Lange bei Twitter angekündigt, war ich dann am Freitag endlich in Krefeld zur Popmeisterschaft. Riccu und ich hatten ja die ersten beiden Tickets. Mein Mitfahrer hatte Nummer 48... und als wir ankamen und uns vor der KuFa getroffen haben, standen tatsächlich nicht sonderlich viele Leute dort, die auf Einlass (19:00) warteten. Der Konzertraum der Kulturfabrik fasst etwa 300 Leute, vielleicht auch 400, jedenfalls kamen wir uns recht verloren vor, als wir gegen halb 8 reingingen. Tatsächlich kaum jemand da.
Line-Up des Abends: Nachlader, Paula, Radiopilot, Klee. Zwar wird bei der Popmeisterschaft nicht wirklich ein Popmeister gewählt (auch wenn die Bands durchaus darauf anspielen), allerdings ist klar erkennbar, dass die Professionalität der Bands im Laufe des Abends bzw. der Nacht anstieg. Zumindest Klee waren ja immerhin in den Charts. Deswegen und auch von der Art des Auftretens und der Musik unterschieden sich die Bands durchaus recht stark, auch wenn es bei allen vier Electropop war, was geboten wurde.
So traten Nachlader (Frontsänger Daniel mit Shokkaboy und Barotti) noch mit reichlich gesampleter Playbackmusik auf und hatten hauptsächlich ihre Musik und coole Sprüche zu bieten. Unvergessen: "Wir haben hier jetzt gleich einen Mitmachteil. Mal gucken, ob der hier funktioniert." Anschließender Songtext: "Gib mir jeder einen Euro, kostet mich ein Lächeln und dann bin ich reich" leider waren Riccu und ich wohl die einzigen die der Aufforderung gefolgt sind Eigentlich ein genialer Gag, die Band ist finanziell tatsächlich nicht so gut dran und bei dem lächerlich niedrigen Eintrittspreis (19€ für die vier Konzerte) und dem niedrigen Preis des Nachlader-Bundles (CD mit Button, Feuerzeug und Lolli für 5€!) mag man die sympathischen Jungs doch gerne unterstützen.
Mit Paula kam auch ein Großteil der Zuschauer. Zumindest die anhand der Kartennummerierung zu erwartenden 48 waren zu dem Zeitpunkt wohl da und auch wenn die beiden Ultra-Fans in der ersten Reihe die einzigen hüpfenden waren, lockerte sich die Stimmung doch ein wenig. Auf mich persönlich wirkten der lockere Umgang der Band mit Alkohol und die Sängerin sehr befremdlich, andere fanden bei dieser Band den Kontakt zum Publikum am beasten, alles Ansichtssache. Während Nachlader auf der Bühne sehr viel rockiger wirkten als aus der Konserve, kam einem bei Paula vieles bekannt vor. Bemerkenswert ist übrigens, das seit der Umbesetzung von Nachlader zwei von jeweils drei Bandmitgliedern in beiden Bands spielen, bei Paula ergänzt um Frontsängerin Elke und bei Nachlader eben mit Shokkaboy.
Nach Paula folgte eine größere Umbaupause, in der ein Großteil des Publikums wieder verschwand (im Gegensatz zur Band selbst übrigens). Eigentlich merkwürdig, denn soo unterschiedlich waren die Bands dann nun auch nicht, dass man sich wenn man schonmal da war nicht auch die anderen anhören konnte / wollte. Allerdings fing auch allmählich der Freaky F******* Friday an, zu dem Konzertbesucher freien Eintritt hatten. Naja... Zeit für Getränke, die Örtlichkeiten selbst hatten wir ja schon vor Beginn ausgiebig begutachtet, immerhin fingen Nachlader erst geschätzt gegen 19:45 an. Bepfandete Plastikbecher und vernünftige Preise für Getränke, okay, soviel dazu.
