Get down baby, gonna make you freak!


Es ist wieder Partytime! Moby in Köln und ich dabei. Live Music Hall, gut 2000 Leute, die Ankündigung verspricht eine Menge Spaß. Die Tickets sind günstig, also zugeschlagen. Nachteil: Es ist halt Köln, und von Köln-Ehrenfeld, wo die LMH steht, kommt man mit den öffentlichen nicht mal am Wochenende ordentlich weg, jedenfalls nicht bis Gelsenkirchen. Also ins Auto gesetzt und auf geht's, um die A3 rum, die ist gerade in Köln-Zentrum gesperrt.

Die chaotische Straßenführung und das merkwürdige Verhalten anderer Autofahrer sind ja nach Düsseldorf schon gar nicht mehr erwähnenswert, und nachdem mir letztens sogar in Gelsenkirchen eine begegnet ist, die beim Wendemanöver mitten auf der Straße quer angehalten hat um sich zu schminken, schockt mich nix mehr. Das Navi lotst mich auch bis zur Halle - dummerweise ist die Parkplatzsituation dort nicht besser als in jeder Innenstadt. Im Gegensatz zu Düsseldorf wird hier sogar im Parkverbot geparkt. Die Straße wo die Live Music Hall ist ist viel zu klein für so eine Location. Im Umkreis von einem Kilometer verliere ich Zeit und Nerven, bis ich ein Parkhaus finde. Der Fußweg mit dem Navi ohne Navi, da das Navi immer meint, ich solle in 140 Metern wenden, dauert gefühlte zwei Stunden und ich bin ohne MP3-Player unterwegs. Zurück am Parkhaus und total verzweifelt retten mich zwei Leute mit einem vagen "müsste da runter sein und dann links oder rechts", aus der Navi-Strecke erkenne ich die richtige Seitenstraße, den Plus-Markt hab ich auch schonmal gesehen. Yeah, die Halle gefunden, es stehen immer noch Leute draußen, schon als ich mit dem Auto 20 Minuten nach Beginn ankam waren noch welche draußen.

Die Live Music Hall ist interessant aufgebaut, eigentlich ist es gar nicht eine Halle, sondern ein Geläde mit mehreren Gebäuden. Garderobe, Toiletten, Einlass mit Kasse und Halle sind separat. Getränkestände gibt es drinnen und draußen. Am Eingang ein Schild: "Achtung: Wir weisen Sie darauf hin dass bei dieser Veranstaltung Stroboskoplicht verwendet wird!". Ich stürze mich mit umgebundener Jacke hinein, will keine Sekunde verpassen. Das Konzert hat noch gar nicht angefangen, offensichtlich gab es Verzögerungen, eine Vorband oder beides. Es ist brechend voll, ich will mich weiter nach vorne quetschen, muss aber warten bis einige große breitschultrige Menschen das tun um mich denen anzuschließen. Weit schaffen die es aber auch nicht, aber immerhin sind wir nicht mehr hinten, wo es von draußen zieht.

Sekunden nachdem ich in der Halle bin eröffnet Moby das Konzert mit Shot in the back of the head. Die Menge tobt, ein ruhiges Lied, was sich aber als Opener prima eignet, zumal es instrumental ist. Wenige Lieder später Bodyrock, DAS Konzertlied überhaupt (Hurricane: "I love to see people jumping up and down. This is a good song to make 50,000 people jump up and down."), ich stecke in der Menge fest, bin frustriert, quetsche mich hinter die breiten Menschen die sich kurz danach durch die Menge schieben und offensichtlich auch keinen Bock hatten so weit hinten zu bleiben. Wir enden etwa in der Mitte, rechts zwischen Bierstand und Mischpult - dahinter wäre doof, dort steht ein Pfeiler, sehr unpraktisch für eine Konzerthalle.

Der Hauptteil des Konzertes ist geprägt von ruhigen Liedern von Mobys neuem Album, gespickt mit Krachern zum Feiern, die Stimmung ist an sich fantastisch, nervig sind nur die vielen Leute, die immer wieder nach draußen strömen - und leider wieder zurück, sonst würde es wenigstens etwas mehr Platz geben. Der typische Konzertbesucher ist Anfang 30, kann noch gut feiern und springen, säuft aber auch mal zu viel und schubst beim Durchdrängeln, knutscht dafür aber nicht dauernd rum. (Yes! Kein knutschendes Päärchen im Blickfeld!) Einer hat sich mit dem Bier vertan und torkelt durch die Menge, wird rumgeschubst und stürzt fast, irgendwie hat er es dann nach draußen geschafft, verfolgt von bösen Blicken. Ein Teil des Publikums geht zu jedem Lied übelst ab, ein anderer eigentlich nie wirklich. Spätestens am Ende, als die letzten drei Lieder den Abschluss des normalen Teils bildeten, ging aber jeder ab. Es gab Raining Again, We Are All Made Of Stars und Lift Me Up ohne Unterbrechung am Stück. Der Zugabe-Geschrei-Lärm war so laut, dass es vielleicht eine halbe Minute dauerte, bis alle wieder rauskamen...

