In Vorbereitung auf interessantere Bastelprojekte habe ich meinen Raspberry Pi wieder in Betrieb genommen und um die grundlegenden Prinzipien zu lernen erstmal eine einzelne LED angeschlossen. Da ich quasi kein Material hatte, war das mit alten Computerkabeln sowie Material aus Kosmos-Experimentierkästen schon ein Erfolgserlebnis! Als etwas interessantere Anwendung und um auch das Programmieren der Ports ein bisschen zu üben will ich nun ein kleines Programm schreiben, dass Eingaben in Morse-Blinkzeichen übersetzt. Und um es etwas realistisch zu halten, recherchierte ich, wie Morsecode denn korrekterweise funktioniert.
Ich lernte also zunächst: Die langen Zeichen müssen dreimal so lang sein wie die kurzen, die Pausen innerhalb eines Symbols / Buchstaben so lang wie ein kurzes Zeichen und die Pausen zwischen Symbolen so lang wie ein langes Zeichen. Sehr logisch, das gefällt mir. Wie das so ist bei Wikipedia, las ich dann noch ein Stück weiter und stieß auf Audiobeispiele. In einem Irrsinnstempo, in dem ich nichtmal die Pausen erkennen konnte, wurde dort ein Beispieltext akustisch gemorst. Ein Abschnitt weiter: Das Beispiel verwendet eine übliche hohe Geschwindigkeit, Profis liegen bei 2-3 mal schneller, der Weltrekord bei mehr als 4 mal so schnell.
Interessant aus psychologischer Sicht auch eine verbreitete Methode zum Erlernen des Mithörens von Morsecode: Statt erstmal langsam alle Zeichen zu lernen, wird mit nur zwei Zeichen, aber bei hoher Geschwindigkeit und nur etwas überbetonten Pausen angefangen. Das ergibt Sinn, denn Tonfolgen ergeben eine "Melodie" und als Musiker ist mir natürlich sofort klar, dass ein krasser Tempounterschied eine Melodie völlig anders klingen lässt. Aus einem ähnlichen Grund versuche ich am Schlagzeug meistens, neue Muster sofort in Originaltempo oder zumindest fast Originaltempo zu lernen, was zwar schwerer ist, aber letztlich für einen nachhaltigeren Erfolg sorgt.
Die Tonfolgen des Morsecodes erinnern mich auch an psychologische Grundlagenexperimente zur auditiven Wahrnehmung. Ob das Morsen in der Forschung wohl noch relevant ist? Von den doch überraschend vielen Beispielen aus der Praxis hat mich jedenfalls am meisten gefreut, dass der Mars-Rover Curiosity die Initialen seines Herstellers in Morsecode als Reifenspuren hinterlässt - besonders, nachdem ich "The Martian" las, wo der Protagonist mit als Morsecode ausgelegten Steinen Botschaften sendet, die per Satellitenbild gelesen werden können.
--
Du möchtest etwas zu diesem Artikel sagen? Schreib mir auf Twitter @Konzertheld oder einfach eine Mail an blog [at] konzertheld.de! Oder klick auf den Titel des Artikels, um die volle Ansicht zu laden und einen Kommentar zu schreiben.