Mein Leben 2018


Da mir in letzter Zeit die zum Schreiben nötige innere Ruhe noch mehr fehlt als die Zeit dafür, ist es hier sehr still. Das heißt keineswegs, dass mir das Schreiben keinen Spaß mehr macht, es ist nur einfach nicht immer so wichtig. Schreiben war immer auch ein Teilen von Dingen, für die ich niemand Passendes hatte, dem ich das hätte so erzählen wollen - erfreulicherweise ist das so nicht mehr notwendig. Irgendwann im letzten Jahr beschloss ich, bewusster meine Kontakte und Freundschaften zu pflegen, und es funktioniert sehr gut, das heißt, sich lohnende Freundschaften wurden intensiviert, auf überflüssige Kontakte wird keine Zeit mehr verschwendet. Das ist sehr schön.

Was auch ein Experiment war und erstaunlich gut funktioniert, ist, dass ich nahezu komplett aufgehört habe fernzusehen. Ironischerweise besitze ich ungefähr genauso lange wie ich nicht mehr ferngesehen habe einen Fernseher. Das ist aber eine andere Geschichte. Ich war noch nie ein Filmmensch, aber ich liebe Serien, ich stellte bloß irgendwann fest, dass ich viele Serien bloß aus Gewohnheit schaue und weder ein gutes Gefühl dadurch bekomme noch irgendwas anderes positives daraus ziehe. Es war bloß Zeitverschwendung, und mit der Erkenntnis hörte ich von heute auf morgen auf damit. Von jetzt auf gleich mit etwas aufzuhören ist sowieso die beste Methode.

Es wäre eigentlich mal noch ein Artikel dazu fällig, wie ich mit TEN SING aufgehört habe. Das war schon 2016; 2017 fuhren wir nochmal mit TEN SING RheinRuhr zum Kirchentag und vermutlich tun wir das auch 2019 nochmal, aber im Wesentlichen bin ich raus. Letzte Woche war ich seit langem mal wieder bei einer Show zu Besuch, denn in Sachsen war Sachsenseminar und ich konnte dort viele liebe Menschen mal wieder treffen. An solchen Abenden fehlt mir die Gemeinschaft, fehlt mir das Erlebnis, das mir TEN SING geboten hat, und vor allem fehlen mir auch die Seminare. Ich frage mich: Gibt es etwas für Erwachsene, wo man sich eine bestimmte Zeit lang so sehr gemeinsam auf etwas fokussiert, dass eine irrsinnig enge Gemeinschaft entsteht, ein unvergleichliches Miteinander, und gleichzeitig ein über sich selbst hinaus wachsen? Ich habe so viel gelernt auf den Seminaren, bin so oft über meine eigenen Grenzen gegangen, und es erfüllt mich noch heute mit Stolz, die Erfolge von ebendem bei anderen zu sehen.

Immerhin der Lernaspekt kommt nach wie vor nicht zu kurz. Ich schreibe gerade an meiner Bachelorarbeit, was mir viel Spaß macht, und ich habe seit Herbst einen neuen Job. Die Welt des Programmierens und der Computer hat mich wieder. Erfreulicherweise bin ich diesmal in einer Firma gelandet, in der ich mich wirklich wohlfühle und eben auch eine Menge lerne, so dass ich darüber hinweg sehen kann, dass meine Arbeit im Kontext des gesamten Weltgeschehens völlig unbedeutend und obendrein für Nicht-ITler auch völlig langweilig ist. Praktisch, dass diese Branche vielleicht die einzige ist, in der ich meinen Traum vom Teilzeitjob mit paralleler sinnstiftender Tätigkeit erfüllen kann, ohne am Hungertuch zu nagen.

Überhaupt, Zukunftsgedanken. Ich denke zurzeit viel darüber nach, wie meine Zukunft mittelfristig aussieht, und gelegentlich sogar darüber, was langfristig passieren könnte. Gleichzeitig steht schon sehr bald wieder ein Umzug vor der Tür; meine aktuelle Wohnung lüftet sich selbsttätig, schimmelt trotzdem und meine Nachbarn und der Straßenlärm treiben mich in den Wahnsinn. Crazy Studentenlife ja, null ruhiger Rückzugsort nein danke. Im April ziehe ich in eine völlig dekadente 50m²-Wohnung in einer ruhigen Wohnsiedlung und mein Highlight sind die Außenrolläden. Ich werde alt - meine Steuererklärung habe ich auch schon gemacht.

Vielleicht ist alt werden aber auch ok. Ich baue mal darauf, dass mich weiterhin Menschen umgeben, die meine Leidenschaften teilen, dann kann das alles gar nicht so schlimm werden. Und eine schicke Küche und etwas Ruhe sind nichts verwerfliches - bei den anderen Studenten kommt die große Wohnung auch gut an, schließlich kann man dann bei mir gut feiern.