Alle Artikel zu #uni


Meine vier besten Lerntricks für die Uni

Bei meiner langen Studiendauer kann man ja durchaus der Meinung sein, dass ich nix kann oder nicht effizient lerne. Tatsächlich ist es aber so, dass ich in der Zeit einige für mich sehr gut funktionierende Methoden entdeckt habe, die mir das Lernen viel leichter machen.

Karteikarten
Zunächst mal eine Methode für das Lernen an sich. In meinem Studium muss man in der Psychologie viel auswendig lernen und auch in den physikalischen Fächern sollte man gewisse Sachen einfach wissen. Karteikarten funktionieren für mich am Besten, sogar extrem gut, in irrsinniger Geschwindigkeit stopfe ich mein Gehirn mit Wissen voll. Dafür nutze ich Anki, ein Programm, mit dem man Karteikarten erstellen und sich automatisch in psychologisch begründeten Intervallen wieder vorlegen lassen kann, abhängig davon, wie gut man den Inhalt schon konnte.
Mikropausen
Zu Lernmethoden gibt es Millionen Artikel im Internet. Wichtig ist aber auch: Wie bringe ich mich dazu, überhaupt zu lernen, und wie bleibe ich dabei? Was mir hilft, sind ganz viele kleine Pausen während dem Lernen. Es gibt sooo viel zu tun (deswegen ist Prokrastination ja auch so leicht), also gehe ich alle paar Matheaufgaben Wäsche aufhängen, Tee kochen, lüfte das Wohnzimmer durch, bringe den Müll raus oder schreibe eine Einkaufsliste. Wichtig: Keine kognitiv anspruchsvollen Dinge, damit man danach besser wieder in den Stoff kommt bzw. gar nicht erst den Anschluss verliert. Du wirst in der Prüfungsphase immer zum Putzteufel? Super, wie wäre es, wenn du dir nach jeder halben Stunde Lernen erlaubst, ein bisschen was zu putzen? Am Ende des Tages sind Bad und Küche sauber, ein paar Übungsblätter abgearbeitet und deine Selbstdisziplin ist auch noch gestiegen.
Absichtlich etwas übrig lassen
Eine Methode von Reinhard Remfort, Physiker, Autor und Podcaster, der gerade an seiner Doktorarbeit schreibt: Anfangen ist leichter, wenn man mit einer einfachen Kleinigkeit beginnen kann. Also ruhig mal absichtlich etwas übrig lassen am Ende eines Tages, womit man am nächsten Tag anfangen kann. Formelsammlung weiterschreiben, stumpf Folien in Karteikarten abtippen, Formatierung bei der Bachelorarbeit anpassen, nicht verstandene Vokabeln raussuchen. Hat man einmal angefangen, ist das Gehirn bereit, auch richtige Aufgaben zu bewältigen.
Umgebung
Und noch ein Klassiker: Ablenkungen entfernen, Umgebungen separat halten. So wie man zwecks besserem Schlaf das Bett nur zum Schlafen benutzen soll, hilft auch beim Lernen z.B. ein anderer Schreibtisch. Nicht ohne Grund gehen viele zum Lernen in die Bibliothek. In der Prüfungsphase esse ich am Schreibtisch und benutze den Esstisch nur noch zum Lernen. Dort liegen dann zum einen meine Unterlagen immer schon parat, zum anderen hilft es mir auch mich zu fokussieren.

Natürlich ist Anfangen immer noch schwer und nach wie vor verzweifle ich gelegentlich über dem Stoff - aber zumindest methodisch gibt es einfach keine Ausreden mehr, dafür aber ein paar Erfolgserlebnisse. Und mehr habe ich nie verlangt.



Fehlplanungen am Chemnitzer Campus

Vorhin schrieb ich an den ADFC Chemnitz. Anlass war die aktuelle Verkehrssituation am Hauptcampus der TU Chemnitz. Dort wird seit Anfang des Jahres kräftig gebaut - der begehbare begrünte Mittelstreifen wird gegen eine Straßenbahn ausgetauscht. Das Projekt war durchgehend sehr umstritten, der Ärger über die geopferten Bäume wich aber irgendwann dem leisen Gedanken "vielleicht ist eine Straßenbahn von der Uni zum Bahnhof ja doch ganz nett".

