Manchmal kommt einfach alles zusammen und dann ist die Zeit reif. Mein Tablet ist durch einen Sturz zerstört worden, ich brauchte ein Android-Gerät um meine Karteikarten mit Anki weiter zu lernen, an meinem Nokia-Handy war schon wieder der Akku durch und das mit dem T9 hatte auch schonmal besser funktioniert. Und da war doch letztens dieser Artikel über das bald erscheinende vielversprechende Billig-Smartphone von Motorola...
Lange zögern ist nicht meins und so stand zwei Tage später der Paketbote mit einem Moto E1 vor meiner Tür. Pappschachtel auf, USB-Kabel (kein Ladegerät) beiseite, Schnellanleitung nach SIM-Kartensteckplatz befragen - und erstmal fluchen, weil ich gar keine MicroSIM habe. Zum Test musste also die kurzerhand auf MicroSIM verkleinerte Nova-SIM aus Island herhalten. Eine halbe Stunde später hatte ich dann auch raus, dass man der Rückschale eine Menge Gewalt antun muss, damit sie sich vom Rest des Gerätes löst, und konnte meine SIM und auch gleich eine MicroSD-Karte einlegen.
Motorola hat erfreulich wenig unnütze Apps vorinstalliert, so musste ich nicht lange deinstallieren. Der automatische Download meiner alten Apps aus dem Play Store ist irgendwann abgebrochen, aber wonach die ausgewählt werden, weiß ich sowieso nicht. Zwar waren alle automatisch installierten Apps auf dem Tablet, aber im Store sind noch viele weitere als "installiert" markiert, wer weiß, was da noch gekommen wäre. Zu den essentiellen, die ich direkt haben wollte, gehören ohnehin nur wenige - AnkiDroid für die Karteikarten natürlich, ColorNote und RepliGo Reader mit den Uni-Unterlagen, FolderSync um die Dropbox automatisch offline bereit zu stellen und OsmAnd, meine bevorzugte Navigationssoftware.
Alle genannten laufen flüssig und auch alle weiteren Apps, die inzwischen dazu gekommen sind, machen keine Probleme. Warum ein Smartphone einen Quadcore haben muss, habe ich nie verstanden. Nichtmal mein Standrechner hat einen. Ich bin sicher kein Hardcore-User, aber an solche richtet sich das Moto E mit einer UVP von 119€ auch definitiv nicht. Mangels Hardcore-Anwendungen hält mein Akku denn auch vier bis fünf Tage im Standby durch, bei eingeschaltetem WLAN etwas, bei eingeschaltetem mobilen Datenzugang deutlich weniger. Bei gelegentlichem WLAN-Zugriff, normaler SMS-Nutzung und der intensiven Nutzung der Karteikarten-App in der Prüfungsphase schafft der Akku immer noch mehr als 48 Stunden, ich behaupte daher mal, dass es sich um eine überdurchschnittliche Laufzeit handelt.
Nun wäre ich ja kein Geek, wenn ich das Ding nur zum Telefonieren nutzen würde. Mal ganz davon abgesehen, dass ich eine Weile gebraucht habe, um herauszufinden, wie man denn eigentlich Telefonnummern wählt (auf einem mobilen Computer wie diesem natürlich mit einer App und nicht mit Tasten). Die Lautsprecherqualität sowohl des größeren als auch des kleineren zum-ans-Ohr-halten-Lautsprechers ist lausig, Prollfaktor bei auf laut geschalteter Musik also hoch. Mit vernünftigen Boxen am Klinkenausgang (3,5mm) kann man aber anständig Musik hören, ein kleiner Equalizer ist vorinstalliert. Das erspart mir, beim Spülen immer das Notebook in die Küche zu tragen. Die Kamera erfüllt ihren Zweck - immer dabei, kein zusätzliches Gerät und Gewicht, für schnelle Schnappschüsse absolut geeignet, im Dunkeln nicht zu gebrauchen und hohe Schärfe oder gutes Rauschverhalten darf auch nicht erwartet werden. Es gibt bessere in anderen Smartphones, aber wenn ich gute Fotos will, nehme ich meine Spiegelreflex mit. Besser als nix und auch besser als die im sechs Jahre alten Nokia-Handy ist die hier allemal.
Eine sturzhemmende Hülle2 habe ich bereits besorgt, nun muss definitiv noch eine größere SD-Karte her. Die internen 4GB sind lausig und sollten durch 32 weitere externe erweitert werden. Ein bisschen albern komme ich mir ja vor, wenn ich mich wie ein kleines Kind freue, dass meine Kontakte nun mit Foto angezeigt werden (dank Facebook-Abgleich) und SMS-Konversationen nach Kontakt gruppiert werden. Bis die Garantie abgelaufen ist, ist der Spielbedarf sicher gewachsen und das Telefon wird gerootet - bis dahin reicht mir Llama, mit dem man gefühlt alles steuern kann, je nachdem, wo man sich gerade aufhält. Aber die Güte der Apps hat ja mit der Hardware nichts zu tun, daher werde ich das hier nicht weiter ausführen.