Kirchentag 2009 - Konzert-Freitag


Freitag war irgendwie immer schon der Partytag. Schule oder Arbeit ist vorbei, abends wird gefeiert. Wie die ganze Zeit schon haben mehrere Umstände eine sehr spontane Umplanung bei mir ergeben, so dass auch beim Kirchentag zumindest für mich der Freitag ein Feier-Tag war.

Morgens läuft ausnahmsweise mal alles planmäßig... also, außer dass ich zu spät komme, aber das ist ja irgendwie Standard. Talkrunde zu verschiedenen Themen aus christlicher und muslimischer Sicht. Ich sehe noch die Bereiche Wirtschaft und Medizin. Unter anderem geht es um Islamic Banking, gerade in der Weltwirtschaftskrise natürlich ein hochinteressantes Thema, da die islamischen Banken ein ganz anderes Kreditkonzept haben als die weltlichen (keine bloße Kreditvergabe, sondern immer Teilhaber an der unterstützten Firma). Beim Thema pränataler Diagnostik fällt eine Info, die vielleicht ganz interessant ist: Mit einem kürzlich verabschiedeten Gesetz wurde festgelegt, dass vor der Geburt nicht mehr mitgeteilt werden darf, ob das Kind ein Junge oder ein Mädchen wird - um möglichem Missbrauch vorzubeugen. Spannende Diskussionsrunde, auch einige Zuschauerfragen werden beantwortet; größtenteils recht verständlich, wenn auch teilweise auf englisch (ein Gast zum Bereich Medizin ist der französische Teilnehmer des europäischen Ethikrates). Für nicht-englischsprechende Besucher gibt's aber die Übersetzung des Dolmetschers auf Kopfhörern.

Danach geht's in die Stadt, Postkarten kaufen, schreiben und verschicken, aber die Karten im Bahnhofsbuchladen sind irgendwie alle kitschig oder Standard (und teuer obendrein), also Richtung Innenstadt. Ich finde nur Cafés und ähnliches... aber auf dem Rückweg Richtung Bahnhof bleibe ich an einer Gruppe singender Jugendlicher hängen.

Das liebe ich ja am Kirchentag: Mitten in der Stadt, einfach so zwischen den Menschen, steht auch mal einfach eine Gruppe und macht Musik, so wie die afrikanische Gruppe auf der Messe am Donnerstag. In diesem Fall sind's Mitglieder zweier Ten Sing-Gruppen aus Hamburg und umzu (bremisches Wort ins Standardvokabular gewandert). Fotos direkt am Anfang der Freitags-Fotos... die Mädels und Jungs (mehr Mädels, wie in jedem gemischten Chor irgendwie) sind echt gut drauf, haben riesigen Spass am Singen und ich weiß nicht wie lange sie schon da sind, jedenfalls kriege ich noch einige Lieder mit. Stets spontan ("also, für alle nochmal, wir sind Ten Sing aus Hamburg-$Stadtteil und $andererOrt, und... wir singen jetzt einfach weiter.") gibt's sowohl Lieder mit christlichem Inhalt (u.a. Lord I Lift Your Name On High) als auch weltliche (1,2,3,4 von Plain White T's). Sehr cool. Aus aktueller Begeisterung gibt's übrigens demnächst noch nen eigenen Artikel über Ten Sing... ganz grob: Ten Sing-Gruppen machen größtenteils Chormusik, auch Tanz und Theater; oft sind christliche Inhalte dabei. Dabei sind alle Musikrichtungen vertreten, die instrumentelle Besetzung kann fehlen, aber auch eine komplette Rockband sein.

So gegen zwei ist dann auch mal Feierabend, auf Dauer wird Singen ja auch anstrengend. Noch ein bisschen mit der Gruppenleiterin (kann man das so sagen? die Chöre haben wechselnde Dirigenten, aber wohl auch immer Jugendliche) quatschen und dann zur Überseestadt, wo es eine weitere Veranstaltung vom Zentrum Muslime und Christen geben soll: "Was bringt der Dialog? Ergebnisse des Austausches zwischen Christen und Muslimen".

Läuft natürlich wieder anders. Den Veranstaltungsort finde ich nicht (muss an meiner Unfähigkeit zu sowas liegen, die Beschreibung war simpel und die Karte eindeutig), also einfach durch die Überseestadt am Speicher XI schlendern. Draußen fällt vor allem der große Stand zu Erlebnispädagogik auf, außerdem sind hier die PiRatten, die einen Postkartenservice (Karte kaufen, vollschreiben und abgeben, die holen ne Marke und bringen die zur Post) anbieten, um vom Gewinn ihre Segelfreizeiten mit zu finanzieren. Das Kartenmotiv stammt dabei von einer ebensolchen (Foto bei denen von Samstag) hahahah . An der Konzerthalle, in der immer wieder Newcomer auftreten (eine Berliner Band habe ich gesehen, von der sind die Fotos), gibt's zwei große Stände zum Projekt Worldmapper (Fotos) und zu fairem Handel. Weiter hinten Richtung Wasser, das werde ich Samstag erfahren, befinden sich weitere Konzertbühnen und das Zentrum Jugend, wo sich die Pfadfinder nieder gelassen und einen kleinen Freizeitpark aufgebaut haben.

