KAZ Open Air: Wisecräcker und Supershirt in Herne


Geht es um Events, wird von Köln geredet, von Locations in Dortmund, Bochum und angesagten Clubs in Städten, die weiter weg sind - aber manchmal kommen die guten Bands auch direkt vor die Tür. So wie vor ein paar Wochen, als das "Kulturell-alternative Zentrum" ein kostenloses Open Air veranstalte und als Headliner Wisecräcker und Supershirt gewinnen konnte.

Von beiden hatte ich schonmal kurz gehört, aber mehr als ein, zwei Songs war mir nicht bekannt. Kurz für die, denen es auch so geht: Beide passen in die Punkszene, Wisecräcker sind aber vorwiegend an Ska orientiert und passend mit mehreren Bläsern ausgestattet, während Supershirt rein elektronisch arbeiten. Am Nachmittag traten außerdem lokale Herner Bands auf, die ich aber nicht gesehen habe.

Unwissend, was mich erwartet, fuhr ich also mit dem Bus durch die Gegend und war schon gut drauf, als am Ziel mehr Leute aus dem Bus ausstiegen als bei den Gelsenkirchener Bismarcker Rocktagen überhaupt insgesamt da waren. Am Ende des kleinen Skaterparks stand dann hinter ein paar Fressbuden und dem Merchandisestand auch eine kleine Bühne. Um die hundert Leute dürften schon da gewesen sein, verstreut über die Fläche, auf den Skateranlagen, an den Fressbuden oder im Gras.

Irgendwann kamen Wisecräcker dann auf die Bühne und durften sich erstmal zwei Songs damit beschäftigen, die Leute dazu zu motivieren, nach vorne zu kommen. Das lief am Anfang etwas schleppend, aber mit jedem weiteren Song wurden es mehr Leute und die Stimmung wurde sichtlich besser. Dazu sei gesagt, dass zwar einigermaßen viele Leute da waren, der Platz aber immer noch viel größer war als nötig. Zudem gab es keinerlei Trennung der Bühne vom Publikum, was am Anfang dafür sorgte, dass sich niemand nah ran traute, und hinterher dazu, dass Leute auf den Boxen tanzten. hahahah

Nach den ersten paar Songs war dann allen kräftig warm und es hatte sich vorne eine harte Partyzone gebildet, in der kräftig gepogt wurde, während dahinter eine größere Gruppe Leute gemischten Alters gut gelaunt zuschaute. Für mich das absolute Paradies, reichlich Platz sich frei zu bewegen, genug Stimmung um wahlweise mitzufeiern oder zu fotografieren und eine absolut geniale ausgelassene Atmosphäre. Wisecräcker spielten über ne Stunde und mischten unter ihre normalen eigenen Songs auch mitsingtaugliche wie "Ich bin zu alt für diesen Scheiß - für diesen Scheiß bin ich zu alt" oder ein Cover von "Moskau". Dabei sorgte die Gießkanne immer wieder für Verwirrung - Insider wissen spätestens seit Bochum Total, dass der sinnbefreite Gießkannenpogo der Trend des Jahres ist, aber die von weiter weg angereisten Wisecräcker waren davon sichtlich irritiert. :D

Während ich mich danach in der Umbaupause an der Kamera austobte, brach endgültig die Dunkelheit herein, was die Skater allerdings nicht vom Skaten abhielt. Schon gegen Ende des Wisecräcker-Konzertes hatte man gemerkt: Es würde dunkel werden - hier wurde an Scheinwerfern gespart, der vordere Bühnenbereich war schlicht nicht beleuchtet und wenn einer aus der Band ans Publikum heran kam, stand er quasi im Dunkeln, da die Frontbeleuchtung fehlte.

Die nächste gute Stunde wurde dann auf das Partyniveau nochmal eins draufgelegt. Während Wisecräcker mit Bläsern und Ska-Rhythmen schon kräftig eingeheizt hatten, hauten Supershirt dem Publikum jetzt harte elektronische Beats um die Ohren. Drumcomputer und Synthesizer lösten Schlagzeug und Bläser ab. Das Publikum war jetzt warm und feierte von Anfang an mit der Band, die ausgesprochen gut drauf war und sehr sympathisch rüber kam.

Mag sein, dass nicht jeder der Texte einen Sinn hat, zumindest keinen, der sich sofort erschließt, aber Spaß machen sie allemal. Und auch wenn wohl einige Fans vor Ort waren, konnten auch die anderen jede zweite Zeile von "8000 Mark" mitgröhlen. ;) Der Beat tat sein übriges und so wurde bald auch in den Reihen hinter dem pogenden Haufen getanzt.

Außer frei erfundenen neuen Strophen gab es zwischendrin einen kurzen komplett improvisierten Song an den Synthis. Klappte mäßig, machte trotzdem Spaß. hahahah Hinterher gab's, hurra, Knicklichter für alle! Außer der Gießkanne wurden nun auch vereinzelt Menschen auf Händen getragen, einige tanzten auf der Bühne weiter und ich bin sicher, einige haben die Gelegenheit genutzt und sind hinterher noch zur Aftershowparty gegangen, wo einer der Supershirt-Jungs aufgelegt hat.

Hin fuhr ich mit dem Gedanken, dass Gratisveranstaltungen ja immer einen Besuch wert sind, und zurück fuhr ich bestens gelaunt mit heiß gelaufener Kamera und hatte so viel Spaß wie schon eine ganze Weile nicht mehr. Zumindest Supershirt werde ich mir definitiv nochmal ansehen und auch Wisecräcker dürfen sich gerne mal wieder auf einem Festival blicken lassen. Ska trifft Elektro - ein gelungener Abend und wieder einmal der Beweis dafür, dass Bands live richtig gut sein können, auch wenn man sich die Musik zuhause üblicherweise nicht anhören würde.