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Benedikt CLX.


[Gastartikel] Der Energiespar-Staubsauger kommt

Mit der sukzessiven Ausrottung der Glühbirne durch die EU, beginnend im Jahr 2009, teilte sich Deutschland einmal mehr in seine natürlichen Elemente: Die Spieß- und die Wutbürger. Die Spießbürger tauschten vom Keller bis zum Dachboden alle energiehungrigen Glühbirnen durch schöne, neue Kompaktleuchtstofflampen aus. Sie leben seitdem bis heute glücklich im fahlen Licht der Gasentladung. Die Wutbürger hingegen begannen damit, Glühbirnen zu horten. Als auch das nichts mehr half, sprangen die großen Leuchtmittelproduzenten den Wutbürgern bei und produzierten Halogenleuchtmittel in der Form von guten, alten Glühbirnen. Nur die Mattierung des Glaskörpers war für immer verloren. Doch auch die Spießbürger fanden in ihrem innersten keine Symapthie für die Energiesparlampe. So vereinten sich Spieß- und Wutbürger aufs Neue zur gemeinsamen Abwehr weiterer irsinniger Verordnungen aus Brüssel. Gemeinsam schaffte man es, das Ölkännchen-Verbot zu kippen.

Doch nicht immer war man erfolgreich. Denn im Gegensatz zum Einmal-Öl-Portionierer wird der Energiespar-Staubsauger tatsächlich kommen: Ab September 2017 dürfen Staubsauger dann nicht mehr als 900 Watt verbrauchen. Von September 2014 bis August 2017 gilt eine gnädige Übergangsregelung, die die Nennleistung auf 1600 Watt begrenzt. Die Spieß- und die Wutbürger sind mittlerweile jedoch ein eingespieltes Team. Während die Wutbürger bereits planen, wie man Energiespar-Staubsauger mit Flugzeugturbinen nachrüsten kann, lesen die Spießbürger die entsprechende EU-Verordnung und rechnen aus, ob die Verlängerung der Saugzeit durch die Verminderung der Saugkraft nicht sogar zu einem Anwachsen der Energiekosten führt.

In der EU hingegen ist man hingegen schon viel weiter. Weitgehend unbeobachtet von der Öffentlichkeit denkt man dort bereits einmal mehr über die Verordnung von Wasserspar-Duschköpfen nach. Für Deutschland bedeutet das möglicherweise einen Anstieg der Wasserkosten, da durch einen verringerten Wasserverbrauch die Leitungen öfter gewartet werden müssen. Aber darum kümmern sich sicherlich zu gegebener Zeit die Spieß- und die Wutbürger.



Gedanken über das Leben: Lasst mal einen Normalsterblichen da dran

Gelegentlich mache ich mir in meiner kindlichen Naivität Gedanken über unser Leben. Kürzlich mussten dabei die Planungsexperten unserer Welt dran glauben. Wer ist zum Beispiel bei Flugzeugen auf die Idee gekommen, die Luft für die Klimaanlage neben den Triebwerken einzusaugen? Nun habe ich ja keine Ahnung vom Flugzeugbau und möglicherweise ist das tatsächlich die einzige Stelle, an der man so ein Lüftungsrohr enden lassen kann.
Aber: Ich bezweifele das. Enteisungsmittel, Schwefelsäure und was da sonst noch so durch die Triebwerke jagt - super Idee, direkt daneben die Atemluft abzugreifen. Da übertreffen sich natürlich Bestürzung und Verwunderung wechselseitig in ihrer Größe, wenn dann plötzlich giftige Dämpfe durch die Kabine wabern.

Es geht aber noch besser, nein, BEsseR: Mit der Pappnase, die die Brandschutzanlage für den neuen deutschen Prestigeflughafen konstruiert hat, möchte ich auch gerne mal über seine Berufserfahrung sprechen. Zunächst wollen wir uns kurz über ein paar Grundsätze der Physik im Klaren werden: Rauch steigt nach oben. Beim Absaugen von Luft entsteht ein Unterdruck.

Wie sieht nun folglich die perfekte Rauchabzugsanlage aus? Richtig: man sauge den Rauch möglichst nahe am Boden ab. Genau so hat man sich das beim Aushängeschild aller deutschen Bauruinen wohl auch gedacht. Und dann geschah das Unglaubliche, mit dem keiner gerechnet hatte. Es stellte sich heraus, dass der Unterdruck beim Absaugen des Rauches die Rohre der Brandschutzanlage von innen zerquetschen könnte. Wir wiederholen noch einmal: Geplant war, den - im Allgemeinen nach oben steigenden - Rauch in Bodennähe mit einer Wahnsinnskraft einzusaugen. Und warum das alles? Richtig: um die hässlichen Rohre an der Decke zu sparen.

Vielleicht sollte man auf die Pläne jedes größeren Projektes mal einen Normalsterblichen draufschauen lassen. Der unbedarfte Laie ist nicht betriebsblind und eröffnet so eine wunderbare Gelegenheit zur Selbstreflektion. Nächstes mal besprechen wir dann, wie man den Geometrieunterricht in einer sechsten Klasse dazu nutzen kann, dem Einbau von zu kurzen Rolltreppen vorzubeugen.



Und außerdem wäscht sie mit Leitungswasser!

