusammengeführt, so dass auch die Kabellängen ausreichen. Leider staubte der Klavierlack schon während des Verkabelns ein.

Dann Musik an, erstmal irgendwas zum Einstellen, "Power of Love" lief gerade. Ihr kennt das, dieser typische Keyboard-Sound. Der klang leider, als würde jemand in eine Blechdose pusten. Die Satelliten klingen wie 5€-Plastikschrott. Total blechern in den Höhen, die Mitten kaum da und wenn, dann sehr unnatürlich. Ein echtes Schlagzeug soll klingen wie ein echtes Schlagzeug, nicht wie ein Haufen Ölfässer, alte Töpfe und Kehrbesen.

Dabei habe ich mich über den Subwoofer noch gefreut. Schön punchig, ein typischer Hornbass, mit Druck und trotzdem nicht verwaschen. Dachte ich. Dann habe ich die Satelliten rausgezogen, um die vom Gravity anzuschließen (die dann auch besser klangen) - und bekam in dem Moment den reinen Subwoofer-Brei zu hören. Ein ekelhaftes Gewaber aus Bass mit matschigem Restsound dabei. Als ich den Kopf unter den Tisch steckte, traf mich der Schlag. 70% des Sounds gehen schon auf dem Weg nach oben über den Tisch verloren. Wenn das nach unten geht, dürfte in ner halben Stunde der erste Nachbar vor der Tür stehen und sich zu Recht aufregen.

Bei Konzertaufbauten habe ich erlebt, wie sich Boxen anhören, wenn man eine vernünftige Weiche vorschaltet. Dann geben die Bässe den Bass wieder und die Topteile mit separaten Lautsprechern vernünftige Mitten und Höhen. Ich bezweifle, dass es immer eine 2000€-Weiche sein muss, um angemessenen Klang zu bekommen. Hier klingt es jedenfalls eher, als wäre schlicht gar keine verbaut.

Das Beste an dem System ist echt noch das Kabelkonzept. Auch der Bassregler an der Tischeinheit ist praktisch. Nachdem ich die Satelliten nun gehört habe, verstehe ich allerdings auch, wieso keine Regler für Mitten und Höhen dabei sind - da ist ohnehin nichts mehr zu retten. Und nun bin ich auf das Gesicht des Postmenschen gespannt, wenn ich mit dem gleichen Paket wieder zurück komme.



Sammlungsauflösung

...aber nicht ohne wenigstens ein Foto rauszuholen.

Zerlegter DVD-Rekorder

Zerlegtes DVD-Laufwerk



Sharkoon Fireglider: Schlichte Luxusmaus

Nachdem mich Logitech enttäuscht hatte, probierte ich die Sharkoon Fireglider aus, ebenfalls eine Lasermaus mit Kabel und sieben Tasten, allerdings ein paar Euro günstiger. Sharkoon war mir bisher eher als Hersteller von Casemodding-Zubehör bekannt, eine Gamingmaus, die aussieht wie eine Büromaus und auch als solche genutzt werden kann, machte mich neugierig.

Die (der?) Fireglider kommt in einer für Gamingzubehör üblichen schicken Verpackung, die sich leicht öffnen lässt. Zum Lieferumfang gehören außer der Maus auch sieben kleine Gewichte, mit denen sich das Gewicht der Maus anpassen lässt. Ebenfalls anpassen lässt sich die Empfindlichkeit in DPI (bis zu 3600). Eine farbige Anzeige auf der Maus signalisiert den eingestellten Wert. 3600 ist so unfassbar schnell, dass ich die Maus nicht mehr kontrollieren kann. Ich entscheide mich für den Wert, bei dem die Anzeige grün leuchtet, es ist einer der niedrigsten und zum normalen Arbeiten völlig ausreichend. Zusammen mit den Gewichten rechtfertigt sich so jedenfalls der Begriff Gamer-Maus. Der DPI-Wert wird übrigens intern gespeichert, bleibt also auch erhalten, wenn man die Maus an einen anderen Rechner mitnimmt oder zwischendurch aussteckt oder den Rechner neustartet.

