The Gaslight Anthem & Blood Red Shoes & Dave Hause


Was gibt es schöneres als ein Livekonzert einer Lieblingsband? Natürlich nichts, außer vielleicht zwei Livekonzerten von Lieblingsbands! Und da sich The Gaslight Anthem, die ich in meinem Festivalsommer dieses Jahr irgendwie verpasst hatte, Blood Red Shoes als Toursupport für Europa ausgesucht hatten, schlug ich mich um eine der Karten für eins der ausverkauften Konzerte. Und dann auf nach Köln ins E-Werk!

Durch die Empore ist das E-Werk auch bei ausverkauften Konzerten nicht ganz so brechend voll, obendrein spielte erstmal Dave Hause. Der war zwar nur Vor-Vorband, hatte aber unter den bereits Anwesenden dennoch eine Menge Fans vor Ort. Kein Wunder, mit seinem entspannten Countryrock passte er bestens zu The Gaslight Anthem. Jeder seiner Songs wäre ein gutes Intro für ein Album - jede Strophe der Songs ein gutes Intro für den Song an sich. Leider mangelte es an jeglichem Spannungsaufbau. Ein sympathischer Typ, den ich aber außer als Warm-Up nicht nochmal sehen wollen würde, dafür passiert mir bei seiner Musik zu wenig.

Macht aber nix. Schließlich war ich ja ursprünglich wegen Blood Red Shoes hier. Die ließen dann auch gar nicht lange auf sich warten und präsentierten sich gewohnt hart rockend, diesmal mit einer Mischung aus neuen Songs und alten Hits. Ungewohnt war hingegen das Publikum - stillstehend nämlich. Das Höchste der Gefühle war, wenn Steven ein weiteres Mal versuchte, die Leute zum Mitmachen zu animieren und ein paar Leute anfingen im Takt zu klatschen. Von Bewegung keine Spur, von Motivation auch nicht. Beim treibenden "Cold" holten die Leute ihre Handys raus und filmten, statt zu feiern. Als ich zum Schluss - als furioses Finale gab es "I Wish I Was Someone Better", "Don't Ask" und "Je Me Perds" in Folge - alleine ausrastete, wurde ich nur schräg angeguckt. Enttäuschend. Dafür war das Licht so grandios, dass ich fast die Techniker darauf angesprochen hätte.

Eigentlich hätte man damit aber rechnen können. Denn The Gaslight Anthem sind von allen Musikrichtungen so viel, dass sie von allen toleriert und gemocht werden. Wenn dann aber wie bei diesem Konzert vor allem Fans da sind, die genau diese Musikrichtung hören - man könnte sie auch böswillig als "nichts Halbes und nichts Ganzes" bezeichnen - will natürlich niemand was härteres hören. Sehr sehr schade.

The Gaslight Anthem schließlich waren ebenfalls wie immer - entspannt, gut gelaunt, aber nicht exzessiv feiernd, wie ihre Musik eben. Auf Festivals ist das großartig - wunderbare Stimmung und ein gutes Konzert, bei dem man vom ganzen Pogen mal wieder etwas, aber nicht zu viel, runter kommen kann. Sänger Brian Fallon ist ein großartiger Entertainer, die ausschweifenden Moderationen waren fast besser als die Musik. "Im amerikanischen Fernsehen zeigen sie Blut und sterbende Menschen, aber Titten [...] und Songtextpassagen über Sex werden zensiert. Nehmt ihnen die Waffen weg und gebt ihnen Titten!" Aussagen wie diese ernteten sowohl Gelächter als auch Applaus. Überhaupt verdient der Sänger (und vermutlich die ganze Band) Respekt - in Erinnerung geblieben ist mir auch, wie er einen Song nach ein paar Takten fluchend abbrach, weil er eine Stelle, bei der er sich oft verspielt, nicht sauber spielte. Einen Song deshalb nicht zu spielen, obwohl die Fans schon mitsangen und der nächste eine völlig andere Stimmung hat, sondern ihn erst später nochmal aufzugreifen, muss man auch erstmal bringen.

Im Endeffekt war es ein netter Abend, aber leider nicht mehr. Als die Band vor den Zugaben von der Bühne ging, machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof, um den letzten Zug noch zu erwischen. Draußen pries ein dubioser Händler Band-T-Shirts für 5€€€€ Euro an, die er auf einer Plane auf dem Boden ausgebreitet hatte. Am Bahnhof traf ich dann noch ein paar andere Fans, die der Meinung waren, man hätte die Vorbands tauschen sollen. Stimmt - denn Dave Hause passte als Vorband, während Blood Red Shoes eine ganz andere Atmosphäre gebraucht hätten als die zwischen den beiden amerikanischen Acts. Auch bekam ich zu hören, dass The Gaslight Anthem eine Open Air-Band sind. Und das bleibt wohl als Fazit über - jede Band dahin, wo sie hingehört. Blood Red Shoes in kleine Clubs voller Fans, The Gaslight Anthem auf große Festival vor die breite Masse. Mit Dave Hause als Opening Act.