Geschichten, die das Leben schreibt


Ich werde oft von Freunden um Rat gebeten, wenn sie Probleme haben. Das liegt nicht daran, dass ich eine besondere Ausbildung oder besonders viel Lebenserfahrung habe, vielmehr wohl daran, dass es gut tut, mit einem Menschen, der einem nahe steht, der aber nicht direkt beteiligt ist, über seine Probleme zu sprechen. Ich kann gut zuhören und tue das auch gerne und so höre und lese ich Geschichten über Ärger in der Schule, Stress mit Eltern und Freunden, Familienkrisen und Liebeskummer. Das Internet vereinfacht das Ganze noch mehr, manches tippt sich leichter als man es erzählen könnte, außerdem muss "aus der Distanz betrachten" oft wörtlich genommen werden.

Oft ist es gerade deshalb so gut, sich anderen anzuvertrauen, weil der jenige logisch, sachlich und vernünftig denkt. Wenn einem gerade die Beziehung in die Brüche gegangen ist, wird man das Vergangene nicht sachlich betrachten und analysieren, sondern erstmal traurig sein und Frust schieben. Da ist es gut, wenn man sich erstmal ausheulen kann, um danach gemeinsam nachzudenken was schief gelaufen ist und wie es weiter geht.

Eine meiner Lieblingsthesen ist ja, dass es immer weiter geht. Nach jeder Krise im Leben kommt wieder eine glückliche Zeit. Immer! Es ist enorm wichtig, in die Zukunft zu sehen. Dabei sollte man weder das Vergangene ewig mit sich rumschleppen, noch es komplett ignorieren und unverarbeitet lassen, denn oft läuft es einem doch wieder über den Weg und man fühlt sich wieder genauso schlecht wie vorher. Aus verarbeiteten Krisen kann man dafür lernen. Darin steckt auch ein bisschen, sich mit dem abzufinden, was sich eh nicht ändern lässt. Warum frustriert sein, weil sich die Eltern getrennt haben? Dafür hängt der Haussegen jetzt vielleicht nicht mehr so schief. Warum dem Ex nachtrauern? Er war doch eigentlich eh ein Arsch und der nächste wird viel toller.

Leider gibt es manchmal Situationen, in denen einem nur das Abfinden bleibt. Vielleicht schafft man es einfach nicht, dem Ganzen etwas Gutes abzugewinnen, vielleicht gibt es einfach nichts. Vielleicht steht man vor einem Problem, was man nicht lösen kann, sondern was sich mit der Zeit einfach von selbst lösen muss. Gefühle sind selten kontrollierbar, manchmal kann man da einfach nichts tun. Manchmal sitze ich dann als Kummerkasten mit der scheinbar ach so unendlichen Lebensweisheit und den immer vorhandenen Ratschlägen auch da und denke scheiße, dazu fällt dir auch nix mehr ein. Einmal hat sich ein guter Freund das Leben genommen. Da kann man dann nicht dazu raten, sich halt andere Freunde zu suchen, und dann hilft es auch nicht wirklich, wenn man herausfindet warum. Ein anderes Mal ging es um die Wahrscheinlichkeit einer Beziehung zwischen einem Mädchen etwa in meinem Alter und einem doppelt so alten Mann. Das geht einfach nicht, und ich saß dann da nur mit offenem Mund, dass über solche Altersunterschiede hinweg doch so intensive Gefühle entstehen.

Ich reiche dann meist virtuellen (oder echten, je nach Situation) Tee oder Kakao, koche mir selbst einen und vergesse auch schonmal, ob die Erzählsituation real bei mir oder digital passiert und koche Teewasser für zwei und rede einfach ein bisschen weiter. Meistens hilft es ja doch irgendwie... und genau das ist der Grund, dass ich selber solche Freunde habe, die mir in solchen Situationen einfach zuhören würden, und auch der Grund dafür, dass ich das Vorhandensein solcher Freunde für enorm wichtig halte.

Manch einer hat so jemanden nicht. Und manch einer davon hat wirklich schwerwiegende Probleme. Es ist immer wieder erstaunlich, was es alles gibt, was alles passieren kann und wieviel der Mensch verkraften und verarbeiten und hinnehmen kann. Ich bin unter anderem deshalb ein (okay, meistens) so glücklicher Mensch, weil ich weiß, dass es mir eigentlich richtig gut geht - und wenn nicht, werde ich damit nicht alleine gelassen. Die Geschichte, die mich zu diesem Artikel veranlasst hat, handelt von einer jungen Frau, die uns unsere eigenen Probleme vergessen lässt. Ich habe oben darauf hingewiesen, dass es immer eine Zukunft, ein danach, eine besere Zeit in der Zukunft gibt. Wenn das nicht der Fall ist, bleibt einem nur noch Resignation und das Beste daraus zu machen.

Besagte Geschichte ist vielleicht eine Fortsetzungsgeschichte, zumindest ist der Autor dafür bekannt, solche zu verfassen. In diesem Fall wäre es dann eben der Anfang, der mich sehr erschüttert hat. Man hört es öfter mal oder bekommt es mit, diesmal ist es direkt aus der Nähe beschrieben, fast so wie von Freund zu Freund. Lest selbst und überlegt euch, ob es euch wirklich so schlecht geht und ob euer Leben nicht eine sehr positive Zukunft für euch bereit hält... Julia