Außerdem dabei sind zwei Sets Ersatzfüße, falls die mal abnutzen. Sehr löblich, da mir sowas bei anderen Mäusen schon öfter gefehlt hat. Die Tasche wirkt ziemlich klein und nicht besonders hochwertig, aber bei einem Preis von kaum über 20€ kann man da gut drüber weg sehen.

Ein Kaufgrund war das "fein justierbare" Mausrad. Das hört sich für mich an, als könnte man daran irgendwas verstellen. Dem ist nicht so, es handelt sich um ein normales Mausrad mit feiner Rasterung, sehr angenehmem Drehverhalten und sehr leisem Drehgeräusch. Letzteres tröstete mich dann auch, denn der Hauptgrund, warum ich mich bisher gegen gerasterte Mausräder entschied, war das laute Klicken beim Drehen. Das Mausrad bleibt beim Klicken sehr stabil, das genaue Gegenteil der Logitech M500. Seitliches Scrollen gibt es nicht.

Die Maus liegt nicht unglaublich gut, aber schon sehr angenehm in der Hand. Von der Größe her würde ich sie zwischen der VX und MX von Logitech anordnen. Mir ist sie groß genug, etwas kleiner wäre auch ok gewesen. Nutzern der MX ist sie möglicherweise auch wegen der vergleichsweise geringen Höhe zu klein. Die Oberfläche fühlt sich aufgrund der Beschichtung sehr angenehm an. Auf meinem Kunststoff-Mauspad gleitet sie leise und leicht.

Das Klicken der Maustasten ist deutlich hörbar, die Tasten sind aber angemessen leichtgängig. Kein labberiges Zeug, aber Kraft aufwenden muss man auch nicht. Mehr kann man bei normalen Tasten nicht reißen. Die sechste Taste ist ganz am Kabelende zwischen linker Maustaste und Rad positioniert. Durch zweistufige Erhöhung und geriffelte Oberfläche hebt sie sich deutlich ab und auch durch die Position ist es schwer, sie versehentlich zu treffen, und doch leicht genug erreichbar um sie im Alltag zu nutzen. Die siebte Taste ist unter dem Rad und schaltet den DPI-Wert um. Die Software zur Tastenprogrammierung nutze ich nicht, da ich unter Linux arbeite. Dort sind die beiden seitlichen Tasten (vor und zurück) standardmäßig vertauscht. Das lässt sich anpassen, ich finde es aber angenehm, da aufgrund der etwas anderen Position der Tasten die Zurück-Taste dort ist, wo sie immer ist, die Vor-Taste aber nicht dahinter, sondern davor. Für meinen Daumen ist diese Lage angenehmer. Auch hier wurde übrigens eine Riffelung verwendet, um die Tasten unterscheiden zu können.

Die Fireglider fällt kaum auf, wenn sie auf dem Schreibtisch liegt. In der niedrigsten DPI-Stufe leuchtet gar die LED nicht. Trotzdem punktet sie durch gute Verarbeitung, angenehmes Handling und viele Kleinigkeiten. Die Gewichte habe ich nicht ausprobiert, aber beim Herausnehmen zeigt sich schon, dass man das Gewicht der Maus damit fühlbar verändern kann. Die Sharkoon Fireglider wird mich nun jedenfalls länger begleiten.



Kein würdiger Nachfolger

Viele Jahre lang nutzte ich eine Logitech VX Revolution als die Computermaus meiner Wahl. Sie war nicht so groß wie die MX, aber auch nicht so winzig wie die VX Nano. Sie hatte einen ausgesprochen präzisen Laser, mit dem auch Egoshooter Spaß machten. Man konnte den Funkempfänger in der Maus verstauen und vor allem konnte man das Mausrad umschalten zwischen Klickrasterung und freiem Drehen. Das ist großartig, wenn man wie ich oft durch lange Texte oder Programmquelltexte scrollen muss. Ihr einziges Manko war die kurze Distanz, die sie per Funk überwinden konnte.