Reichenhainer Straße in Chemnitz kurz vor Fertigstellung des Umbaus 2017

Abgesehen davon, dass die Straßenbahnlinie nun aber gar nicht den gesamten Campus erfasst, wurde für den Umbau auch die Straße gravierend umstrukturiert: Einseitig wurden die Parkplätze abgeschafft, beidseitig der Radweg. Es gibt also auf der vielleicht am meisten von Radfahrern genutzten Straße in Chemnitz keinen Radweg mehr. Das war mir schon am Anfang aufgefallen, ich hatte bereits dann dem ADFC geschrieben und man antwortete mir:

Die Reichenhainer Str. wird ja quasi zur verkehrsberuhigten Zone, der Durchgangsverkehr wird ab dem neuen Kreisverkehr am Südbahnhof über die Fraunhofer-Str. in Richtung Südring gehen. Damit ergibt sich die Möglichkeit, den Radverkehr wieder direkt auf die Reichenhainer Straße zu bringen. Wenn es die Situation zulässt, ist das ein Ziel, welches der ADFC schon immer verfolgt. Die derzeitige Situation, daß Autofahrer denken, ihnen gehört die Straße allein kommt u.a. auch ein wenig daher, daß zu lange daran gearbeitet wurde, den Radverkehr außer Sichtweite des Autofahrers oder zumindest an den Rand einer für Kfz frei befahrbaren Straße zu drängen. Ziel sollte aber sein, auch den Chemnitzer Autofahrern und denen aus der Umgebung wieder das eigentlich Normale, das jederzeit in Gemeinden und Städten nahezu überall Radfahrer auf der Straße anzutreffen sind, in die Köpfe zu bringen.

Die für die Planung von Straßen und Wegen zugrunde liegenden Empfehlungen ERA legen den Planern nahe, bei gemischten Verkehrsgruppen auf einer Fahrbahn entweder die Straße eng zu halten, also nur um die 3,25m, damit der Radfahrer VOR dem Auto bleiben kann und nicht eng überholt wird ODER sehr weit zu halten (die angesprochenen >4m sind sehr gut) damit der Kfz-Verkehr in ausreichend großem Abstand entspannt überholen kann.

Wir sehen also den Umbauten auf der Reichenhainer und Reitbahnstr. erstmal entspannt entgegen.

Die Vorstellung, Autofahrer und Radfahrer könnten friedlich miteinander auf der Straße fahren, fand ich damals schon naiv und utopisch. Ich weiß auch nicht, wie ein Unterschied von 75cm in der Fahrbahnbreite dafür sorgt, dass Radfahrer nicht nur überholt, sondern sicher überholt werden können. Was daraus geworden ist, könnt ihr jedenfalls im Folgenden in meiner Antwort lesen.

[...] auch wenn auf die letzte Nachricht dann keine Antwort mehr kam, hier ein aktueller Zwischenbericht. An der Reichenhainer Straße ist inzwischen eine Fahrspur mehr oder weniger fertig - die Bordsteine sind da, die Parkplätze sind wieder errichtet worden, streckenweise ist also auf der Fahrbahn stadtauswärts alles so, wie es mal sein wird. Das heißt auch, es zeigt sich jetzt, ob es funktioniert, dass Radfahrer und Autofahrer vernünftig nebeneinander herfahren können.

Kurze Antwort: Nein. Entweder fahren die Radfahrer so, dass sie einen vernünftigen Sicherheitsabstand zum Rand haben - dann können die Autofahrer nicht überholen. Oder die Radfahrer fahren sehr randnah, dann überholen die Autofahrer, teils genervt und daher schnell und mit starker Beschleunigung (wie immer und überall) - ausreichend Sicherheitsabstand ist da nicht dabei.

Zurzeit dürfen Radfahrer die Spur auch entgegen der Fahrtrichtung benutzen, was einige weitere Beobachtungen ermöglicht. Erstens, auf Radfahrer, die entgegen der Fahrtrichtung fahren, wird teilweise (nicht immer) mehr Rücksicht genommen. Zweitens, ein wirklich sicheres Aneinandervorbeifahren ist nichtmal dann möglich, wenn die Autofahrer sehr nah am Rand fahren. Funktioniert also auch nicht.

Ganz davon ab: Nah am Rand fahren sollte weder für Autos noch für Fahrräder notwendig sein, denn da parken ja Autos und da wird auch gelegentlich mal eine Tür einfach aufgerissen.

Damit ist eigentlich alles gesagt. JETZT ist es natürlich zu spät, denn die Stadt hat offensichtlich großen Druck ausgeübt, um das ganze Projekt voran zu bringen, die Bauarbeiten werden also bald abgeschlossen sein und dann wird sich da nichts mehr tun. Die Reichenhainer Straße wird sicherlich nicht lebensgefährlich nach dem Umbau und man muss sagen, dass es immerhin ein Vorteil ist, dass auf der stadteinwärts führenden Seite die Parkplätze wegreduziert wurden - denn dort geht es heftig bergab und man lief als Radfahrer bisher Gefahr, bei hoher Geschwindigkeit eine Autotür abzubekommen. Dennoch denke ich, dass klar markierte Radwege auf der Straße wesentlich sicherer sind als keine Radwege.

Aus meiner Sicht war also der Verzicht auf einen Radweg auf der neuen Reichenhainer Straße eine totale Fehlentscheidung und es ist mir unbegreiflich, wie der ADFC, die einzige Lobby für Radfahrer und damit die vermutlich einzige Organisation, der man vielleicht zugehört hätte, das auch noch befürworten konnte. Chemnitz' wichtigste Uni-Straße hat damit deutlich an Attraktivität verloren.