Einiges war an diesem Konzert interessant. Moby hat den großen Vorteil auf unheimlich viele Lieder zurückgreifen zu können. So hat er quasi sein ganzes Best Of - Album gespielt und dennoch mehrere Lieder von seinem neuesten und von älteren Alben. Selbst tritt er dennoch eher bescheiden auf ("Because Liz* never plays a solo, Kelli will now sing for you and Liz will play a solo and I'll stand here a bit and watch"). Er hat auch wenige Hauptstimmen, Kelli Scarr, die mit ihm tourt und vielleicht auch den Vorband-Auftritt hatte, singt viele seiner neuen Lieder und Joy, die schon beim Hurricane dabei war, hat die beeindruckende Gospel-Stimme, passend für Why Does My Heart oder Natural Blues. Die Besetzung, mit der Moby tourt, wechselt wohl überhaupt öfter mal - gerade die Sängerinnen sind auf älteren Aufnahmen nicht immer gleich.

Da ich Moby schon beim Hurricane gesehen hatte, kannte ich natürlich vieles, einige Anmoderationen waren gleich, viele Songs wurden "dedicated", Porcelain an das Publikum, Feeling So Real an DJ Westbam und alle Raver. Das war übrigens die letzte Zugabe, danach lief wahrscheinlich jedem der Schweiß überall runter, mir schon nach dem Party-Dreierpack vorher... Spaß pur. Vor Feeling So Real gab's noch eine normale Zugabe und dann die ultimative Zuschauerfrage: "You can have one more song or two more songs!" - unnötige Frage - "But I have to warn you. One of them can be 20 minutes long sometimes!" - mehr Geschrei - "So if for some reason you took acid tonight, be sure to have a friend with you!" - es folgt eine etwa 15minütige Version von Honey mit diversen Instrumentalsolos und einer Showeinlage, bei der Moby Gitarrenakkorde spielt und Joy das nachsingen lässt (vielleicht unvorbereitet, sie wirkte verwirrt, und da Moby manchmal wirklich spontan was neues einbaut, wer weiß), im Endeffekt baut er das Riff von Smoke On The Water daraus und es folgt wieder Honey :D

Nach diesem unglaublichen Konzert voller genialer Lieder war der Energiebedarf groß. Zum Glück habe ich das Parkhaus problemlos wiedergefunden, aber danach ging's los. Das nächstgelegene Burger King-Drive In hatte keine gescheite Zufahrt. Die Straßenführung war sehr widersprüchlich. Nach dem verzweifelten Versuch einen Parkplatz zu bekommen habe ich ein anderes angesteuert (Navis sind schon toll). Dort gibt's aber kein Drive In und keinen Parkplatz, wieder ist alles voll (inzwischen bin ich 5km weit weg!). Das Subway ist zwar "frisch eröffnet", aber für Autofahrer genauso wenig zu erreichen wie die BK-Filialen. Ich will nach hause flüchten und begegne folgender Kreuzung.

Eine von zwei Spuren nach links abbiegen blockiert - Verkehrschaos

Ich wollte links abbiegen, die Ampelphasen waren eh schon irre kurz, aber es staute sich trotzdem noch zurück. Auch die Straße auf die ich abbiegen wollte war brechend voll, irre viel Verkehr, die A3 war ja gesperrt und entsprechend die Innenstadt voll. Drei Ampelphasen und fünf Autos vor mir später bin ich links um die Kurve und hab gesehen dass eine von zwei Spuren versperrt war - daher der Rückstau. Und was ist das auf meiner Zeichnung rote Ding was da mitten auf der Kreuzung steht und alles blockiert? Ein LEERER, PARKENDER Polizeibully mit Warnblinkanlage!! Von wegen nichts toppt die Frau mit dem Schminktipp. Völlig entnervt bin ich dann zur Autobahn, eine Raststätte hat mich gerettet, auch dort gab's Burger King, bei der Bedienung hab ich mich erstmal ausgeheult ;) und dann ab nach hause. Müde, aber glücklich!

Setlist (wahrscheinlich unvollständig, unsortiert): Shot in the back of the head, Bodyrock, Disco Lies, Go, Porcelain, Natural Blues, Feeling so real, Raining Again Live Remix, Extreme Ways, One time we lived, Why does my heart, Lift me up, We are all made of stars, In my Heart, Honey Long Version, Pale Horses, Mistake (?), Wait for me, A seated Night, Cover (Lou Reed): Take a Walk on the wild Side

Lieder zum Stimmung nachfühlen (Youtube-Links, im Zweifel nach "Moby live" suchen):

Go

Porcelain

A Seated Night & Extreme Ways

Raining again - rechts am Bass müsste Kelli Scarr sein

Feeling so real, letzte Zugabe (okay, die Kompression ist übel, aber egal)