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Warum ich nichts mehr über Facebook organisiere

Ich habe zwar trotz großer Ankündigung meinen Facebook-Account nicht gelöscht, wohl aber neben etlichen flüchtigen Bekanntschaften auch alle meine Gruppen gelöscht. Ich möchte euch erläutern warum und auch dazu ermutigen, den selben Weg zu gehen.

Verbreitung von Informationen

Viele Gruppen existieren bloß, damit eine kleine Personengruppe eine große Personengruppe über Dinge informieren kann. Eine Gruppe ist dafür definitiv der sinnloseste Weg. Wenn man schon Facebook nutzen möchte, kann man einfach eine Gruppenunterhaltung erstellen. Wenn man es etwas klarer trennen möchte, wer informiert und wer informiert wird, ist ein Mailverteiler auch 2017 noch eine gute Lösung. Und für kurze Informationshappen könnte man auch eine WhatsApp-Gruppe oder eher einen WhatsApp-Broadcast verwenden. Alle diese Möglichkeiten bieten eine bessere Darstellung von mehreren aufeinander folgenden Informationen als Facebook-Gruppen.

Nun könnte man argumentieren, dass die Gruppen mit ihrer Kommentarfunktion aber doch praktisch seien, falls Rückfragen auftreten. Das ist aus zwei Gründen nicht so: Erstens, Rückfragen treten vor allem dann auf, wenn die Aussage von vornherein nicht informativ genug war. Gruppen bieten aber keine vernünftige Darstellung für lange Infotexte und stehen daher schon vom Konzept her einem vernünftigen Informationsfluss entgegen. Zweitens, erfahrungsgemäß sind Kommentare auf Facebook eher chaotisch, daher ist eine individuelle Rücksprache effizienter. Außerdem bringen Kommentare die Reihenfolge der Originalposts durcheinander, da Facebook alles nach letzter Änderung sortiert, was nicht hilfreich ist.

Organisation und Absprachen

Kaum eine Plattform ist für Absprachen so schlecht geeignet wie Facebook, Gruppen ganz besonders. Für kurzfristige Absprachen wie Termine sind Gruppen zu überdimensioniert, für mittlere Absprachen wie "wer bringt welchen Salat mit zur Party" schon zu chaotisch. Wird es noch etwas größer (es muss ja auch noch Musik her, und Getränke, und eine Location), verliert man sofort den Überblick, da es keinerlei Sortierungs- oder Markierungsfunktionen gibt. Für die Grillparty muss es vielleicht nicht gleich ein großes Organisationstool wie Trello sein, aber zumindest ein Kommunikationstool wie Slack mit der Möglichkeit, verschiedene Unterhaltungen zu verschiedenen Themen zu führen, sollte drin sein. Oder lieber ganz simpel - ein einfacher Chat in einem beliebigen Messenger und eine Person bestimmen, die alle wichtigen Dinge separat mitschreibt. Sobald es größer wird als die Grillparty, sollte definitiv ein dafür ausgelegtes Organisationstool genutzt werden, beispielsweise Trello, weil dann Themen klar strukturiert und einzelne Informationen und Diskussionen zu Themen zugeordnet werden können, ohne dass irgendwas untergeht.

Marktplatz, Mitfahrgelegenheiten & Co.

Handel ist die dritte Nutzungsart, die ich kennengelernt habe, und auch sie ergibt keinen Sinn. Absprachen zu Angeboten sollten individuell erfolgen, es hat keinen Nutzen für die anderen Gruppenmitglieder, verfolgen zu können, wie etwas an jemanden verkauft wird. Außerdem schieben Kommentare gerade die Angebote immer wieder nach oben, die vermutlich bereits für niemanden mehr zur Verfügung stehen. Zuletzt erreicht man mit einer Gruppe auch immer nur einen beschränkten Personenkreis, was sowohl beim Handel mit Waren als auch mit Mitfahrgelegenheiten und ähnlichem gilt. An den absurd langen Listen von Vorschriften für Gruppen wie "Verschenken und verkaufen in Chemnitz" sieht man, dass Gruppen eigentlich gar nicht geeignet sind. Handel sollte auf Plattformen ausgelagert werden, die darauf spezialisiert sind.

