Krieger des Lichts sein


Silbermond fand ich vor einigen Jahren mal richtig gut, als ich gerade "Passend gemacht" und damit das ganze erste Album "Verschwende deine Zeit" entdeckt hatte (lange nach dem Erscheinen). Dann verschwanden sie mit dem Umbruch auf härteren Rock und elektronische Musik aus meinem Musikgeschmack. Aber nicht lange, denn etwas später landete ich bei TEN SING, wo auch Silbermond ihre Ursprünge haben. Entsprechend kamen ihre Lieder dort immer wieder vor. Nun ließ ich mich als Stagehand für ihr Konzert in Dortmund einteilen und hatte so die Gelegenheit, auch einen Großteil des Konzertes zu erleben.

Direkt zu Anfang zeigte sich dabei, wofür wir uns mit dem teiltransparenten Vorhang abgemüht hatten: Mit "Unter der Oberfläche" ging's los, die Band spielte zunächst hinter dem Vorhang - bis Steffi mit dem Mikroständer dagegen stach und zeitgleich eine zerbrechende Oberfläche darauf projiziert und der Vorhang fallen gelassen wurde. Genialer Effekt! Dabei war das Konzert sonst eher effektarm - schon oft stellten wir fest, dass sich das Können der Band und die Menge der technischen Effekte umgekehrt zueinander verhalten, und Silbermond gehört definitiv zu den guten Bands. Schon beim zweiten Song geht's auf der Bühne so ab wie bei manchen anderen Bands erst im Finale.

Was nicht heißt, dass es danach langweilig wird - aus allen Alben gibt es mehrere Titel. Das Publikum ist dabei durchgehend begeistert und kann die Texte problemlos mitsingen, seien es alte Titel wie "Durch die Nacht" oder "Zeit für Optimisten", neue Stücke wie "Himmel auf" oder "Teil von mir" oder Songs vom zweiten Album wie "Meer sein" oder "Unendlich". Ich selbst kannte das neue Album bisher fast gar nicht, habe nun aber auch Gefallen daran gefunden - es wirkt etwas ernster, dafür aber textlich sehr überzeugend. Aktuell ganz passend z.B. "Waffen", in dem sich die Band klar positioniert: "So voll wie unser Magazin, so leer ist unser Verstand". Wenn man die Zeitung liest, muss man nur die erste Seite nehmen und hat schon tausend Textideen, so Steffi zu der Frage, woher sie eigentlich die Themen für ihre Songs nehmen. Auf wenig Zustimmung stößt hingegen die Moderation zum Thema Fußball - in Dortmund will eben niemand, dass immer die bessere Mannschaft gewinnt!

Zwischendurch gibt's dann eine kleine Akustikeinlage auf der zweite Bühne, die über einen Laufsteg mitten ins Publikum gebaut wurde. Auf der hatte zuvor auch ein Sänger gespielt - eine schöne Idee, um die Umbaupause zwischen der ersten Vorband und Silbermond zu nutzen. Zumal es ein sympathischer Typ mit netten Texten und einer angenehmen Stimme ist. Es ist schön hier zu spielen: "Ich komme aus Berlin, da gibt es nichtmal einen Fußballverein - dafür aber auch keinen Flughafen."

Erwartet hatte ich eigentlich, dass das Finale dort gespielt wird, aber "Das Beste" gibt's mit Klavier von der großen Bühne aus. Das erweicht dann auch die meisten "härteren" Zuschauer - egal ob jung oder alt, Mann oder Frau, schon lange Fan oder heute zum ersten Mal dabei, hier ist jeder vertreten - und augenscheinlich auch jeder begeistert. Zum Finale, als wir schon neben der Bühne auf unseren Einsatz warteten, gibt's dann "Krieger des Lichts" mit dem neuen Lichtermeer - man muss ja zugeben, Feuerzeuge mögen out sein, aber wenn das Publikum dafür Lichter am Handy hat und die benutzt, sieht es eigentlich noch besser aus. Die auch auf den Rängen gut gefüllte Westfalenhalle 1 vom Publikum erleuchtet zu sehen ist schon ein Eindruck, den man lange im Kopf behält. Da ist es dann auch mal schön, die ganzen Scheinwerfer mal auszuschalten.