Motiviert und begeistert von dem Mini-Unplugged-Konzert der Ten Singer geht's dann im Regen von der Überseestadt zum Schlachthof hinter der Messe (Treffpunkt Ten Sing). Dort gibt's für mich als ganz-am-Ende-Kommer leider nur noch das Ende einer Metal-Gruppe und ein Konzert einer extra für den Kirchentag formierten Gruppe aus Berlin und Brandenburg. Fotos quasi unmöglich, Stimmung aber super, Zugaben waren selbstverständlich hahahah Die Bilder, wie die ganze Gruppe nen Massentanz zu "Backstreet's back" bringt, werden so schnell nicht aus meinem Kopf verschwinden... den gab's dann auch als erste Zugabe nochmal (auf Wunsch der Zuschauer übrigens).
Okay, Ten Sing als Warm-Up, danach zu Die Happy, also ab zur Bürgerweide. Die großen Konzerte sind ja alle auf der Bürgerweide. Erst Martin Jondo mit gut gelauntem Reggae und cooler Gitarre (durchsichtig oder wirklich so schmal?!), danach Phillip Poisel (angeblich ist der erst 16... aber die Musik gefälllt mir... und die Texte sind schön). Hmm, wieso ist das hier eigentlich so leer? Nur wegen dem Regen kaum einer da (vll 3000 Leute)? So viele Vorbands? Thomas D soll auch noch kommen, sagte der Moderator (gewohnt nervig), und Verra Cruz waren laut Programm angekündigt. Blick ins Programmheft: Falsches Konzert, Verra Cruz und Die Happy sind auf der Bühne auf der anderen Seite vom Bahnhof... ok, über Martin Jondo und Phillip Poisel gefreut und ab zur anderen Bühne, Verra Cruz' letztes Lied mitkriegen und dann in die bühnennahe Menschenmenge stürzen. Eine vom Wise Guys-Konzert treffen und mit Die Happy rocken. Menschenmengen machen Massenpolonaise und Massenschubsen mitten auf der Wiese. Richtig gut - leider, und leider typisch Kirchentag, ziemlich schnell zu Ende (ca ne Stunde), da danach noch Claas P. Jambo geplant ist, mal fix für 10 Minuten, und um 22:00 muss ja Ende sein. Die Happy muss ich mir unbedingt mal auf nem normalen Konzert ansehen. Dieser Claas ist ja nich schlecht, aber irgendwie kommt das doof, so hinterher gequetscht nach der totalen Rockparty vorher. Übrigens ist's hier auch richtig voll (zumindest bis zum Ende von Die Happy), ich schätze mehrere zehntausend. Naja, C.P.J. zu Ende anhören, wo man schonmal da ist, den Flyer für Rock am Schloss mitnehmen, Handynummern tauschen und auf Wiedersehen am nächsten Tag hoffen (bei Ten Sing, Empfehlung des Abends :D ). Ab zum Bahnhof.

Meine Erinnerungen sind nicht mehr so ganz geordnet... zumindest mein Gehirn arbeitet da erlebnis- und gefühlsorientiert und nicht chronologisch. Daher hier mal noch der Text, den ich direkt nach der Ankunft zuhause am Freitag Abend verfasst habe, auch wenn es mehr Sinn machen würde, wenn das Donnerstag schon war (wie bei Donnerstag berichtet).

Knüller des Abends nach dem Konzert: Jugendliche kapern Durchsagemikrofon der Metronom und machen Stimmung für den Ohrwurm der Wise Guys. Klappt sogar, gibt auch Applaus am Ende. Durchsage der Metronom, wenn man das nicht unterlasse, würde der Zug nicht weiterfahren. Etwas später trotzdem Musik aus der Durchsagenanlage. Erboste Ankündigung der Metronom, man würde in Rotenburg nicht weiter fahren, es täte ihnen leid für die umsteigenden Fahrgäste am Zielbahnhof, aber das sei Missbrauch privaten Eigentums der Metronom. Der Zug hielt dann auch tatsächlich länger als geplant... solche Spießer. Alle anderen, die irgendwelche irren Aktionen ab bekommen haben, haben drei Augen zugedrückt. Der Kirchentag ist eine Massenveranstaltung und es ist wirklich bisher kein ernsthafter Schaden entstanden, die Stimmung ist überall einfach gut.

K.o. ins Bett. Die Happy waren toll und anstrengend, schade, dass das Konzert nicht länger war. Im Dezember sind sie in Bochum, ich werde dabei sein. hahahah

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