Nun ist das Batteriefach kaputt. Schon vorher passte nicht mehr jeder Akku, nun war sie mit gar keinem mehr zufrieden. Also nach sechs Jahren erneut die quälende Frage: Welche Maus soll es denn sein? Das Angebot ist gigantisch, von den ganz schlichten Drei-Tasten-Mäusen bis zur Mad Catz R.A.T.-Serie, die vom Aussehen einer Maus schon sehr weit entfernt ist, gibt es quasi alles. Ich halte meine Ansprüche eigentlich für gering: Laser, wahlweise freidrehendes Mausrad und entweder gute Funkleistung oder Kabel.

Aber am Mausrad scheitert es - anscheinend verwendet niemand außer Logitech diese Technik. Möglicherweise ist sie patentiert. Jedenfalls kaufte ich nun die Logitech M500 - ein indirekter Nachfolger der VX mit etwas anderer Form und Kabel, da Berichten zufolge die Funkleistung noch schlechter geworden sein soll.

Die M500 ist unter den gehobenen Mäusen bei Logitech das Billigmodell. Mit nur etwa 24€ kostet sie kaum mehr als die Durchschnittslasermaus, verfügt dafür aber eben über das umschaltbare Mausrad und zwei weitere Tasten an der Daumenseite. Die Form wird als ergonomisch angepriesen - aber bei dem Ausmaß des ergonomischen Designs heutzutage halte ich das kaum für gerechtfertigt. Es beschränkt sich im Wesentlichen darauf, dass der Daumen nicht komplett neben der Maus liegt, sondern sich ein bisschen in das Gehäuse einfügt. Ansonsten fühlt sich die M500 trotzdem an wie die ganzen ovalen Standardmodelle.

Die Tasten sind allesamt ok. Es sind halt Tasten, man kann damit klicken, sie tun was man erwartet und machen dabei ein mittellautes Klickgeräusch. Deutlich lauter ist die Umschalttaste für das Mausrad. Während man bei der VX einen Pin zur Seite schob, gibt es nun eine Taste, die man drücken muss. Das funktioniert zuverlässig und Position und Widerstand sind so gewählt, dass man sie nicht versehentlich betätigen wird.

Ganz anders das Mausrad. Während es im freidrehenden Modus gewohnt praktisch ist, weist es im Klickrastermodus schon wesentlich weniger Widerstand auf als die meisten anderen gerasterten Mausräder. Vor allem aber kann man mit dem Mausrad auch seitlich scrollen - und da zeigt sich die größte Schwäche der M500. Das Rad ist dermaßen wabbelig in seiner Halterung, dass man zum einen jederzeit versehentlich seitlich scrollen kann, weil das Rad einfach seitlich wegrutscht - zum anderen bekommt man beim absichtlichen seitlichen Scrollen überhaupt kein Feedback. Am Deutlichsten zeigt sich das, wenn man im freidrehenden Modus (den ich meistens nutze) versucht, mit dem Mausrad zu klicken: Denn auch der Klickwiderstand des Rades ist lausig, es fühlt sich einfach wabbelig an, und durch den geringen Halt bin ich dabei schon mehr als einmal seitlich abgerutscht und habe so das Scrollen ausgelöst. Mal ganz davon abgesehen, dass das Klicken auch nicht immer funktioniert...

Die M500 mag ja als Gesamtprodukt recht solide sein, aber für mich ist das Mausrad nunmal der wichtigste Bestandteil der Maus nach der linken Maustaste. Mit so einem wabbeligen Ding kann ich nicht arbeiten. Daher werde ich nun erneut den Amazon-Katalog wälzen...



Gedanken über das Leben: Lasst mal einen Normalsterblichen da dran

Gelegentlich mache ich mir in meiner kindlichen Naivität Gedanken über unser Leben. Kürzlich mussten dabei die Planungsexperten unserer Welt dran glauben. Wer ist zum Beispiel bei Flugzeugen auf die Idee gekommen, die Luft für die Klimaanlage neben den Triebwerken einzusaugen? Nun habe ich ja keine Ahnung vom Flugzeugbau und möglicherweise ist das tatsächlich die einzige Stelle, an der man so ein Lüftungsrohr enden lassen kann.
Aber: Ich bezweifele das. Enteisungsmittel, Schwefelsäure und was da sonst noch so durch die Triebwerke jagt - super Idee, direkt daneben die Atemluft abzugreifen. Da übertreffen sich natürlich Bestürzung und Verwunderung wechselseitig in ihrer Größe, wenn dann plötzlich giftige Dämpfe durch die Kabine wabern.