Radiopilot machten einen deutlichen Schnitt in der Technik. Die für die Größe der Location beachtliche Lightshow und der Sound konnten ja schon bei Nachlader und Paula zeigen was sie drauf haben, Radiopilot brachten noch massiven Nebeleinsatz, kabellose Mikrofone (Kabel können verhängnisvoll sein!) und Fernseher mit. Letztere waren ne coole Sache, denn Leinwand und Beamer waren nicht vorhanden, so haben die Fernseher das Hintergrundvideo ersetzt. Wechselweise witzige oder einfach simpel passende Animationen zum Lied und Nahaufnahmen der Musiker auf vier Fernsehern machen schon was her. Radiopilot waren insgesamt zu sechst, fünf Bandmitglieder im Einheits-T-Shirt plus der Cousin des Sängers, der die Gitarren "verwaltet" hat ("Familie geht halt vor"). Die Jungs waren gut drauf ("heute alkoholfrei, letztens waren wir in Oberhausen, da war Alkohol nötig!"), trotz des richtig kleinen Publikums (vielleicht das kleinste am Abend) konnte man das spüren und irgendwie wirkten die fünf einfach authentisch und ungezwungen. Da bekommt man auch Spass am Konzert, wenn einem die Musik eigentlich nicht so zusagt. Zusammen mit Nachlader entstand übrigens im Vorfeld die Idee, man müsste auf jedem Konzert einen neuen Song spielen können... so entstand spontan "Tokio - Krefeld"
Nachdem Radiopilot verschwunden waren und sich Klee ankündigte, es mittlerweile spät geworden war und die verbliebenen Gäste langsam betrunken wurden, wurde es auch ziemlich voll. Standen wir vorher noch mittendrin genauso verstreut wie die anderen und mit etwa 5 Metern recht nah an der Bühne, waren wir hinterher die letzte Reihe. So viel Freiheit kann aber durchaus praktisch sein
Immerhin, Klee spielten dann vor 70-100 Leuten, der bisherige Abend hatte das nicht erhoffen lassen. Die beste Stimmung hatten sie definitiv, alleine schon durch die Menschenmenge, auch wenn Suzies Versuch, die Leute nah an die Bühne zu holen ("Kommt nach vorne, legt eure Hände auf die Bühne, wenn ihr das Geheimnis spüren wollt" -> externer Link mein Geheimnis) scheiterte. Muss frustrierend sein, 100 Leute und niemand rührt sich. Bei Paula hieß es noch "und die Arme nach oben zum Klatschen - oh - hey, die machen das ja"... aber was soll's, mehr Bewegungsfreiheit bedeutet mehr gut gelaunte Menschen die tanzen. Der Auftritt selbst ging dann trotz gut gelaunter Sängerin recht langsam an, viele eher ruhige Lieder zu Beginn, kaum Steigerung, dafür am Ende zwei Feier-Knaller ("Nicht immer aber jetzt" und "Gold") und als Zugabe (ha! immerhin eine Band mit genug Zeit für eine Zugabe) "Alle die", was dann einfach zum Partyhit mutierte. Sehr schöner Abschluss, nachts um 1 und ziemlich geschafft, aber glücklich, so muss das sein
Sowohl wir als auch die Bands hatten wohl mehr Besucher erwartet. Zugegeben, ich bin eher zufällig über Empfehlungen aus dem Helden-Forum auf Paula und Klee gestoßen, aber so wenig waren echt heftig. Insgesamt war es definitiv ein cooler Abend, auch wenn mangels Menschenmenge nicht immer Partystimmung aufkam. Die vier Bands werde ich definitiv im Kopf behalten... und immerhin das Album von Nachlader steht momentan neben meiner Tastatur
Oh... ja, kommt davon, wenn man den Artikel offline schreibt und die Überschrift online steht. Der Spruch kommt daher, dass wir uns anfangs gefreut haben, dass mal keine Handykamera-Kiddies dabei sind... bis die Profis mit den dicken SLRs kamen