Bochum, ich komm aus dir!


Das stimmt so zwar nicht, aber wen kümmert das schon, wenn man gerade zwei Stunden fett gefeiert hat. "Bochum" von Herbert Grönemeyer war das abschließende Lied des Planteils der Show. TEN SING Bochum haben getreu ihrem Motto "We're gonna rock hard!" die Freilichtbühne Wattenscheid in Grund und Boden gerockt - mit ca. 500 Zuschauern. Es war verdammt geil.

War zuletzt Münster die Show, die meinen Musikgeschmack am besten getroffen hat, hat Bochum nochmal eins drauf gesetzt. Eine durchgängig rockige Setlist, angereichert mit Worship. Ich liste jetzt einfach mal alles auf, im nächsten Absatz geht's dann weiter. ;) Die Reihenfolge von der Show kriege ich allerdings nicht mehr zusammen. Da waren also: Mr. Brightside (Killers), Tears don't fall (BFMV), Tell me baby (RHCP), Diamond on a landmine (Billy Talent), Trough the glass (Stone Sour), Unrockbar (Ärzte), Fly Away (Lenny Kravitz), TNT (AC/DC), NA NA NA (My Chemical Romance), Tommy-Gun (Royal Republic), Don't stop me now (Queen), Rope (Foo Fighters), Smells like teen spirit (Nirvana), Nobody's wife (Anouk), Das Privileg zu sein (Samuel Harfst), Amazing because it is / Amazing Grace, So wie du bist (Madsen) und Bochum (Herbert Grönemeyer). Yeah.

Da technisch sogar mal alles gut funktioniert hat (meistens), gab es an den ganzen Songs auch von mir nichts auszusetzen. Klar war der ein oder andere nervös, hier und da ist in der Band vielleicht nicht alles nach Plan gelaufen, aber solange dabei nichts schiefes rauskommt was sich schlecht anhört, ist das ja egal. So waren die "die/der hat's ganz schön drauf"-Momente keine Seltenheit. Selbst der Chor war (meistens) gut zu hören, und außer etlichen Liedern, wo der Chor klassisch den Refrain übernahm, gab es auch den ein oder anderen ziemlichen coolen abweichenden Chorsatz, z.B. bei Through Glass. hahahah Sehr geil fand ich übrigens die Aktion, jemandem aus dem Publikum eine Luft-Luftgitarre in die Hand zu drücken um die einzige Frau in der Band moralisch zu unterstützen. :D

Im Theater sah es eigentlich auch ziemlich gut aus. Die Zuschauer wurden zu Zuhörern einer Buchvorlesung, einem Buch über das Steigen und Fallen der Coffeemakers, einer Band, die vom kleinen Anfang über den absoluten Chartserfolg bis hin zum schmählichen Niedergang inklusive Trennung und Alkoholverfall alles kennt. Thematisch absolut passend und auch erstmal gut umgesetzt: Da gab es direkt am Anfang noch den Typen, der eher zufällig als Bassist entdeckt wurde; den Frauenschwarm; den Alkoholiker; den Schlagzeuger ohne Freunde; die Managerin, die die Musik der Band eigentlich scheiße findet, aber irgendwie trotzdem erfolgreich ist; die Make-Up-Künstlerin und die Reporter, die der Band ein exklusives Interview entlocken konnten.

Die Running Gags nicht zu vergessen: so tauchte die Buchautorin immer wieder auf, denn schließlich spielt sie Blockflöte und möchte doch auch gerne dabei sein. Später ist sie mit einem aus der Band zusammen. Und dann war da noch Anouschka Aus Rrrussland, heute persönliche Assistentin der Autorin, früher hat sie sich mit "Gelegenheitsjobs" über Wasser gehalten ("Hallo. Icchh bin Anouschka. Icchh bin heute ihrre Streitschlichterrin.") - definitiv mein Lieblingscharakter. :D

Etwas schade nur, dass das Ende des Stücks so plötzlich kam. Nachdem die Band sich in einer Krise im Streit getrennt hat, verliest die Autorin zunächst einige Statements von ehemaligen Beteiligten. Die Make-Up-Artistin hat nun zwar ein eigenes Studio, langweilt sich dort aber. Die Bandmitglieder haben zumeist jetzt ein Leben, aber es ist öde. Und die Reporter müssen sich mit Justin Bieber begnügen. So nimmt Anouschka ihren nächsten Nebenjob an: Morddrohungen versenden, um die Coffeemakers wieder zusammen zu bringen. ("Rrose ist auch Symbol des Todes.") Das passiert dann auch ziemlich zügig - man trifft sich irgendwo und wie zufällig tauchen alle Bandmitglieder samt Personal auf und beschließen fix, dass man es nochmal versuchen könnte. Nunja. Nichtsdestotrotz eine sehr spaßige Sache. :D ("Hallo. Icchh bin Anouschka. Heute ihrre persönliche Sektlieferrantin." :D )

Übrigens hat es kaum geregnet, wodurch es natürlich sehr geil war, dass die Show Open Air stattgefunden hat. Das Gegenstück zum Regen war dann leider der aufgewirbelte Staub von der Pogo-Sektion, die schon beim ersten Lied gestartet ist. War aber dann irgendwann genauso egal wie der kurze Minischauer gegen Ende. Und wenn nach einer geilen ersten Hälfte die zweite einfach mal mit Nirvana startet, ist eh keinem mehr kalt...

In der zweiten Hälfte kamen dann auch die beiden Tanzworkshops zum Performen. Mit Worten kann ich da leider wenig beschreiben, daher hoffe ich, dass die Fotos für sich sprechen. Was man dort leider nicht richtig erkennt: Die erste Gruppe ist kurz nach dem Betreten der Bühne hinter einem weißen Vorhang verschwunden, der zunächst für Schatten genutzt wurde, bevor die Tänzerinnen durch den Vorhang wieder nach vorne kamen. In der zweiten Gruppe wurde dafür mit Schwarzlicht gearbeitet, was recht gut kam, obwohl es noch nicht ganz dunkel war. hahahah

Gegen Ende konnte sich das Publikum dann nicht mehr auf Klatschen, Pogen und Chormoves beschränken - die Vorbühne wurde gestürmt, es gab jede Menge Liebe und eine riesige Gruppenumarmung. :D Und spätestens nach der ersten Zugabe war es mit der Ordnung völlig vorbei, die Securitys standen hilflos am Rand (wurden ohnehin nicht benötigt), als quasi jeder die Bühne stürmte und wir alle zusammen das Finale gefeiert haben und eigentlich nur die Band, die nach "Smells like Teen spirit" noch "Tommy-Gun" raushaute, nicht komplett im Chaos versank. Ein wunderbares Ende für eine wunderbare TEN SING-Show! hahahah