Es geht aber noch besser, nein, BEsseR: Mit der Pappnase, die die Brandschutzanlage für den neuen deutschen Prestigeflughafen konstruiert hat, möchte ich auch gerne mal über seine Berufserfahrung sprechen. Zunächst wollen wir uns kurz über ein paar Grundsätze der Physik im Klaren werden: Rauch steigt nach oben. Beim Absaugen von Luft entsteht ein Unterdruck.

Wie sieht nun folglich die perfekte Rauchabzugsanlage aus? Richtig: man sauge den Rauch möglichst nahe am Boden ab. Genau so hat man sich das beim Aushängeschild aller deutschen Bauruinen wohl auch gedacht. Und dann geschah das Unglaubliche, mit dem keiner gerechnet hatte. Es stellte sich heraus, dass der Unterdruck beim Absaugen des Rauches die Rohre der Brandschutzanlage von innen zerquetschen könnte. Wir wiederholen noch einmal: Geplant war, den - im Allgemeinen nach oben steigenden - Rauch in Bodennähe mit einer Wahnsinnskraft einzusaugen. Und warum das alles? Richtig: um die hässlichen Rohre an der Decke zu sparen.

Vielleicht sollte man auf die Pläne jedes größeren Projektes mal einen Normalsterblichen draufschauen lassen. Der unbedarfte Laie ist nicht betriebsblind und eröffnet so eine wunderbare Gelegenheit zur Selbstreflektion. Nächstes mal besprechen wir dann, wie man den Geometrieunterricht in einer sechsten Klasse dazu nutzen kann, dem Einbau von zu kurzen Rolltreppen vorzubeugen.



Habari Glass - Automatisches Teilen mit der Macht von Panzertape

Soziale Netzwerke werden immer stärker kritisiert. Nicht wenige glauben schon daran, dass das Aus von Facbeook nicht mehr weit ist. Zwar haben inzwischen die Meisten ein Smartphone und können auch unterwegs alles mit ihren Freunden teilen - aber wem das gute Stück noch nie ins Klo gefallen ist, der ist zumindest schonmal, auf das Display starrend auf dem die Freundin gerade Schluss gemacht hat, vor ein Auto gelaufen. Außerdem hat man ja doch nicht immer eine Hand frei - so twittert es sich schlecht "Habe gerade einen feindlichen Apple-User überfahren!".

Als Entwickler einer modernen Blogging-Plattform, die es mit allen Konkurrenten aufnehmen kann, können wir das nicht länger mit ansehen. Wir haben die selbstschreibende Feder aus Harry Potter in die moderne Zeit geholt! Mit Habari Glass kannst du dein Leben automatisch bloggen, Foursquare und Twitter selbsverständlich eingeschlossen. Sei kein virtueller Stalker mehr - geh raus auf die Straße und berichte allen davon! Solltest du dabei festgenommen werden, werden deine Freunde noch vor dir an der Polizeiwache sein. Und dank bewährter Technik wird Habari Glass auch diese Herausforderung mit Leichtigkeit nehmen!

Um die Praxistauglichkeit zu beweisen und unser Produkt weltweit schnellstmöglich auf den Markt zu werfen, suchen wir zurzeit noch Betatester. Bewirb dich jetzt und sei dabei, wenn Social Networking revolutioniert wird!



Ist das Touch?

Standheizungen in Autos sind praktisch. Man kann damit verhindern, dass einem die Hände am Lenkrad festfrieren, wenn man losfahren will, und auch, dass einem die Hände schon vorher an der Scheibe beim Kratzen festfrieren, obwohl man nur kurz einkaufen war. Wär doch super, wenn nicht nur der Schlüssel das Auto, sondern auch das Smartphone die Wohnung ferngesteuert heizen könnte, oder?

