Zwei Stunden oder fünf Tage


Die letzten beiden Fotosets, die ich gesichtet habe, waren die von der TEN SING Osnabrück-Show und vom Kirchentag. Zufällig blieben bei beiden genau 55 Fotos übrig. Beide unterlagen meiner aktuellen Einstellung, möglichst viele Fotos zu verwerfen, um die guten mehr hervor zu heben. Dahinter steckt der Gedanke, dass zu viele nichtssagende "irgendwie gute" Fotos die Qualität einer Fotoserie stark reduzieren, auch dann, wenn einige wirklich gute Fotos dabei sind.

Die Frage, was ein gutes Foto ist, lässt sich bei den beiden Fotoserien sehr ähnlich und doch unterschiedlich zu beantworten. Die Aufnahmen kommen aus den beiden Bereichen, in denen ich am meisten fotografiere: Konzerte und Reisen. Beides fotografiere ich, um Erinnerungen festzuhalten - das ist der gemeinsame Aspekt. Dieser Grund ist so wichtig, dass ich meine technischen Ansprüche an ein Foto stark herabschraube, wenn es darum geht, dass dieser Moment unbedingt fotografisch festgehalten werden soll. Gerade bei TEN SING-Shows ist das so; dort gebe ich die Fotos auch oft weiter und den Personen, die die Fotos dann kriegen, ist die Qualität meist nicht so wichtig.

In beiden Fällen ist die zweite Motivation zu fotografieren die Dokumentation. Daher kommt auch der Grund, warum ich von beiden Events effektiv die gleiche Menge Fotos habe1, obwohl der Kirchentag fünf Tage ging (oder zumindest drei volle Tage) und die Show nur zwei Stunden. Bei der Show dokumentiere ich, wer die Solos gesungen hat, wer im Chor war, wer die Chorleitung gemacht hat, wer im Laufe der Show mal an den Instrumenten war. Ich dokumentiere Theaterszenen und mache Schnappschüsse von Tanzchoreografien. Idealerweise ist auch noch das feiernde Publikum dabei. Das alles passiert sehr schnell, die Fotos unterstützen auch mein Gedächtnis. Beim Kirchentag (mit Ausnahme der Konzerte auf dem Kirchentag) habe ich nur gelegentlich fotografiert, wenn mir etwas besonders aufgefallen ist oder wenn ich Personen in einer bestimmten Szene fotografieren wollte. Jeden Aspekt zu dokumentieren wäre Unfug - klar könnte ich jeden Stand auf der Messe fotografieren und jede Fressbude. Aber die Dokumentation gehört immer zu dem Artikel den ich schreibe, und während die Auflistung der Solisten für den Artikel nicht nur langweilig, sondern auch blöd zu formulieren wäre, lassen sich Messestände und andere Angebote des Kirchentages gut zusammenfassen.

Für die Erinnerungen gilt das auch. Bei der Show habe ich durch die Auswahl der Fotos auch einen Überblick über Personen, die ich dort möglicherweise kennengelernt habe, ich sehe wie groß die Gruppe und die Workshops waren usw. - beim Kirchentag habe ich das, was wirklich erinnerungswert ist, festgehalten, für den Rest reicht die schriftliche Dokumentation. Und beim Schreiben macht sich dann auch die unterschiedliche Länge bemerkbar.

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  1. Die Anzahl der Quellfotos kann bei so einer Show sogar höher sein - einfach, weil ich immer sehr viele Fotos mache, weil ich nicht viel Zeit zum Einstellen und Kontrollieren habe, dafür aber mit schwierigen Lichtverhältnissen klarkommen muss.