Mitte dieses Monats hat mein drittes Semester angefangen... ich schmiss die erste Woche zu gunsten des TEN SING Westbundseminars, über das ich hier in Kürze auch noch berichten werde, danach ging's los. Aus irgendwelchen Gründen hatte ich noch den alten Stundenplan1 und landete erstmal nicht in den Vorlesungen, zu denen ich wollte. Aber das ist gar nicht das, worüber ich schreiben wollte.
Ich verbrachte mein erstes Semester damit zu glauben, alles wäre einfach und ich könnte ja vieles schon von der Schule aus. Die Fahrerei von Gelsenkirchen nach Bochum nervte, eine Stunde hin und eine weitere zurück zu fahren um eine einzelne, obendrein langweilige, Vorlesung zu sehen, war einfach kein Vergnügen. Also verbrachte ich das zweite Semester damit, umzuziehen. Ich war unglaublich langsam dabei, warum, weiß ich bis heute nicht, und am Ende war wieder Klausurphase und das Semester schon quasi wieder vorbei.
In meinem Sportverein gab es eine Menge ernste Probleme, die einige Änderungen nach sich zogen. Zu den Änderungen gehört unter anderem, dass mein Judotraining in einer anderen Halle stattfindet, die nicht so günstig zu den öffentlichen Verkehrsmitteln liegt wie die alte. Daraus ergab sich, dass ich jetzt immer das Auto meiner Mutter leihe um zum Training zu fahren und danach dort zum Essen bleibe. Eigentlich eine schöne Sache. Zum Badminton fahre ich durch den Umzug jetzt sogar weniger lange als vorher (zumindest hin), weil ich nur von Bahnhof zu Bahnhof fahren muss statt durch die Stadt - 8 statt 12 Minuten Fahrt. Die Wahl, nach Herne zu ziehen statt noch näher zur Uni Richtung Bochum, war also durchaus gut.
Während dem zweiten Semester war auch wieder Kirchentag und natürlich war es wieder genial (ich berichtete). Nachdem ich letztes Jahr ein bisschen frustriert war, weil ich TEN SING entdeckt hatte, aber direkt die Info bekam dass ich nicht geradae deren Hauptzielgruppe sei, entdeckte ich dieses Jahr, dass das so nicht richtig ist. Ich suchte nach einer Gruppe, deren Jahresshow noch nicht stattgefunden hatte, und landete in Hagen. In der Woche nach der Show gab's ne Schnupperprobe für Interessenten, dann waren Sommerferien und naja, ich bin immer noch dort
Jetzt in den Herbstferien war besagtes Seminar und neben knapp 600 Fotos habe ich von dort auch eine irrsinnige Menge Motivation und eine konkrete Fassung meiner Zukunftsplanung mitgebracht - und irgendwie habe ich das Gefühl, jetzt vollständig zu sein. Ich werde sicherlich weiterhin nicht jede Vorlesung in der Uni mögen und weiterhin feststellen müssen, dass nicht alles so toll ist, wie ich mir das vorgestellt habe. Aber jetzt fehlt nichts mehr. Keine unfreiwillige lange Fahrerei mehr. Keine Unausgeglichenheit. Keine Konflikte, in die ich reingezogen werde, ohne es zu wollen. Wenn ich jetzt zur Uni fahre und zwischen den riesigen, hässlichen2 Betonklötzen lang laufe, Musik im Ohr, um mich herum jede Menge Menschen und momentan vielleicht im Regen oder angefochten von eisigem Wind, dann fühle ich mich nicht mehr wie jemand, dem irgendwas fehlt, weil er einfach mal drauflos gestartet ist, sondern wie jemand, der weiß was er tut und warum. Dann bin ich wieder so begeistert vom Unifeeling wie ganz am Anfang während der Vorkurszeit, begeistert von den Möglichkeiten, die die Uni bietet, und von den unglaublich vielen unterschiedlichen Menschen, von denen einige einfach tun, worauf sie gerade Bock haben, und von denen den meisten einfach scheißegal ist, was du tust. Und entgegen der Ängste einiger Erstis ist das kein Nachteil, sondern ein Vorteil, denn es geht einem niemand mehr auf die Nerven mit Erinnerungen (zumindest nicht von der Uni aus).
Ich bin gespannt, wie das dritte Semester wird und wie es dann weitergeht. Ich war zwar mal wieder etwas langsam, aber noch hat niemand eine Tür vor mir zugeschlagen, im Gegenteil, im Hintergrund sind die Fenster aufgegangen. Auf geht's.
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1 Man muss dazu sagen, dass man bei Elektrotechnik in Bochum nicht so viele Wahlmöglichkeiten hat was den Stundenplan angeht. Manchmal gibt es zu den Übungen mehrere Termine - das war's aber auch schon.
2 Mit einer Ausnahme: Das neue Gebäude, in das die Elektrotechniker jetzt umgezogen sind. Kein Betonhochbau mehr, sondern ein... naja... Betonflachbau, aber durchaus schick und modern. Dafür aber noch verwirrender als die anderen Gebäude und völlig anders aufgebaut.