Tschüss, Google!


Von den vielen aktuellen Änderungen bei Google dürfte die Abschaltung von Reader zum 1.7. wohl für das meiste Aufsehen gesorgt haben. Es ist nur konsequent, dass ein kapitalistisch orientiertes Unternehmen wie Google einen Dienst abschaltet, der ihnen nichts als Arbeit einbringt. Aber da Google sich durch das stets kostenlose Anbieten aller seiner Dienste und vergleichsweise akzeptable Datenschutzbedingungen normalerweise nicht besonders kapitalistisch darstellt, kommt das Einstampfen eines so populären Dienstes dennoch überraschend.

Dass man mit Google nun keine RSS- und Atomfeeds mehr lesen kann, ist aber ja nicht die einzige Neuerung. Auch die Unterstützung für iCal zum Abruf der Google-Kalender wurde abgeschafft, zusammen mit weiteren Protokollen zur Synchronisation von Terminen und Kontakten. Und mit den neuen Hangouts wird auch die Unterstützung für XMPP entfernt, so dass Jabber1-Nutzer bald nicht mehr mit GTalk-Nutzern kommunizieren können.

Das moderne, offene Standards fördernde Google fördert offene Standards also gar nicht mehr so gerne, wenn es nichts davon hat. Auch das sollte uns nicht überraschen, aber es sollte uns Konsequenzen ziehen lassen. Ich fordere nicht, dass wir uns nun von allen Google-Diensten abkehren - das habe ich kurz in Erwägung gezogen, aber wieder verworfen. Es wäre zum Beispiel albern, meinen Youtube-Account zu löschen - es schadet nicht, einen zu haben, und sollte Google Youtube abstoßen (was extrem unwahrscheinlich ist), würde ich auch nicht weinen.

Ein Plan B muss aber her. Als erstes für Reader, denn die Abschaltung dieses Dienstes erfolgt in greifbar naher Zukunft und auf das automatische Abrufen tausender Feeds kann ich nicht verzichten, denn es bringt mir eine massive Zeitersparnis. Und da ich eh nie so besonders glücklich mit dem Design war, bastle ich nun ein Habari-Plugin, mit dem ich meine Feeds mit meiner bevorzugten Blogging-Engine lesen kann.

Und wo wir gerade beim Design sind... auch das neue Google-Design passt mir nicht. GMail ist nun besonders spartanisch, alle anderen muss man erstmal bändigen, damit sie nicht unfassbar viel Platz verschwenden. Große Symbole, wenig Text und viel Whitespace scheint eh ein aktueller Trend zu sein, der mir gar nicht gefällt - deshalb nutze ich auch Outlook.com nicht.

Abgesehen vom Design war GMail ausgesprochen praktisch, doch irgendwann erreichte ich das Limit an Fremdmail-Accounts, die man abrufen konnte. Etwa zeitgleich zog ich meine Websites auf einen eigenen Server um und so nahm ich die Mails gleich mit.

Doof ist nur, dass man an Google-Kontakte nur über GMail kommt. Folgerichtig müssten die also auch woanders hin - nun arbeite ich also gerade daran, OwnCloud auf meinem Server einzurichten. So richtig läuft das aber noch nicht... es wird sich zeigen, was daraus noch wird. Jedenfalls habe ich nun für die wichtigsten Dinge, die ich im täglichen Internetgebrauch so nutze, die Sicherheit, dass sie nicht plötzlich verschwinden - und obendrein habe ich auch wieder mehr Kontrolle über und Einblick in die Verwendung meiner Daten.

Fehlt noch die Befreiung von Facebook - während Google+ wegen nach wie vor mäßig überzeugender Funktionalität ja eher vor sich hin dümpelt, sind dem Zuckerberg-Clan ja blöderweise schon fast alle beigetreten...

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  1. Eine Alternative zu ICQ, die im Gegensatz zu diesem quelloffen ist