Zum Schluss ein Gedanke, der vielen gekommen sein wird: "Aber auf Facebook erreiche ich doch jeden!" Dazu nur: Wer auf Facebook als Kommunikationsplattform besteht, hat Pech gehabt. Facebook ist ein soziales Netzwerk, man kann sich dort mit anderen Menschen verknüpfen und mit diesen in Kontakt bleiben. Dafür ist es gut. Für alles andere nicht. Wer Informationen will, sollte seine E-Mails lesen. Wer etwas organisieren will, sollte sich überwinden, ein mächtiges Tool wie Trello auszuprobieren, er wird es nicht bereuen. Und ein Account bei BlaBlaCar oder Ebay Kleinanzeigen schadet auch niemandem - man erreicht dort eben nicht nur Freunde, Freunde von Freunden und Freunde von Freunden von Freunden, sondern auch Oma Schulze von 300 Kilometer weiter, die deine alten Gardinen kaufen möchte (die du deinen Facebook-Freunden niemals hättest andrehen können). Ihr müsst euch ja nicht gleich bei Facebook löschen - aber löst euch davon, dass es das Tool für alles ist.



Ärger mit Amazon

Als Käufer lobe ich Amazon ja immer wieder mal in den Himmel. Aber von Zeit zu Zeit bin ich dort auch Verkäufer, und meistens klappt auch das ziemlich gut. Die Gebühren sind zwar hoch, dafür ist der Einstellaufwand aber quasi null. Es gibt da aber zwei Vorfälle, die mich ziemlich verärgert haben in letzter Zeit.

Da wäre einmal dieses Feld, wo man eine Beschreibung eingeben kann. Das ist für den Kauf prinzipiell nicht relevant - Beispiel: Software X wird in Version 2010 angeboten, ich biete 2009 mit Upgrade auf 2010 an. Der Käufer war damit unzufrieden (ich hatte es wirklich klar angegeben!) und bekam Recht, denn nur die Artikelbeschreibung auf der Hauptseite zählt. Das Bemerkungen-Feld ist also nur für so Dinge wie "Verpackung fehlt" gedacht - soweit okay, muss man wissen und beachten.

Den zweiten Fall finde ich absolut nicht gerechtfertigt. Ein Buch ist auf dem Weg zum Verkäufer verloren gegangen. Meine Erklärung, dass die Sendung nicht versichert oder nachverfolgbar war (von welchem Geld auch), hat ihm nicht gepasst, dass ich eine Sendungsrecherche in Auftrag gegeben habe nicht gereicht - also beantragte er, wie schon der oben beschriebene Käufer, die Amazon A-Z-Garantie. Die ist für den Verkäufer der Horror - meistens läuft es auf Kosten und Ärger hinaus. In diesem Fall urteilte Amazon: Der Käufer hat die Ware nicht erhalten, also Geld zurück. Dass ich daran nicht Schuld bin, ist irrelevant. Schlussfolgerung: Jede Sendung muss versichert/nachverfolgbar verschickt werden. Meine anschließende Beschwerde an Amazon blieb unbeachtet.

Ich frage mich nun: Was hindert also nun einen Käufer daran, eine niedrigpreisige (und daher unversichert versendete) Sendung einfach als nicht erhalten zu deklarieren und sein Geld zurück zu erhalten? Der Verkäufer ist da machtlos. Und: Wieso gewährt Amazon mir einen Vertrauensvorschuss, indem sie mein Geld auszahlen, sobald ich anklicke, dass ich die Ware versandt habe, wenn sie mir im Endeffekt doch nicht glauben, dass ich das getan habe? Für Artikel, wo sich versicherter Paketversand (5,90€ statt z.B. Büchersendung 85 Cent!) nicht lohnt, ist Amazon Marketplace für mich als Verkäufer gestorben. Schade.