Ne. Wär Unfug. Denn eine Wohnung sollte man nie komplett auskühlen lassen - im Gegensatz zum Auto verträgt die das nicht so gut. Wer sparen will, dreht die Heizung runter, bevor er weg geht - wenn man von draußen aus dem Schnee kommt, fühlen sich auch 15 Grad noch warm an.

Das wäre aber ja noch eines der sinnvolleren Beispiele. Mit heutiger Heimautomatisierung kann man auch Licht, Waschmaschine und Kaffeemaschine per App steuern. Bloß keine Bewegung und keinen Gedanken zu viel! Das Handy ist das Einzige, was man immer dabei haben muss, das Gehirn kann man dann getrost zuhause lassen. Fehlt nur noch, dass der Kühlschrank selbstständig einkauft.

Richtig - das gibt es ja bald auch.

Telephonierende Kühltruhen, sprechende Kühlschränke und Heizungen mit Anschluß zum Internet – schon bald sollen Computer auch im Haushalt das Kommando übernehmen. Erste Produkte sind bereits auf der diesjährigen Elektronikschau Cebit zu sehen.

Na, wer ist über das ph gestolpert, das heute keine Zeitschrift mehr verwendet? Das Zitat stammt aus der ZEIT Nr. 13/1998. Und neuerdings.com hat Recht, wenn dort geschrieben wird, dass der automatische Kühlschrank nicht in absehbarer Zeit wirklich kommen wird. Zu teuer, zu unausgereift und vor allem - zu unnötig! So wie niemand den neuen Personalausweis haben will, weil man ihn zu nix gebrauchen kann, will eben auch niemand den Online-Kühlschrank - da eh niemals alle Lebensmittelhersteller ihre Lebensmittel mit RFID-Chips ausstatten würden, damit der Kühlschrank erkennt, was drin ist.

Ganz zu schweigen von Ideen wie Android auf Kühlschranktüren. Denn auch wenn es immer Leute gibt, die den nutzlosesten Krempel kaufen, weil es Spaß macht - wer ein Smartphone hat, braucht kein Gerät mit ähnlicher Funktionalität, aber deutlich höherem Gewicht und schlechteren Transporteigenschaften.



Open Flair vor, auf, hinter und unter den Bühnen

Diesen Monat habe ich meine Ausbildung bei Smartlite begonnen, einem Veranstaltungstechnikdienstleister, der unter anderem Technik für Ü30-Partys, die Cranger Kirmes und das Open Flair-Festival stellt und betreut. So bekam ich kurzfristig die Gelegenheit kostenlos zum Open Flair zu fahren und dort ab Sonntagabend den Technikabbau zu unterstützen.

Irgendwie hatte ich das Open Flair ziemlich kontrastreich in Erinnerung. Grandiose Konzerte auf der einen Seite, darunter das letzte wirklich gute Wir sind Helden-Konzert, und einige organisatorische Pannen und einen sumpfigen Parkplatz auf der anderen Seite. Diesmal war alles etwas entspannter. Wir (meine Schwester und ich) sind erst am Freitag angereist und haben dann, nachdem wir die merkwürdige Führung zu den Parkplätzen verstanden hatten, auch einen gescheiten Parkplatz und einen guten Zeltplatz bekommen.

Letzterer lag quasi am Weg zur Seebühne (der Open Air-Bühne, die nicht auf dem Hauptgelände, sondern näher am Campinggelände liegt) auf einem Ersatzzeltplatz, auf dem nach uns tatsächlich niemand mehr angereist ist, so dass wir nicht nur viel Platz für uns, sondern auch eine freie Fläche hatten. Die hätte man super für Flunkyball nutzen können - wenn denn anständige Festivalcamper da gewesen wären! Aber aus irgendwelchen Gründen war das Durchschnittsalter auf unserem Platz ziemlich hoch und wurde nur durch die Kinder der anwesenden Familien gesenkt. So war es zwar nachts schön ruhig zum Schlafen, aber tagsüber war tote Hose.

Naja. Nachdem wir auf mysteriöse Weise Zeit bei der Anreise verloren hatten und dann noch mehr Zeit verloren, weil die Ticketübergabe meiner Schwester aufgrund des schlechten Mobilfunknetzes so lange dauerte, hörten wir Skindred leider nur und sahen dann Madsen als erste Band. Die waren grandios wie immer und als Zugabe gab's noch ein kurzes Cover von Alex Clares "Too Close", was wohl jeder Festivalbesucher und Radiohörer schonmal gehört hat. Schöne Sache, obwohl die Musikrichtung ja völlig anders ist als sonst bei Madsen.

Aufgewärmt ging's dann direkt zur Seebühne, um dort 5BUGS zu sehen. Da war, wie überhaupt während des gesamten Festivals, ziemlich wenig los, die Stimmung aber kein bisschen schlechter. Überhaupt haben mich 5BUGS ziemlich überzeugt, fast noch mehr als Madsen, vielleicht auch, weil sie viele gute Songs dabei hatten die ich noch nicht kannte.

Da eh nix los war, konnten wir in der Umbaupause zum Zelt laufen und uns vor Fiva noch etwas ausruhen. Zu Fiva und dem Phantom-Orchester würde die Beschreibung "grandios wie immer" auch passen - aber auch wenn ich sie schon so oft gesehen habe wie Madsen, verteilen sich die vier Konzerte nur auf zwei Monate und nicht auf drei Jahre. Es war wieder ein neuer Kontrabassist dabei und es gab ein paar kleinere Verspieler oder Aussetzer, aber die Atmosphäre war großartig und das Konzert insgesamt so gut, dass sich niemand daran gestört hat, so es denn den Leuten überhaupt aufgefallen ist.

Nach einer Esspause, bei der wir eine Gaskartusche versehentlich turboentleerten, ging's dann noch zu Samy Deluxe (mit Tsunami-Band). Nicht ganz so klischeefreier Hip-Hop wie bei Fiva, aber dennoch hörenswert. Und im Gegensatz zum Deichbrand, wo wegen der beschädigten Bühne und der Bauarbeiten die erste Welle gesperrt war konnten wir diesmal weit vorne sein und der Sound war auch gut.

In der Nacht war es wie schon erwähnt sehr ruhig. Keine Generatoren, keine laute Musik, nichtmal sich unterhaltende Nachbarn am Grill unterm Pavillon. Tote Hose, aber erholsam. Den Samstag ließen wir dann auch ganz entspannt angehen und fuhren erstmal zum Edeka um uns fürs Frühstück einzudecken. Das hat das Open Flair wirklich quasi allen Festivals voraus - ein Supermarkt in fußläufiger Reichweite ist unschlagbar praktisch. Zusätzlich gab es diesmal sogar einen gut sortierten Zelt-Supermarkt vor dem Campinggelände, wo es sogar Obst und Gemüse zu kaufen gab (neben allem was man sonst so braucht).

Konzerte gingen dann los mit Sondaschule, die wir vor zwei Jahren auf der Seebühne am Donnerstag Abend gesehen hatten und die nun auf der großen HR3-Bühne spielten. Großartiges Konzert und reichlich Party. Sondaschule sind auch einfach eine coole Liveband. Ebenso wie Zebrahead, die einfach immer einen Besuch wert sind, weil da immer der Bär steppt. Für meine Schwester stand dann Jennifer Rostock an, die hatte ich beim Hurricane schon gesehen, also ging's zu Captain Capa, die ich bei Bochum Total wegen meines Ausflugs zu TEN SING Bad Essen nicht sehen konnte.

