Crash Bandicoot - Der Zorn des Cortex


Retro ist in und die Menschen kramen alte Videospiele hervor. Ich besitze endlich eine Playstation 2 und nachdem ich die ersten drei Teile der Crash Bandicoot-Serie, die für PS1 erschienen, auf einem Emulator durchzockte, ging es nun an den ersten Teil für PS2. Einiges hat sich geändert und da die ersten drei sowieso unanfechtbar großartig und Kult sind, möchte ich hier einen Einblick in den modernisierten Crash geben.

Während meine Mutter, die mir das Spiel lieh, sich zuerst über die neue Optik beschwerte, fielen mir noch vorher die gruseligen Dialoge auf. Die deutschen Synchronsprecher sind dermaßen emotionslos, dass man sich die ohnehin schon schlechten Texte wirklich nicht geben kann. Ich hatte immer Spaß an den kurzen Zwischensequenzen mit Dr. Neo Cortex und Konsorten, aber in "Der Zorn des Cortex" drücke ich sie weg. Dermaßen platte, unkreative Ansagen habe ich lange nicht gehört, und mir fehlte daher auch die Motivation, die englische Vertonung zum Vergleich heranzuziehen. Die Grafik hingegen finde ich eigentlich ganz schick - sehr comichaft, dadurch deutlich anders als die Vorgänger, aber niedlich, bunt und insgesamt doch gut gemacht. Entsprechend ist der Soundtrack diesmal deutlich moderner, elektronischer und erinnert gelegentlich an Spielautomaten-Stimmung (klingt aber deutlich besser). Leider geraten die Spuren des Soundtracks manchmal durcheinander und man hört bis zum Ende des Levels nur noch wildes Kuddelmuddel oder merkwürdige Verzerrungen - das könnte allerdings auch an meiner verkratzten DVD liegen.

Nun aber zum Wesentlichen - dem Spielen an sich. Da muss ich leider direkt wieder kritisieren, denn wenn ich eines bei Spielen nicht ausstehen kann, ist es eine fummelige Steuerung. Crash Bandicoot ist, genrebedingt, sehr einfach zu steuern, es gibt nur wenige Aktionen, die nicht laufen und springen sind. Wenn man aber direkt vom allerersten Crash Bandicoot kommt, der durch seine fast durchgehende 2D-Optik extrem exakt zu steuern ist, kriegt man bei "Der Zorn des Cortex" graue Haare. Alles fühlt sich schwammig an, ein bisschen weichgezeichnet wie die Comic-Optik, ich bin Dutzende Male in Nitro-Kisten gelaufen oder gesprungen, weil das Verhalten einfach total anders ist als bisher. Laufen ist weniger präzise, Sprünge sind weiter. Der neue Schleich-Modus spricht schlecht an. Dazu kommt, dass man bei manchen Fallen und Gegnern nicht genau einschätzen kann, in welchem Bereich sie nun schädlich sind, was zu noch mehr unnötigen Toden führt. Das hat nichts mit Schwierigkeit zu tun, sondern nur mit Frust.

Über die Inhalte der Level kann man nur ein bisschen streiten. Hier wurden viele schöne neue Ideen eingebracht: Crash in einer riesigen Glaskugel durch Parcours rollend, Level mit kombinierten Settings (z.B. Unterwasser und an Land), viele neue Maschinen und Fahrzeuge (z.B. fahrende Loren, ein U-Boot oder ein Mech-Roboter). Coco ist wieder ein spielbarer Charakter, niedlich wie immer. Alte Ideen wurden ebenfalls aufgegriffen, Flugzeuge, Jetpack und Autorennen sind wieder im Programm, Level verlaufen wie gewohnt in den Bildschirm hinein, aus dem Bildschirm heraus oder seitlich. Ähnliches gilt für die Settings: Schnee und Eis oder Labor-Umgebungen sind wieder dabei, mittelalterliche Settings neu im Programm.

Deutliche Änderungen gibt es beim Schwierigkeitsgrad. Die Level an sich sind einfach wie nie, es gibt auch keine wirklich versteckten Kisten mehr. Dafür ging man zurück zur Strategie vom Ursprungs-Crash und tobte sich in Sonder- und Bonusbereichen aus, die oft deutlich schwerer als das eigentliche Level sind. Außerdem sind nun endlich die Bossgegner etwas schwerer, wenn auch teilweise auf enttäuschend unkreative Weise. Hier hätte man wirklich bessere Ideen gebraucht - teilweise scheinen sogar alte Gegner recyclet worden zu sein. Überhaupt fallen gelegentlich Elemente auf, die zu oft eingesetzt werden und nur zu Frust führen, wie beispielsweise Kisten, die sehr hoch platziert und dadurch vor Erwerb der Doppelsprung-Fähigkeit nur fummelig zu erreichen sind.

Vielleicht hätte man den Entwicklern einfach noch etwas mehr Zeit geben sollen. Viele kleine Details zeigen, dass Potenzial vorhanden war: Die Mammuts in den Eisleveln trompeten, wenn man ihnen zu nahe kommt, und rücken ein Extraleben raus, wenn man ihnen auf den Kopf springt. Die schon erwähnten Bonusrunden sind teilweise trickreich und gewitzt gemacht. Zusätzliche Juwelen bekommt man wie gehabt für besondere nicht offensichtliche Leistungen.

Insgesamt macht "Crash Bandicoot: Der Zorn des Cortext" Spaß, frustriert aber immer wieder durch Mängel. Alte Hüte werden allerdings von guten neuen Ideen kaschiert. Die langen Ladezeiten nerven. Comicartige Grafik und quirliger Soundtrack sind gewöhnungsbedürftig, können aber begeistern. Insgesamt unterhaltsam, für eingefleischte Jump'n'Run-Fans und Bandicoot-Fans der ersten Stunde aber etwas enttäuschend.