Als das moderne Haushaltsgerät mechanisch nicht mehr zu verbessern war, hätte jeder Mensch es einmal und für immer kaufen sollten. Das war damals, als noch nicht jede Waschmaschine Features wie "varioPerfect", "touchControl" und "iQdrive" und noch nicht so putzige Namen wie "LiquidWash" hatte. Das brauchten sie auch nicht, denn damals konnte man noch sagen "Diese Waschmaschine hat jetzt auch ein optional wählbares Vorprogramm". Heute hat jede Spülmaschine drei Vorprogramme ("halb voll", "ganz voll", "weiß nicht, hab vor einer Woche das letzte mal reingeschaut") und jede Waschmaschine ein Spezialprogramm nur für rote Cordhosen und kurzärmelige Winterjacken. Stattdessen lässt man heute ein neues Produkt entstehen, indem man dem Motor einen halben Tropfen mehr Öl gönnt ("SmartSilence-Technologie") und ein Schleuderprogramm mit 3000 Umdrehungen pro Minute hinzufügt, falls der Kunde zufällig Altkleider reinigen und gleichzeitig zur weiteren Verwertung schreddern will.

Überhaupt: Dank der Digitalisierung kann man jetzt jedes beliebige Gerät mit Feature-Müll überhäufen. Der mechanische Programmwahlschalter und die drei Einrasttasten an der Waschmaschine sind der unglaublichen Welt des Touchens gewichen. Schlimm genug, dass man viele Drücker an Ampeln nicht mit Handschuhen bedienen kann - nein, jetzt muss ich mich auch jedes Mal erden, wenn ich die Vorwäsche an der Waschmaschine hinzuschalten will. Und der Herd quittiert jedes Objekt auf der Sensorfläche wahlweise mit "piep-piep-piep-piep" oder einfach dem Ausschalten aller Kochplatten. Im Handbuch steht dazu, man solle keine Sachen auf die Herdplatte stellen. Ach ja, danke für den Hinweis.
Zum Glück entsteht durch die Touchbedienung ein echter Mehrwert. Dadurch, dass man für jede Änderung der Kochstufe drei mal touchen muss (Kochfläche auswählen, Plus- bzw. Minus-Taste gedrückt halten, Auswahl bestätigen) ist man viel besser gegen unabsichtliche Bedienung abgesichert.

Ich bezweifle stark, dass all dieser Kram wirklich nötig ist. Mechanische Tasten gefallen mir besser als solche zum Touchen und die Abwägung, ob ich genug Jeans für das Jeans-Programm in meiner Wäsche habe, ist auch überflüssig. So stumpf, wie Modetechnologien von den konservativen Haushaltsgeräteherstellern eingebaut werden, kann das Ergebnis einfach nur unpraktisch und gruselig sein. Vermutlich lässt sich meine nächste Waschmaschine per App konfigurieren. Immerhin funktioniert der Touchscreen meines Smartphones von allen Geräten im Haushalt am besten...

Aber trotzdem: Danke, liebe Haushaltsgeräteindustrie, für diese technischen Innovationen!
Zum Abschluss empfehle ich einen Blick auf emotionLight. Ersetzt wahlweise das Gruselgefühl von einem Paranormal-Activity-Film oder das Fremdschämgefühl von zwei Twilight-Filmen (no offense intended).



Wie der Tofu versuchte, Curry zu sein

Im Test: Viana Tofu King / Currywurst-Imitat / 3,00€ - 3,50€

Tofuhaltiger Currywurst-Ersatz: die vegetarisch lebenden Berliner und Ruhrpottler werden's danken - vielleicht. Was man da auspackt, wenn man den authentisch eingeschweißten "Tofu King" aus dem Hause Viana öffnet (am Unterboden befindet sich sogar ein Piekser), sieht erst mal so aus, wie eine gemeine Supermarkt-Currywurst aussieht. Riecht vielleicht ein bisschen komisch.
Leider hält der erste Eindruck spätestens dann nicht mehr, wenn man die Gabel in den Mund steckt (mein Piekser fehlte...!) und auf dem Stück Currywurstimitat herumkaut. Zuerst einmal fällt auf, dass die Currysauce (die in Wirklichkeit allenfalls Tomatensauce ist) mit einem penetranten und abscheulichen Eigengeschmack glänzt. Offenbar wurde nicht nur jegliches Fleisch gegen Tofu, sondern auch der Curry- gegen Tofu-Geschmack getauscht. Im Biss ist die Tofu-Wurst dann auch höchstens mäßig: Auch Fleischprodukte können sich so fest und gummiartig anfühlen, wie die Kostprobe einer "Fleischwarenfabrik" mir vor einiger Zeit bewies. Jenes Meisterwerk der Metzgermeisterkunst war mir dann aber auch zu eklig, um es zu schlucken. Die Tofu-Wurst war zwar zu teuer, um sie auszuspucken - nochmal kaufen würde ich sie aber sicher nicht.

{rating4} Aussehen
Sieht halt aus, wie so eine Currywurst in einer Schale aus dem Supermarkt so aussieht. Nicht unbedingt lecker, aber authentisch.
{rating2} Konsistenz
Ziemlich fest und leicht gummiartig im Biss. Vielleicht am ehesten mit Schnittkäse zu vergleichen.
{rating1} Geschmack
Taumelt irgendwo zwischen "geschmacklos" und "fad" - da kommt der ekelhafte Geschmack der Sauce erst richtig zum Tragen. Ähnlichkeit mit dem Geschmack einer Currywurst besteht so oder so nicht, lecker ist es aber erst recht nicht.

Fazit: Selbst mit einer gehörigen Portion Curry nicht genießbar. :thumbsdown: