Als ich mal einige Monate Nachtschicht gearbeitet habe, entdeckte ich meine Liebe zum Fahrradfahren wieder. In der Nähe der Westfalenhallen in Dortmund, wo ich damals oft war, gab es eine Mietstation für Leihräder. Nur wenig später wollte ich auch wieder außerhalb der Stadt fahren und im Alltag und so erstand ich ein gebrauchtes Rad über eine Kleinanzeigenbörse. Man kann darüber streiten, ob das eine gute Idee war, Fakt ist: Das Rad ist robust und der Grundrahmen übersteht echt einiges, und in Chemnitz bin ich über die Vollfederung jeden Tag froh.
In den 1,5 Jahren, die das Rad nun mein ist, habe ich geschätzt um die 2000km abgerissen und einige Erfahrungen möchte ich nun einfach mal unsortiert weitergeben. Empfehlenswerte Technik, die ich gekauft habe und immer noch verwende, verlinke ich einfach mal schamlos; solltet ihr über einen dieser Links etwas kaufen, kommt mir eine kleine Provision zugute - für euch ändert sich nichts.
- Meine erste Fahrradreise ging in den Norden, und zwar im Winter. Also schaffte ich mir Winterreifen an, um gegen Eis und Schnee gerüstet zu sein. Spikereifen vorne und Universal-Geländereifen hinten. Spikereifen erhöhen die Reibung massiv, daher habe ich darauf verzichtet, zwei davon einzusetzen. Im Norden habe ich keinen Nutzen davon gehabt, aber später im Winter auf vereisten Brücken in der Stadt war ich mehr als einmal froh, noch bremsen und lenken zu können.
- Reifenwechsel am Fahrrad ist kein Hexenwerk, auch wenn ich kräftig geflucht und am Anfang wirklich lange gebraucht habe. Besonders nervig war dabei, dass Bike24 meine Reifen in einen zu kleinen Karton gequetscht hat, so dass ich sie alleine drei, vier Mal aufziehen musste, bis sie ihre vorgesehen Form annahmen. Geduld und Spülmittel zum Gleiten auf der Felge helfen, ebenso eine gute Pumpe und Reifenheber.
- Ein Reinfall war hingegen die Fahrradhalterung für mein Tablet. Da ist die Auswahl eh nicht gerade groß und die einzige, die für mein Tablet und meinen Lenker passend schien, versagte trotzdem direkt beim innerstädtischen Test nach wenigen Metern. Das Tablet flog nach vorn und überlebte (die Spikereifen waren da schon wieder runter...), die Halterung hat's direkt zerlegt. Seitdem liegt das Tablet bei Bedarf im Lenkerkorb.
- Einen klassischen Felgendynamo will heutzutage niemand mehr und neuerdings sind Akkulampen ja sogar gesetzlich zulässig, wenn auch noch nicht eindeutig genug. Aber Grauzone ist besser als verboten. Meine sind jedenfalls ganz wunderbar, ich bin schon mehrfach angesprochen worden, wo die denn her seien. Ein Handgriff und sie sind dran, ein Handgriff und sie sind wieder ab und damit vor Diebstahl sicher. Man sollte allerdings direkt Akkus dazu kaufen und keine Batterien verwenden, denn auch wenn die Lampen sehr lange mit einer Ladung auskommen, gehen Batterien schnell ins Geld.
- Nicht nur die Beleuchtung und die Reifen, auch die meisten anderen Teile meines Drahtesels sind inzwischen ausgetauscht worden. Völlig problemlos wechseln kann man zum Beispiel die Bremsen - brauchbare Felgenbremsen gibt es schon für unter 10€ (z.B. Shimano Acera) und den teilweise verbauten Billigbremsen sind selbst die deutlich überlegen. Ansonsten auf jeden Fall daran denken, die Bremsbeläge zu erneuern, wenn sie abgefahren sind! Für beides braucht man bei den einfachen Felgenbremsen nicht mehr als einen 5er Inbusschlüssel oder einen 10er Ringschlüssel (meistens ersteres), beides gibt's im Baumarkt für unter 5€.
- Auch überraschend einfach sind Arbeiten an Gabel, Lenker und Steuersatz. Das dafür nötige Werkzeug kostet ein paar Euro mehr, kann aber sicher bei einem Bekannten mit gut sortiertem Werkzeugkoffer geliehen werden. Meine Gabel musste ich wechseln, weil die Schraube der Bremsaufnahme gebrochen und die Bremsaufnahme somit unbrauchbar geworden war (ich konnte keine Vorderradbremse mehr montieren). Sehr ärgerlich und vor allem die bisher teuerste Reparatur. Dafür weiß ich nun, wie die Lenkung montiert ist - wenn also z.B. mal Spiel in der Lenkung ist, nicht abschrecken lassen, im Internet finden sich eine Menge gute Anleitungen und in verschiedenen Foren, z.B. radforum.de, wird auch Anfänger-Schraubern gerne geholfen.
Das nächste Projekt wird der Wechsel der Kassette (hinteres Zahnradpaket der Schaltung) und der Kette. Diese nutzen sich gegenseitig mit der Zeit ab und müssen irgendwann einfach ausgetauscht werden, weil die Kette sich dehnt und dann beim Schalten nicht mehr so gut über die Zahnräder läuft bzw. weil die Kassette sich abnutzt und die Kette nicht mehr so gut greifen kann. Das äußert sich dann typischerweise darin, dass man den Schalthebel zweimal drehen muss, um einen Gang zu schalten. Nicht schlimm, aber nervig, und mit 24€ halten sich die Kosten auch noch im Rahmen. Mit der neuen Kassette habe ich dabei auch gleich meine Gänge ein bisschen variiert - je nach Anzahl der Zähne auf den Zahnrädern kann man beeinflussen, ob z.B. der erste Gang besonders leicht oder der höchste besonders effektiv ist. Am Montag geht's in die Selbsthilfewerkstatt der Uni und danach hoffentlich wieder raus auf die Radwege.