Captain Capa sind bei Audiolith unter Vertrag, dem Hamburger Label, bei dem auch Supershirt, Frittenbude und Egotronic sind, und bisher haben alle Bands dieses Labels meinen Geschmack getroffen. Captain Capa gehen in Richtung Tekkno oder, wie Intro mal schrieb, "Hochgeschwindigkeitspop". Wie zuvor schon bei Fiva ging's mit wirklich wenigen Zuschauern los und füllte sich dann, als mehr Leute merkten, dass ein guter Beat und ein paar geschickt platzierte Effekte zum Tanzen reichen. Sympathisch und spontan präsentierten sich die beiden und für mich war das Konzert definitiv ein Highlight. Bei Jennifer Rostock wurde dieweil bei beiden Geschlechtern blank gezogen, was die anwesenden Familien mit kleineren Kindern wohl etwas verstörte...

Ohne Unterbrechung ging's dann weiter zu J.B.O., die gerade auf der kleinen Freibühne spielten und genau das waren, was ich erwartet hatte: Zehn Minuten lustig, dann irrelevant und nervig. "Im Gegensatz zu Bayern München hat der nächste Song einen Titel!" - Sprüche wie die kann man sich mal anhören, muss man aber nicht. Dann lieber die Broilers, die zwar anfangs Probleme mit ihrem Bass hatten, spätestens danach aber eine gute Show hinlegten. Viel besser war aber noch das Publikum - wir waren ziemlich weit vorne, wo die Leute noch sehr locker standen, aber kaum erklangen die ersten Akkorde, kamen von hinten Leute angerannt, schubsten uns zur Seite und ein tobender Moshpit entstand, der sich bis Konzertende kaum beruhigte.

Die im Plan eingezeichnete Platzaktion fiel wohl irgendwie aus, jedenfalls bemerkten wir nix und die nächste Band spielte auch schon, also war's wieder Zeit für's Abendessen (gute Ravioli!) und danach auf zu Egotronic, die genauso betrunken, aber auch genauso gut waren wie schon beim Deichbrand (diesmal ohne technische Unfälle - eigentlich unnötig zu erwähnen, dass auch diese Deichbrand-Panne hier ausblieb). Viele bekannte Songs wurden wieder gespielt, das Set war aber insgesamt etwas anders und unter anderem gab es ein Cover von einem Saalschutz-Song (noch eine Audiolith-Band), der auf Supershirts "8000 Mark" verweist. Netter Zusammenhang. Außerdem lernten wir, dass das Beste, was man nach einer gescheiterten Beziehung tun kann, ist, ein Nazischiff zu versenken, und es war "verhunze fremde Popsongs"-Tag und auch "Zu spät" von den Ärzten blieb nicht verschont. :D

Nachdem sich dann anschließend herausstellte, dass The Baseballs zwar ähnliche Musik machen wie Dick Brave & The Backbeats, dabei aber nicht halb so gut sind, ging's zurück zur Seebühne und - Überraschung - das Gerücht, das vorher umging, stellte sich als offiziell heraus: Sondaschule spielten nochmal, da Timid Tiger absagen mussten! Mehr als die Hälfte der Songs des Sets wurde ausgetauscht und viele der Zuschauer vom Mittag waren auch nachts um halb eins wieder anwesend. Ein perfekter Abschluss für den Samstag, auch wenn es schade um Timid Tiger war.

Am Sonntag begannen wir den Tag noch später. Das Zelt heizte sich in der Sonne unglaublich auf und so schälten wir uns eigentlich nur aus den Schlafsäcken, um nicht zu schmelzen. Die ersten Bands die spielten kannten wir eh nicht und bei der Hitze waren wir auch recht unmotiviert einfach hinzugehen. Also erstmal schön Festivalfrühstück mit Erdbeerwodka und schonmal Gepäck zum Auto bringen.

Zu Das Pack mussten wir dann aber hin, immerhin spielten die direkt vor Monsters of Liedermaching und einer der Monsters ist auch bei Das Pack. Im letzten Jahr hatte er sich mit nem Schlauchboot auf die gegenüberliegende Bühne tragen lassen. Wir schafften es auch tatsächlich mal pünktlich und bekamen eine ordentliche Portion Pferdeäpfel niveaulosen, aber lustigen Rock. Anschließend kamen die restlichen Monsters auf die Bühne und ließen sich alle in Schlauchbooten rübertragen - und hielten dabei Schilder hoch: "Schlauchboot? Schon wieder?!".

