Einmal auf die andere Seite


Aller Wahrscheinlichkeit nach ziehe ich im Oktober nach Chemnitz, um dort Sensorik und kognitive Psychologie zu studieren. Es wird der dritte Umzug sein, der nicht von meinen Eltern organisiert wird - nachdem ich zwei Jahre in Herne wohnte, hat es mich nun auch nur ein Jahr in Dortmund gehalten. Nicht, weil es hier so schlimm ist, sondern einfach, weil sich meine Lebensumstände immer wieder ändern. Im Gegenteil, ich mag das Ruhrgebiet sehr und ich werde es sicher manchmal vermissen.

Umziehen macht mir aber eigentlich sogar Spaß. Natürlich nicht das Schleppen der Möbel, aber das Erkunden einer neuen Stadt, die Wohnungssuche, das Ausmisten, Packen, Auspacken, Ideen spinnen wie die neue Wohnung gestaltet werden könnte. Wohnungsanzeigen sind dabei wie Stellenanzeigen - über die Formulierungen kann man sich großartig amüsieren und gemeint ist eh nie das, was da steht.

Ich erinnere mich noch an eine Wohnung in Herne. "Schöne, zentral gelegene Altbauwohnung in ruhiger Wohnstraße" - der Klassiker. Gemeint ist natürlich "Hellhörige, nicht gedämmte Wohnung direkt an den Bahnschienen des Hauptbahnhofs in einer Straße mit hohem Leerstand". Oder der Bahnangestellte, der mir den Garten seiner Wohnung in Dortmund als "idyllisch" anpries, während hinter ihm die S-Bahn vorbei ratterte. Auch "2 Grundmieten geschenkt wenn der Mietvertragsbeginn bis 30.12.2012 ist" im Juli 2013 spricht nicht gerade für die Wohnung.

Den dortigen Studenten zufolge gibt es in Chemnitz aber wirklich gute Wohnungen zu extrem niedrigen Mieten. Also kann ich mir in Ruhe Gedanken über weitere Kriterien machen. Hier in Dortmund habe ich zum Beispiel festgestellt, dass es nicht so schlimm ist, wenn der nächste Supermarkt 1,5km entfernt ist - Fahrrad sei Dank. Sehr wohl ist es aber nervig, wenn man den Einkauf dann in den dritten Stock schleppen muss. Ganz zu schweigen von der Waschmaschine, die wir zu dritt hochtragen mussten...

Überhaupt sind Entfernungen nicht mehr so schlimm, seit ich öfter Fahrrad fahre. Dafür werde ich diesmal aber darauf achten, dass das Haus kein Altbau ist - noch mehr Jahre in einem hellhörigen Haus voller schreiender Kinder und plärrender Fernseher ertrage ich nicht. Auch das sollte aber funktionieren, noch stehen viele Wohnungen leer. Ich bin gespannt, wie gut es funktioniert, ein paar Tage nach Chemnitz zu fahren und in kürzester Zeit viele Wohnungen anzusehen und dann eine auszusuchen.

Bleibt die Frage nach dem Transport. Nach stundenlanger Suche habe ich inzwischen immerhin ein brauchbares Angebot für einen LKW, aber ein Fahrer fehlt. Falls also einer von euch einen Führerschein der Klasse C1 (7,5 Tonnen) hat und mit mir nach Chemnitz fahren würde - bitte melden.