Nachdem das unter großem Gejohle mehr oder weniger klappte, gab's auf der großen Bühne auch die Erklärung dazu: Eigentlich wollte sich die Band diesmal in großen Glaskugeln tragen lassen - aber es gab schlicht keine! Hätten sie mal Deichkind gefragt, die sind schließlich Meister in schrägen Bühnenshows mit den unmöglichsten Utensilien. Das Monsters-Konzert war dann, wie nicht anders zu erwarten, wieder höchst genial. Wir machten vier Refrains lang Sitzpogo und wurden so still, dass man das Xylophon bei "so einem sauguten Refrain" unverstärkt hören konnte.

Da ich ab 19:15 Uhr für den Abbau am Kleinkunstzelt eingeteilt war, machte ich noch ein Nickerchen und ging das Zelt anschließend suchen. Es lag etwas außerhalb im wunderschönen Schlosspark, wo auch das Weinzelt stand. Als ich ankam, war das Liveprogramm auch bereits zu Ende und so ging es direkt los: Kabel einsammeln, unter der Tribühne herkriechen, Molton1 abnehmen und verpacken, Traversen und Bühne abbauen und andere Utensilien verpacken und dann den LKW beladen. Insgesamt alles ziemlich entspannt und da wir von den Technikern her schon ziemlich viele waren und dazu noch ehrenamtliche Helfer vom Open Flair dabei hatten, ging es auch sehr schnell, so dass wir noch während Kraftklub (21:30 Uhr) zurück zum Hauptgelände liefen.

Dort angekommen wurde noch fix ein LKW fertig beladen und dann durften wir uns Korn ansehen. Leider ließen uns die Securitys nicht auf den FOH-Turm2, aber das Publikum stand eh sehr locker, so dass wir erst in der zweiten und später sogar ganz vorne in der ersten Welle standen und feierten. Ich kannte von Korn vorher nur "Word Up" und das mit Skrillex entstandene "Get Up", aber was sie live spielten, überzeugte mich ebenfalls. Außerdem gab es "Another Brick In The Wall" in der vollständigen Version inklusive epischem Gitarrensolo, eigenem eingebauten Schlagzeugsolo und einem absolut schaurigen "Goodbye, Cruel World", an dessen Ende der Sänger nur noch "Goodbye!" ins Mikro keifte und von der Bühne ging. Hätte es statt Zugaben Suizid gegeben, es wäre ein passender Abgang gewesen.

Nachdem anschließend das Publikum weg war, ging's dann an den Abbau der großen Bühne und des FOH-Turms, denn die kleine Freibühne wurde schon während Korn abgebaut. Schwere Kisten wurden mit Radlader von oben herunter transportiert und unter der Bühne wurde sichtbar, wie staubig das Gelände gewesen wäre, hätten die großartigen Securitys nicht immer wieder Wasser über die staubigen Flächen gespritzt. Wir bauten Kabel ab, die pro Stück eine Kiste füllen, die größer ist als ein großer Umzugskarton und zu zweit getragen werden sollten, und liefen über die Bühne, auf der in den letzten Tagen außer Korn auch die Beatsteaks, Madsen und viele andere gespielt hatten.

Viele, viele Scheinwerfer, unendlich viele Kabel und dutzende Meter Traversen später war gegen fünf Uhr morgens tatsächlich schon alles abgebaut. Dankbarerweise ist für die Bühne an sich - also das Hauptgestänge, an dem wir unsere Technik aufgehängt hatten, und das Podest - eine andere Firma zuständig. So ging's dann zurück nach Kamen und morgens um sieben war ich schon wieder in Dortmund auf dem Weg nach Hause, müde, aber bis dahin ohne Energydrinks konsumiert zu haben, und an einigen Erfahrungen reicher. hahahah

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  1. Feuerfester, schwerer, meist schwarzer Dekostoff, der oft zur Abdeckung der Bühnenrückseite verwendet wird
  2. Der Turm gegenüber der Bühne, in dem die Mischpulte stehen